~~~Janas~Praktikumstagebuch~Jakarta/Indonesien~~~

Reisezeit: September 2007 - Januar 2008  |  von Jana Reno

Jakarta und drumrum: schon wieder krank, oder: alles blöd hier

Ohje, hatte ich es nicht am Wochenende schon geahnt? Am Montag merkte ich, wie eine Erkältung im Anflug war. Und sie kam: Montag also nicht zum Sport sondern ruhig daheim... Dienstag doch mal zum Arzt Lage checken... nur Erkältung und Immunabwehrtropfen bekommen... Mittwoch schon so schlapp, dass ich daheim blieb... Donnerstag nochmal zum Arzt wegen vereiterten Mandeln... jetzt gabs doch Antibiotika gegen die Tonsillitis... Freitag wieder zum Arzt, da Antibiotikum zum Dauerdurchfall führte... wurde also gewechselt, da es jetzt Bronchitis hieß... Impfungen wurden verschoben... abends plötzlich Fieber... oh gott, und das am Wochenende, wenn der Arzt nicht erreichbar ist... aber war nur eine Nacht... Samstag und Sonntag bin ich so langsam am Bett festgewachsen... und Montag? Da wollt ich eigentlich wieder arbeiten, ist aber dann doch erst Dienstag geworden und das mit Husten und Schnupfen. Aber daheim fällt einem einfach die Decke auf den Kopf und zu tun gibt's dort auch nichts.

Während man also sechs Tage daheim so vor sich hinkränkelt und nichts mit sich anzufangen weiß, grübelt man im friebrigen Zustand, warum man das hier eigentlich alles macht, wenn hier alles doch so blöd ist, insbesondere wenn ...
-der eingebildete Hahn mal wieder meint, es ginge nach ihm und die Nacht sei um 3h beendet,
-die Moschee die Lautsprecher mal wieder viel zu laut eingestellt hat,
-um 6h morgens keine aus Versehen zu meiner Nachtzeit versandte SMS aus Deutschland das Handy klingeln lässt, sondern tatsächlich die Weckfunktion fröhlich dudelt,
-man sich im Bad beeilen muss, weil der nächste schon trampelnd davor wartet,

-es mal wieder kein Brot gibt, obwohl das Frühstück doch inklusive ist,
-man mal wieder 20 Minuten auf ein Taxi wartet, 100 "falsche" vorbeifahren lässt, von Indonesiern währenddessen angemacht und angestarrt wird und in der Zeit ne Lungenvergiftung und nen Hitzekollaps erleidet... und wenn man dann endlich ein Taxi hat, in einen Kühlschrank einsteigt,
-Taxifahrer dreist Umwege oder gar am Ziel vorbei fahren oder mal wieder kein Wechselgeld dabei haben,
-man auf Arbeit trotz Wintersachen halb erfriert,
-man mal wieder zum Mittag allein gelassen wird,
-das schlechte Gewissen immer größer wird, weil man einfach nicht zum Lernen fürs zweite Staatsexamen kommt,
-Bahasa Indonesia einfach nicht in den Kopf rein will,
-der Monsunregen natürlich genau dann anfängt, wenn Feierabend ist, mit der Konsequenz, dass es keine freien Taxis gibt und wenn doch, steht man eh nur im Stau,
-man dank Stau für einen 10-min-Weg mindestens eine Stunde und viele Tausend Rupiahs mehr aufbringen muss,
-man weiß, dass man im Fitnessstudio mehr zahlt als alle anderen, bloß weil man weiss ist und ne lange Nase hat,
-einem im Supermarkt einer den Rucksack aufmacht, es natürlich hinterher abstreitet und auch noch von einer Horde "betuchten" Frauen verteidigt wird, so dass man denken könnte, man selbst ist der Böse,
-seine Sachen also immer schön paranoid festhalten muss, und sich ständig umschaut, als würde man verfolgt werden,
-es keine vernünftigen Teesorten zur Auswahl gibt,
-es Reis nur im 10-kg-Beutel zu kaufen gibt,
-einen mal wieder keiner versteht,
-es immernoch regnet und man von 2 Metern vom Taxi zum Haus klitschnass wird,

-daheim keiner zum Unterhalten ist, weil alle lange arbeiten und ohne mich ausgehen,
-das Kindergeheule daheim mal wieder nervt,
-die Hausmädchen nicht ein Wort deutsch oder englisch sprechen bzw. verstehen, ich also mit einem aufgesetzten Rattengesicht vor denen durchs Haus renne, um klarzumachen, was ich wo gesehen habe, oder ich meinen halben Kleiderschrank vor denen ausbreite, bis sie verstehen, dass ich meinen pinken Rock suche,
-man sein Kabuff immer mit dem Zimmer vergleicht, das man eigentlich kriegen sollte,
-man sich ärgert, dass ich W-LAN habe aber keinen PC,
-man so schön über skype kostenlos mit Freund und Mutti telefonieren könnte, aber ja wie gesagt daheim keinen PC zur Verfügung hat und auf Arbeit solche Programme net laufen,
-man Ratten in der Küche und jetzt auch oben bei den Zimmern rumrennen sieht (von den unzähligen Kakerlaken fang ich gar net erst an), gegen die nicht so wirklich etwas unternommen wird,
-man trotz Durchfall kein Klopapiert ins Klo werfen darf, stattdessen einem eine Untenrumdusche für moslemische Hygienestandards von der Wand winkt,
-Sachen aus dem Kühlschrank geklaut werden,
-sich eine Ameisenstraße durch meine soeben gekauften Lebensmittel baut und so nach und nach alles in Richtung Wandritzen abtransportiert,
-die Moskitos einen zerstechen,
-man mal wieder Durchfall hat... und die Toilette schon von jemand anderem seit Stunden besetzt ist,
-man draussen Katzen sieht und sie doch nicht anfassen darf,
-Mitbewohner lautstark TV gucken, wenn man hinter einer Rehgippswand versucht zu schlafen,
-man krank im Bett liegt, wenn anderen einen Wochenendausflug ans Meer machen,
-ALLE inländischen Fluglinien auf der schwarzen Liste stehen und andere in Indonesien nicht fliegen,
-am Ende des Geldes immernoch so viel Monat übrig ist
-die Telefonverbindung mal wieder wie aus der Kloschüssel klingt... "oder was hast du grad gesagt?"
-man mit seinem blauen Moskitonetz verhängt und mit diversen Antibiotika zugedröhnt plötzlich auch noch an der Decke kleine Ratten laufen sieht.

Nee warte mal, das Fieber ist doch schon seit Tagen überstanden. Und Ratten können nicht an Wänden laufen. Nein nein, es war nur einer dieser Minilizards, die hier gern mal auf der Durchreise vorbei schauen. Die sind ja sogar hilfreich, weil sie das Zimmer von Moskitos und anderem Getier befreien. Nur springen sie nach dem Duschen aus dem Handtuch, rennen am Treppengeländer über die Hand, laufen im Dunkeln wie Ratten auf dem Boden rum, Spielen im Moskitonetz über einem Fange oder quiken nachts direkt neben dem Ohr los, kann man sich schonmal erschrecken. Aber sonst sind sie ganz süß.

Minilizard

Minilizard

Das sollte jetzt auch nicht heißen, dass hier alles nur blöd ist. Ich wollte nur mal ehrlich sein und zeigen, dass es hier nicht nur den Anschein von Urlaub hat. Indonesien ist ein ziemlich anspruchsvolles Land bzgl. Anpassung, Toleranz, Geduld, Nachsicht und Rücksicht, die von uns verlangt werden. Dass es hier nicht einfach sein wird, war mir natürlich klar. Es sollte auch absichtlich kein Traumland sein, um auch viel aus der Erfahrung lernen zu können. Aber in schwachen Momenten (wie bei Krankheit) erscheint einem alles hier die Mühe nicht wert und man verzweifelt an all diesen Kleinigkeiten. Aber jetzt wird endlich wieder gesundet und mit neuer Kraft die Herausforderung Indonesien wieder aufgenommen. Dass es hier auch viele schöne, spannende und beeindruckende Dinge zu erleben gibt, könnt ihr ja in all den anderen Kapiteln nachlesen!

© Jana Reno, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht schon wieder los nach Südostasien. Meinem Reisebericht konnte man ja entnehmen, wie sehr es mir dort gefallen hat. Also hab ich mich gleich mal für einen Praktikumsplatz beworben und bekommen. Es geht also für vier Monate nach Jakarta, Indonesien. Hier könnt ihr mich bei meinen Erlebnissen wieder begleiten.
Details:
Aufbruch: September 2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: Januar 2008
Reiseziele: Indonesien
Malaysia
Macau
Hongkong
Der Autor
 
Jana Reno berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.