Quer durch Südostasien statt nur drum rum

Reisezeit: März 2007 - Mai 2008  |  von Stefanie Kraus Markus Lattorff

Indien: 10.08.07 Varanasi

Nach einer endlosen Zugfahrt wurden wir kurz vor der Ankunft in Varanasi, beim ueberqueren des Ganges, mit einem beeindruckenden Blick auf die Stadt belohnt. Im ersten Moment sieht es wirklich so aus, als waere die Stadt direkt ans Ufer des Flusses gebaut worden, was auch so ist... Nur kann man sich nicht vorstellen wie dort 1,2 Mio. Menschen Platz finden sollen... die Loesung liegt hinter den Ghats, hinter den Haeusern der ersten Reihe, die den Blick auf alles dahinterliegende versperren... dort naemlich erstreckt sich die Stadt.
Wie an allen Orten in Indien gibt es auch hier das obligatorische Verkehrschaos, den Laerm und Schmutz... doch direkt am Ufer, dort wo die Stadt ins Wasser faellt, herrscht ploetzlich Ruhe. In der sogenannten Altstadt sind Autos und Rickschas verboten, da es fuer sie sowieso keine Chance gaebe durch die engen Gaesschen zu kommen.
Wir sind in einem der vielen Gaestehaeuser abgestiegen und haben hier sogar von unserem Balkon aus einen schoenen Blick auf den Ganges und auf einige Ghats.

Ein kleiner Teil von Varanasi, dafuer viel Ganges...

Ein kleiner Teil von Varanasi, dafuer viel Ganges...

Sonnenaufgang ueber dem heiligen Fluss

Sonnenaufgang ueber dem heiligen Fluss

Am Abend erwacht der Himmel ueber Varanasi zum Leben! Wo man auch hinsieht, ueberall kann man Drachen am Himmel tanzen sehen... die Kinder stehen auf den Haeuserdaechern und lassen ihre luftigen Spielkameraden in waghalsigen Manoevern ueber die Stadt jagen. Manchmal reisst eine Schnur, und dann purzelt der Drachen unkontrolliert ueber unsere Koepfe hinweg, um dann im Heiligen Fluss eine Notlandung hinzulegen.

Am naechsten Morgen hiess es fuer uns wieder frueh aus den Federn zu kommen, da am Ufer ein kleines Fischerboot auf uns wartete, um uns zu den flussaufwaerts liegenden Ghats zu bringen. Um 5:30 Uhr herrscht an den Ghats schon reges Treiben. Wir fuhren vom Rana Ghat los, welches so ziemlich genau in der Mitte der verschiedenen Ghats liegt, und machten uns auf den Weg zum Assi Ghat welches das vorletzte Ghat im Sueden Varanasi's ist. Auf unserem Weg fuhren wir auch am Harishchandra Ghat vorbei, wo die Hindus ihre Toten verbrennen um dann die Asche in den Heiligen Ganges zu streuen... Hinter einigen anderen Ghats befinden sich Tempel, wie z.B. am Bachraj Ghat, wo gleich drei Jain-Tempel zu finden sind, oder dem Shivala Ghat, hinter dem ein Shiva-Tempel liegt. Andere Ghats haben sich Maharajas direkt an den Ganges bauen lassen. Ueberall nehmen glaeubige Hindus ihr heiliges Bad, welches alle Suenden wegwaschen soll. Einige beten, einige planschen und wieder andere waschen ihre Kleider. Ab und an kann man auch Touristen durch die Glaeubigen stolpern sehen, die sich von der Atmosphaere aufsaugen lassen... die meisten Touris sitzen jedoch so wie wir in mal groesseren, mal kleineren Booten und beobachten die Szenerie vom Fluss aus...

Der endlose Blick ueber die Ghats

Der endlose Blick ueber die Ghats

Morgens halb sechs in Varanasi...

Morgens halb sechs in Varanasi...

Zwischen den Ghats reichen die Haeuser bis ins Wasser...

Zwischen den Ghats reichen die Haeuser bis ins Wasser...

Am Abend gings wieder auf's Boot. Diesmal fuhren wir in die andere Richtung, flussabwaerts bis zum Manikarinka Ghat. Dieses ist das Hauptghat fuer die Verbrennung der Toten. Ein Scheiterhaufen brennt schon seit einiger Zeit, doch in den Flammen kann man noch die Umrisse des in Tuch gewickelten Koerpers erkennen. Ein paar Minuten spaeter wird der naechste Tote die Stufen des Ghats hinuntergetragen. Der Leichnam ist in bunte Tuecher gewickelt und alles wird vorbereitet fuer die Kremation.

Unser naechster Halt bringt uns zum eigentlichen Ziel unseres abendlichen Ausflugs. An einem der Ghats, in der Mitte Varanasi's, findet am Ende des Tages eine grosse Zeremonie statt. Das Ghat ist ueberfuellt mit Menschen, genauso wie der Fluss uebersaeht mit Booten ist. Am Fusse des Ganges werden religioese Zeremonien von verschiedenen Gruppen Glaeubiger durchgefuehrt, waehrend das ganze Ghat mitsingt, mitklatscht und mitbetet. Die beeindruckende, schoene Stimmung haelt fuer uns genau zehn Minuten an... Ploetzlich geht ein Ruck durch's Boot und wir werden ordentlich durchgeruettelt. Ein anderes Boot, vollgestopft mit etwa 20 Indern, hat uns gerammt. Ploetzlich ist das Geschrei gross... die Horde Inder plaerrte lauthals in der Gegend rum, und eine Diskussion ist entbrannt zwischen unseren Bootsfuehrern, und den Neu, zu spaet angekommenen Einheimischen auf dem anderen Boot. Uns ist ungefaehr schon klar was sie sagen... Wir sollen uns vom Acker machen, da wir nur ein paar bloede, zahlende Touris sind, damit sie selbst den besseren Platz in Anspruch nehmen koennen... Die drei aelteren Herren, die unser Schiffchen fuehren geben klein bei und treten den Rueckzug an, waehrend ich (Markus) abwechselnd die Leute aus dem anderen Boot und unseren Bootsfuehrer verfluche...
Irgendwie scheinen unsere drei Ruderer jetzt doch ein schlechtes Gewissen zu haben, obwohl sie weniger Schild trifft als die ausser Rand und Band geratene Horde Inder. Sie paddeln unser Boot an eine andere Stelle, irgendwo in der letzten Reihe, versuchen aber einen Platz mit guter Sicht zu ergattern. Die letzte halbe Stunde erleben wir das Spektakel aus einiger Entfernung, wobei der Abend, der so schoen begonnen hatte hier seinen Tiefpunkt fand.

Wieder einmal, wie schon so oft, haben wir die Unfreundlichkeit und die Unart der Inder zu spueren bekommen. Das japanische Maedel, das mit uns im Boot sass, kann von Glueck reden nur eine Woche hier zu verbringen... so werden Erfahrungen dieser Art auch nicht allzuoft vorkommen...

Einige Boote sind bereits angekommen um die Zeremonie mitzuerleben...

Einige Boote sind bereits angekommen um die Zeremonie mitzuerleben...

Die religioese Zeremonie vor unserer Verteibung...

Die religioese Zeremonie vor unserer Verteibung...

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit Open End..... Bald ist es soweit und wir lassen alles hinter uns Nach mehreren Monaten Planung brechen wir auf um unsere persönlichen Grenzen zu überschreiten
Details:
Aufbruch: 11.03.2007
Dauer: 14 Monate
Heimkehr: 16.05.2008
Reiseziele: Indien
Nepal
Tibet
Thailand
Kambodscha
Vietnam
Laos
Der Autor