Überwintern in Ghana

Reisezeit: Oktober 2006 - April 2007  |  von Anke Behlert

8. Woche glaube ich

Die letzten Tage war ganz schoen was los.
Am Samstag hat uns Sarah zu einer Hochzeit mitgenommen.
Irgendwie war das ein komisches Gefuehl. Wir wussten nicht, was wir schenken koennten (wir kannten das Paar ja nicht) also haben wir gar nichts mitgebracht. Dafuer haben wir dann aber als erstes Getraenke, Essen und Geschenke bekommen. Klasse, erst kommen wir unangemeldet und laden uns selbst ein und dann wird uns noch in einer Rede gedankt, das wir gekommen sind.
Ghanaisch Hochzeiten sind ganz lustig.
Die Familie des Mannes kauft der Familie der Braut die Frau ab. Fuer diese Braut gab es ein paar kleine, verpackte Geschenke (Bibel, Ring,...), einen Koffer und einen Kasten Cola. Wir hatten ueberlegt 1-2 Flaschen Cola zu schenken, das kam uns aber doof vor - haetten wir es blos gemacht.
Danach versucht die Familie der Braut den Preis in die Hoehe zu treiben - also gab es noch Geld, keine Ahnung wieviel aber die Frau wurde verkauft

Um uns ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu bringen, haben wir diese Woche den 2. Advent gefeiert. Relativ unspecktakulaer mit nur einer Kerze und ohne Plaetzchen dafuer mit 2 Weihnachtsliedern vom MP3-Player

Gabriel Guenter und Sarah

Gabriel Guenter und Sarah

Gabriel war diese Woche mit Sarah in Accra. Er kennt dort ne billige Unterkunft wo man fuer 2 Euro uebernachten kann. Also machen sich die beiden gegen 2 Uhr nachts auf den Weg vom Internetcafe (da kann man zwischen 12 und 4 billiger surfen) auf den Weg zur Absteige. Und als sie durch die Strassen Accras irren, haelt ein Taxi an und 2 Maenner steigen aus. Gabriel wuenscht, freundlich wie er ist, einen guten Abend und fragt wie es geht (das macht man in Ghana so), Sarah gibt in der Zeit den beiden mit Macheten bewaffneten Maennern schon mal ihre Tasche, als Gabriel kapiert was los ist, trennt auch er sich von Digicam, Externer Festplatte, MP3-Player, Tagebuechern, Geld,...
Kurz nachdem die Maenner weg waren, haelt das nachste Auto an. Nachdem Gabriel ihnen erklart hat, dass sie zu spaet kommen und sie schon bereits ueberfallen wurden, wurden die Maenner fast fuersorglich (wer war das? wie sahen die aus? Ihr muesst zur Polizei gehen) und dann rufen sie noch 2 Jungs von der Strasse die die beiden zur Polizeistation bringen sollen. Dort mussten die beiden, warum auch immer, erst mal einen Text abschreiben. Wichtig (fuer die Leute die mal nach Ghana reisen und denen das gleiche passiert) ist, das ihr keine Absaetze macht, sowas moegen die ueberhaupt icht, zumindest hat Gabriel fuer seinen Individualismus aerger vom Polizisten bekommen, aber die Polizei hat immerhin den Transport nach Hause bezahlt.
Gabriel hat seine positive Einstellung gegenueber den Menschen hier durch diese Nacht nicht verloren. Er glaubt, dass die Diebe tagsueber richtig nette Leute sind. Ich vermute, sie haben ein kleines Electrogeschaeft und verkaufen Digicams und MP3-Player.

Ausserdem ist diese Woche ein Paket aus Deutschland fuer mich angekommen, unter anderem waren Kugelschreiber darin.
Da ein Teil meiner Klasse keine Kugelschreiber hat, dachte ich, dass jedes Kind das lieb ist, einen Stift bekommt. Nach dem Unterricht gebe ich (aus Sicherheitsgruenden)einem Schueler die Stifte (vorher sind alle Kinder auf mich gestuertzt), damit er sie verteilt und gehe nach Hause. Am naechsten Tag (ich schwaenze die Schule aus gesundheitlichen Gruenden) geht Gabriel in die Schule und Mary (eine Schuelerin) erzaehlt ihm, das der eine Lehrer den Kindern die Stifte abgenommen hat und dass die jetzt bei der Direktorin im Schreibtisch liegen. Gabriel geht ins Buero, nimmt sich die Stifte und geht zurueck in die Klasse, Mary wird ins Buero der Direktorin gerufen und dort mit dem Stock ausgepeitscht, weil sie "gepetzt" hat. Gabriel geht wieder ins Buro, sagt der Direktorin die Meinung und kuendigt (es waere eh sein letzer Tag gewesen, aber das wussten die hier noch nicht) und Mary ist von der Schule geflogen - wegen 16 Kugelschreiber!!!

© Anke Behlert, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In sechs Wochen ist es also soweit, ich fliege nach Ghana. Also noch sechs Wochen Zeit um mich zu fragen, ob ich nicht doch was vergessen habe. Und die wichtigste Frage, wie bekomme ich die Sachen, die ich mitnehmen möchte, in meinen Rucksack rein. Ich bin ja mal gespannt.
Details:
Aufbruch: 15.10.2006
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 15.04.2007
Reiseziele: Ghana
Der Autor
 
Anke Behlert berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.