Mareike in Irland =)

Reisezeit: April - Juni 2010  |  von Mareike Weißmann

4 Tage allein daheim

Von Sonntag bis Mittwoch hatte ich sturmfreie Bude, denn Chelsea und Mel waren zu einer Hochzeit in Rom eingeladen und die Kinder verbrachten die 4 Tage bei ihren Großeltern. Ich kann schon vorab sagen, dass das Haus noch steht und alle Tiere wohlerhalten sind.

Sonntag: Gegen 12 Uhr verließen Collins das Haus und ich machte mir erst mal am Herd zu schaffen. Eigentlich wollte ich Bratkartoffeln machen, aber leider wurde daraus nichts ( entweder lag es an mir oder die Kartoffeln waren einfach nicht dafür geeignet, ich tendiere zu letzterem, denn eigentlich kann ich Bratkartoffeln machen! =) ) und am Ende wurde es dann Kartoffelbrei. Als ob ich nicht schon genug Kartoffelbrei hier gegessen hätte...=). Wenigstens hatte ich frischen Salat direkt aus dem Garten. Anschließend ließ ich Milky und Grey ( die beiden männlichen jungen Ziegen, die mit der Flasche aufgezogen wurden bzw werden ) aus ihrem Stall. Seit ich hier bin, waren sie darin eingesperrt, weil sie ansonsten laufend abhauen und auf die Straße rennen, was nicht ganz ungefährlich ist. Denn dafür, dass es hier nur drei Häuser gibt, fahren erstaunlich viele Autos vorbei und das nicht unbedingt langsam. Aber nun hatte Chelsea mir gesagt, falls ich mich mal längere Zeit im Garten aufhalten sollte und sie im Auge behalte, könne ich sie ruhig freilassen. Ich war zwar nicht im Garten, sondern mit einem Krimi auf der angrenzenden Kuhweide, aber von dort aus hatte ich ebenfalls alles bestens im Blick. Es lief also so ab, dass ich mich am Ende jeder Seite vergewisserte, dass Milky und Grey sich noch hinter dem Zaun befanden, was anfangs auch immer der Fall war. Nach 20 Minuten wurde es ihnen jedoch langweilig, bzw sie konnten keine leckeren Blätter finden, denn in ihrer Höhe ist schon lange alles abgefressen. Nun lief es so ab, dass ich alle 5 Minuten auf die Straße rennen und die beiden aufs Grundstück zurücktragen konnte. Zum Glück sind sie wenigstens zahm und laufen nicht weg, wie die beiden anderen kleinen Ziegen, deren Mutter hier lebt. Eine von ihnen hat mich allerdings gestern auf dem Feld ausgiebig beschnuppert und ein Stück einer Seite meines Krimis gefressen. Wenigstens war es nur die Ecke und ich konnte noch alles lesen. Weiterhin interessieren sich alle 4 für meinen Fotoapparat sowie für das Kabel an meinem MP3-Player und meine Hosen. Um 15 Uhr beschloss ich, mit Lesen aufzuhören, da ich sowieso laufend unterbrochen wurde und fing damit an, den Ziegenstall zu streichen. Als Milky und Grey zum ungefähr 6.Mal verschwanden und ich sie am Bach auf der anderen Seite der Straße entdeckte, dachte ich mir, ich könnte sie eigentlich auch dort lassen, solange sie nicht auf die Straße rennen. Eine Stunde später standen sie wieder vorm Gartentor und mähten; ich ließ sie rein und siehe da: Sie blieben da. Genug gefressen =). Als ich gerade anfing, die "Straßenseite" des Ziegenstalls ein zweites Mal zu streichen, begann es zu regnen. Da es inzwischen sowieso schon 18 Uhr war, fütterte ich die Tiere und machte Feierabend =). Auch der Otter interessierte sich übrigens für meinen Fotoapparat - und für meine Haare. Er saß mehrmals auf meinem Kopf, während ich mit ihm spielte.

Am Montag Morgen wurde ich nicht von schreienden Kindern geweckt, es platzte auch niemand um 7.30 Uhr in mein Zimmer um mir zu sagen, ich müsse jetzt aufstehen ( das tat Sophie am Sonntag Morgen, und sie kam 3 Mal um sicher zu gehen, dass ich nicht wieder einschlafe =) ) und so konnte ich tatsächlich ausschlafen. Bis 8.30 Uhr, und das ist für meine derzeitigen Verhältnisse ausschlafen =). Als ich aufwachte, hörte ich schon, dass es draußen regnete, und das Wetter blieb den ganzen Tag über typisch irisch. Das muss ja schließlich auch mal sein. Es gab keine besonderen Zwischenfälle, abgesehen davon, dass die Hühner ein Teil meines Mittagessens klauten und die Mutterziege nicht besonders geduldig war, als ich Blätter für sie von einem Baum pflücken wollte. Sie sprang an mir hoch, sodass ich im Matsch landete. Was solls, die Kleider rochen sowieso nach Fisch, weil der Otter auf mir rumgeklettert war, und mussten gewaschen werden.

Am Dienstag regnete es immer noch als ich aufwachte. Ich hatte vor, mit dem Rad auf den kleinen Markt in Macroom, das vielleicht 7 km entfernt ist, zu fahren. Tatsächlich hörte es auch auf zu regnen, während ich frühstückte und ich machte mich auf den Weg, klugerweise mit Regenjacke. Schon nach kurzer Zeit begann es zu nieseln, aber das war ja nicht weiter schlimm. Ein paar Minuten später folgte allerdings ein heftiger Regenguss und ich suchte Schutz unter ein paar Bäumen und überlegte, ob ich vielleicht lieber wieder zurück fahren sollte. Ich erinnerte mich aber an ein Zitat, dass ich von Chelsea gehört hatte - "Wenn dir das Wetter in Irland nicht gefällt, dann warte 5 Minuten" - und wirklich hörte es bald wieder auf zu regnen und die Sonne kam sogar zum Vorschein. Ich fuhr also nach Macroom und stellte dort fest, dass ich das Fahrradschloss auf dem Frühstückstisch liegen gelassen hatte. Zunächst schob ich das Rad also neben mir her, was sich aber als ziemlich unpraktisch herausstellte. Ich folgte einem Schild, das auf einen Weg am Fluss entlang hinwies und fand dort eine Stelle, wo ich das Rad halbwegs verstecken konnte. Ich wanderte ein bisschen in der Stadt herum, kaufte mir auf dem Markt etwas zu Essen, wunderte mich darüber, wie viele Friseurläden ich entdeckte, verbrachte den nächsten Regenschauer unter ein paar Bäumen am Fluss und fuhr schließlich ( das Rad war noch da ) wieder zurück zum Old Pub, diesmal über einen steilen Berg. Von oben hatte man eine tolle Aussicht.

Als ich zurückkam, konnte ich schon aus einiger Entfernung sehen, dass die Ziegen fröhlich auf der Straße herumhüpften. Milky und Grey hatte ich natürlich gar nicht erst aus ihrem Stall gelassen, bei den anderen dreien bestand eine reale Chance, dass sie im Garten bleiben würden - was sie aber nicht getan hatten. Es gibt eben einfach nichts mehr zu fressen...Den Rest des Tages verbrachte ich draußen und erledigte ein paar kleine Arbeiten. Gegen Abend kam die Tochter des Nachbarn vorbei geritten und fragte mich, ob ich auch mal aufs Pferden steigen wolle. So wurde ich ein paar Minuten von ihr auf der Straße auf und ab geführt. Ich hoffe, dass sie demnächst noch mal vorbeikommt =).

Am Mittwoch regnete es schon wieder - es scheint, als ob ich zum Abschluss meiner Reise doch noch das richtige irische Wetter kennen lernen soll. Aber das war mir nur Recht, denn so konnte ich guten Gewissens beschließen, einen ganzen Tag lang nichts zu tun - außer natürlich die Tiere zu versorgen. Als ich abends Salat aus dem Garten holte, blieb ein Nachbar am Zaun stehen um ein Schwätzchen mit mir zu halten - und ich konnte feststellen, dass John den Corker Akzent hervorragend imitiert hat. Ich musste mich sehr anstrengen, um zu verstehen bzw zu kombinieren, was genau der nette Mann von mir wissen wollte. Es hörte sich so an, als ob er eigentlich gar nicht rede sondern singe. Kurze Zeit später, ich hatte gerade gegessen, hielt ein großes Auto draußen vor der Tür. Ich wunderte mich schon und dachte, dass Chelsea und Mel vielleicht doch früher als geplant zurückkommen, wobei mir das Auto fremd war. Ich öffnete die Tür und mir gegenüber stand ein junger Mann, der mir irgendwie bekannt vorkam und der mich fragte, ob ich etwas haben wolle. Zum Glück erinnerte ich mich in dem Moment daran, dass es sich um das Gemüseauto handelte, das hier anscheinend einmal pro Woche vorbeikommt. Am Tag meiner Ankunft war es auch da und ich habe einen Karton im Wagen entdeckt mit der Aufschrift "Frisch aus der Pfalz"! Was genau die Iren haben wollen, was frisch aus der Pfalz kommt, weiß ich allerdings nicht, denn der Karton war leer. Möglicherweise ist die Ware sehr begehrt =).
Des Weiteren habe ich - trotz Regen - eine kleine Radtour zum See gemacht und wollte vorher den Fahrradsattel etwas tiefer stellen, denn bei der Fahrt nach Macroom war es ein bisschen unbequem. Ich habe es auch geschafft, ihn zu lockern und zu verstellen, nur leider konnte ich ihn aus mir unbegreiflichen Gründen nicht wieder befestigen. Schließlich wurde es mir zu dumm und ich fuhr mit lockerem Sattel, der nun zwar die richtige Höhe hatte, aber ständig von links nach rechts wackelte. Viel bequemer als vorher war es ehrlich gesagt nicht =). Am See traf ich zwei Spaziergänger mit Hund, die mich um meine Regenjacke beneideten - sie wären leider nicht so gut gerüstet. Darüber war ich erstaunt, denn ich nehme an, dass sie hier wohnen. Immer optimistisch bleiben...=).

Milky und Grey sind in der Küche - verbotenerweise natürlich. Bevor ich sie rausgejagt habe, musste ich aber schnell ein paar Beweisfotos schießen

Milky und Grey sind in der Küche - verbotenerweise natürlich. Bevor ich sie rausgejagt habe, musste ich aber schnell ein paar Beweisfotos schießen

"Life is good"

"Life is good"

Meine Hose ist auch gut

Meine Hose ist auch gut

das ist Sammy, der Otter

das ist Sammy, der Otter

in Macroom

in Macroom

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bevor ich nach dem Abitur mit dem Studium beginne, wollte ich einfach mal etwas ganz anderes machen und hatte die Idee, irgendwo im Ausland auf einem Bauernhof zu arbeiten. Meine Cousine erzählte mir daraufhin von der Organisation "wwoof" ( = world wide opportunities on organic farms ), und so bin ich nun ungefähr 3 Monate "Wwooferin" =) in Irland.
Details:
Aufbruch: 05.04.2010
Dauer: circa 10 Wochen
Heimkehr: Juni 2010
Reiseziele: Irland
Der Autor
 
Mareike Weißmann berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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