Mozarabischer Jakobsweg 2014

Reisezeit: März / April 2014  |  von Uschi Agboka

Granada-Albaicin-Mirador San Nicolas-Plaza Nueva: Informationen Granada - Teil 1

Informationen Granada

Granada ist die Hauptstadt der Provinz Granada in Andalusien. Die Stadt zählt ca. 238.000 Einwohner, von denen die meisten in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte oder im Tourismus arbeiten. Wirtschaftlich und kulturell ist die Universität Granada von großer Bedeutung, mit ca. 60.000 Studenten handelt es sich um eine der größten Bildungseinrichtungen Spaniens.

Granada liegt beim Übergang der Sierras de Huétor y la Alfaguara in die Vega (Flussaue) de Granada am Zusammenfluss von Darro und Genil auf einer mittleren Höhe über dem Meeresspiegel von 734 m. Die Stadt entwickelte sich von zwei Kernen aus. Von der Hügelkuppe des heutigen Albaicín wuchs die Stadt aufgrund des Schutzes durch eine von Archäologen angenommenen Verbindungsmauer (Coracha) mit der Alhambra zunächst ins Tal des Darro und breitete sich schließlich auch in die Vega aus.

Die heutige Plaza markiert ihre ungefähre mittelalterliche Westausdehnung. Der zweite Kern, von dem sich die Stadt aus entwickelte, ist das Stadtviertel Realejo. Hier soll der jüdische Ursprung der Stadt, Ġarnāṭa al-Yahūd, gelegen haben. Der heutige Name dieses Stadtviertels ist ein Hybrid aus dem lateinischen regalis („königlich") und dem arabischen raḥal („Heerlager“). Die letzten 1,6 km der Strecke des Darro bis zu seiner Mündung in den Genil sind seit dem 19. Jahrhundert durch die Plaza Nueva, die Calle Reyes Católicos und die Acera del Darro überbaut, bei der Kirche Santa Ana y San Gil verschwindet der Fluss im Untergrund

Granada wurde unter dem Namen Iliberra als eine von Phöniziern und Iberern bewohnte Siedlung erstmals um 500 v. Chr. erwähnt. Aufgrund der geschützten Lage zwischen den umliegenden Bergen sowie der außergewöhnlich fruchtbaren Erde ist eine frühere Besiedlung anzunehmen.

Nach der Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Römer ist die Siedlung mit dem Namen Illiberis belegt. Nach dem Zerfall des römischen Kaiserreichs kam das Gebiet zunächst unter den Einfluss des nordafrikanischen Reichs der Vandalen, stand nach dessen Zusammenbruch 534 für einige Jahrzehnte unter oströmischer Herrschaft und gehörte dann seit Beginn des 7. Jahrhunderts zum iberischen Reich der Westgoten.

Im Jahr 711 wurde die Stadt von den Mauren erobert und der Name zu Ilbīra arabisiert. Als Verwaltungszentrum der Provinz wurde im Jahr 756 etwa zehn Kilometer weiter im Nordwesten unter dem Namen Madīnat Ilbīra (Medina Elvira) eine neue Stadt gegründet (Atarfe am Fuße der heutigen Sierra Elvira). Gleichzeitig begann sich für das Gebiet der alten Siedlung die neue Bezeichnung Qal'at Ġarnāṭa (arabisch ‏قلعة غرناطة‎ ‚Burg von Granada) durchzusetzen, aus der sich der moderne Name der Stadt entwickelt hat. Robert Pocklington sieht darin das romanische Farbadjektiv granat (rot) wiedergegeben. Der Mittelalterarchäologe Antonio Malpica Cuello (Universität Granada) lehnt allerdings die Gleichsetzung von Illiberis mit Granada ab. Ihm zufolge fehle es an den für eine römische Stadt notwendigen Strukturen (Forum, Theater etc.), jede Wiederholung der Behauptung, Granada sei Illiberis, spiegele "ein praktisch gegen Null gehendes wissenschaftliches Interesse" wider.

Nach dem Untergang des Kalifats von Córdoba ergriff 1012 der berberische Clanchef Zāwī ibn Zīrī die Macht in der Provinz und machte das leichter als Ilbīra zu verteidigende Granada zum Sitz der Dynastie der Zīrīden, die von hier aus etwa 80 Jahre lang über eines der bedeutendsten Kleinkönigreiche des südlichen Al-Andalus herrschte, bis sie 1090 von den Almoraviden gestürzt wurde.

Nach der Vertreibung der Almohaden wurde die Stadt von 1238 bis 1492 Hauptstadt des Sultanats der Naṣriden. Im Jahr 1066 kam es zum Massaker von Granada, bei dem ein Mob einen jüdischen Wesir sowie den Großteil der jüdischen Bevölkerung der Stadt ermordete; die Bluttat wird als das erste Pogrom auf europäischem Boden angesehen.

Am 2. Januar 1492 kapitulierte der letzte naṣridische Herrscher Muhammad XII. (auch Boabdil) und übergab die Stadt an Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón, die so genannten „Katholischen Könige“ (Reyes Católicos). Damit war die Reconquista, die „Rückeroberung“ der iberischen Halbinsel für das Christentum, abgeschlossen. Gemäß einem Passus des dabei abgeschlossenen Vertrages durfte die maurische Bevölkerung in Granada weiterhin ihre Religion frei ausüben, die Naṣriden mussten Granada jedoch verlassen. Boabdil lebte zunächst für einige Zeit auf einer ihm als Lehen zugestandenen Burg in der Alpujarra, bevor er, nach dem Tod seiner Gattin, in das Gebiet des heutigen Marokko übersiedelte.

Im Jahre 1499 wurde auf Geheiß des Erzbischofs Jiménez de Cisneros von Toledo auf dem Marktplatz von Granada ein Scheiterhaufen errichtet, um Bücher zur islamischen Theologie, Philosophie, Geschichtsschreibung und Naturwissenschaften zu verbrennen. Im Laufe dieser Ereignisse kam es zu einem eintägigen Pogrom gegen alle Nichtchristen, dem vor allem Juden zum Opfer fielen. Das seit mehreren Jahrhunderten bestehende Viertel der jüdischen Gemeinde wurde vermutlich zu diesem Zeitpunkt zu großen Teilen zerstört.

Nach Aufständen der in Spanien verbliebenen Muslime, der so genannten, gegen die Unterdrückung (Verbot der Religionsausübung, Enteignung) durch die neuen Herrscher wurden sie in den Jahren 1569–1571 erst in andere Teile der iberischen Halbinsel zwangsumgesiedelt und 1609–1611 nach Afrika vertrieben. Viele siedelten sich im heutigen Tunesien und Algerien an und prägten dort die Kultur. Granada verfiel zugleich in wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit. So ging etwa die Seidenproduktion, für die Granada im Mittelalter ein Zentrum war, ganz unter. Ein wichtiges Zeugnis dieser Zeit sind die Bleibücher vom Sacromonte die den Überlebenskampf gebildeter Muslime in einer christlichen Gesellschaft auf ganz eigene Art widerspiegeln.

Im Spanischen Bürgerkrieg fiel Granada gleich zu Beginn in die Hände der Nationalspanier, der sozialistische Bürgermeister Manuel Fer-nández-Montesinos Lustau, ein Schwager des Dichters Federico García Lorca wurde - wie auch der Dichter - im August erschossen. Seit dem Jahr 1492 ist Granada Sitz eines Erzbischofs.

Die Universität Granada wurde in den Jahren 1526 bis 1531 errichtet und stellte vor allem im 20. Jahrhundert eine der Haupteinnahmequellen Granadas dar; nach dem Ende der Franco-Diktatur gewann zunehmend der Tourismus an Bedeutung.

Durch das weitgehend friedliche Zusammentreffen verschiedener Kulturen und die Toleranz unter den Anhängern mehrerer Religionen im maurischen Mittelalter gilt Granada bis in die heutige Zeit als Beispiel für die Möglichkeiten einer multikulturellen Gesellschaft. Heute leben in Granada ca. 15.000 Muslime, von denen 1000 bis 1500 spanische Konvertiten sind.
Berühmt ist Granada wegen der vielen bedeutenden historischen Bauten sowohl aus maurischer Zeit, als auch aus Gotik und Renaissance. Auch für ihre zahlreichen Gitarrenbauer ist die Stadt weltbekannt.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mozarabischer Jakobsweg 2014 Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf. Von Malaga nach Baena/Cordoba, Granada nach Cordoba, Cordoba nach Merida/Sevilla 4. März bis 2. April 2014
Details:
Aufbruch: 04.03.2014
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.04.2014
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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