Mozarabischer Jakobsweg 2014

Reisezeit: März / April 2014  |  von Uschi Agboka

Cuevas Bajas - Lucena - 28 km

9.03.2014 - 6. Tag - Cuevas Bajas - Lucena - 28 km

9. März 2014 6. Tag Cuevas Bajas – Lucena 28 km

Nachdem ich in der neuen Herberge sehr gut geschlafen habe, machte ich mir zuerst Frühstück in der Küche. Da ich Tee dabei hatte, war das kein Problem. Gegen 8.30 Uhr machte ich mich auf den Weg. An der Kirche vorbei, entdeckte ich ein kleines Häuschen, wo sonntags frische Churros ausgebacken wurden. Die ließ ich mir natürlich nicht entgehen.

Ich folgte dann dem Fluss Genil, bevor es steil hinauf Richtung Encincas Reales ging. Dort genehmigte ich mir ein Bier und weiter ging es. Leider ist der Camino in manchen Dörfern und Städten schlecht gekennzeichnet, was auch heute mal wieder der Fall war. Über einen kleinen Umweg und Nachfragen in einer Bar fand ich endlich den Einstieg. Unter der Autobahn durch ging es in Anzu-Tal.

Der Camino folgt hier dem Fluss bis zu einer Furt. Obwohl es kaum geregnet hatte, führte der Anzu viel Wasser. Also hieß es, Stiefel und Strümpfe ausziehen. Die Camera und die Handys habe ich wasserdicht verpackt, falls ich im Wasser ausrutschen sollte. Das Wasser ging mir bis zum Knie und die Strömung war sehr stark. Dabei konnten mir die Stöcke gute Dienste leisten und ich kam gut auf der anderen Seite an.

Pilgerhinweis: Sollte es stark regnen, unbedingt in Encinas Reales nach dem Wasserstand des Flusses fragen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Furt bei 1 m Wasserhöhe passierbar ist.

Der Weg verlief nun weiter an der rechten Flussseite entlang, wo ich auf halbem Wege meine Mittagspause machte. Bei einem Bauerhof führte der Camino dann aus dem Tal heraus. Der Anstieg war moderat, aber lang. Man geht durch ein Meer von Olivenbäumen und hat unterwegs herrliche Ausblicke. Die Bauern waren dabei, die Oliven zu ernten. Es war interessant, zuzusehen. Am höchsten Punkt befand sich eine Ölmühle, deren Schornstein rauchte. Da wird sicher kein kaltgepresstes Öl hergestellt.

Nach weiteren 2 km kommt man ins Industriegebiet von Lucena, welches man auf 2 km durchqueren muss. Zum Glück war Sonntag und somit wenig Verkehr. In der Altstadt angekommen, konnte ich die Herberge nicht finden. Niemand kannte sie. Das Rathaus war zu und so führte mit ein netter Spanier zur Pension Sara. Dort bekam ich ein Einzelzimmer mit Dusche/WC für 22 Euro, incl. Frühstück.

Nach dem Duschen machte ich einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt. Allerdings wurde es bald dunkel und so setzte ich mich in ein Cafe. Das Abendessen bestand aus Kaffee und süßen Teilchen. Gegen 20.30 Uhr war ich zurück in der Pension und gegen 21.30 Uhr legte ich mich schlafen. Wieder ging ein warmer Frühlingstag mit strahlend blauem Himmel zu Ende.

Lucena ist eine mittlere Kleinstadt in der spanischen autonomen Region Andalusien. Mit ca. 43.000 ist sie die zweitgrößte Stadt der Provinz Córdoba. Lucena ist eines der dynamischsten Wirtschaftszentren Südspaniens, insbesondere durch seine boomende Möbelindustrie. Hier steht auch seit 2004 – mit einer Höhe von 27 m – der größte Stuhl der Welt. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte der Region sind neben Oliven und Olivenöl insbesondere auch die starken, Sherry-ähnlichen Weißweine der Anbauregion D.O. Montilla-Moriles.

Eine gewisse historische Berühmtheit erlangte die Stadt durch eine Schlacht vor ihren Toren im Jahr 1483, wenige Jahre vor Vollendung der Reconquista durch die katholischen Könige Ferdinand II. und Isabella I.. Seit 1479 in offenem Konflikt mit den katholischen Königen, versuchte Boabdil, letzter verbliebener Mauren-Herrscher auf der spanischen Halbinsel, 1483 das damals im Grenzland zu den bereits von den Christen zurückeroberten Gebieten liegende Städtchen Lucena einzunehmen. Im Verlauf dieser Schlacht wurde er aber gefangengenommen, in der Burgfestung Castillo del Moral gefangengehalten und erst gegen Zahlung von 12.000 Goldstücken freigelassen.

Keine zehn Jahre später, mit der Übergabe der Stadt Granada im Jahr 1492 durch Emir Boabdil an die katholischen Könige war die Reconquista vollendet. Lucena war in al-Andalus als eine rein von Juden bewohnte Stadt berühmt, wobei diese Zuschreibung der mittelalterlichen Historiographen so kaum der Wahrheit entsprechen dürfte. Für die Juden galt Lucena als die Perle von Sefarad.

Oberhalb der Stadt, auf dem Gipfel der Sierra de Aras, liegt eine kleine Kapelle, die Ermita der Virgen de Araceli, der Schutzheiligen Lucenas und der andalusischen Felder.

Lucena beherbergt das Erbe einer bedeutenden jüdischen Vergangenheit, aus der arabischen und christlichen, wohlhabenden Enklave, die ein reiches historisches und künstlerisches Erbe trägt. In der Tat sind die ersten Erwähnungen des Dorfes aus dem späten neunten Jahrhundert, als es mit dem Namen al-Yusana (arabisch oder hebräisch Eliossana) erscheint.
Somit hat sie die Auszeichnung als eine der wenigen Städte in Hebräisch vollständig in seinem Hoheitsgebiet zu sein.

Der Handel, zusammen mit dem Anbau von Wein, sind die Hauptquellen des Reichtums von Lucena. Zwischen den elften und zwölften Jahrhundert erlebte Lucena seine Blütezeit und wurde zu einem Zufluchtsort für viele Menschen der Halbinsel.

Derzeit hat Lucena 42.500 Einwohner und ist als eines der wichtigsten Produktionszentren für Möbel in Südspanien.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mozarabischer Jakobsweg 2014 Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf. Von Malaga nach Baena/Cordoba, Granada nach Cordoba, Cordoba nach Merida/Sevilla 4. März bis 2. April 2014
Details:
Aufbruch: 04.03.2014
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.04.2014
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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