Abenteuerland

Reisezeit: August 2010 - März 2011  |  von Verena Schiewe

All my bags are packed and I`m ready to go: Sonderzug nach Pankow

Um 13.16 Uhr startete unsere 3,5 Tagesreise mit der Transsib. Genau zum richtigen Zeitpunkt. In Moskau hatte es wieder stark geregnet. Wir haben anscheinend einen anderen Rhythmus. Während alle anderen in unseren Abteil erstmal Ihre Sachen verstauten, die Betten aufbauten und erst aßen, wollten wir erst mal ein bißchen rausschauen und essen. Als wir dann endlich unsere Sachen verstauen und die Betten machen wollten, gingen die Russen alle immer in kleinen Gruppen zum Rauchen und auf Klo. Da die Transsib aber eher einer Sardinenbüchse gleicht, standen wir natürlich immer im Weg. Dadurch sprach sich natürlich ziemlich schnell rum, das wir Ausländer waren und während der 3 Tage waren wir die Hauptatraktion für alle Mitreisenden in unserem Wagen. Alle haben über uns gelacht und wir über alle anderen.
Die erste Nacht brach an, wir konnten nur recht wenig schlafen, da direkt neben uns einer lag, der so dermaßen laut schnarchte, dass sicherlich alle was davon hatten. Also haben wir dann tagsüber den Schlaf nachholen müssen.
Ich wurde natürlich dann auch noch krank. Super; ich ging Tag ein, Tag aus arbeiten im Krankenhaus, wo alles rumfliegt, und werde nicht krank. Und dann mach ich eine Auszeit und mich erwischt es gleich mal richtig. Meine Selbstdiagnose lautete Grippe: Ich habe Schnupfen, Husten, hohes Fieber. Meine Behandlung: Antibiotika, Schleimlöser, Nasenspray, Fiebersenker. Der einzige Vorteil in der Transsib krank zu werden, liegt darin, dass man so und so nichts verpaßt. Ich bin jeden Tag mit Birkenwäldern eingeschlafen und aufgewacht. Highlights waren abgestorbene Birkenwälder und Ortschaften.

Wegen der Landschaft braucht man definitiv nicht mit der Transsib zu fahren. Man fährt eher wegen der Einheimischen. Leider sprechen die jedoch kaum Englisch oder Deutsch. Am 2. Tag hatte sich dann Maria zu uns gesellt, eine Russin, die Deutschstudierte und sehr gut gesprochen hatte. Die konnte dann ein bißchen übersetzen. Ein älterer Mann, wir nannten ihn nur Bienenmann, nahm sich meiner an. Er konnte gut englisch. Ich sah anscheinend sehr krank aus. Er gab gab mir irgend so ein einheimisches Medikament, was ich dankend annahm aber lieber nur unter mein Kopfkissen legte. Er machte dann 3x tgl. Visite und verordnete mir Bettruhe.
Arzt war er übrigens nicht, und er verstand wohl auch nicht, das ich Krankenschwester bin. Ich gönnte ihm den Spaß. Ich schlief dann während der Reise auch mehr als alles andere.
Bei den größeren Stops konnte man dann mal für ein paar Minuten raus. Auf den Bahnsteigen, die irgendwo in der Pampa waren, standen dann immer die Babuschkas und haben einheimisches Essen verkauft. War immer schön warm und wirklich lecker.
Nicht lecker und nicht schön, war die Toilette. Klopapier war auch Mangelware. Also wer mal mit der Transsib fahren will, unbedingt Klopapier und Baby-Feucht-Tücher mitnehmen.
Großen, oder breiten Menschen ist die Reise auch nicht zu empfehlen, wenn man Platzangst hat. Man kommt sich vor wie eine Sardine in der Büchse. Von der Länge her konnte ich gerade noch liegen. Drehen im Bett war kaum möglich. Ich schlief oben und hatte ein Auffangnetz zur Verfügung. Nutze ich aber nur am Anfang.
Um uns Freunde zu machen, hatten wir Süßigkeiten dabei und Spielzeug. Und Fred natürlich. Wir wurden die Stars in unserem Wagen. Selbst die Oberschaffnerin, die in der ersten Klasse war, wußte, dass es uns gibt.
Am 2. Tag wurden vermutlich 2 Handys in unserem Wagen geklaut. Also kam die Polizei und kontrollierte fleißig bei den Mitreisenden das Gepäck. Uns hatten sie zwar angesprochen, aber auf Grund der mangelnden Kommunikationsmöglichkeiten gingen sie wieder.
Am 3. Tag wollten wir noch mal in den Speisewagen vor, der hatte aber schon zu. In der 2. Klasse lernten wir dann Deutsche kenn, die uns spontan auf Wein und Essen eingeladen hatten. Also gab`s für uns Wein, Wasser, Brot, Wurst, Käse und Kaviar. Nobel geht die Welt zu Grunde. Die älteren Herrschaften waren auf den Weg nach Ulan-Ude. Sie hatten vor 14 Jahren eine eigene Hilfsorganisation gegründet, die sich um TBC-kranke Kinder kümmert. Da Ulan- Ude auf unserem Weg liegt, wollen wir da mal ein Besuch machen. In Ulan-Ude wollen wir dann auch noch mal Maria besuchen.
Ich dachte eigentlich, dass es durch die lange Zeit, leichter ist mit der Zeitumstellung klar zu kommen. Stimmt nicht. Im Zug und auf allen Bahnhöfen steht immer die Moskauer Zeit und man bekommt nicht mit wann eine neue Zeitzone beginnt
Um 22.00 Uhr; Moskauer Zeit waren wir endlich angekommen. In Irkutsk war es 3.00 Uhr. Wir hatten kein Hostel gebucht. Wir Deppen. Hostel war voll. Wir hielten uns dann wie die letzten Assis im Hausflur auf, bis dann endlich welche abreisten. Aber wir haben dadurch Geld gesparrt.
Nach 4 Tagen minimaler Körperpflege konnte ich endlich wieder duschen.
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Fred drängelt sich gerne vor.

Fred drängelt sich gerne vor.

rechts und links, oben und unten, überall Betten

rechts und links, oben und unten, überall Betten

unsere eigene "Russen-Disco" Wenn man drau haut, leuchten sie.

unsere eigene "Russen-Disco" Wenn man drau haut, leuchten sie.

oben:Gruppenkuscheln der Rucksäcke und andere Taschen.
mitte: meine Sardinenbüchse
unten: Nadines Sardinenbüchse

oben:Gruppenkuscheln der Rucksäcke und andere Taschen.
mitte: meine Sardinenbüchse
unten: Nadines Sardinenbüchse

Da schläft sie. Die Nadine

Da schläft sie. Die Nadine

schön, nicht wahr? Toilette war sogar mit Fenster. Hat heutzutage ja nicht mal mehr jede Wohnung.

schön, nicht wahr? Toilette war sogar mit Fenster. Hat heutzutage ja nicht mal mehr jede Wohnung.

Soooo lang die Huschebahn. und sie ist auch vom Tempo nicht die schnellste.

Soooo lang die Huschebahn. und sie ist auch vom Tempo nicht die schnellste.

Unsere Nachbarn. Sie haben immer zu acht gegessen. Nur ein bißchen Fotoscheu.

Unsere Nachbarn. Sie haben immer zu acht gegessen. Nur ein bißchen Fotoscheu.

Und so sieht es aus wenn ein Zu vorbei fährt.

Und so sieht es aus wenn ein Zu vorbei fährt.

Fred und Fischy beim Zwischenstop in Ekatharinburg.

Fred und Fischy beim Zwischenstop in Ekatharinburg.

© Verena Schiewe, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Geboren um zu leben! Ich bin 28 und komme mir vor, wie ein Hamster im Laufrad. Schule, Ausbildung, Job. Und jetzt? Hund, Haus, Familie gründen? Nein. Ich will noch mal weg, raus in die Welt. Es gibt so viel zu sehen und zu lernen. Also wenn nicht jetzt, wann dann. Der Plan: 6 Monate Asien - Russland - Mongolei - China - Nepal - Indien - Vietnam - Kambodscha - Laos - Thailand - Malaysia - Singapur Auf los geht´s los. Los...
Details:
Aufbruch: 27.08.2010
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 15.03.2011
Reiseziele: Thailand
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Hongkong
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Malaysia
Singapur
Der Autor
 
Verena Schiewe berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.