Life is for living - and living is for free

Reisezeit: Oktober 2009 - April 2010  |  von Katja Grach

Bolivien: Copacabana – Von Waschbären und Schweinen

21.-24.02.2010 - Copacabana, Isla del Sol

Diesmal blieben wir mit unserem Bus nicht im Schlamm stecken, dafür haben wir aber eine Eisenbahnbrücke! (mit Schienen) mit unserem Reisebus überquert und eine etwas eigentümliche Fähre für die Überquerung eines Sees verwendet. Wir waren fast die einzigen Touris im Bus, und so drängten sich Cholitas mit ihren Riesenkräuterpaketen und Kindern auf dem Rücken in das Fahrzeug. Ein ziemlich altes Kräuterweiblein hatte eigentlich den Sitz in der letzen Reihe Mitte, neben Andi und weigerte sich vehement diesen einzunehmen. Wir wissen nicht genau, ob sie nur nicht gerade dort oder nicht neben dem Gringo sitzen wollte... erst als ein Paar etwas später zustieg und sie mehrmals "senora, por favor" bat, doch den Fensterplatz wieder herzugeben, da es der Frau schlecht würde beim Fahren und sie so aus dem Fenster kotzen konnte, gab das Weiblein auf
Bei der Fährüberfahrt hätten wir zudem alle aussteigen sollen, und die Personenfähre nehmen. Eine Einheimische weigerte sich aber, mehr zu zahlen, und so blieben auch die meisten anderen (inkl. uns) sitzen und mussten die Vorhänge schließen, damit das die militärische Hafenaufsicht und die Passagiere von anderen Bussen nicht mitbekamen. Einen Boliviano mussten wir dann aber doch noch zahlen.

beachtet mal die Schienen vor dem Bus!!!

beachtet mal die Schienen vor dem Bus!!!

ja mit so einer "Faehre" haben wir den See ueberquert!!!

ja mit so einer "Faehre" haben wir den See ueberquert!!!

In Copacabana angekommen besorgten wir uns im Hotel Ambassador ein Zimmer um 45 Bolivianos - der Innenhof erinnerte uns sehr stark an einen heimischen Buschenschank Wir wollten auch gerne im hoteleigenen Restaurant eine Forelle (trucha - Titicacasee ist berühmt dafür) essen, allerdings waren die Bediensteten schon heimgegangen - vermutlich Feiern. Die Faschingstrompeten und Trommeln waren schon wieder zu hören... Wie auch immer, wir statteten dem Ortshügel noch einen schweißtreibenden Besuch ab und ernteten dafür eine wunderbare Aussicht. Die Copacabana in Brasilien ist übrigens nach dem bolivianischen Walfahrtsort benannt!

Buschenschank, oder?

Buschenschank, oder?

diese Berglandschaft sind wir am naechsten Tag entlang gewandert - also nach links rueber

diese Berglandschaft sind wir am naechsten Tag entlang gewandert - also nach links rueber

ich kann euch sagen, dieser Aufstieg war mehr als schweisstreibend - vor allem weil ueber 3700 m oder so

ich kann euch sagen, dieser Aufstieg war mehr als schweisstreibend - vor allem weil ueber 3700 m oder so

Anschließend begaben wir uns in die Touri-Straße wo genau noch 2 Lokale offen hatten, deren MitarbeiterInnen vermutlich zu langsam waren, um es bis zu den Faschingsfeierlichkeiten zu schaffen. Was heißt, dass es erstens ewig dauerte, kalt war und genau nach Notiz gearbeitet wurde...Ich bekam mein Essen als erstes, dann mein Getränk, dann Andi sein Essen...und dann sein Getränk Für die Nachspeise wollten wir uns das nicht noch mal antun und wechselten das Lokal. Als wir nach 10 min noch immer nicht bemerkt wurden (und in dem Laden hatten echt nur 20 Personen Platz), beschlossen wir wieder zu wechseln. "The Mexican" sollte vielleicht weniger Deko verwenden, dann würden die Gäste vielleicht auffallen. Wie auch immer, das "Bistrot" war unsere nächste Wahl...ich möchte gar nicht wissen, wie die französische Speisekarte ausgesehen hat Auf unsere Heiße Schokolade haben wir dann auch 15 min warten müssen, obwohl wir außer einem Tisch, der schon alles hatte, die einzigen waren...bolivian time.

Am nächsten Morgen war Wandern angesagt - aber erst nach einem ausgiebigen Frühstück und einer "Box Lunch" zum Mitnehmen Mit der Faschingsmusik im Hintergrund (noch immer!) machten wir uns bis an die Spitze der Copacabana-Halbinsel (Yampupata) auf und wollten von dort ein Boot auf die Insel nehmen. Die meisten anderen bevorzugen die Tourifähre oder machen eine geführte Tour - aber wir doch nicht. Und so sahen wir jede Menge niedlicher Schweine (mit denen natürlich gleich ein Foto gemacht werden musste), Vikunjas, Kühe und kaum einen Menschen. Die Landschaft erinnerte uns sehr an eine Mischung aus Kroatien, Toskana und Azoren, traumhaft.

kleiner Rueckblick nach Copacabana

kleiner Rueckblick nach Copacabana

fast wie daheim

fast wie daheim

hach

hach

die erste Sau am Wegrand

die erste Sau am Wegrand

und ich muss natuerlich gleich ein Foto mit ihr machen

und ich muss natuerlich gleich ein Foto mit ihr machen

dieses Foto hat mich 2 Bolivianos gekostet! Aber was tut ich nicht alles...

dieses Foto hat mich 2 Bolivianos gekostet! Aber was tut ich nicht alles...

und noch einmal im Vergleich....bin ganz schoen gross geworden

und noch einmal im Vergleich....bin ganz schoen gross geworden

Erst eine Stunde vor Ende unserer Tour, begegnete uns eine Einheimische...die sich für 2 Bolivianos fotografieren ließ und wenig später hüpfte ein lustiger Fischer daher, der meinte, er sei im Lonely Planet. Ich hatte nur die paar notwendigen Seiten rausgerissen und mit, weil der ganze Wälzer einfach zu schwer gewesen wäre (wir waren ja nur mit kleinem Gepäck unterwegs). Während der Fischer ins Haus lief um seinen Lonely Planet zu holen, schauten wir auch nach - und wirklich, da war explizit einer erwähnt: Hilario Paye, der einen mit seinem Boot auf die Insel mitnehmen konnte und gerne mal was erzählte. Und dann kam er schon wieder angewuselt und zeigte uns seinen Namen in jedem Buch, das er hatte und sogar ein Foto in einem Travelmagazin. Auf ziemlich schnellem Spanisch erklärte er uns alles mögliche über die Inka (was wir nicht alles verstanden haben) und, dass wenn man den Titikakasee auf einer Karte zur Hälfte bedeckt (der Länge nach), zeigt eine Hälfte ein Puma, und die andere eine Forelle. Der See bedeutet ja einerseits glaub ich Pumasee und hat auch auf der Isla del Sol einen Pumafelsen, sowie die Boote der Uros (schwimmende Inseln) haben auch Pumaköpfe drauf - und andererseits ist der See für seine guten Forellen bekannt. Hilario erzählte uns auch ganz stolz, dass schon mal ein Österreicher ein halbes Jahr hier gewesen sei und dann nahm er uns mit seinem Motorboot mit. Wir legten noch einen kleinen Zwischenstopp auf einer Halbinsel ein, auf der er uns eine Bucht zeigte, und wie man mit den einem Aymara (indigenes Volk)-Wurfgerät, das eigentlich nur ein geknotetes Band ist, mit Steinen Vögel schießen konnte. Ganz so gut zielen wie er konnten wir nicht - allerdings haben wir uns auch nicht an Enten versucht, sondern auf die Tourifähre gezielt Danach haben wir uns an den äußersten Zipfel der Sonneninsel aufgemacht. Andi hat im gemächlich hintuckernden Boot eingenickt, Hilario ebenfalls. Er ist aber zumindest immer wieder mal aufgewacht, um zu lenken. Das hat mich dann wieder beruhigt.

Andi und er beruehmte Hilario....hilarious

Andi und er beruehmte Hilario....hilarious

Der Sonnentempel an dem wir raus gelassen wurden, hat uns nicht wirklich so beeindruckt. Einen kleinen Bergmarsch später waren wir dann in Yumani angekommen, dem südlichen Hafen. Ein Junge hat uns bereits abgefangen und uns eine Unterkunft angeboten, für 25 Bolivianos ohne Bad. Das heißt, das Bad wurde zugesperrt, weil sonst hätten wir 80 zahlen müssen! Da war Gemeinschaftsbad...wenn man es überhaupt so bezeichnen konnte...ok. Die Aussicht war traumhaft, aber auf Andis Bett lagen jede Menge Hundehaare. Also hieß es zusammenkuscheln, kalt würde es ohnehin werden. Auf einem kleinen Rundgang durch Yumani, bei dem wir uns wie immer mit Schokoriegel, Klopapier, Keksen und Bananen für die nächste Wanderung versorgten, konnten wir wiedermal eine Faschingsfeier beobachten. Diesmal in privatem Rahmen - mit Masken, die eigentlich mehr wie Plastiksackerl mit Gesicht anmuteten tanzten ein paar Leute ausgelassen in einem Innenhof. Da es schon relativ früh finster war, schauten wir uns noch die letzten Folgen der Desperate Housewives auf dem Laptop an und gingen dann um 8 Uhr! Schlafen.

Auch dieses Foto hatte seinen Preis - die kleinen haben sich gleich fuer ein Shooting angeboten "pagame!"

Auch dieses Foto hatte seinen Preis - die kleinen haben sich gleich fuer ein Shooting angeboten "pagame!"

Lama im Hof, mal was anderes

Lama im Hof, mal was anderes

links das Bett mit den Hundehaaren

links das Bett mit den Hundehaaren

Um 7 Uhr früh wollten wir am nächsten Tag schon los, da wir erfahren hatten, dass die Fähre von Challapampa im Norden der Insel schon um 13 Uhr ging - und 5 Stunden sollte etwa die Wanderung dauern.
Allerdings hat es um 7 Uhr früh mal geschüttet. Um halb 8 auch noch und um 8 trauten wir uns dann raus. Eine halbe Stunde später kamen wir gerade an einer Boletos-Hütte vorbei, wo wir für den Inkaweg Eintritt zahlen mussten, als es wieder zu schütten begann. Also haben wir wieder gewartet. Nach einer Viertelstunde war der Spuk wieder vorbei und wir konnten unsere Wanderung endlich richtig beginnen. Das Licht war wegen der Regenwolken unglaublich. Begegnet sind uns hin und wieder nur Cholitas, die irgendwas transportiert haben und sonst niemand. Erst an der Nordspitze, wo die ganzen "Sehenswürdigkeiten" sind (so ganz überzeugt waren wir nicht davon), kam die Sonne raus. Und eine halbe Stunde später hatten wir Challapampa mit seinen unzähligen Schweinen, die sich am Strand sonnten, erreicht. Die Wanderung hatten wir wesentlich schneller geschafft (vermutlich war's aus der Südrichtung leichter - die meisten anderen gehen umgekehrt). Also hatten wir genug Zeit um jedes Ferkel mit seiner lustigen Musterung (gefleckt, grau, schwarz, weiß, braun - alles dabei!) zu fotografieren.

einsamer Wanderweg auf Isla del Sol

einsamer Wanderweg auf Isla del Sol

schon schön aber so spektakulär auch wieder nicht, die Inkaruinen

schon schön aber so spektakulär auch wieder nicht, die Inkaruinen

Schweinderl am Strand... das ist ein Leben

Schweinderl am Strand... das ist ein Leben

Esel in der Stadt..ok sagen wir im Ort Challapampa

Esel in der Stadt..ok sagen wir im Ort Challapampa

die war besonders zustraulich

die war besonders zustraulich

Auf der Terrasse eines Gasthauses trafen wir dann Franzisca und Berna, die 2 verrückten Chileninnen wieder und gesellten uns gleich dazu. Berna war total neidisch auf meinen dunklen Teint und meinte in La Paz wäre ich noch nicht so braun gewesen....erst ein paar Stunden später stellte ich fest, dass das bisschen Morgensonne mich in einen Waschbären verwandelt hatte. Die Sonne auf 3800 bis 4000 Metern ist halt doch nicht so ohne. Vielleicht sind die Schweine deshalb so braun? Wie auch immer, wir erfuhren, dass Franziska beruflich eine Künstlerin wird - so wie ihre Eltern und Berna Landschaftsarchitektin (wie der Papa, der Golfplätze macht). Wir sind gespannt. Ihre Adressen haben wir jetzt ja

Franzisca, Bruder Ignacio und Berna

Franzisca, Bruder Ignacio und Berna

Das Gasthaus hat uns wiedermal überrascht - das Essen war total schnell da, aber erst als wir um die Rechnung baten, fiel dem Kellner ein, dass wir auch Getränke bestellt hatten , die wir dann auch bekamen.
Unsere Bootsfahrt zurück dauerte glaub ich locker 2 Stunden, weil hier auf dem See einfach alles sooo langsam tuckert, und wir nahmen auch wiedermal jede Menge Backpacker in Zirkushosen (dagegen hab ich eine Aversion entwickelt) mit, die vorher noch auf der Insel ihre selbstgeknüpften Freundschaftsbänder und sonstigen Tschantsch verkauft haben. Jetzt verkaufen schon die Reisenden selbst ihr Zeugs, wie sollen denn da die Einheimischen einen Umsatz machen?
Nach unserer Rückkehr nach Copacabana kehrten wir wieder im Ambassador ein und nahmen unser Großgepäck wieder in Empfang. Am nächsten Morgen um halb 9 wollten wir mit dem Bus nach Puno, auf die peruanische Seite. Das wär uns aber fast nicht gelungen, denn als wir nach dem Frühstück noch schnell zum ATM wollten, der am Vorabend schon zu hatte, war dieser noch immer nicht um 7 aufgesperrt, obwohl das so angeschlagen war. Um halb 8 war's dann soweit, doch der ATM funktionierte nur für inländische Karten - na super. Um 8 sollte die Bank aufmachen, wir mussten aber um diese Zeit zum Bus und das Hotel auch noch bezahlten. Also ging ich zum Bus und sollte diesen gegebenenfalls aufhalten und Andi versuchte es bei der Bank. Aber da ging auch nichts zum Abheben und Wechseln wollten sie nur Dollar! Kurzerhand fand er noch eine Textilverkäuferin, die ihm ein paar Euro wechselte zu einem für sie sehr guten Kurs, sonst hätte sie es eh nicht gemacht. Und dann endlich in den Bus und über die Grenze.

© Katja Grach, 2009
Du bist hier : Startseite Amerika Bolivien Copacabana – Von Waschbären und Schweinen
Die Reise
 
Worum geht's?:
...und genau darum werde ich ein halbes Jahr um die Welt reisen. Auch wenn man meinen könnte Toskana, Kroatien, Bali und Deutschland müssten für heuer doch reichen - Nein! Das war erst die Aufwärmrunde...
Details:
Aufbruch: 14.10.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 18.04.2010
Reiseziele: Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Singapur
Neuseeland
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Costa Rica
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katja Grach berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors