Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil II - Perigord - Limousin - Streckenverlauf: Perigueux - Puy St. Front - Kathedrale St. Front

6.09.2014 - 9. Tag - Perigueux - Puy St. Front - Kathedrale St. Front

6. September 2014 - Samstag - 9. Tag
Fahrt nach Perigueux - Stadtviertel Puy St. Front - Kathedrale St. Front
Lisle - Campingplatz Municipal du Pont, Platz 1
Fahrzeit: 4 1/2 Stunden - 61 km

Der Wecker klingelt um 8 Uhr. Auch heute haben wir wieder schönes warmes Wetter. Nach dem Frühstück wollen wir gegen 10 Uhr starten, doch das Motorrad springt nicht an. Rolf muss erst einmal die Batterie laden, die ist neu und wir werden sie wohl Zuhause reklamieren.

Erst um 10.30 Uhr fahren wir los, Richtung Perigueux.

Perigueux ist eine Stadt, ca. 30.000 Einwohner, in der französischen Region Aquitanien. Sie ist die größte Stadt im Departement Dordogne. Der Fluss Isle durchquert von Ost nach West die Stadt. Von der als Verlängerung des Cours Fenelon im Südosten über den Fluss führenden Brücke aus hat man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt.

Die Isle verläuft in den Regionen Limousin und Aquitanien. Sie entspringt in den Monts du Limousin und mündet nach 255 km in Liboume als rechter Nebenfluss in die Dordogne.

Die Geschichte von Périgueux beginnt mit einer Ansiedlung der keltischen Petrocorier, die nach der Eroberung Galliens (52 v. Chr.) durch die Römer zu einer Stadt mit dem Namen Vesuna ausgebaut wurde. Die Alemannen zerstörten im 3. Jh. Vesuna und 70 weitere gallische Dörfer. Um ein solches Unheil in Zukunft zu vermeiden, wurden ein Befestigungwall und ein Bergfried gebaut. Vesuna war in den folgenden Jahrhunderten eine nicht unbedeutende Provinzstadt. Es wurden Tempel, Foren, Basiliken und Arenen gebaut. Das Wasser wurde über ein 7 km langes Aquädukt bis zu den Thermen geleitet. Die Stadt verfügte über ein Amphitheater mit ca. 20.000 Plätzen und war vollständig mit einer Stadtmauer umgeben. Beide Bauwerke sind in Resten erhalten, wobei die Arena heute nur noch aus wenigen Mauertrümmern innerhalb eines Parks besteht und die gallo-römische Stadtmauer größtenteils in die spätere Wohnbebauung integriert wurde.

In Laufe der Zeit wurde Vesuna immer wieder das Opfer von Überfällen, der Westgoten, der Franken, der Normannen. Mit der Zeit wurde der Ort in Schutt und Asche gelegt und verlor sogar seinen Namen. Man nannte ihn nur noch "La Cite". Einen bedeutenden Aufschwung erfuhr der Ort, als um 900 auf einer Anhöhe auf dem rechten Ufer der Isle - ca. 500 Meter entfernt - der Lokalheilige Saint Front bestattet wurde. Der Überlieferung nach wirkte hier der Heilige Fronto noch in römischer Zeit als Missionar und Bischof.

Das antike Vesuna, "La Cite" genannt, entwickelte sich als die Stadt der Kirche und des Adels. Puy Saint Front, um die Kathedrale gelegen, wurde "Le Bourg" genannt. Es war das Viertel der Händler und der Handwerker. 1240 vereinigten sich die beiden Siedlungen zur Stadt Perigueux.

Viertel Puy St. Front - Das ehemalige Händler- und Handwerkerviertel steht unter Denkmalschutz. Hier wurden zahlreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Renaissance-Fassaden, Höfe, Treppen, Patrizierhäuser und Läden wurden vor dem Verfall gerettet und saniert. In Perigueux kann man so eines der schönsten Stadtbilder von ganz Frankreich bestaunen.
Die zu Fußgängerzonen erklärten Straßen sind zu neuem Leben erwacht. Auf einigen Plätzen finden jeden Morgen Obst- und Gemüsemärkte statt. Besonders der "Große Markt" auf der Place de la Clautre (mittwochs und samstags) ist eine wahre Fundgrube an Erzeugnissen der Region. In den vielen kleinen Straßenbistros fühlt man sich in alte Zeiten versetzt.

Auf Anhieb finden wir einen guten Parkplatz im alten Zentrum und beginnen dann unsere Besichtigung. In den Fußgängerzonen findet nicht nur ein Markt statt, sondern auch eine Ausstellung alter Autos und Motorräder. Da gibt es einige sehr schöne Exemplare zu bestaunen. Bei dem schönen Wetter sind viele Menschen unterwegs. Wir wollen jedoch zunächst die Kathedrale St. Front anschauen.

Die Kathedrale St. Front ist dem Heiligen Front, dem ersten Bischof von Perigueux, geweiht. Sie ist eine der größten Kirchen im Südwesten Frankreichs und eine der originellsten des ganzen Landes.

Die Kirche erhielt 1897 von Papst Leo XIII. den Titel einer päpstlichen Basilica minor und ist seit 1998 Teil des Weltkulturer-bes der UNESCO - Jakobswege in Frankreich.

Die Kathedrale ist dem Heiligen Front geweiht, der nach der Überlieferung in der Dordogne als Missionar gewirkt haben soll. Ihm zu Ehren wurde im 6. Jh. eine Kapelle errichtet, die sich zu einem Wallfahrtsort entwickelte. Im 11. Jh. existierte eine große Abtei, die sich um die Pilger kümmerte.

Im zwölften Jh. wurden die Abtei und die alte Kirche nach einem kriegerischen Überfall aufgegeben und durch die heutige Kathedrale ersetzt, deren Vollendung auf etwa 1173 datiert wird. Es wird spekuliert, dass beide Kirchen zeitweise miteinander verbunden waren und denselben Altar mit dem Grab von Saint Front nutzten. Von der ursprünglichen Kirche des 12. Jh. ist nur der schöne mehrstöckige Glockenturm in seiner ursprünglichen Form erhalten. Die alte Kirche bildet die Basis des 60 Meter hohen Kirchturmes im Westflügel.

Die Kathedrale wurde in einem Stil erbaut, der romanische und byzantinische Elemente mischt. Die Kirche hat die Form eines griechischen Kreuzes und wird als Kreuzkuppelkirche von fünf Kuppeln mit je 13 Metern Durchmesser überkrönt. Sie ähnelt darin dem Markusdom in Venedig und sie war die erste Kuppelkirche entlang der noch im Mittelalter genutzten Römerstraßen von Rodez nach Cahors und Saintes.

1575 wurde die Basilika im Rahmen der Religionskriege von den Protestanten geplündert, der Kirchenschatz gestohlen und das Grabmal des Heiligen Front zerstört.
Bei den Restaurierungsarbeiten von 1852 bis 1901 durch Paul Abadie wurden die Konventgebäude zerstört, nur der Kreuzgang ist erhalten geblieben. Paul Abadie ersetzte die Kuppeln, die einzustürzen drohten, vergrößerte sie und versah sie zudem mit zahlreichen Türmchen. Paul Abadie erbaute später in ähnlichem Stil die Basilika Sacre Couer in Paris.

Im Innern der Kathedrale ist der monumentale Altaraufsatz aus Nussholz, ein aus der Schule der Jesuiten stammendes Meis-terwerk der barocken Bildhauerkunst. Es stellt die Himmelfahrt Maria dar. Das schöne Chorgestühl aus dem 17. Jh. kommt aus der ehemaligen Benediktinerabtei Ligueux.

Sehenswert ist auch die Kanzel aus dem 17. Jh. Herkules stützt die Bütte und zwei Atlanten tragen den Schalldeckel.
Die beiden gewaltigen kupfernen Lüster, von denen jeder ein Joch erhellt, hingen bei der Hochzeit Napoleons III. in der Ka-thedrale Notre Dame in Paris.

Nach der Besichtung der schönen Kathedrale mache ich mich auf, einige Einkäufe aus dem herrlichen Markt zu tätigen. Die Qualität der Waren (Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Käse etc.) ist ausgezeichnet, die Preise günstig. Rolf bringt meine Einkäufe zum Motorrad, verstaut sie gut und dann machen wir einen Spaziergang an der Isle entlang. Schöne kleine Häuser mit hübschen Blumengärtchen können wir entdecken, Katzen spazieren umher und schauen neugierig, was wir tun. Immer wieder haben wir einen phan-tastischen Blick auf die Kathedrale. Über eine Brücke, die herrlich mit bunten Blumenampeln ge-schmückt ist, geht es zurück zur Kathedrale, über den Markt bis hin zu den alten ausgestellten Autos. Jetzt kann Rolf dort besser fotografieren, da die meisten Menschen zu Mittag essen. Die Straßen sind fast leer gefegt. Während Rolf schon zum Motorrad geht, kaufe ich in einer Apotheke noch etwas ein. Es ist mittlerweile sehr warm geworden.

Wir verlassen Perigueux und machen uns auf den Heimweg. Kurzer Halt noch an einem Intermarche, um Wein einzukaufen. Gegen 15 Uhr sind wir zurück am Campingplatz, nach 4 ½ Stunden und 38 Meilen (61 km). Schnell die Einkäufe verstauen. Rolf ärgert sich darüber, dass an einem der Koffer das neue Schloss schon wieder Probleme macht und klemmt, d. h., nur mit Gewalt kann er es öffnen.

Zum Abendessen gibt es Fisch mit Krabben, Tomaten- und Chicoree-Salat, Baguette und Rose-Sekt. Ein schöner, aber auch anstrengender Tag geht zu Ende.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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