Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil II - Perigord - Limousin - Streckenverlauf: Excideuil - Hautfort - Tourtoirac - Perigueux

9.09.2014 - 12. Tag Excideuil - Hautefort - Tourtoirac - Perigueux

9. September 2014 - Dienstag - 12. Tag
Excideuil: Chateau d' Excideuil - Hotel de Vendeuil - Kirche Saint-Thomas 15. Jh. - Brunnen Bu-geaud - Commanderie der Templer - Markthalle - Consulat d'Excideuil - Hotel de Guy
Hautefort: Chateau de Hautefort - UNESCO Weltkulturerbe - Hospiz - Kräutergarten
Tourtoirac: Benediktinerabtei Saint Pierre es Liens - Rathaus
Perigueux: La Cite - Röm. City - Turm Vesuna - Museum Peridgord - Chateau Barriere
Lisle - Campingplatz Municipal du Pont, Platz 1
Fahrzeit: 5 1/2 Stunden - 165 km
In der Nacht hat es leicht geregnet und so ist es erfrischend, heute Morgen draußen zu sitzen nach der Schwüle des gestrigen Tages.
Wir starten um 10 Uhr, über Bourdeilles, Brantome, St. Pierre de Cole, Negrondes bis Excideuil.
Excideuil ist eine kleine Gemeinde, 1.200 Einwohner im Departement Dordogne in der Region Aquitanien. Sehenswert in dem historischen Ort, der 572 erstmalig von Aredius von Limoges erwähnt wird, sind einige historische Gebäude wie Hotel de Vendeuil - Kirche Saint-Thomas - Brunnen Bugeaud - Com-manderie der Templer - Markthalle - Consulat d'Excideuil - Hotel de Guy.
Schon von weitem ist das Chateau, welches auf einem Felsen liegt und die Landschaft überblickt, zu sehen.
Das Chateau d'Excideuil stammt in Teilen aus dem 11./12./13. Jh. und ist ein Monument historique. Die Vizegrafen von Limoges ließen die Burg mit langen Befestigungsanlagen versehen, um die Straße von Limoges nach Perigueux zu überwachen. Richard Löwenherz versuchte 3x vergeblich, die Burg einzu-nehmen. Das Torhaus stammt aus dem 14./15. Jh. - es ist von zwei Türmchen umgeben. Neben der mittelalterlichen Festung steht eine Renaissance-Villa mit Türmchen und Sprossenfenstern. Diese Villa gehörte Talleyrand, im Jahr 1613 errichtet von Louis XIII.

Wir steigen zum Chateau hinauf, doch nur die Außenanlagen können wir uns anschauen, der Rest der Burg ist in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Rolf hat ja mal wieder einen guten Parkplatz gefunden und so machen wir uns auf, zur Stadtbesichtigung. Unterwegs kaufe ich gutes Nußöl aus der Region und Meringe für Rolf ein. In den kleinen Gassen finden sich viele schöne alte Häuser. Wir erreichen den Platz vor der Kirche Saint Thomas mit dem Brunnen Bugeaud. Die Kirche ist geöffnet und so schauen wir auch dort hinein. Vorbei an der Commanderie der Templer geht es bergab zu den Markthallen und dem Consulat d'Excideuil. Unterwegs schenkt uns ein englischer Tourist eine kleine Broschüre über den Ort. Eine nette Geste.
Nachdem wir uns alles angeschaut und viel fotografiert haben, fahren wir weiter, nach Hautefort. Das mächtige Chateau de Hautefort - UNESCO Weltkulturerbe - überblickt majestätisch die Landschaft. Das Schloss aus dem 17. Jh. erinnert mit seiner stolzen Silhouette eher an die königlichen Anwesen im Loiretal als an eine Burg des Perigord.
Die alte Festung geht zurück auf das Jahr 987, hier erstmalig in einem Dokument erwähnt. Die Burg war im Besitz von Gouffier de Lastours, der zu Ruhm und Ehren während der ersten Kreuzzüge kam. Im 12. Jh. ging es in den Besitz des Troubadours Bertran de Born, Viscount de Hautefort, über. Dessen politische Ränkespiele führten zur Zerstörung der Burg durch Heinrich II. von England.
Der spätere Besitzer, Marquis Jacques Francois de Gontaut-Hautefort, Eisenhüttenbesitzer und Rüstungslieferant, beschloss 1630 die komplette Umgestaltung des Bauwerkes zu einem repräsentativen Schloss. 1680 waren die Arbeiten abgeschlossen. An das breit angelegte Haupthaus schließen sich niedrige Seitenflügel an, an deren Enden große Rundtürme stehen. Im östli-chen Turm befindet sich die Schlosskapelle. Im Dorf entstand ein Hospital im Barockstil, welches wirklich sehenswert ist.

1853 wurde ein französischer Garten angelegt, auf einem Hügel ein italienischer Garten. Oberhalb des Schlosses erstreckt sich ein weitläufiger englischer Landschaftsgarten. Die Parkanlagen des Chateau Hautefort gehören heute zu den "Bemerkenswerten Gärten Frankreichs".
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Schloss heruntergekommen und seiner Ausstattung beraubt. 1929 erwarben es Baron Henry de Bastard und seine Frau Simone, Tochter des Bankiers und Mäzens David David-Weill, restaurierten und richteten es neu ein. Nach dem Tod des Barons 1957 brannte das Schloss 1968 komplett aus. Dank der 1969 eingeleiteten historisch betreuten Restaurierungsarbeiten hat das Schloss sein ursprüngliches Äußeres zurückerhalten. Die Baronin stattete es mit Möbeln der Epoche erneut aus. Sie hinterließ das Schloss 1999 einer von ihrem Neffen geführten Stiftung.
Rolf hat das Schloss vor Jahren besichtigt und so machen wir nur einige Fotos und schauen uns dann wei-ter in dem kleinen Ort um, der ca. 1.100 Einwohner aufweist. Bei der Durchfahrt durch den Ort erblicken wir einige Verkaufsschilder an den schönen Häusern. Das alte Hospital ist sehr prachtvoll anzusehen. Heute sind dort u. a. eine Touristeninformation und ein Museum untergebracht. Das Gebäude ist von einem alten Kräutergarten umgeben.
Nachdem wir alles ausgiebig angeschaut haben, fahren wir weiter D62, D 5 nach Tourtoirac, ca. 600 Einwohner.
Am Rathaus parken wir und schauen uns die alte romanische Benediktinerabtei Saint Pierre es Liens, aus dem 11./12. Jh., an. Man muss nichts bezahlen, das kleine Informationsbüro ist geschlossen. Die Abtei gehört zu den historischen Denkmälern Frankreichs.

Die Überreste zeigen, wie ein Kloster im Mittelalter ausschaute. Wir sehen die Abteikirche, zwei Türme, den Kapitelsaal und eine Kapelle. Auch das ehemalige Haus des Abtes aus dem 17 Jh. ist noch erhalten. Hier logiert heute ein Arzt. Leider können wir alles nur von Außen anschauen.
Bald geht es weiter. Es ist heute wieder ein schöner warmer Tag. Wir fahren weiter, D 5, nach Perigueux. Dort parken wir in einer der Seitenstraßen im Stadtteil "La Cite". Dieses Viertel liegt an der Stelle der ehemaligen Stadt Vesuna und weist noch zahlreiche Spuren der gallorömischen Zeit auf.
Die Geschichte von Périgueux beginnt mit einer Ansiedlung der keltischen Petrocorier, die nach der Eroberung Galliens (52 v. Chr.) durch die Römer zu einer Stadt mit dem Namen Vesuna ausgebaut wurde. Die Alemannen zerstörten im 3. Jh. Vesuna und 70 weitere gallische Dörfer. Um ein solches Unheil in Zukunft zu vermeiden, wurden ein Befestigungwall und ein Bergfried gebaut. Vesuna war in den folgenden Jahrhunderten eine nicht unbedeutende Provinzstadt. Es wurden Tempel, Foren, Basiliken und Arenen gebaut. Das Wasser wurde über ein 7 km langes Aquädukt bis zu den Thermen geleitet. Die Stadt verfügte über ein Amphitheater mit ca. 20.000 Plätzen und war vollständig mit einer Stadtmauer umgeben. Beide Bauwerke sind in Resten erhalten, wobei die Arena heute nur noch aus wenigen Mauertrümmern innerhalb eines Parks besteht und die gallo-römische Stadtmauer größtenteils in die spätere Wohnbebauung integriert wurde.
In Laufe der Zeit wurde Vesuna immer wieder das Opfer von Überfällen, der Westgoten, der Franken, der Normannen. Mit der Zeit wurde der Ort in Schutt und Asche gelegt und verlor sogar seinen Namen. Man nannte ihn nur noch "La Cite". Einen bedeutenden Aufschwung erfuhr der Ort, als um 900 auf einer Anhöhe auf dem rechten Ufer der Isle - ca. 500 Meter entfernt - der Lokalheilige Saint Front bestattet wurde. Der Überlieferung nach wirkte hier der Heilige Fronto noch in römischer Zeit als Missionar und Bischof.

Das antike Vesuna, "La Cite" genannt, entwickelte sich als die Stadt der Kirche und des Adels.
An der Stelle des ehemaligen Amphitheaters befindet sich heute ein Park. Das ellipsenförmige Theater zählte zu den größten Galliens. Gewaltige Steinblöcke lassen noch Treppenhäuser, Ausgänge und Gewölbe erkennen. Der ganze untere Teil ist jedoch unter der Erde begraben. Die Zerstörung der Anlage begann im 3. Jh., als sie in Basteien umgewandelt und zu einem Teil des Befestigungswalls um die Stadt wurde. Im 11. Jh. machte ein Graf des Perigord daraus eine Festung, die 1391 zerstört wurde. Danach wurde das Theater als Steinbruch benutzt und lieferte das Material für den Bau zahlreicher Gebäude der Stadt.
Mir gefällt besonders der Vesuna-Turm. Es handelt sich um Reste eines Tempels aus dem 2. Jh. Es sind die einzigen Reste einer Tempelanlage, die unter Antonius im 2. Jh. n. Chr. im Herzen des Forums der antiken Stadt errichtet wurde. Der Tempel war der Schutzgöttin Vesuna geweiht. Der 20 m hohe Turm, 20 m im Durchmesser, mit Wänden von fast 2 Meter Dicke, war von Säulengängen umgeben und von zwei Basiliken eingerahmt. Trotz seiner Beschädigungen und seines gewaltigen Risses ist der Turm auch heute noch ein beeindruckendes Bauwerk. Ich bin ganz begeistert.
Während unseres Spazierganges durch den Park können wir überall die gewaltigen Steinblöcke sehen, die einst zu dem Amphitheater gehörten. Mit ein bisschen Phantasie kann man sich die riesigen Ausmaße des Theaters vorstellen.
Das Museum du Perigord befindet sich an der Stelle eines ehemaligen Augustinerklosters. Es ist heute eines der bedeutendsten vorgeschichtlichen Museen Frankreichs. Wir werfen jedoch nur von außen einen Blick hinein.
Als wir später Perigueux verlassen erblicken wir noch das Chateau Barriere. Sein Bergfried aus dem 12. Jh. überragt sogar einen Turm der Befestigungsanlage. Die Burg, die zur Zeit der Renaissance umgebaut wurde, der Familie Barriere gehörte, besitzt noch die Ehrenpforte und den Treppenturm. Während der Religionskriege wurde die Festung niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut.
Es ist eine schöne Fahrt, vorbei an blühenden Sonnenblumenfeldern, auf der Route de Noix. Ein Duft von Wildkräutern liegt in der Luft, der Wald riecht erdig. Kleine Dörfer, Häuser mit Fensterläden in sanften Blau-, Grün- oder Violett-Tönen sehen sehr heimelig aus. Und hier werden die Besucher nicht abgezockt. In den kleinen nichttouristischen Orten bekommt man Öl, Senf, Nüsse, Wein etc. zu ganz normalen Preisen. Das Perigord lebt von der Landwirtschaft. Die Rinder laufen überall frei herum. Nie riecht es nach Gülle wie bei uns Zuhause in Niederbayern, weil es hier keine Massentierhaltung gibt.
Gegen 15.30 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz, nach 5 ½ Stunden und 165 km. Es ist sehr warm, 26 Grad.
Unser Abendessen: Pate, Roastbeef, Schinken, Chicoree-Salat, Baguette, Trauben, Rose-Sekt. Erst spät verziehen wir uns in den Bus, um noch einen Film anzuschauen.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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