Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil II - Perigord - Limousin - Streckenverlauf: Maison de la Dronne - Nontron

11.09.2014 - 14. Tag - Maison de la Dronne - Nontron

11. September 2014 - Donnerstag - 14. Tag
Maison de la Dronne
Nontron: Mascerade des Soufflaculs "Baboys" - Kirche Notre Dame des Ronces -
Lisle - Campingplatz Municipal du Pont, Platz 1
Fahrzeit: 2 ½ Stunden - 105 km
Heute Morgen ist es leicht nebelig, erst langsam erscheint die Sonne. Von unseren Berlinern Bekannten erfahren wir via SMS, dass der Kauf der beiden Motorräder in Greeley gut geklappt hat und sie nun auf Tour gehen können. Das freut uns doch sehr.
Rolf macht heute Morgen erst einmal Servicetag, Abwasser, Toilette leeren, Frischwasser auffüllen. Und ich habe um 11 Uhr einen Termin beim Friseur. Rolf fährt mich in den Ort und macht es sich auf einer Bank gemütlich. Er schließt Bekanntschaft mit einem Engländer, der in Lisle lebt. Er hat mit seiner Part-nerin ein großes Haus günstig gemietet und genießt nun sein Rentnerdasein in dem kleinen quirligen Dorf. Was ihm besonders gefällt ist, dass es einen englischen Arzt dort gibt, denn sein Französisch lässt noch zu wünschen übrig, wie er uns erzählt.
Uns ist eh schon aufgefallen, dass in dieser Gegend sehr viele Engländer herum reisen, sich Häuser ansehen und manchmal auch kaufen.
Zunächst kommen wir am "Maison de la Dronne" vorbei. Wir machen einen kurzen Halt und schauen uns die alte Mühle an. Es gibt einige schöne alte Schaustücke und einen kleinen Parcours, um barfuss zu laufen. Bilder werden geschossen und es geht weiter, durch Felder, Wiesen, Wälder. Wir kommen erneut an dem täuschend echt aussehenden Bären vorbei und können ihn fotografieren.
Gegen 13 Uhr erreichen wir Nontron, parken und machen uns auf zur Stadtbesichtigung.

Nontron, im Departement Dordogne, Region Aquitanien, hat ca. 3.300 Einwohner.
Der Ort ist hoch über einer Flussschleife des Bandiat erbaut. Der Fluss fließt auf ca. 160 m Höhe und hat sich dabei bis 150 m tief in das umliegende Gestein eingeschnitten. Die Altstadt von Nontron überragt den Fluss um gut 50 m.
Nontron liegt im Regionalen Naturpark Perigord-Limousin, abseits der großen Verkehrsachsen. Diese geografische Isolierung hat bisher immer den wirtschaftlichen Aufschwung verhindert.
Das Stadtgebiet war bereits in der ausgehenden Bronzezeit um 1100 v. Chr. besiedelt. Die Römer bauten dort eine Villenanlage, im Stadtgebiet entstand ein gallorömisches Castrum. Später siedelten hier Westgoten und Franken.
Der Siedlungsplatz im Gebiet der heutigen Altstadt wurde durch die Sarazenen im 7. Jh. und erneut durch die Normannen im 9. Jh. zerstört.
Im 8. Jh. kam der Ort unter den Einfluss der Grafen von Limoges, die es an die Abtei Charroux übergaben. Im Jahr 1198 wurde Nontron von Richard Löwenherz belagert. In den Hugenottenkriegen 1562 - 1598 besetzten die Hugenotten die Stadt, die Reste der alten Festungsanlage wurden dabei endgültig zerstört. Auf den Überresten der Festung wurde in der Mitte des 18. Jh. ein Schloss errichtet. Es beherbergt heute ein Museum für Puppen und historisches Spielzeug.
Schön ist es, durch die kleinen Gassen zu spazieren. Schade, dass einige der herrlichen Fachwerk-Häuser verfallen. Dann entdecken wir am Parkplatz der Avenue Pasteur zwei riesige Statuen mit einem Schild, wo die Geschichte erzählt wird, leider nur auf Französisch.
Wie ich inzwischen heraus gefunden habe, findet jedes Jahr im April ein karnevalsartiges Fest statt - Mascerade des Soufflaculs. Der Hintergrund ist heidnischen Ursprungs und symbolisiert die Austreibung des Winters. Die Bruderschaft der Soufflaculs Nontron ziehen, bekleidet mit einem langen weißen Nachthemd und einer weißen Mütze auf dem Kopf, durch die Straßen. Sie führen satirische Komödien auf, in denen die Reichen und Geistlichen verspottet werden.

Im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung wurden die zwei riesigen Holzstatuen geschaffen, die sogenannten "Baboys".
Auf unserem Spaziergang kommen wir auch an einer etwas ungewöhnlichen Kirche vorbei, Notre Dame des Ronces. Rolf mag die neogotische Kirche nicht anschauen und wartet draußen, während ich hinein gehe.
Im Jahr 1625 wurde eine kleine Kapelle Unserer Lieben Frau errichtet, an einer Stelle, wo Kinder eine Statue der Jungfrau Maria in der Nähe eines Brunnen entdeckt hatten. Der Legende nach wurde die Statue in div. Kirchen verbracht, doch jedes Mal über Nacht verschwand sie und kehrte an die Stelle zurück, wo die Kinder sie erstmalig entdeckt hatten. Daraufhin wurde dort die Kapelle Unserer Lieben Frau errichtet. Die Jungfrau Maria wurde besonders von den Pilgern sehr verehrt und es wird von vielen Krankenheilungen berichtet. Die heutige eher nüchtern wirkende Kirche wurde 1872 an der Stelle der alten Kapelle gebaut.
Im Innern finden sich einige Nischen. In einer sieht man ein altes Taufbecken, im neugotischen Stil, mit einem vergoldeten Kupferdeckel, welches mir sehr gut gefällt. Ein schönes schmiedeeisernes Tor schützt das Kunstwerk.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Nontron, jedoch nur für die Getauften.
In einem kleinen Schrein gibt es eine kleine Pieta. Sie lädt die Kirchenbesucher zur Meditation ein.
Nachdem ich mir alles angeschaut und eine Kerze angezündet habe, laufen wir zurück zum Motorrad und fahren zurück zum Campingplatz. Das Wetter ist einfach herrlich.
Gegen 14 Uhr, nach 2 ½ Stunden, 105 km, sind wir Zuhause. Zum Kaffee gibt es Meringe und Cappuccino.
Rolf zieht sich seine Badehose an und schwimmt durch die Dronne. Natürlich muss ich von dem Spekta-kel jede Menge Bilder machen. Rolf kommt allerdings etwas in Schnaufen, denn er muss gegen die Strömung, die ziemlich stark ist, schwimmen.
Für den Rest des Tages faulenzen wir. Während Rolf sich die Landschaft anschaut, lese ich ein bisschen.
Zum Abendessen haben wir Kaninchenfilets, Zucchini, Salat, Trauben, Baguette und Rotwein. Erst spät gehen wir schlafen.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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