Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil IV - Picos de Europa - Streckenverlauf: Hermida-Schlucht-Potes-San Vicente de la B.

23.09.2014 - 26. Tage - Hermida-Schlucht-Potes-San Vicente d. l. B.

23. September 2014 - Dienstag - 26. Tag
Potes: San Vicente - Torre del Infantado - Musikpavillon - San Cayetano-Brücke - Rio Quiviesa
Desfiladero de la Hermida - - Rio Deva - La Hermida
San Vicente de la Barquera: Puente de Parral - Fischereihafen - Virgen de la Barquera - Iglesia Santa Maria de los Angeles - Burg- und Mauerreste
Desfiladero de la Hermida
Campingplatz La Viorna, Potes - Liebana - Kantabrien (Spanien)
Fahrzeit: 5 Stunden, 106 km
Der Wecker schellt um 8 Uhr. Der Regen hat aufgehört und Rolf sammelt die von den Bäumen gefallenen Walnüsse ein. Auch heute Morgen unterhalten uns die Eichhörnchen und die Vögel.
Gegen 12 Uhr starten wir. Zunächst fahren wir nur bis Potes. Dort machen wir erst einmal einen kleinen Besichtigungsrundgang, schauen uns die schönen alten Häuser an. In einem dieser prächtigen Bauten befindet sich eine Zahnarztklinik. Schön ist, dass die alten Villen mit herrlichen Blumen geschmückt sind.
Alle Häuser im historischen Ortskern sind im traditionellen Baustil errichtet und aus Natursteinen gebaut.
Die Pfarrkirche San Vicente aus dem 19. Jh. ist geöffnet und wir können sie anschauen. Hier bewundern wir ein außergewöhnliches barockes Altarretabel, welches aus dem alten Kloster San Raimundo stammt.
Die alte gotische Kirche San Vicente aus dem 14. Jh. ist nur von außen zu besichtigen. Sie beherbergt einen kleinen Ausstellungssaal - hier befindet sich die Touristeninformation. Die Dame dort ist sehr nett und ich erhalte einen Stadtplan und einige Broschüren, sogar in deutscher Sprache.
Mir gefällt besonders das Wahrzeichen des Ortes - Torrre del Infantado. Es handelt sich um ein inmitten des historischen Ortskerns gelegenes befestigtes Herrenhaus aus dem 15. Jh., das einen quadratischen Grundriss sowie vier kleine Türmchen aufweist, die von Zinnen gekrönt werden. Das Gebäude sieht einfach prächtig aus.

Auch ein Musikpavillon erregt unsere Aufmerksamkeit. Hier wird am zweiten November eine feierliche Rede zur Eröffnung des Orujo-Festes gehalten.
Schön sind ebenfalls die langen Arkaden, unter denen sich viele kleine Geschäfte befinden. Hier kann man regionale Produkte preisgünstig erstehen. Erste Kleinigkeiten erstehe ich in einem wunderbaren Krimskrams-Laden. Hier gibt es alles, aber wirklich alles. Was besonders schön ist, die Menschen sind trotz der Sprachschwierigkeiten - ich spreche Italienisch, sie Spanisch - freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit.
Potes, eine kleine Gemeinde (1.500 Einwohner), liegt auf 290 m Höhe und damit den Picos de Europa zu Füssen. Der Ort befindet sich im Schnittpunkt von vier Tälern und an der Einmündung des Rio Quiviesa in den Rio Deva, dessen Quelle sich in den Picos de Europa befindet.
Potes hat ein mediterranes Mikro-Klima, was u. a. den Anbau von Wein und anderen, für die Lage im Gebirge untypischen Pflanzen ermöglicht.
Haupteinnahmequelle des Ortes ist der Tourismus durch seine Lage im Nationalpark Picos de Europa.
Potes liegt an der N 621, die Leon über den San Glorio Pass mit der kantabrischen Küste verbindet und an der CA 184, die über den Piedrasluengas Pass in die Provinz Palencia führt. Nächste Großstadt ist das 100 km entfernte Santander.
Bekannt ist Potes für seinen Kichererbeneintopf - Cocido Lebaniego. Weitere regionale Produkte sind verschiedene Käse- und Honigsorten, der Tresterschnaps Orujo, der aus dem im Tal angebauten Wein gebrannt wird.
Montags ist Markttag in Potes. Aus der ganzen Region kommen die Bauern und bieten ihre Waren an, u. a. Obst, Trockenfrüchte, Wurst und Käse

Nach 13 Uhr geht unsere Tour weiter, durch die spektakuläre Hermida-Schlucht. Die enge, 20 km lange Schlucht "Desfiladero de la Hermida" hat zuweilen bis zu 600 m hohe Kalksteilwände. Die Enge und Dunkelheit der Schlucht, die der Rio Deva in den Felsen gegraben hat, haben hier fast jegliche Vegetation verbannt. Der Rio Deva hat sich überall dort einen Weg gebahnt, wo der Felsen den geringsten Wider-stand bot, was dem Flusslauf ein interessantes Zickzack-Muster verliehen hat.
Der Rio Devo, dessen Quelle sich in den Picos de Europa befindet (Fuente), mündet in den Golf von Biscaya an der Mündung des Rio Tina Mayor. Der Fluss erhielt seinen Namen von den Cantabrern, zu Ehren ihrer Göttin, Mater Deva.
Diese längste Schlucht Spaniens, mit einer großen Anzahl von Kurven, inmitten einer unglaublich schönen Landschaft, hat mich schon auf der Hinfahrt nach Potes begeistert. Heute, mit dem Motorrad können wir halten und einige Bilder machen. Doch diese können die Wildheit und Schönheit nicht wirklich wiedergeben, man muss es in natura sehen.
In der Schlucht liegt der kleine Ort La Hermida. Die drei Mineralheilwasserquellen von La Hermida werden bereits seit Mitte des 17. Jh. zu therapeutischen Zwecken genutzt. Schon 1840 hatten sie eine große Bedeutung und im Jahr 1880 wurden das Grand Hotel und eine Kirche errichtet. Nach dem Verfall der Einrichtungen nach dem Spanischen Bürgerkrieg wurden sie von 2003 bis 2006 vollständig umgebaut und erstrahlen nun wieder in altem Glanz.
Kaum ein Sonnenstrahl dringt hier bis zu den prächtigen alten Häusern, die mit Blumen geschmückt sind. Also wohnen möchte ich hier nicht in der Dunkelheit. Rolf entdeckt hoch oben in den Felsen ein Kreuz, sowie eine Grotte mit einer Marienstatue. Auch ein kleiner Wasserfall begeistert uns.

Und weiter geht es, gegen 13.30 Uhr kommen wir in die Region Asturien. Das große Hinweisschild kann man nicht übersehen. Wir kommen nach Panes, weiter Pesues, bis San Vicente de la Barquera.
Von oben haben wir einen prächtigen Blick auf die aus dem 18. Jh. stammende Puente de Parral.
San Vicente de la Barquera ist ein altes Fischerdorf und zugleich mit seinen schönen Stränden, seinem alten Kern und den schneebedeckten Picos de Europa als Hintergrund eine der malerischsten Ortschaften der kantabrischen Küste.
In der Mitte des 8. Jh. wurde der Ort im Rahmen der Reconquista von den Mauren zurückerobert. Man errichtete eine Burg, die man als Keimzelle der heutigen Stadt bezeichnen kann. Es gibt allerdings Hinweise, dass die Gegend um San Vicente de la Barquera schon in prähistorischer Zeit besiedelt war.
Wegen seiner interessanten Bauten wurde der alte Ortskern 1987 zum Kulturgut Kantabriens erklärt. Besondere Wahrzeichen der Stadt sind zudem die 600 m lange Puente de la Maza mit ihren 28 Bögen, die im 16. Jh. auf Befehl der Katholischen Könige errichtet wurde und die aus dem 18. Jh. stammende Puente de Parral.
Unser Weg führt uns zunächst zum Hafen, wo wir parken und einen Spaziergang am Meer entlang machen. Auf dem Rückweg halten wir auch an der kleinen Seefahrerkapelle - Virgen de la Barquera. Die kleine Kirche hat geöffnet und wir können hineinschauen.
Nun fahren wir hoch hinauf auf den Altstadthügel. Dort sind Mauer- und Burgreste zu sehen und natür-lich die alte Iglesia Santa Maria de los Angeles, die zwischen dem 13. und 16. Jh. erbaut wurde. Die Kirche liegt auf einem Felsvorsprung mit Blick über den ganzen Ort. Schon von weitem ist die Kirche zu sehen. Sie ist eine der Stationen des Jakobsweges - Camino del Norte - nach Santiago de Compostela.
Die dreischiffige Kirche wurde teils in romanischem, teils in gotischem Stil errichtet. Im Innern gibt es einige Schätze zu bewundern, die wir leider nicht anschauen können, da die Kirche geschlossen ist.
Etwas unterhalb der Kirche befindet sich die Pilgerherberge, in der Rolf 2011 auf seinem Camino del Norte auch übernachtet hat.
Nachdem wir uns alles angeschaut haben, fahren wir zurück in den Ort. Dort finden wir ein kleines Cafe, La Gallofa, wo wir eine kurze Pause machen, Cafe con Leche 1,20 Euro, 1 Glas Vino Tinto 0,90 Euro.
Es ist 15.30 Uhr und wir machen uns auf den Heimweg, wieder durch die herrliche Hermida-Schlucht. Ich kann mich an den Felsen dort gar nicht satt sehen.
Gegen 17 Uhr, nach 5 Stunden und 106 km sind wir zurück auf dem Campingplatz. Als Rolf zum Duschen geht, sieht er, dass unsere holländischen Freunde, Edith und Marius, sich auch hierher verirrt haben. Sie waren 2 Nächte in Burgos und wollen nun auch die Picos de Europa erkunden. Natürlich freuen wir uns sehr, denn so nette Menschen trifft man leider selten.
Zum Abendessen gibt es Rumpsteak, Zucchini, Salat, Pfirsiche und Rotwein.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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