Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil II - Perigord - Limousin - Streckenverlauf: Tal der Vezere - UNESCO Weltkulturerbe

12.09.2014 - 15. Tag - Tal der Vezere - St. Leon de Vezere - Montignac

12. September 2014 - Freitag - 15. Tag
Tal der Vezere (UNESCO Weltkulturerbe) - Les Grand Roc - Abri Laugerie Basse - Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil - Saint Leon de Vezere (Kirche) - Montignac
Lisle - Campingplatz Municipal du Pont, Platz 1
Fahrzeit: 5 ½ Stunden - 234 km
Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir um 10 Uhr in den schönen Tag. Unser Ziel ist das Tal der Vezere.
Die Vezere ist ein Fluss im Südwesten Frankreich, der in den Regionen Limousin und Aquitanien verläuft. Sie entspricht im Zentralmassiv, auf dem Plateau von Millevaches, und mündet nach 211 km bei Limeuil als rechter Nebenfluss in die Dordogne.
Das Vezere-Tal hat seinen Namen vom Fluss Vezere, der es duchfliesst. Berühmt ist das Tal im Südwesten Frankreichs vor allem für seine frühgeschichtlichen Fundstätten. 1970 erhob die UNESCO den historisch wertvollen etwa 40 Kilometer langen Flussabschnitt oberhalb der Mündung in die Dordogne zum Weltkulturerbe.
Im Vezere-Tal finden sich unter anderem die berühmten archäologischen Stätten von La Roque Saint-Christophe, Cro-Magnon, La Madeleine, Le Moustier, Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil oder die Höhle von Lascaux. Allesamt sind sie Zeugnisse des steinzeitlichen Lebens in Europa. Lascaux ist vor allem durch die ältesten Höhlenzeichnungen der Welt bekannt. Unzählige Malereien von Tieren und Menschen illustrieren das Leben zur damaligen Zeit. Neben den weltbekannten historischen Kunstwerken wurden in der erst 1940 entdeckten Höhle Steinartefakte, Schmuck, Werkzeuge sowie die tierische Überreste gefunden, die wesentlich zur Erforschung der Steinzeit beigetragen haben.

Wir machen einen kurzen Stopp am Le Grand Roc, Rolf steigt hinauf zu dieser natürlichen Höhle, die erst 1924 entdeckt wurde. Sie beeindruckt mit Stalagmiten, Stalaktiten und unterschiedlich geformten Kristallisationen. Von dem Platz vor der Höhle hat man einen herrlichen Blick über das Vezere-Tal.
Ganz in der Nähe befindet sich der Abri Laugerie Basse, 1863 entdeckt. Er brachte Reste steinzeitlicher Feuerstellen, menschliche Überreste, Arbeitsutensilien und über 500 Kunstgegenstände zu Tage. Berühmt ist die "Schamlose Venus", eine kleine Frauenfigur aus einem Mammutknochen. Der Abri war von der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit besiedelt. Er bildete sich zu Füssen einer 45 m hohen und 500 m langen Steilwand aus flachliegenden Kalken. Der 15 m tiefe Abri befindet sich 15 m über dem Fluss. Die Häuser von Laugerie Basse wurden unter Ausnutzung der natürlichen Gegebenheiten direkt an den Felsen gebaut, so dass auf die Rückwand und eine Dachhälfte verzichtet werden konnte. Die Fundstätte besteht eigentlich aus zwei Abris, dem Hauptabri und dem 50 m weiter flussaufwärts gelegenen Abri des Marseilles. Zwischen den Abris und der Vezere verläuft die D 47.
Beide Orte, Le Grand Roc und Abri Laugerie Basse, gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Rolf fotografiert und ich mache mir Notizen.
Weiter geht die Fahrt bis zum nahen Les Eyzies-de-Tayac. Der Ort wird von seinen Einwohnern liebevoll "Welthauptstadt der Vorgeschichte" genannt. Hier liegt der Abri (Felsüberhang) von Cro Magnon, wo man 1868 beim Bau einer Eisenbahnstrecke fünf 30.000 Jahre alte Skelette gefunden hat, drei Männer, eine Frau und einen Säugling, deren Schädel und Anatomie sich deutlich vom Neandertaler unterscheiden und uns, dem homo sapiens sapiens, gleichen. Es waren die ersten Überreste unseres Urahns, die gefunden wurden, seither heißt er Cro-Magnon Mensch - Cro für Loch und Magnon nach dem Besitzer des Grundstückes, wo man die Skelette fand.

Wir waren schon öfter in dem kleinen Ort (ca. 800 Einwohner), aber dieser hat sich sehr zum Nachteil verändert. Viel zu viele Restaurants, teure Geschäfte und überlaufen von Touristen. Uns gefällt das nicht und so machen wir nur einen kurzen Halt, einige Fotos, tanken und fahren weiter, vorbei am Maison Reignac und Roque Saint Christoph. Beide Orte haben wir schon in Vorjahren ausführlich besichtigt. Das Wetter ist herrlich und einige Ausflügler sind auf den engen kurvigen Straßen unterwegs.
Bald kommen wir in das reizende Dorf Saint-Leon-sur-Vezere, inmitten einer üppigen grünen Landschaft gelegen. Der kleine Ort (ca. 400 Einwohner) besitzt eine der schönsten romanischen Kirchen des Perigord und zwei Schlösser. Die Kirche gehörte zu einem im 12. Jh. gegründeten Benediktiner-Priorat, welches von der Abtei Sarlat abhängig war und auf den Fundamenten einer gallorömischen Villa erbaut wurde, Reste der Mauer sind noch Richtung Vezere sichtbar. Wir haben heute Glück und können uns die Kirche, die ausnahmsweise mal geöffnet ist, von Innen anschauen. Wir entdecken u. a. romanische Fresken. Die schlichte Kirche gefällt uns sehr gut.
Auf der Vezere sind einige Ruderboote unterwegs und die kleinen Restaurants am Fluss haben viele Gäste. Jeder will den schönen Tag ausnutzen.
Das Manoir de la Salle aus dem 14. Jh. liegt am Eingang der Ortschaft, in einem Park direkt neben der Durchgangsstraße. Die kleine Burg wurde aus Feldsteinen erbaut und hat noch einen viereckigen, mit Steinplatten gedeckten Donjon.
Das private Chateau de Clerans aus dem 16. Jh., elegant mit Türmen geschmückt, steht direkt an der Vézère und zeigt hohe Dächer und verzierte Firste. Eine hohe Mauer lässt einen schmalen Weg entlang des Flussufers frei. Beide Chateaus können wir uns nur von außen ansehen.

An einem alten schönen Haus im Dorf findet sich eine Gedenktafel für den amerikanischen Prof. McCur-dy, der viele Ausgrabungen hier tätigte.
Da uns heute auch hier zu viele Menschen sind, fahren wir weiter, nach Montignac. Eine kleine Gemeinde, ca. 2.700 Einwohner, im Departement Dordogne, Region Aquitanien. In einem kleinen modernen Ca-fe - "Enaparte" - in der Nähe der Vezere trinken wir Kaffee, zwei Espressi 2,60 Euro, das ist kaum zu glauben. Der nette junge Besitzer erzählt Rolf, dass er es schwer hat gegen die übermächtige Konkurrenz, doch wir drücken ihm die Daumen. Das Lokal ist sehr schön eingerichtet, mit sehr guten, sehr sauberen Sanitäranlagen und man kann Kleinigkeiten essen und trinken, zu zivilen Preisen, was in Frankreich eher unüblich ist.
Montignac war bereits in der Altsteinzeit besiedelt und wurde in der Antike von den Römer kolonisiert. Seit Anfang des Mittelalters ist in Montignac die Existenz einer Burg dokumentiert, die im 11. Jh. an die Grafen von Perigord überging und zu einer wichtigen Festung wurde.
Der Ort Montignac erstreckt sich beiderseits der Vezere. Rechts liegt der mittelalterliche Teil mit Turm und Umfassungsmauser als letzte Überreste der Festung der Grafen von Perigord. Die Anlage wurde mehrfach beschädigt und 1825 endgültig zerstört.
Montignac war durch eine Mauer mit drei Stadttoren geschützt, von denen eines zur Brücke über die Vezere führte. Diese Brücke wurde 1580 von den Protestanten verbrannt und nach dem Wiederaufbau 1620 vom Hochwasser stark beschädigt. Das heutige, zwischen 1766 und 1777 errichtete Brückenbauwerk, ersetzte die Fähre, die 150 Jahre lang benutzt worden war.
Da uns heute bei dem tollen Wetter zu viele Leute unterwegs sind, fährt Rolf einen anderen Weg zurück zum Campingplatz, über abenteuerlich kleine Sträßchen. Hin und wieder entdecken wir ein Chateau auf einem Felsen oder Hügel. Rolf und ich haben uns schon ein kleines feines ausgesucht, sollten wir je mal im Lotto gewinnen. Hier könnte man ständig anhalten und schauen, aber dann kämen wir nicht weiter.
Heute sind wir zum zweiten Mal an einem Haus vorbei gefahren, an dem ein Abwasserrohr "umstrickt" wurde, sieht sehr witzig aus, aber ich schaffe es einfach nicht, ein vernünftiges Foto davon zu machen.
Wir kommen nach Lisle. Hier werden noch Trauben und Nektarinen eingekauft und beim Metzger zwei schöne Steaks. Dann fahren wir weiter zum Campingplatz, wo wir um 15.30 Uhr, nach 5 ½ Stunden und 234 km ankommen. Wir haben immer noch herrliches Sommerwetter mit viel Sonne. Von Freunden, die zurzeit in den USA unterwegs sind, hören wir von Schneeregen in Denver. Da können wir ja zufrieden sein.
Zum Abendessen gibt es frische Sardinen, Chicoree-Salat, Baguette, Trauben und Nektarinen, dazu Rosewein.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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