Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil I - Auvergne - Streckenverlauf: Le Chaise Dieu - Ambert

2.09.2014 - 5. Tag - Le Chaise Dieu - Ambert

2. September 2014 - Dienstag - 5. Tag
Le Chaise Dieu - Abteikirche - Friedhof
Ambert - Eglise St-Jean
Ste. Sigolene, Camping Ste. Sigolene de Vaubarlet, Platz 28
Fahrzeit: 5 ½ Stunden - 120 Meilen - 193 km
Heute Morgen macht Rolf erst einmal die Heizung im Bus an, es ist sehr kalt. Erst langsam kommt die Sonne zum Vorschein. Nach dem Frühstück werden wir heute zunächst nach La Chaise Dieu fahren. Wir waren da vor Jahren schon einmal, mir hat das besonders gut gefallen dort. Gegen 10 Uhr starten wir und sind gegen 11.15 Uhr in La Chaise Dieu. In diesem Jahr kostet die Besichtigung kein Eintritt.
La Chaise-Dieu ist eine französische Kommune mit ca. 800 Einwohnern im Département Haute-Loire in der Region Auvergne. Der Ort liegt westlich von Brioude im Tal der Senouire und ist Teil des Regionalen Naturparks Livradois-Forez.
La Chaise Dieu Abbey, "Casa Dei", "Haus Gottes" liegt auf einem 1.083 m aufragenden Hochplateau inmitten dunkler Nadelwälder und hellen Weiden. 1043 gab Robert de Turlande sein sorgenfreies Leben als Chorherr auf und zog sich im Alter von 42 Jahren in die Einsamkeit der Wälder zurück, um als Eremit zu leben. Viele junge Leute folgten seinem Beispiel, so dass Robert de Turlan-de 1050 eine Benediktinerabtei gründete, der päpstlicher Schutz gewährt wurde. Als Robert 1068 starb umfasste die Abtei La-Chaise-Dieu mehr als 300 Mönche und 42 Töchterklöster. 1070 wurde Robert heiliggesprochen.
Die Tochterklöster werden im Französischen mit dem Attribut casadéen, im Englischen mit dem Attribut casadean bezeichnet. Den "Casadean Sites" (deutsch: den "casa dei-Stätten") wurde 2012 ein Kulturweg des Europarats gewidmet, der zu Stätten in Belgien, Frankreich, Italien, der Schweiz und Spanien führt.

Wir besichten die Abteikirche St. Robert, mit der Tumba Clemens VI. Der Pabst ließ sich ein monumentales Mausoleum errichten, denn die Mönche sollten hier täglich seiner gedenken.
Die gotische Abteikirche (Église abbatiale de Saint-Robert), dem Gründer der Abtei geweiht, wurde in den Jahren 1344 bis 1352 auf Betreiben von Papst Clemens VI. errichtet, dessen Hochgrab aus dem 17. Jahrhundert sich im Mönchschor der Kirche befindet. Sie zeichnet sich vor allem durch die Fresken aus dem 15. Jahrhundert aus, die das mittelalterliche Motiv des Totentanzes zeigen.
"La Chaise Dieu Abbey"
Im nördlichen Seitenschiff findet man auf einer Breite von 26 m und eine Höhe von 2 m den berühmten "Totentanz" (um 1460). Das Fresko zeigt 23 Personen aus allen Gesellschaftsschichten, die vom Tod spielerisch zum Tanz aufgefordert werden: Niemand kann seinem Schicksal entrinnen.
Der heute nur noch in Fragmenten erhaltene Totentanz entstand in der Zeit zwischen 1410 und 1425. Die Reste des Wandgemäldes mit einer Länge von ursprünglich etwa 26 Metern und einer Frieshöhe von 140 Zentimetern befinden sich in den drei westlichen Jochen des nördlichen Seitenschiffs. An dieser Rückwand der ehemaligen Chorschranken kann man noch 24 der insgesamt 30 Tanzpaare des nie ganz vollendeten Totentanzes erkennen. Die Bildfolge begann mit der Szene des Sündenfalls von Adam und Eva im Paradies; es folgte ein Prediger, der zu tugendhaftem Leben aufrief. Daran schlossen sich als Tänzer mit dem Tod in Gestalt einer mumifizierten Leiche an: Papst, Kaiser, Kardinal, König, Patriarch, Feldherr, Erzbischof, Ritter, Bischof(?), Knappe, Abt(?), Amtmann(?), Astrologe(?), Bürger, Domherr, Kaufmann, Kartäusermönch, Sergeant, Laienbruder, Wucherer(?), Arzt, Liebhaber, Advokat, Spielmann, Pfarrer, Bauer, Bettelmönch, Kind, Schreiber und Eremit. Unterhalb der Szenen des Totentanzes ist an manchen Stellen noch ein Liniensystem zu erkennen, wo offenbar für jedes Tanzpaar die Begleitverse mit den Reden des Todes und seiner Opfer vorgesehen waren, aber nie ausgeführt worden sind

Sehenswert ist auch das 144-sitzige Chorgestühl und der Lettner aus dem 17. Jahrhundert mit einem Kruzifix von 1603.
Der Lettner ist eine steinerne oder hölzerne Schranke, die vor allem in Domen, Kloster- und Stiftskirchen den Raum für das Priester- oder Mönchskollegium vom übrigen Kirchenraum, der für die Laien bestimmt war, abtrennte. In Abteikirchen diente der Lettner zur Trennung der Priestermönche und der Laienmönche. Er ist eine Weiterentwicklung der frühchristlichen Chorschranken. Er entwickelte sich in der Spätromanik, hatte eine Blütezeit in der Gotik und wurde dann in seiner Funktion als Lectorium allmählich von der Kanzel ersetzt. Vor dem Lettner stand der Kreuzaltar. Entsprechend diente der oft reiche Figurenschmuck des Lettners häufig der Verbildlichung der Passion Christi. Hinter dem Lettner war der Raum für den Klerus mit Chorgestühl, Bischofs- oder Abtssitz sowie dem Hauptaltar, der in der Regel seinen Platz an der Stirn der Apsis hatte.
Die zahlreichen Wandteppiche, die normalerweise über dem Chorgestühl aufgehängt sind, stammen aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts und wurden in Brüssel und in Arras hergestellt. Wir können diese sehr schönen Tapisserien in diesem Jahr nicht bewundern. Sie werden zurzeit restauriert. Dafür machen wir einen Spaziergang in dem schönen Kreuzgang und ich schaue mir anschließend noch den Friedhof an. Friedhöfe haben immer eine große Anziehung für mich.
Während ich in einem kleinen Lädchen Obst und Gemüse einkaufe, macht Rolf Bilder von einem Brunnen und merkwürdigen Metallfiguren, die überall zu sehen sind. Es handelt sich wohl um eine Ausstellung. Leider können wir nichts darüber in Erfahrung bringen, weil unsere mageren Französischkenntnisse nicht ausreichen. Das ärgert mich immer wieder.

Wir verlassen La Chaise Dieu, fahren durch die Pampa, auf zum Teil sehr kurvigen Straßen. kommen durch die Gorges de Dore. Leider liegt mal wieder viel Gravel (Kies) auf der Straße, das mögen wir und unser Motorrad gar nicht. Die Rinder, die wir sehen, laufen überall frei herum, ebenso Enten, Gänse, Hühner - es sind glückliche Viecher. Hier in der Gegend gibt es keine genmodifizierten Maisfelder, überhaupt wenig Maisanbau. Es finden sich große Weideflächen, viele Blumenwiesen, Getreidefelder. Oft sehen wir Falken, die auf den Zaunpfählen hocken, um nach Beute Ausschau zu halten. Am Himmel schweben riesige Adler. Sieht phantastisch aus.
Gegen 13.15 Uhr kommen wir nach Ambert. Dort in "unserem" Cafe an der Kirche machen wir Pause. In der Sonne ist es angenehm warm. Auf der Fahrt war es heute sehr windig und kühl. Rolf ist doppelt und dreifach angezogen.
Zwischen den Bergen des Livradois und den Monts du Forez erstreckt sich eine breite Ebene, in deren Mitte Ambert liegt. Zu Reichtum kam der Ort durch die Fertigung von Papier, beginnend im 15. Jh. Wichtigster Abnehmer war Lyon, die Stadt der Drucker. Seit 1328 gibt es in der Umgebung von Ambert Papiermühlen zur Papierherstellung. Eine heute noch funktionierende Anlage ist im Museum Richard de Bas zu sehen, welches der Geschichte des Papiers gewidmet ist. Ambert ist auch bekannt durch den Edelpilzkäse Fourme d'Ambert. Die Stadt gehört zur Vereinigung "Die schönsten Umwege Frankreichs", der 88 Orte im ganzen Land angehören. Ambert war auch die Heimat zahlreicher Genies: der Mathematiker Michel Rolle, der Komponist Emmanuel Chabrier, der Dichter und Gelehrte Maurice Faucon, der Dichter und Humanist Pierre de Nolhac etc. Henri Pourrat - 1887-1959 - legte Zeugnis ab vom Leben der Bauern. Sein Werk ist das eines Geschichtenerzählers (Le Tresor des Contes)

Doch auch in Ambert forderten die Religionskriege ihre Opfer. Im Febr. 1577 fiel der berühmt-berüchtigte Hugenottenführer Merle in die Stadt ein und richtete ein Blutbad an. Die Katholiken versuchten, Ambert zurückzugewinnen. Merle, der nicht genug Männer hatte, die Stadt zu halten, griff zu einer List. Er ließ den aus den Kirchen des Ortes entnommenen Statuen Helme aufsetzen und auf der Stadtmauer aufstellen. So glaubten die Angreifer, dass die Verteidiger, nicht zu bezwingen seien und zogen sich zurück. Erst später fiel die Stadt wieder an die Katholiken zurück
Eglise St-Jean - Die Kirche, zwischen 1471 und 1518 erbaut, gehört - bis auf einige Teile - der Zeit der Spätgotik an. Der Kirchturm ist 50 m hoch.
Nach der Pause fahren wir weiter, Richtung Lisson. Wir haben unsere 2. Michelin-Karte vergessen und so fährt Rolf nach Gefühl. Wir fahren schon einige Male in der Gegend und bei seinem guten Gedächtnis kennt er sich aus.
In Viverols sehen wir von weitem die Ruinen eines Chateaus hoch oben auf dem Berg, welche den Ort überblickt. Der Ursprung der Burg wird auf das 10./11. Jh. datiert.
Wir fahren die "Route du Balcons", hier haben wir wirklich herrliche Aussichten. Weiter über Apinac, St. Hilaire, dann wieder durch die Wildnis, über einen kleinen engen Weg. Valle de Courbiere, eine phantastische Gegend. Wir erreichen Bas en Basset, auch einer der vielen schönen Orte am Wege. Schöne Blumen, schöne Häuser, alles sehr gepflegt. In der Gegend gibt es auch viele Pferdehöfe, für Reiter ein Paradies.
Bald sind wir in Monistrol sur Loire und auf dem Campingplatz. Es ist 15.30 Uhr. Wir waren 5 ½ Stunden unterwegs, 120 Meilen = 193 km. Da wir Morgen weiterfahren werden, fährt Rolf das Motorrad gleich auf den Hänger und packt alles zusammen, Fernsehen wird abgebaut. Dann ist noch Servicetag angesagt, Abwasser, Wasser, Toilette. In 30 Minuten ist alles erledigt. Rolf hat das alles bestens im Griff.
Zum Abendessen gibt es Hühnerfrikassee, Zucchini, Salat, Rotwein und Baguette. Leider können wir nicht lange draußen sitzen. Es wird einfach zu kalt. So verziehen wir uns in den Bus und gehen früh schlafen.
Weitere Bilder findet Ihr auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - Uschi & Rolf - 2014 Frankreich/Spanien.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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