Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil IV - Picos de Europa - Streckenverlauf: Potes: Barrio el Sol und Barrio la Solana

29.09.2014 - 32. Tag - Besichtigung der Altstadt von Potes

29. September 2014 - Montag - 32. Tag
Besichtigung Potes: Torre de Orejon de la Lama -- Calle el Sol - Kartografisches Museum (Casa Cultura) Juan de la Cosa (La Casona de la Canal) - Barrio El Sol - Calle Virgen del Camino - Ermita de la Virgen del Camino - Puente de San Cayetano - Ermita de San Cayetano - Barrio la So-lana - Calle Doctor Encinas - Calle San Roque - Convento de San Raimundo - Casa de Jesus de Monasterio - Plaza Capitan Palacios - Monumento al Medico Rural - Monument der Destillation von Traubentrester (Orujo)
Campingplatz La Viorna, Potes - Liebana - Kantabrien (Spanien)
Fahrzeit: 2 1/2 Stunden, 5 km
In der Nacht hat es geschüttet, doch unser Vorzelt, welches Rolf umgemodelt hat, hält nun gut. Es ist nebelig heute Morgen, von den Bergen ist nichts zu sehen.
Rolf hat einen Platz entdeckt, der jetzt frei geworden ist und den er schöner findet. Also ziehen wir um. Vorzelt abbauen, Fernsehen abbauen, Hänger anhängen und eine Etage höher fahren. Dort ist der Blick auf die Berge noch schöner und es ist auch wärmer dort. Mal schauen, wie es hier mit dem Wind wird. Wir transportieren Stühle, Tische und die Satellitenschüssel nach oben bzw. Rolf macht das Meiste. Nun heißt es, alles neu einrichten. Doch Rolf hat das im Handumdrehen erledigt und unsere Burg ist wieder eingerichtet.
Gegen 13.30 Uhr fahren wir nach Potes. Wir wollen uns den Ort heute ausgiebig anschauen und Fotos machen.
Zunächst am Torre de Orejon de la Lama vorbei. Dies ist die älteste Villa des Ortes, aus dem 15. Jh. stammend. Es ist ein viereckiger Turm mit drei Etagen und von Zinnen gekrönt. Weiter durch die Calle del Sol, am heutigen kartografischen Museum (Casa Cultura) Juan de la Cosa vorbei. Hier kann man eine erstaunliche Sammlung von Karten aus der Renaissance und späteren Epochen anschauen. Juan de la Cosa, Navigator und Kartograf, wurde dadurch berühmt, dass er die älteste Karte des amerikanischen Kontinents zeichnete. La Casona de la Canal wurde im 18. Jh. erbaut, an seiner Fassade ist das Wappen der La Canal gut zu sehen.

Wir sind nun im Viertel Barrio El Sol, kommen durch die Calle Virgen del Camino bis zur unscheinbaren Ermita de la Virgen del Camino. Sie wurde im 18. Jh. erbaut und besteht aus einem einzigen Kir-chenschiff. Im Innern befindet sich ein interessantes Altarbild aus dem 18. Jh., welches wir jedoch nicht ansehen können, da die kleine Kirche geschlossen ist.
Gegenüber der Ermita gibt es einen sehr modernen Spielsplatz, den wir bestaunen. Unterwegs im Barrio El Sol habe ich einige Tafeln mit Bildern entdeckt, die zeigen, wie es früher hier ausgeschaut hat. Und ich entdecke den gelben Pfeil, das Zeichen für die Jakobspilger. Hier führt die Via Francigena, die ein Teil des Camino del Norte ist, weiter hinauf zum Kloster San Toribio de Liebana
Wir überqueren das Flüsschen Quiviesa über die Puente de San Cayetano, eine Brücke aus dem Mittelalter (13./15. Jh.), mit großem Bogen. Direkt neben der Brücke befindet sich die Ermita de San Cayetano mit einer besonders schönen Holztür.
Vorbei an einer alten Mühle kommen wir am gegenüberliegenden Ufer in das historische Viertel Barrio La Solana. Prächtige restaurierte Häuser, mit schönen Holzbalkonen bestaunen wir. Durch enge, steile Gassen wandern wir umher. Natürlich werden viele Fotos gemacht, so viele schöne Häuser bekommen wir nicht alle Tage zu sehen. Ich bin fasziniert, wie die Menschen hier in den engen Gassen Auto fahren und parken. Für mich wäre das der reinste Horror. Die engen Straßen waren ja auch ursprünglich nicht für Autos gedacht, sondern für Menschen, zu Fuß, zu Pferde oder auf Eseln.
Durch die Fuente le Riega, Calle Solana, Calle Cimavilla, vorbei an dem Gebäude der Guardia Civil bis zur Hauptstraße Calle Doctor Encinas, weiter Calle San Roque.

Dort besichtigen wir die Überreste des Convento de San Raimundo. Leider ist von dem Kloster, gegründet 1608, unklar ist, ob von den Dominikaner oder Benediktinern, nicht viel erhalten geblieben, nur die Fassade und der Kreuzgang. Der früher sicher mal sehr schöne Kreuzgang ist sehr verwahrlost. Heute befindet sich in dem Anbau das Colegio Menor de la Santa Cruz. Dahinter befindet das neue Rathaus von Potes.
In der Nähe des Conventes San Raimundo steht das Casa de Jesus de Monasterio. Das war ein in Potes geborener Geiger und Komponist, der in der zweiten Hälfte des 19. Jh. internationalen Ruhm erlangte.
Ein besonders schönes altes Haus, ebenfalls restauriert, mit herrlichen Holzbalkonen, liegt direkt an der Hauptstraße - das Altersheim von Potes. Die alten Menschen sitzen auf ihren Balkonen und sind mitten im Geschehen des Ortes. Von hier aus haben sie nur wenige Schritte zu den nahen Cafes, wo sie sich mit Freunden treffen, reden. Wenn ich da an manches Altersheim in Deutschland denke, möglichst weit weg vom Zentrum, so dass die älteren Menschen total abgeschieden leben müssen, das ist nicht schön.
Potes, eine kleine Gemeinde (1.500 Einwohner), liegt auf 290 m Höhe und damit den Picos de Europa zu Füssen. Der Ort befindet sich im Schnittpunkt von vier Tälern und an der Einmündung des Rio Quiviesa in den Rio Deva, dessen Quelle sich in den Picos de Europa befindet.
Die Geschichte von Potes geht weit zurück. Es gibt Hinweise auf prähistorische Besiedlung in diesem Gebiet. Auch die Römer entdeckten die strategisch günstige Lage und nannten den Ort Pontes. Im 8. Jh. begann die Wiederbesiedlung durch Alfonso I.. Es entstanden zwei Dörfer auf den beiden Seiten des Flusses. Die erste schriftliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 847 und bezieht sich auf die alte Pfarrkirche.

Im 10. Jh. war Potes dank seiner Wirtschaftskraft Verwaltungssitz der gesamten Region von Liebana. Während des 13./14. Jh. wurde Potes Stadt und stand hoch in der königlichen Gunst. Im 15. Jh. begannen Kämpfe um die Vorherrschaft. Konig Juan II. übergab das Gebiet an den Markgrafen von Santillana, Herzog der Infanterie. Dieser machte Potes zur Hauptstadt der Region Liebana.
Aus dieser Epoche stammt der Torre del Infantado. Er ist das Wahrzeichen des Ortes. Es handelt sich um ein inmitten des historischen Ortskerns gelegenes befestigtes Herrenhaus aus dem 15. Jh., das einen quadratischen Grundriss sowie vier kleine Türmchen aufweist, die von Zinnen gekrönt werden. 1868 verkaufte der 15. Herzog den Turm an die Gemeinde. Diese nutzte ihn während des 19. Jh. als Rathaus.
Viele Einwohner wanderten im späten 19./frühen 20. Jh. nach Amerika aus. Dank ihres erworbenen Reichtums entstanden in Potes viele herrlichen Häuser. Während des Spanischen Bürgerkrieges wurde viel durch ein Feuer zerstört, doch wieder später wieder aufgebaut. Heute steht die gesamte Altstadt von Potes, ein Gewirr aus engen Gassen und Treppen, Potes unter Denkmalschutz.
Auch ein Musikpavillon gegenüber den Arkaden ist sehenswert. Hier wird am zweiten November eine feierliche Rede zur Eröffnung des Orujo-Festes gehalten.
Schön sind ebenfalls die langen Arkaden, unter denen sich viele kleine Geschäfte befinden
Einer der ältesten Ortsteile von Potes ist La Solana. Die dortigen barocken Villen, die malerischen Bogenbrücken, die San Cayetano Brücke und die Gefängnis-Brücke, die den Rio Quiviesa überqueren, vermitteln den Flair einer längst vergangenen Zeit. Alle Häuser im historischen Ortskern sind im traditionellen Baustil errichtet und aus Natursteinen gebaut.

Die Pfarrkirche San Vicente aus dem 19. Jh. enthält außergewöhnliches barockes Altarretabel, welches aus dem alten Kloster San Raimundo stammt.
Die alte gotische Kirche San Vicente aus dem 14. Jh. ist nur von außen zu besichtigen. Sie beherbergt einen kleinen Ausstellungssaal - hier befindet sich die Touristeninformation.
Potes hat ein mediterranes Mikro-Klima, was u. a. den Anbau von Wein und anderen, für die Lage im Gebirge untypischen Pflanzen ermöglicht.
Haupteinnahmequelle des Ortes ist der Tourismus durch seine Lage im Nationalpark Picos de Europa.
Potes liegt an der N 621, die Leon über den San Glorio Pass mit der kantabrischen Küste verbindet und an der CA 184, die über den Piedrasluengas Pass in die Provinz Palencia führt. Nächste Großstadt ist das 100 km entfernte Santander.
Bekannt ist Potes für seinen Kichererbeneintopf - Cocido Lebaniego. Weitere regionale Produkte sind verschiedene Käse- und Honigsorten, der Tresterschnaps Orujo, der aus dem im Tal angebauten Wein gebrannt wird.
Montags ist Markttag in Potes. Aus der ganzen Region kommen die Bauern und bieten ihre Waren an, u. a. Obst, Trockenfrüchte, Wurst und Käse
In einem kleinen Park am Ortsein- oder Ausgang fällt uns eine Skulptur auf, Monumento al Medico Rural, für Doctor Raimon Ruiz Lloreda (1926-2002). Die Skulptur zeigt einen reitenden Mann auf einem Pferd, das typische Bild eines ländlichen Arztes, der über Jahrzehnte so schnell zu seinen Patienten gelangte. Lloreda war Doktor der Medizin, aber auch ein Künstler mit vielen Talenten (Maler, Bildhauer, Schriftsteller). Die Skulptur wurde vom Ärztekollegium Cantabriens gesponsert.
Und natürlich gefällt uns auch das Monument der Destillation von Traubentrester (Orujo), in Erinnerung an den Bürgermeister Alfonso Gutierrez Cuevas.
Nach der Besichtigung und vielen Fotos mache ich mich auf, nochmals die kleinen Geschäfte in Ruhe zu erkunden und evtl. das eine oder andere für Zuhause zu kaufen, u. a. 4 Sorten asturischen Käse, Haselnüsse, roten Vermouth. In einer Bäckerei kaufen wir noch ein paar süße Teilchen zum Kaffee. Außerdem erstehe ich ein Paar warme Pantoffeln für eine Facebook-Freundin.
Nachdem wir alles verstaut haben, geht es noch zum Supermarkt, wo wir hervorragend einkaufen können, alles Produkte aus der Region, Obst, Gemüse, Butter, Gambas, Rinder- und Schweinefilet, verschiedenen Schinken und Käse und natürlich Wein. Rolf ist dafür zuständig.
Dann fahren wir zurück auf den Campingplatz, wo wir nach 2 ½ Stunden, 5 km, um 16 Uhr eintreffen.
Um 17 Uhr sitzen wir frisch geduscht draußen vor unserem Bus und genießen den Blick auf die Berge.
Heute Abend gibt es kein Treffen mit Edith und Marius. Die beiden haben heute eine große Tour gemacht und sind rechtschaffen müde.

© Uschi Agboka, 2015
Du bist hier : Startseite Europa Spanien Potes: Barrio el Sol und Barrio la Solana
Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors