Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil III - Baskenland - Streckenverlauf: Tour Frankreich - Spanien

18.09.2014 - 21. Tag - Valle des Aldudes - Valle de Aezkoa

18. September 2014 - Donnerstag - 21. Tag
Tour Frankreich / Spanien:
Alos-Sibas-Abense - Menditte - Mendive - St. Jean Pied de Port - Valle des Aldudes - Banca - Aldudes - Rio Arga - Ruinen Munitionsfabrik "Real Fabrica de Municiones de Eugi" - Embalse de Eugi, Valle des Esteribar - Urtasun - Puerto de Erro - Puerto de Mezkiritz - Puerto Auritzberri - Espinal - Roncesvalles - Rio Irati - Puerto Remendia - Jaurrieta - Escaroz - Oronz - Ochagavia - Alto Lazar - Valle de Roncal - Uztarroz - Rio Belagua - Isaba - Portillo y Erice - Col de la Pierre St. Martin - Arette - Montory
Campingplatz Du Pont d'Abense, Abense de Haut, Tardets, Pyrenees-Atlantiques, Aquitanien
Fahrzeit: 6 Stunden - 261 km

In der Nacht hat es ein wenig geregnet, doch heute Morgen ist es wieder sehr schön und so steht die nächste Tour an.

D 247 Alos-Sibas-Abense, Menditte, D 117 - eine landschaftlich sehr schöne Strecke. Eng, kurvig, ohne Leitplanken, aber mit Mittelstreifen! - bis Mendive. D 18 bis St. Jean Pied de Port. D 15 - Valle des Aldudes - auch hier eine traumhafte Landschaft.

Das Valle des Aldudes oder Tal Baigorry ist ein Tal in den Pyrenäen, dominiert von dem Fluss Nive des Aldudes, einem Nebenfluss der Nive. Das Tal, isoliert von den Hauptstraßen des Landes, ist bekannt für seine landschaftliche Schönheit und besonders köstlichen Schinken seiner Schweine. Valle des Aldudes gehört zu den vier Wegen, die die westlichen Pyrenäen überqueren. Wie Funde zeigen, schon in der Altsteinzeit.

D 948 über Banca, Aldudes. Hier begegnen uns auf Schritt und Tritt frei laufende Viecher, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde ...

D 58 bis zur Grenze Frankreich/Spanien, dann NA 138. Wir kommen in die spanische Provinz Navarra.

Wir fahren am Rio Arga entlang, durch das malerische Valle de Aezkoa.

Valle de Aezkoa (ca. 1.000 Einwohner) ist durchzogen von Schluchten und Bergen. Die Orte in dem Tal sind winzig, ihre Häuser sind typische Pyrenäen-Häuser mit weiß getünchten Steinwänden und steilen Dächern. In diesem Tal ist die baskische Sprache noch am Leben. Das Tal wird im Norden begrenzt durch das Cize-Tal (Frankreich) und im Osten durch das Valle de Salazar. Die bergige Landschaft (unter 1.500 m Höhe) ist mit Buchen- und Eichenwäldern überzogen, ein grüner Teppich von mehr als 12.000 Hektar Wald. Der Hauptfluss des Tales, der Rio Irati spendet Leben der Flora und Fauna im Tal. Der Wald von Irati ist einer der größten Buchen-Tannen-Wälder Europas. Die Ruinen der Waffenfabrik Orbaize zeugen von der industriellen Vergangenheit des Tales: Hier wurden Waffen für die Armee Carlos III. produziert.

Plötzlich entdecken wir mitten im Wald Quinto Real alte Ruinen, die schauen interessant aus. Also halten wir an und steigen in den Wald hinab. Es handelt sich um die Überreste der Munitionsfabrik - Real Fabrica de Municiones de Eugi (Waffenfabrik Orbaize) - wie wir auf den ausführlichen Info-Tafeln lesen können.

Die Reste dieser Munitionsfabrik stammen aus 1766, als ein Minister Carlos III. ein neues Konzept für die Industrie entwickelte, Fabriken, die nicht in privaten Händen sind, sondern allein in denen des Königs. Auf 10.000 m² entstanden hier bei Olaberri Fabrikationsanlagen sowie Wohnräume für die Arbeiter. Es lebten dort z. T. mehr als 500 Menschen. Es gab eine eigene Schule, medizinische Versorgung und eine Kirche. Zunächst waren es französische Arbeiter, später kamen auch spanische Arbeiter hinzu. Durch das isolierte Leben, niedrige Löhne, oft schlechte Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern, kam es zu Streitereien und Skandalen. Die Fabrik war bis Ende des 18. Jh. in Betrieb, vor allem für Munition verschiedenen Kalibers, Kanonen- und Gewehrkugeln. Während der Französischen Revolution, nach einem harten Kampf mit mehr als 200 Toten und 700 Gefangenen, wurde die Fabrik demontiert. Nach dem Krieg nahm die Fabrik die Produktion wieder auf, doch nicht mehr in dem alten Rahmen. Im Jahr 1843 war alles baufällig und die Fabrik wurde aufgegeben. Die Bögen über dem Rio Ara sind die am besten erhaltenen Überreste.

Für mich irgendwie ein gruseliger Ort. Nachdem wir überall herum gestapft sind, alles fotografiert haben, fahren wir weiter.

Unser nächster Halt ist der Embalse de Eugi, ein riesiger Stausee, 252 m lang, im Valle de Esteribar.
Wir befinden uns hier mitten im Landschaftsschutzgebiet Quinto Real, ein Waldgebiet mit viel Schwarzwild. Weiter über Urtasun, den Puerto de Erro, 801 m, über den Puerto de Mezkiritz, 922 m. Dort entdecken wir einen mit Blumen geschmückten Gedenkstein. In dieser Gegend sind viele Jakobspilger unterwegs.

N 135, Puerto Auritzberri, Espinal, bis Roncesvalles. Dort machen wir Pause im Cafe Sabina, 1 alkoholfreies Bier 2 Euro, 1 Rotwein 1,50 Euro, 1 Stck. Tortilla 1,80 Euro. In Frankreich kann man von solchen Preisen nur träumen.

Roncesvalles (wörtliche deutsche Übersetzung etwa Tal/Täler der Dornensträucher) ist ein Ort in der Autonomen Region Navarra in Spanien. Er liegt in den Pyrenäen am südlichen Fuß des Ibañeta-Passes am Fluss Urrobi. Schon zu vorrömischer Zeit gab es hier einen Pyrenäenübergang und spätestens seit den Römern und ihrer Fernstraße Bordeaux-Astorga auch eine Passstation.

Die Bekanntheit des Ortes ergibt sich aus seiner Eigenschaft als wichtige Pilgerstation am Jakobsweg. Roncesvalles wurde mit der Begründung des Jakobsweges von 813 immens wichtig: Drei der vier wichtigsten Pilgerwege nach Santiago de Compostela gehen hier gebündelt über die Pyrenäen (Via Podiensis von Puy und Conques, Via Turonensis - von Paris, Tours und Poitiers, Via Lemovicensis - von Vézelay, Limoges und Périgueux kommend. Die Via Tolosana - Arles, Toulouse - führt über den Somport).

Die Küstenroute mit den vielen (gefürchteten und teuren) Flussüberquerungen konnte so vermieden und gleichzeitig das Rolandsschlachtfeld besichtigt werden, wenn auch ein steiler Anstieg und Wetterumschwünge die Pilger abschreckten.
Der Ort mit dem alten Augustinerkloster von 1132 stellte einen wichtigen Haltepunkt auf dem Jakobsweg dar und hat diese Funktion mit der Revitalisierung des Weges wiedererlangt.

Bekannt ist der Ort auch durch die Schlacht bei Roncesvalles am 15. August 778. Die Schlacht von Roncesvalles war ein Überfall der einheimischen baskischen Bevölkerung auf die Nachhut eines fränkischen Heeres unter Karl dem Großen am 15. August 778. Er fand nahe dem baskischen Dorfe Roncesvalles statt. Die islamischen Statthalter im Norden der Iberischen Halbinsel entschieden nach Streitigkeiten mit dem Emir Abd ar-Rahman I. von Córdoba (regierte 756-788), sich unabhängig zu machen, jeder in seiner Provinz. Da sie aber fürchteten, der Macht der Emirs nicht widerstehen zu können, suchten sie nördlich der Pyrenäen, bei den Franken, um Hilfe nach. Im Jahr 777, während Karl der Große sich noch im Krieg gegen die Sachsen befand, traf ein Abgesandter der abtrünnigen Gouverneure, Suleiman ibn al-Arabi, Statthalter von Barcelona, Husayn, Statthalter von Saragossa und Abu Taur, Statthalter von Huesca, in Karls Feldlager ein, um sich der Hilfe der Franken gegen den Emir von Córdoba zu versichern. Karl erkannte sofort die Möglichkeit, seinen Machtbereich auszudehnen, und sagte zu. Im Frühjahr 778 fielen zwei christliche Armeen in das zuvor teilweise von islamischen Mauren eroberte und besetzte Spanien ein. Die größere der beiden, bestehend aus Soldaten aus Neustrien und Sachsen, stand unter dem Oberbefehl Karls. Sie versammelte sich in der Nähe von Agen und überquerte die Pyrenäen bei Saint-Jean-Pied-de-Port. Pamplona, Jaca und Huesca öffneten ihre Tore, der Ebro wurde überquert, und das Heer lagerte schließlich vor den Mauern Saragossas. Die kleinere Armee, deren Soldaten aus Australien, Burgund, Italien, der Provence, Septimanien und Bayern kamen, überquerte die Pyrenäen im Osten, fiel in Katalonien ein und traf mit dem größeren Heerzug vor Saragossa zusammen. Suleiman ibn al-Arabi ließ die Franken nun jedoch nicht in seine Stadt - die abtrünnigen Statthalter begannen angesichts der christlichen Invasion ihre Entscheidung zu bereuen, zumal Karl auch in den ihm zugefallenen Städten eigene fränkische und christliche Statthalter einsetzte. Karl wiederum war nicht auf eine Belagerung vorbereitet, nicht mit Material und nicht mit Verpflegung, eine Ernährung der Soldaten aus dem wenig fruchtbaren Umland kam auch nicht in Frage, so dass Karl nur noch der Rückzug blieb. Während dieses Rückzugs überfiel er Pamplona, ließ es durch seine Truppen plündern und zerstörte die Stadtmauern, damit sich diese Stadt nicht gegen ihn erheben könne. Damit machte er sich die Basken zum Feind. Am 15. August überquerte sein Heer die Pyrenäen am Col de Roncevaux. In dieser engen Passage, zwischen den hohen Bergen eingeschlossen, war das fränkische Heer gezwungen, in einer langen und damit verwundbaren Reihe zu marschieren mit nur jeweils wenigen Männern nebeneinander. Die baskische Bevölkerung des Landes, deutlich in der Unterzahl, wartete nur auf die passende Gelegenheit zu einem Überfall. Mit leichter Bewaffnung und an die Bewegung in dem steilen und felsigen Gelände gewöhnt, ließen sie den Hauptteil der Armee passieren, um sich dann auf die Nachhut zu stürzen. Die Franken, auf ihren Pferden und mit ihren langen Lanzen kaum beweglich, wurden völlig überrascht. Die Nachhut wurde vom übrigen Heer abgeschnitten und mitsamt dem Tross in den Hintergrund des Tales gedrängt. Ein verzweifelter Kampf brach aus, bei dem die fränkischen Soldaten bis auf den letzten Mann niedergemacht wurden. Die Basken plünderten den Tross und zogen sich eilends in die Berge zurück. Die Hauptarmee machte zwar umgehend kehrt, kam aber zu spät auf dem Schlachtfeld an. Der Überfall der Basken am 15. August 778 war die einzige große Niederlage, die das Heer in der langen militärischen Karriere Karls des Großen erlitt. Unter den Opfern befanden sich hohe Würdenträger des fränkischen Hofes: Karls Hausmeier Egilhard, Pfalzgraf Anselm (Robertiner) sowie der Statthalter der Bretonischen Mark, der Graf Roland. In den folgenden Jahrhunderten wurde Roland zum populärsten Helden Frankreichs. In der Erinnerung des Volkes wurde das Massaker von Roncesvalles zu einer gigantischen Schlacht - dies in einer Zeit, als die christlichen Ritter des Westens sich auf den Kreuzzug zur Befreiung des Heiligen Landes begaben. Karls Expedition gegen die muslimischen Herrscher Spaniens wurde zu einem vorgezogenen Kreuzzug stilisiert - und Roland wie selbstverständlich ein christlicher Märtyrer.

In der Schlacht von Hastings 1066 sangen die Normannen ein Lied, das die Geschichte Rolands feierte. Am Ende des 11. Jahrhunderts kam ein Epos in romanischer Sprache auf, das Chanson de Roland, das Rolandslied, das heute zu den Meisterwerken epischer Dichtung des Mittelalters gerechnet wird.
Die Schlacht von Roncevalles entwickelte sich auf beiden Seiten der Pyrenäen zu einer Legende und entfernte sich dabei von der historischen Realität. Im Rolandslied, dem ältesten französischen Heldenepos, wird der heldenhafte und aussichtslose Widerstand einiger tapferer christlicher Ritter gegen die Übermacht der Sarazenen verherrlicht.
Das Gedicht von Bernhardo del Carpio (Ende des 12. Jh.) erzählt von einem jungen Mann als Nationalheld, der als Anführer von Kämpfern aus dem. Baskenland, aus Navarra und Asturien das Eindringen der fränkischen Armee auf spanisches Territorium gerächt haben soll.

Als Platz für diese Schlacht werden jedoch immer wieder auch andere Orte ins Spiel gebracht. Der Sage nach soll die knapp 100 km östlich gelegene Gesteinsformation der Brèche de Roland, eine 40 m breite und 100 m tiefe Scharte im Pyrenäenhauptkamm, oberhalb des 2.807 m hohen Cirque de Gavarnie, von einem Schlag Rolands mit seinem Schwert Durendart herrühren. Nach dem Ort bzw. der Schlacht wurde auch eine Landfläche auf dem Saturnmond Iapetus als Roncevaux Terra benannt.

Weiter NA 140. Wir überqueren den Rio Irati. NA 2022, über Puerto Remendia, 1.040 m, bis Jaurrieta. NA 140 bis Escaroz. Weiter NA 178. In Oronz tanken wir an der uns schon bekannten Tankstelle. Der Tankwart ist erfreut, uns wieder zu sehen. Ich erstehe einen kleinen Pilz als Deko für Zuhause. NA 140 bis Ochagavia, über den Alto Lazar, 1.129 m, durch das Valle de Roncal, bis Uztarroz. Vorbei an riesigen Felsen, wo die Condore nisten. Herrlich die schönen Vögel majestätisch in der Luft schweben zu sehen. Und heute kann ich auch einige fliegende Falken entdecken. Leider auf dem Motorrad nicht zu fotografieren. Am Rio Belagua entlang, über Isaba, NA 137, Portillo y Erice, 1.578 m, Col de la Pierre St Martin, 1.760 m. Es ist saukalt dort oben. Schafe, z. T. mit bunten Farbklecksen im Fell, laufen umher, ebenso Pferde, die uns wieder misstrauisch beäugen. D 132, steil bergab, sehr kurvig, bis Arette. Dort kurzer Halt, ich hab einen Krampf im Bein. Eine Kuh hat sich einen Vorgarten als Freßstelle ausgesucht. Überall finden sich die schönen Baskenhäuser, farbenfroh mit rotbraunen Fensterläden, Türen, Zäunen etc. D 918 über Montory, zurück zum Campingplatz. Dort kommen wir um 16.30 Uhr an, nach 6 Stunden, 261 km.

Es war eine herrliche Tour heute, viel Natur, Berge, Tiere, etwas fürs Gemüt. Es hat uns beiden sehr gut gefallen.

Zum Abendessen gibt es kleine Miniforellen, Salat, Baguette, Äpfel, Käse, Weißwein. Erst spät verziehen wir uns in den Bus, als es uns zu kalt wird.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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