Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil III - Baskenland - Streckenverlauf: Tour Frankreich - Spanien

16.09.2014 - 19. Tag - St. Jean Pied de Port - Valle de Baztan

16. September 2014 - Dienstag - 19. Tag
Tour Frankreich / Spanien
Col d'Osquich - St. Jean Pied de Port - Porte de Navarre - Porte Saint Jacques (UNESCO) - Pont d'Eyheraberry - Porte Notre Dame - Kirche Notre Dame - Rue de la Citadelle - Bishop's Prison - Zitadelle (Chateau de Meniguren) - Porte Saint Jacques - Col d'Ispeguy - Valle de Baztan - Erratz - Puerto de Otxondo - Urdazubi- Urdax - Kloster San Salvador
Campingplatz Du Pont d'Abense, Abense de Haut, Tardets, Pyrenees-Atlantiques, Aquitanien
Fahrzeit: 6 ½ Stunden - 218 km
Heute Morgen weckt uns das Gezwitscher der Vögel. Rolf macht sich gleich auf den Weg ins Dorf, Brot zu holen. Nach dem Frühstück starten wir um 10.30 Uhr.
D 918, über den Col d'Osquich, 392 m. Hin und wieder nimmt die Tour de France diesen unspektakulären Pass in ihr Programm auf. Auf dieser Strecke haben wir immer wieder sehr schöne Aussichten. Es wird plötzlich sehr warm. Wir passieren St. Just-Ibarre, Larceveau. Ein starker, unangenehmer Käsegeruch liegt in der Luft. Weiter D 933.
Um 11.35 Uhr sind wir in Saint Jean Pied de Port und finden gleich einen sehr gut gelegenen Parkplatz. Mit einem Auto hier zu parken ist kein Vergnügen. Sehr sehr viele Pilger sind schon unterwegs, sie kommen vom Bahnhof hinauf in den Ort.
Die Altstadt beiderseits der Nive de Béhérobie ist immer noch von einer Stadtmauer umgeben. Wir laufen dort entlang und betreten das alte Zentrum durch die Porte de Navarre. In einem kleinen Laden erstehe ich Geschirrtücher für Zuhause und einen baskischen Pflaumenschnaps für eine Bekannte.
Wir kommen zur Kirche Notre Dame und schauen uns diese kurz an, da sie geöffnet ist. Weiter durch das Porte Notre Dame. Die Porte Notre Dame führt durch den Fuß des Turms der Kirche Notre Dame hinaus auf die Brücke über die Nive - Pont d'Eyheraberry. Auf beiden Seiten des Flusses stehen die mittelalterlichen Häuser direkt am Ufer, ihre Holzbalkone erstrecken sich über das Wasser. Das sieht ganz herrlich aus.

Innerhalb der Mauern ist die Rue de la Citadelle Straße von Häusern gesäumt, deren älteste aus dem 16. Jh. stammen. Hier gibt es überall die traditionellen Herbergen für die Pilger. Manche haben sehr originelle Verzierungen an ihren Häusern. Die Häuser und Mauern sind aus rosa bzw. grauem Sandstein erbaut, was sehr schön aussieht. Kleine Läden - Handwerker, Künstler und Krimskrams - laden zum Schauen ein. Wir erstehen so eine Art Römertopf. Leider ist der sehr schwer, das Tragen bei der Wärme ist unangenehm.
Mich interessiert ein Haus besonders, bishop's prison. Warum dieses Haus so heißt, weiß niemand so genau. Natürlich wird ein Foto gemacht.
Oben, kurz vor der Zitadelle, sind einige nette Spanier, sie drehen dort einen Film und erzählen dabei etwas über die kulinarischen Dinge der Gegend. Es ist sehr schwül. Rolf steigt hinauf zur Zitadelle und macht einige Fotos.
Währenddessen sitze ich auf einer kleinen Steinbank, ruhe mich aus, schreibe und beobachte die vorbei eilenden Menschen.
Schlagartig, nach 12 Uhr, ist die Straße menschenleer. Mittags- und Essenszeit für die Franzosen. Nachdem Rolf von der Zitadelle zurück kommt, wandern wir langsam den Berg hinunter, zurück zu unserem Motorrad. In dem nahen Bistro trinken wir einen Espresso. Leider ist die Toilette in dem Lokal mal wieder total unsauber, wie so oft in Frankreich. Ich finde das immer abscheulich.
Es scheint ein Zug angekommen zu sein, denn Massen von Pilgern strömen in den Ort. Manche haben unglaublich viel Gepäck dabei, das bedeutet, dass sie wohl nicht zu Fuß unterwegs sind.
Saint-Jean-Pied-de-Port ist eine Stadt mit 1.490 Einwohnern, im Departement Pyrenees Atlantiques, Region Aquitanien. Die Stadt liegt direkt an der Grenze zu Spanien und gehört zum französischen Baskenland.

Früher trug die Stadt andere Namen, nämlich Santa Maria Cabo el Puente oder Sainte-Marie du Bout du Pont.
Der heutige Name der Stadt (Heiliger Johann am Fuße des Passes) ist abgeleitet aus ihrer Lage am Beginn der Passstraße nach Roncevalles (Spanien).
Die Stadt ist ein wichtiger Ort am Jakobsweg Via Podiensis und zugleich letzte Station auf französischem Boden. Der Pilgerweg setzt sich dann im Camino Frances, der in die Pyrenäen, über den Ibaneta-Pass, nach Pamplona und weiter nach Santiago de Compostela führt, fort.
Der Ort ist seit dem 12. Jh. bekannt, von dieser Zeit an diente er als Befestigung der Grenze des Königreiches von Navarra. Auf dem Berg über dem Ort erhebt sich seit 1191 das Chateau de Mendiguren. Seit 1329 hatte die Stadt Marktrecht, wodurch sie zu einem Zentrum des grenzüberschreitenden Handels mit Spanien wurde.
Zwischen 1512 und 1530 war Saint Jean Pied de Port einer der Schauplätze des Eroberungsfeldzuges der Krone Aragonien gegen Navarra. Viele Verteidigungsanlagen und Häuser fielen in dieser Zeit der Zerstörung anheim.
Ab 1625 wurde unter Leitung des französischen Festungsbaumeisters Vauban das Schloss zu einer Zitadelle umgebaut, bis 1728 wurden auch die Verteidigungsanlagen der Stadt grundlegend umgebaut.
Wer sich auf der Pilgerstraße von Nordosten der Stadt nähert, betritt sie durch das Jakobstor - Porte Saint Jacques.
Noch vor der Brücke, aber außerhalb der Mauern, führt ein Fußweg, der Chemin de ronde, hinauf zur Zitadelle. Diese ist mit vier Bastionen in alle Richtungen gesichert, zur Stadt hin gibt es weitere Mauern, von denen aus Straße und Stadttore mit Kanonenfeuer belegt werden konnten.

Nach 13 Uhr fahren wir weiter, D 15, St. Etienne de Baigorry, D 949, Col d'Ispeguy, 672 m. Hier verläuft die Grenze zu Spanien. Der Pyrenäenpass verbindet das Valle des Aldudes mit dem Valle de Baztan. Die Straße D 949, eng, kurvig, ist auf französischer Seite in keinem guten Zustand. Auf der spanischen Seite - Navarra - ist sie super gut ausgebaut.
Das Valle de Baztan gilt als eines der schönsten Baskentäler. Grüne Landschaften, weite Wiesen und Weideflächen, kleine Flüsschen, Gehöfte und beschauliche Dörfer gehören zum Tal von Baztan. Von alters her sind die Orte im Tal zu einer einzigen Kommune zusammengefasst. Rund 80 % des Bodens ist gemeinschaftlicher Besitz. Dies erklärt den Reichtum der Talbewohner und die Vielzahl stattlicher Herrenhäuser, wie man sie sonst in Navarra selten findet. Die im 15. Jh. königlich anerkannte adlige Abstammung der Einwohner des Baztan-Tales spiegelt sich in den vielfältigen Wappen an den prächtigen Herrenhäusern wider.
Wir kommen in den schönen Bergort Erratzu, wunderschöne Häuser sind hier zu sehen. Die Fahrt geht am Rio Baztan entlang bis Elizondo. Hier tanken wir, denn das Benzin ist viel günstiger als in Frankreich. Weiter über N 121 B, über den Puerto de Otxondo, 670 m, über Urdazubi - Urdax. Überall sind die Jakobsmuscheln, das Zeichen der Jakobs-Pilger zu sehen.
Wir machen einen kurzen Halt, schauen uns die Klosteranlagen San Salvador aus dem 9. Jh. von außen an und fahren dann weiter über Dantxarinea. Hier herrscht ein Wahnsinnsverkehr. Massen von Franzosen sind in dem Einkaufszentrum eingefallen, denn hier in Spanien ist der Alkohol wesentlich preisgünstiger als in Frankreich. Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen, D 20, Ainhoa, ein kleines Dorf, 500 Einwohner, das zu den schönsten Dörfern Frankreichs gehört. D 918, Espelette, D 932, D 918 bis St. Jean Pied de Port. Dort kaufen wir im Intermarche ein. Es ist sehr schwül. Gewitter liegt in der Luft.
Unsere weitere Strecke: D 933, Lacarre, Larceveau, Col'd Osquich, Musculdy, Mauleon-Licharre, Gotein-Libarrenz, Sauguis-Saint Etienne, Trois Villes bis Tardets, Abense de Haut.
Um 17 Uhr sind wir Zuhause, nach 6 ½ Stunden, 218 km. Es ist herrliches Wetter uns so sonnig, dass wir uns einen Sonnenschutz basteln müssen.
Zum Abendessen gibt es Kalbschnitzel mit Pilzen, Tomatensalat, Baguette, Rosewein. Allerdings ist das Baguette in dieser Gegend für uns kein Baguette, eher ein Lapperbrot.
Rolf hat in den Emails eine Nachricht von unserem Anwalt bezüglich meiner Klage gegen meinen Bruder im Zusammenhang mit dem Tod meiner Mutter 2013. Mich regt das alles unheimlich auf.
Auf dem Campingplatz sind ein Holländer, ein Franzose und ein weiteres Paar mit Zelt angekommen. Der Campingplatz ist sehr schön gelegen und die Sanitäranlagen sind sehr sauber, allerdings total veraltet. Später, nach dem Essen, gewittert es stark und regnet in Strömen. Doch wir sitzen im Trockenen und genießen die Abkühlung.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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