Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Midi-Pyrenees (Frankreich) - Streckenverlauf: Puycelsi-Castelnau Montmiral - Cordes sur Ciel -

12.09.2013 - 14. Tag - Puycelsic-Castelnau-Cordes-Abbaye Beaulieu Rouergue

12. September 2013 - Donnerstag - 14. Tag
Campingplatz De la Bonnette, Caylus, Bas-Query (Frankreich)
Caylus -Puycelsi - Castelnau-de-Montmiral - Cordes sur Ciel - Abbaye de Beaulieu-en-Rouergue - Caylus
Fahrzeit: 6 Stunden, 76 Meilen - 123 km

Auch heute Morgen haben wir wieder herrliches Wetter. Um 10 Uhr starten wir zu unserer Tour. Der erste Halt ist in Puycelsi, einem wunderschönen alten Ort, hoch oben auf einem Berg gelegen. Heute sind hier einige Busse angekommen, doch Gott sei Dank verlaufen sich die Menschen in den Gassen des geschichtsträchtigen Ortes.

Wir fangen mit der Besichtigung an den Mauerresten der Befestigungsanlagen an. Der Weg führt vorbei an der kleinen Kapelle Saint Roche, dem Chateau des Gouverneurs, welches zurzeit restauriert wird. Da die Pfarrkirche Saint Corneille geöffnet ist, können wir sie auch anschauen. In jeder Gasse des verwinkelten Ortes finden sich herrliche Häuser mit schönen Details, wie z. B. interessanten Briefkästen, Türglocken und anderen Kunstwerken. Es gibt einige gute Restaurants in dem kleinen Dorf und das es Mittagszeit ist, die Franzosen speisen müssen, liegt überall ein köstlicher Duft in der Luft. Uns gefällt Puycelsi sehr gut, doch wir müssen weiter.

Puycelsi ist eine südfranzösische Gemeinde mit ca. 480 Einwohnern. Der Ort gehört zu den "Schönsten Dörfern Frankreichs".

Die schönsten Dörfer Frankreichs (Les plus beaux villages de France) ist eine kulturtouristische Auszeichnung in Frankreich. Die Vereinigung wurde 1982 von Charles Ceyrac, dem damaligen Bürgermeister von Collonges-la-Rouge im Corrèze ins Leben gerufen, um den Tourismus in kleinen ländlichen Kommunen mit reichem historischen Erbe zu fördern. Mit diesem Ziel zeichnet sie französische Gemeinden mit dem Label Les plus beaux villages de France aus. Im Gründungsjahr schlossen sich die Bürgermeister von 66 Gemeinden der Initiative an. Zur Qualitätssicherung hat sich die Vereinigung bei der Auswahl der Dörfer harte Kriterien auferlegt. Ein Ort, der in die Liste der schönsten Dörfer Frankreichs aufgenommen werden will, darf nicht mehr als 2.000 Einwohner haben und muss über eine geschützte Zone oder denkmalgeschützte Bauwerke verfügen.

Der Ortsname Puycelsi wird hergeleitet aus dem lateinischen podium celsium (flache Anhöhe der Kelten), dem das keltische celto dun zugrunde liegt.

Puycelsi liegt auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Hügel oberhalb des Tals der Vère. Im 19. Jh. hatte der Ort zwischen 1.600 und 2.200 Einwohner. Die Reblauskrise im Weinbau und die Mechanisierung der Landwirtschaft führten zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und infolgedessen zu einem beständigen Rückgang der Bevölkerung. Die Gemein-de lebt heute von der Land- und Forstwirtschaft sowie vom Handwerk und vom Kleingewerbe. Seit den 1960er Jahren spielt der Tourismus in Form der Vermietung von Ferienwohnungen eine Rolle.

Im 10. Jahrhundert ist der - nahe bei einer vorgeschichtlichen Kultstätte gelegene - Platz von Benediktiner-Mönchen der Abtei von Aurillac besiedelt worden. In der Zeit der Albigenserkreuzzüge (1209-1229) wurde der Ort von den Truppen Simon de Montforts belagert; nach dem Frieden von Meaux (1229) wurde die örtliche Burg geschleift. Im Hirtenkreuzzug von 1320 wurde die Stadt erneut belagert und ebenso im Verlauf des hundert-jährigen Krieges (1386).

Sehenswürdigkeiten in Puycelsi:
Die 800 m langen erhaltenen Mauerreste der Befestigungsanlagen sind seit 1928 Monument historique, dazu gehört auch das Stadttor - Porte de l'Irissou.
Die unmittelbar an die Wehrmauer anschließende Chapelle Saint Roche hat einen kleinen Glockengiebel.
Im Ort finden sich mehrere Renaissancehäuser aus exakt behauenen Natursteinen aus dem 16. und 17. Jh. in unmittelbarer Nähe zu Bruchstein- und Fachwerkhäusern.
Sehenswert ist auch das Chateau des Capitaines-Gouverneurs aus dem 15. Jh.

Die im 14. und 15. Jh. in gotischen Formen erbaute Pfarrkirche Saint Corneille wird überragt von einem mächtigen Westturm. Das Innere der Kirche ist einschiffig mit seitlichen Kapellenanbauten.
Eine 3-bogige, ehemals über die im Jahr 1974 umgeleitete Vere führende spätmittelalterliche Steinbrücke - Pont de Laval - aus dem 14./15. Jh. ist ebenfalls seit 1991 als Monument historique unter Schutz gestellt.

Gegen 12 Uhr sind wir in Castelnau-de-Montmiral. Das malerische Dorf thront hoch oben auf einem Felssporn über dem Tal der Vere und dem Wald von Gresigne und gehört ebenfalls zu den "Schönsten Dörfern Frankreichs". Wir finden schnell einen Parkplatz und machen uns auf, das Zentrum des Ortes - Place des Arcades - anzuschauen. Viele Bilder werden gemacht. Besonders schön ist eine alte Apotheke.

Bereits in der Jungsteinzeit war die Gegend bewohnt - im Wald von Grésigne stehen noch mehrere Dolmen. Auch die Grundmauern zweier gallo-römischer oppida hat man entdeckt. Der mittellateinische Name lautete: Castellum Novum Montis Mirabilis.

Die Gründung der Bastide von Castelnau (neue Burg) im Jahre 1222 geht zurück auf Raimund VII., Graf von Toulouse. Die Bastide wurde als Ersatz für die während des Kreuzzugs gegen die Albigenser (Katharer) zerstörte Festung gegründet. Im Hundertjährigen Krieg (1337-1453) und in der Zeit der Hugenottenkriege (1562-1598) blieb der Ort von Angriffen und Zerstörungen verschont.

Aus der reichen Vergangenheit des Dorfes sind einige alte Häuser erhalten geblieben, die restauriert wurden. Der Place des Arcades von Castelnau-de-Montmiral zählt zu den kleinsten, gleichzeitig jedoch schönsten im Süden Frankreichs. Er ist von Bogengängen gesäumt. Die umstehenden Häuser - egal, ob Fachwerk- oder Ziegelsteinbauten - sind meist zwei- oder dreige-schossig und ruhen auf Pfeilerarkaden oder Ständerwerk, die bei Regen wie bei Sonnenschein gleichermaßen Schutz bieten. An der West- und der Südseite des Platzes stehen zwei Häuser aus dem 17. Jh. Das Arkadenhaus mit zwei großen Fenstern mit Fensterkreuz aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist seit 1927 als Monument historique anerkannt.

Bereits im Mittelalter haben sich in Castelnau Händler und kleinere Handwerksbetriebe niedergelassen, die die Bewohner des Orts und seiner Umgebung mit allem Notwendigen versorgten.

Am Stützpfeiler (pilori) eines Hauses wurden Schlachttiere eine Nacht vor ihrem Tod angebunden, damit ihre Gesundheit von den Dorfbewohnern begutachtet werden konnte. Diebe und Ehebrecherinnen wurden hier ebenfalls an den Pranger gestellt.

Der achteckige Brunnen in der Mitte des Platzes (Fontaine des Cannelles) trägt die Jahreszahl 1597 eingerahmt von Jakobsmuscheln.

100-jährige Krieg - Der Begriff "Hundertjähriger Krieg" wurde von Historikern rückblickend eingeführt und bezeichnet traditionell die Zeit von 1337 bis 1453, in der englische Könige versuchten, ihre Ansprüche auf den französischen Thron mit Waffengewalt durchzusetzen. Dennoch bestand dieser Konflikt aus mehreren Phasen und einzelnen Kriegen, die erst später als ein einziger Komplex verstanden wurden. Als Hundertjähriger Krieg werden der anglo-französische Konflikt und der sich daran anschließende französische Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons zwischen 1337 und 1453 bezeichnet.

Den Hintergrund bildete erstens ein lehnsrechtlicher Streit um die Besitzungen und die Rolle der englischen Könige als Herzöge von Aquitanien im Königreich Frankreich, der sich daran anschließende Streit um die Thronfolge in Frankreich zwischen dem englischen König Eduard III. (Haus Plantagenet) und dem französischen König Philipp VI. (Haus Valois), sowie drittens ein innerfranzösischer Konflikt um Macht und Einfluss zwischen den Parteien der Bourguignons und der Armagnacs. Der Krieg endete mit einem Sieg der Valois. Er hat entscheidend zur Herausbildung eines Nationalbewusstseins in Frankreich und England beigetragen

Nachdem wir noch ein Brot eingekauft haben, fahren wir weiter. Cordes sur Ciel ist unser Ziel. Nachdem wir mal wieder einen günstigen Parkplatz ergattert haben, machen wir uns auf, die steilen Gassen des Ortes zu erklimmen. Es ist sehr warm und der Aufstieg ist ganz schön anstrengend. Bis zur großen Bastide gehe ich mit, dann passe ich. Meiner rechten Hüfte geht es nicht so gut. Ich setze mich auf eine Bank unter einen schattigen alten Baum und beobachte die Menschen, die sich mühsam den Berg hoch quälen. Rolf marschiert weiter. Ich habe einen schönen Blick über die Landschaft, die geprägt ist von riesigen Weinanbaugebieten und großen gelben Sonnenblumenfeldern.

Rolf kommt zurück und meint, ich solle mit ihm nochmals hinauf steigen, es lohne sich. Also machen wir uns auf den Weg, weiter hinauf. Wir kommen an prächtigen alten Häusern vorbei, in denen sich Künstler und Kunsthandwerker niedergelassen haben. Doch auch einige leerstehende Gebäude gibt es. Eine schöne Markthalle ist zu sehen. In die Eglise Saint Michel können wir auch hinein sehen. Der mühsame Aufstieg hat sich wirklich gelohnt, ein Haus schöner als das andere. Nur die engen steilen Gassen - ein Albtraum hier Auto zu fahren. Wir lassen uns Zeit mit der Be-sichtigung und wandern dann langsam wieder die steilen Gassen hinab. Unten angekommen machen wir Pause und trinken Kaffee. In einem nahen Supermarkt kaufe ich schnell ein paar Dinge ein, ehe wir weiter-fahren.

Cordes-sur-Ciel ist eine französische Gemeinde im Département Tarn in der Region Midi-Pyrénées. Sie zählt ca. 1.011 Einwohner. Der spektakulär auf einem Hügel liegende Ort hat sein mittelalterliches Erscheinungsbild bewahrt und ist daher ein beliebtes Touristenziel.

Am Fuße des Hügels fließt der Cérou vorbei. Das Dorf Cordes-sur-Ciel, das in 100 m Höhe auf einem Felsvorsprung am Weinanbaugebiet AOC Gaillac und dem 400 ha großen Wald Grésigne liegt, ist eine der ältesten Festungsanlagen der Midi-Pyrénées. Cordes-sur-Ciel scheint sich wirklich aus den Wolken zu erheben...

Raimund VII., Graf von Toulouse, beschloss 1222, als die Albigenserkriege in vollem Gange waren, die Gründung der Bastide Cordes als Reaktion auf die Zerstörung der Festung St-Marcel durch die Truppen Simon de Monforts. Den Einwohnern von Cordes wurden Sonderrechte gewährt. Sie mussten weder Steuern noch Wegegelder zahlen. Die Festungsstadt wurde rasch zu einem Zufluchtsort für die Ketzer (Katharer) und so hatte sie auch stark unter der Inquisition zu leiden.

Nach dem Ende der Albigenserkriege bewirkte der Handel mit Wollstoff, Seide und Leder den wirtschaftlichen Aufschwung des Dorfs Cordes-sur-Ciel (1280-1350), das daraufhin Händler und Adelige anzog, deren Häuser in diesem romantischen Dorf noch heute sichtbar sind und Zeugnis ablegen vom Reichtum ihrer ehemaligen Bewohner. Die Auseinandersetzungen der Bischöfe von Albi, der Widerstand von Cordes gegen die Hugenotten und zwei Pestepidemien setzten dem goldenen Zeitalter im 15. Jh. ein jähes Ende. Nach einem kurzfristigen Wiederaufschwung im 19. Jh. (Einführung der mechanischen Strickmaschinen) fiel Cordes in einen Dornröschen-Schlaf.

Glücklicherweise hat sich die Bevölkerung angesichts der Gefährdung der gotischen Häuser mobilisiert und so wurden die Gebäude ab 1923 unter Denkmalschutz gestellt. Der Reiz des schönen alten Cordes wirkte jedoch vor allem auf Künstler und Kunsthandwerker, die aktiv zur Rettung und Neubelebung des Ortes beigetragen haben Die Restaurierungsarbeiten wurden voran getrieben und lassen heute Cordes wieder in seinem einstigen mittelalterlichem Gewand erstrahlen. In den alten Häusern, die in gewundenen, steil ansteigenden Gassen mit Kopfsteinpflaster stehen, haben sich Kunstschlosser, Emailleure und Illustratoren sowie Weber, Graveure, Bildhauer und Maler niedergelassen.

Durch eine herrliche Landschaft kommen wir zur Abbaye de Beaulieu en Rouergue.

In dem schönen Tal der Seye gründeten im Jahre 1144 einige von Bernhard von Clairvaux hierher geschickte Mönche eine Abtei, die den Namen "Beaulieu" - schöner Ort - bekam. Nach der französischen Revolution wurde sie teilweise zerstört und in einen landwirtschaftlichen Betrieb umgewandelt. Erst 1960 begannen die neuen Eigentümer mit der Restaurierung. Die Arbeiten wurden ab 1973 von der Caisse des Monuments Historiques (französische Behörde für historische Bauwerke), der die Abtei als Schenkung übertragen wurde, fortgeführt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, insbesondere in der Kirche, die ein herrliches Beispiel der Zisterzienserbaukunst ist. Heute befindet sich in der Abtei ein Zentrum für zeitgenössische Kunst, wo Ausstellungen und Konzerte veranstaltet werden. Da es schon spät ist und der Eintritt recht hoch, schauen wir uns die Abtei nur von Außen an und fahren dann zurück zum Campingplatz, wo wir um 16 Uhr eintreffen, wieder nach 6 Stunden, 76 Meilen (123 km).

Das Wetter heute war durchwachsen, Wolken, bedeckt, aber angenehm zum Fahren, teilweise ziemlich warm.
Heute Abend gibt es zum Dinner: Schweinesteaks, Pilze, Tomatensalat, Baguette und Rotwein. Später sehen wir uns einen kritischen Film über den Irak an - Green Zone.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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