Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Auvergne (Frankreich) - Streckenverlauf: St. Saturnin - Orcival - Clermond-Ferrand

6.09.2013 - 8. Tag - St. Saturnin - Orceval - Clermond-Ferrand

6. September 2013 - Freitag - 8. Tag
Campingplatz Les Ombrages, Platz Nr. 13 - Dallet, Auvergne (Frankreich)
Dallet - St. Saturnin - Chateau Saturnin - Kirche St. Saturnin - Orcival - Clermont-Ferrand - Kathedrale Notre-Dame - de-l'Assomtion - Dallet
Fahrzeit: 6 Stunden, 107 Meilen - 172 km

Gestern Abend haben uns die Mücken ganz schön zugesetzt. Sogar unter dem Fuß hatte ich einige Stiche. Gut, dass ich meine Wundersalbe (Indianersalbe) aus USA dabei habe.

Heute ist wieder ein herrlicher Tag. Bereits um 8.30 Uhr beim Frühstück ist es schon sehr warm. Heute wollen wir noch hierbleiben und Morgen dann weiterfahren zu einem anderen Campingplatz. Rolf rechnet damit, dass die Jäger am Wochenende wieder erscheinen und "unsere" Enten erschießen. Das wollen wir nicht noch mal miterleben müssen.

Um 9.30 Uhr starten wir. Ein kurzes Stück fahren wir über die Autobahn. Erster Halt ist in St. Saturnin. Rolf findet einen günstigen Parkplatz und wir machen uns auf, den schönen Ort zu erkunden. Das Chateau schauen wir uns nur von Außen an und laufen dann weiter hinauf, vorbei an einem alten Friedhof und der Kapelle Sainte Madeleine, in der gerade neu dekoriert wird für eine Ausstellung. Unterwegs macht eine Schwalbe Rolf auf die Nase, ob das Glück bringt?

An einer Straßenlaterne sehen wir die Jakobsmuschel, Wegweiser für die Jakobspilger. Wir kommen nun zu dem Platz vor der Kirche. Dieser ist einmalig schön, da er von wunderbaren Renaissance-Häusern gesäumt ist. Wir haben Glück und können uns die prächtige Kirche von Innen anschauen. Nach vielen Bildern verlassen wir den interessanten Ort.

Saint-Saturnin ist als eines der Plus beaux villages de France (Schönste Dörfer Frankreichs) klassifiziert. Der Ort ist auf einem Basaltgrat erbaut, an dessen höchster Stelle die Kirche St-Saturnin steht. Mit seinen engen Gassen hat der Ort sein mittelalterliches Flair bewahrt und zog deshalb viele Künstler an, die sich hier niederließen.

Zwischen den Schluchten der Monne und dem Tal der Veyre steht in Saint-Saturnin nicht nur eine der 5 bedeutendsten romanischen Kirchen der Auvergne, sondern auch das Schloss der Herren der Tour d'Auvergne (13.- 15. Jh.) in dem auch Katharina von Medici zu Besuch war. Die Burg, ein mittelalterlicher Wehrbau, mit dreifacher Ummauerung, Zinnen und Wehrtürmen, ist leider nur von Außen anzuschauen, da sie als Hotel genutzt wird. Die Fassade stammt aus der Renaissance-Zeit.

Die wunderbare romanische Kirche von Saint-Saturnin ist zusammen mit der von Orcival die einzige, die ihren Turm durch die Wirren der Revolution retten konnte. Die Kirche St-Saturnin gehört zu den sechs Hauptkirchen der auvergnatischen Romanik. Sie wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus hellem Arkose-Sandstein und dunklem Lavagestein erbaut und hat mit ihrem oktogonalen Glockenturm die Französische Revolution unbeschadet überstanden, so dass Restauratoren anderer Kirchen sie zum Vorbild nehmen konnten. Die Ostpartie der Kirche bildet eine Auvergnatische Pyramide. Im Inneren finden sich Kapitelle aus Lava-Gestein, eine romanische Marienstatue, eine farbig gefasste Pieta in der Krypta und ein Christushaupt aus dem 15. Jahrhundert sowie Holzplastiken des 18. Jahrhunderts.

Die mittelalterliche Kapelle Sainte-Madeleine (im 12. Jh. erbaut, im 14. Jh. befestigt), ist heute Ausstellungsraum und befindet sich gegenüber dem Chor der Kirche.

Der Weg führt wieder quer durch die Pampa, wie auf einer Achterbahn, bergauf, bergab. Es ist sehr warm, aber windig.

Gegen 11.20 Uhr sind wir in Orcival, ein kleiner, im grünen Tal des Sioulet gelegener Marienwallfahrtsort.

Das "Kreuz der Gefangenen" auf dem Hügel hinter der Basilika, 1945 von Kriegsgefangenen errichtet, gefällt mir besonders gut. Auch in diesem Jahr machen wir eine Besichtigung der Kirche und der Krypta. Die Marienstatue in der Kirche schaut furchterregend aus, jedenfalls empfinde ich das so.

Thronende Madonnen
Die Verehrung der Mutter Gottes hatte in der Auvergne schon immer eine besondere Bedeutung, da der christliche Glaube hier auf den Kult der keltischen Muttergottheit aufbaut. Bei den romanischen Marienfiguren der Auvergne handelt es sich meist um thronende Madonnen, die sog. "Vierges en Majeste", die durch ihre feierliche Körperhaltung, den ergreifenden Realismus ihrer bäuerlichen Züge und die Symbolik ihrer langen, Schutz spendenden Hände, erstaunen. Besonders interessant sind die Madonnen von Orcival und Marsat.

Die berühmte thronende Jungfrau von Orcival, mit Silber und vergoldetem Silber geschmückt, ist das Ziel vieler Wallfahrten, von denen die bedeutendste an Christi Himmelfahrt stattfindet.

Später machen wir noch einen Rundgang durch das Dorf. In den kleinen Läden finde ich immer etwas Schönes für Zuhause.

Orcival ist neben Clermont-Ferrand der bedeutendste Wallfahrtsort der Auvergne mit einer romanischen Kirche, die als eine der schönsten der Region gilt. Der Ort liegt am Rande des Gebirgsmassivs der Monts Dore. Die meisten Häuser des Ortes sind mit den traditionellen Schieferschindeln gedeckt.

In Orcival, wo es an einer keltischen Kultstätte bereits im 6. Jh. eine Wallfahrt zur Jungfrau Maria gab, bauten im 7. Jh. Mönche aus La Chaise-Dieu ein erstes, gegen Ende des 9. Jh. von den Normannen zerstörtes Gotteshaus. Die heutige Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 12. Jh., nachdem sich hier ein kleines Benediktiner-Priorat gegründet hatte. Die Kirche ist ein Meisterwerk der auvergnatischen Romanik: Außen unter den Arkaden sind Ketten aufgehängt, als Dank von befreiten Gefangenen und Pilgern des Jakobsweges. Das monumentale Bauwerk, mit einer Ostpartie in Form einer "Auvergnatischen Pyramide", überragt die beschaulichen Häuser des malerischen Bergdörfchens.

Über die ungewöhnliche Lage dieser Kirche gibt es eine Legende. An einer Quelle soll die Jungfrau erschienen sein, um sich zu erfrischen. Das Wasser erwies sich als wunderkräftig und zog viele Pilger an. In der Nähe soll dann die Marienfigur gefunden worden sein, die man noch heute verehrt. Das Standbild wurde in eine nahe gelegene Kirche gebracht, kehrte jedoch immer wieder an die Fundstelle zurück, ein Zeichen, dass man hier eine Kirche errichten sollte. Man begann mit dem Bau, doch immer wieder stürzten die Mauern ein. Wutentbrannt nahm der Baumeister seinen Hammer, schleuderte ihn fort, und begann dort, wo er niederfiel, mit seinem letzten Versuch. Dieses Mal hielten die Mauern und haben die Jahrhunderte bis heute überdauert.

Die Tour geht weiter, quer durch die Vulkanlandschaft der Auvergne. Der Vulkanpark Auvergne erstreckt sich über die Monts Dore, Monts Domes bis hin zu den Monts du Cantal und umfasst eine der faszinierendsten Landschaften Frankreichs. Vulkane, Ebenen und wunderbare Täler bilden in diesem ursprünglichen Gebiet ein herrliches Wanderparadies. Wir genießen die Fahrt durch die Basaltfelsen, umrahmt von satten grünen Wiesen und Wäldern. Die Vulkanlandschaft des Gebirgsmassivs der Monts Dore - höchster Berg Puy de Sancy, 1.885 m -ist eine der malerischsten Gegenden der Auvergne.

Gegen 13.30 Uhr treffen wir in Clermont-Ferrand ein. Auf dem Weg zur Kathedrale erstehe ich frische Jakobsmuscheln und einige andere Leckereien. Wegen der Mittagszeit ist die Kathedrale geschlossen, so setzen wir uns auf den Place de la Victoire auf eine Bank.

Der Platz wird dominiert von dem Monument des Croisades (Kreuzzugsdenkmal) sowie einem Brunnen mit einer Statue des Papstes, Urban II.

Punkt 14 öffnet die Kathedrale Notre-Dame - de-l'Assomtion und wir können hinein. Auch wenn dies mein 2. Besuch ist, ich bin immer wieder begeistert von dieser prächtigen Kirche. Die schwarze Farbe der Kathedrale rührt von dem Vulkangestein, welches beim Bau verwendet wurde. Mir gefallen besonders die Glasmalereien, aus dem 12. bis 15. Jh., hauptsächlich in Blau- und Rottönen. Heute lassen wir uns viel Zeit, um alles in Ruhe anzuschauen.

Es ziehen dunkle Wolken auf und wir fahren zurück zum Campingplatz, wo wir um 15.30 Uhr eintreffen, nach 6 Stunden, 107 Meilen (172 km). Es tröpfelt leicht. Rolf fährt schnell das Motorrad auf den Hänger und baut das Vorzelt auf, ehe es richtig regnet.

Ich sprühe mich erst mal mit Anti-Mück ein, die Biester fressen mich nämlich fast auf. Der Inhaber des Campingplatzes, ein sehr netter Holländer, erzählt mir, dass ab dem Wochenende wieder auf die Enten geschossen wird. Es sterben alle Enten, bis auf die, die sich ins Dorf retten können. Entenbraten ist schon lange bei uns gestrichen.

Zum Dinner gibt es die frischen Jakobsmuscheln, Pilze, Salat, Baguette, Trauben und Weißwein. Ein sehr leckeres Mahl. Leider kommen heute Abend die Enten nicht zu Besuch. Hoffentlich sind sie in Sicherheit.

Auch heute haben wir unendlich viel gesehen. Sind durch wilde Wälder gefahren, die von Hexen und Teufeln berichten, durch malerische alte Dörfer mit freundlichen Menschen, die uns freundlich winken. Schattige Baumalleen säumen viele Straßen, angenehm im Sommer für Auto- und Motorradfahrer. Die Straßen, selbst die kleinsten, sind gut in Schuss, besser als bei uns in Deutschland.

Und dann die herrlichen Blumen überall, eine Augenweide, prachtvoll anzusehen. Selbst Parkplätze und Ortsschilder sind oft mit Blumenampeln geschmückt. Und die Dorfstraßen und Häuser - blühende Blumen, wohin man schaut. Das ist mit einer der Gründe, warum es uns in diesem Teil Frankreich besonders gut gefällt.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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