Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Auvergne (Frankreich) - Streckenverlauf: Monts Dore - Besse et Saint Anastaise - Saurier

2.09.2013 - 4. Tag - Monts Dore - Besse et Saint Anastaise - Saurier

2. September 2013 - Montag - 4. Tag
Campingplatz Les Ombrages, Platz Nr. 13 - Dallet, Auvergne (Frankreich) -
Dallet - Vulkanpark Auvergne - Monts Dore - Le Mont Dore - Puy de Sancy - Col de la Croix-Saint-Robert - Rocher d'Aigle - Besse-et-Saint-Anastaise (früher Besse-en-Chandesse) - Saurier - Dallet
Fahrzeit: 6 Stunden, 112 Meilen - 180 km

Der Wecker schellt um 7.30 Uhr. Das Wetter ist herrlich, Sonnenschein und kein Wind. Da wohl einige Camper sind am Fluss einen kleinen Badeteich gebaut haben, hat sich dort im stehenden Gewässer ein Mückenparadies entwickelt. Dank der Fledermäuse nehmen sie nicht überhand und diese Mücken sind auch nicht so sehr aggressiv. Unsere Tour führt uns heute in die Monts Dore.

Monts Dore - Das Gebirgsmassiv der Monts Dore besteht aus einer Reihe stark verwitterter Vulkane. Aufgrund der tiefen Täler, der zahlreichen Wasserfälle und Seen ist es eine der malerischsten Gegenden der Auvergne. Der höchste Gipfel der Monts Dore, der 1.8885 m hohe Puy de Sancy, ist der höchste Punkt Mittelfrankreichs.

In den Zeiten, als die Vulkane nicht tätig waren, wurde die Gegend zu neuem Leben erweckt. In der vulkanischen Asche gefundene Abdrücke und Skelettreste beweisen, dass an den Hängen der Vulkane Lorbeerbäume, Bambus und andere Pflanzen wuchsen, die heute nur in wärmeren Gegenden vorkommen. Es lebten hier Nashörner, Elefanten und Raubtiere wie der Säbelzahntiger. Durch die große Kältewelle, die vor vielen Jahren über Europa hereinbrach, wurden die Monts Dore mit einer über 100 m dicken Eiskruste überzogen. Diese Eismassen haben Talkessel, tiefe Täler sowie Steilhänge entstehen lassen, von denen Wasserfälle in die Tiefe stürzen. Zudem wurden die härtesten Bestandteile des Gebirges freigelegt - so sieht man an vielen Stellen heute malerische Felsnadeln und riesige Felsen aufragen.

Abfahrt ist um 10 Uhr. Über D 213 Tallende, D 2089 bis Rochefort-Montagne, 1.479 m, weiter D 80 durch den Vulkanpark der Auvergne. Vom Col de Guery, 1.479 m, haben wir einen wunderbaren Blick auf den tief bewaldeten Cirque du Chaussee, aus dem links der Roche Tuillere und rechts der Roche Sanadoire aufragen. Ein Gletscher schuf das breite Tal, welches die beiden Felsen verbindet. Der Roche Sanadoire, ein Überrest eines Vulkankegels, war bis zum 15. Jh. Standort einer fast uneinnehmbaren Burg, die im 100jährigen Krieg Zuflucht von Wegelagerern war, die das Umland in Angst und Schrecken versetzten.

Nach einigen Fotos geht es weiter, vorbei am Lac de Guery. Dieser auf 1.244 m gelegene See ist bis zu 16 m tief und wurde durch einen aus dem Südosten kommenden Lavastrom aufgestaut. Aufgrund der ihn umgebenden Tannen und der mit schwarzen Felsen übersäten Weiden, sieht es hier recht düster aus.

Gegen 11.20 Uhr erreichen wir den Kurort Le Mont-Dore, 1.050 m. Der Ort liegt in einem herrlichen Bergkessel am Oberlauf der Dordogne. Im Sommer kann man von hier aus zu interessanten Wanderungen starten und im Winter stehen 30 Pisten zur Verfügung, am Nordhang des Puy de Sancy. Markierte Wege laden dazu ein, die herrliche verschneite Vulkanlandschaft zu entdecken. Rolf findet auf Anhieb einen Parkplatz (mit dem Auto nicht so leicht) und so starten wir zu einer Besichtigungstour des hübschen Ortes.

Zunächst sehen wir uns die Kirche katholische Saint Pardoux du Mont-Dore an. Die Kirche St. Pardoux wurde 1852 im neuromanischen (innen) und neugotischen (außen) Stil errichtet. Wir haben Glück und können sie auch von Innen anschauen. In einem kleinen Feinschmeckerladen erstehen wir einige Würste und andere Leckereien. Rolf stellt fest, dass er seinen Geldbeutel im Bus vergessen hat. Nachdem wir uns auch das schöne Kurhaus und einige Gassen und Plätze angeschaut haben, fahren wir bis zum Ende des Tales, an den Fuß den Puy de Sancy, ein beeindruckender Berg.

Die Gebirge im Zentralmassiv sind im Gegensatz zu den Alpen nicht kahl, sondern mit einer grünen Flora überzogen, welche den besonderen landschaftlichen Reiz ausmacht. Den Gipfel des Puy de Sancy kann man über Wanderwege oder über eine Seilbahn erreichen (plus Fußweg von ca. 20 Minuten). Die Fernsicht reicht bei klarem Wetter bis zum Mont Blanc. Am Puy de Sancy, auf ca. 1.600 m Höhe, befinden sich die Quellbäche der Dordogne. Die bekannte Skistation Super Besse liegt am Nordhang des Berges. Nur schwer können wir uns von der herrlichen Gegend trennen.

Le Mont-Dore, ca. 1.500 Einwohner
Bereits die Gallier nutzten die Thermalquellen mit Temperaturen von 38 und 44 Grad C. Später errichteten die Römer eine großzügig angelegte, reich ausgestattete Therme. Während des Mittelalters geriet der Badebetrieb in Vergessenheit, erst Ende des 17. Jahrhunderts sah "Mont d'Or" (goldener Berg) wieder Badegäste. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort mit seinen aus grauem Lavagestein erbauten, dicht gedrängten Häusern wie das benachbarte Kurbad La Bourboule zum Thermalbadeort. Die kohlensäure- und siliziumhaltigen warmen Quellen werden zur Therapie asthmatischer und rheumatischer Erkrankungen eingesetzt. Das Zentrum ist vom Tourismus geprägt.

Unsere Tour führt uns nun über den Col de la Croix-Saint-Robert. Der Pass liegt auf 1.426 m und wir haben von hier einen herrlichen Blick über das Plateau de Millevaches im Westen, den Lac Chambon und die Burg von Murol im Osten. In der Ferne sehen wir die Monts du Forez und die Monts du Livradois.

Über das mit Weiden - viele Rinder und Schafe - bedeckte Plateau de Durbise kommen wir zum Rocher de l'Aigle, 1.164 m. Von diesem "Adlerfelsen" können wir Pelegrino-Falken in der Luft schweben sehen, ein herrlicher Anblick. Und auch der Blick auf das Massiv der Monts Dore und in das Tal von Chaudefour ist einmalig schön.

Es ist 12.35 Uhr. Bei herrlichem Wetter geht es weiter bis Besse-et-Saint-Anastaise (früher Besse-en-Chandesse). Dort treffen wir um 13 Uhr ein. Während Rolf noch das Motorrad parkt, erkunde ich ein Töpferatelier, wunderschöne Kunstwerke, aber nicht zu transportieren auf dem Motorrad. Rolf meint, das wäre denn dann mal gespart. Vor Jahren waren wir schon mal in der kleinen Stadt, die uns so gut gefallen hat, dass wir ihr heute einen erneuten Besuch abstatten.

Durch das Stadttor, Porte de Ville, betreten wir die Altstadt. Das Stadttor wird von einer gut erhaltenen Barbakane geschützt, es wurde im 16. Jh. verändert und für den Gebrauch von Feuerwaffen angepasst, der Belfrey (Uhrturm) wurde später hinzugefügt. Auf seiner Spitze ist eine Wetterfahne angebracht - der Kopf eines Wolfes. Sieht irre aus. Was ich sehr schön finde, sind die neu angebrachten Info-Tafeln, auch in englischer und spanischer Sprache. Ein wirklicher Fortschritt.

Wir machen einen Rundgang durch den historischen Kern des Ortes. Viele schöne Häuser aus schwarzem Lavagestein (15./16. Jh.) gibt es hier zu sehen. Das ehemalige Haus des Consuls ist zu verkaufen oder zu vermieten. Ein unfreundlicher junger Mann stellt sich mir immer in den Weg. Er will wohl verhindern, dass ich das ehemalige Hospital fotografiere. Schön sind auch die kleinen Plätze, mit Brunnen, hübschen Geschäften. Leider sind die meisten geschlossen, schon wieder musste ich sparen! Doch ein Bäcker hat geöffnet, so erstehen wir Baguette und ein süßes Teilchen.

Für die romanische Kirche Saint Andre aus dem 12. Jh. nehmen wir uns Zeit. Der Chor, restauriert im 19. Jh., stammt aus dem Jahr 1555, während die Seitenkapellen im 17. und 18. Jh. hinzugefügt wurden.

Auf dem Rückweg zum Motorrad sehe ich einige, total verängstigte Katzen. Wer denen wohl Böses angetan hat? Und in einem Garten weht eine amerikanische Flagge, das ist ja mal total ungewöhnlich in diesem Teil Frankreichs. Kurz bevor wir abfahren, kann ich noch einige Bilder von einer nicht so scheuen Katze machen.

Besse-et-Saint-Anastaise (früher Besse-en-Chandesse)
Der Ort erscheint um 1050 in der Geschichte; er entwickelte sich um ein Stift, dessen Kirche sich erhalten hat. Im Mai 1270 gewährte Bernard VII. de la Tour die Stadtrechte. Der Ort gewann als Handelsplatz im Mittelalter immer mehr an Bedeutung; die Renaissancebauten sind Ausdruck des Wohlstandes des 15. und 16. Jahrhunderts.

Heute ist der Ort Ausgangspunkt für wintersportliche Aktivitäten und im Sommer für Wanderungen in der bergigen Gegend. Am 2. April 1961 benannte sich Besse in Besse-en-Chandesse um. Am 1. Juli 1973 erfolgte eine nochmalige Umbenennung durch Fusion mit dem Ort Saint-Anastaise zum heutigen Besse-et-Saint-Anastaise. Durchgesetzt hat sich diese Bezeichnung noch nicht; selbst in jüngsten Reiseführern und im Internet kann man vielfach noch die Bezeichnung Besse-en-Chandesse finden.

In Besse sind besonders sehenswert:
Ehemalige Stiftskirche Saint-André, romanisch und gotisch (ab 12. Jahrhundert), Chor von 1555 (1822 restauriert),
sehenswerte figürlich gearbeitete Kapitelle, schönes Chorgestühl
Maison de la Reine Margot, "Haus der Königin Margot", Herrenhaus aus dem 15/16. Jh. (Renaissance) mit Treppentürmchen und schön skulptierten Portalen
Château du Bailli, Reste der Festungsmauer

Maison des Consuls
Manoir Sainte Marie des Remparts
Porte de ville, Stadttor (16. Jahrhundert)
Beffroy (Uhrturm)
Maison de l'Eau et de la Pêche (Haus des Wassers und des Fischfangs)

Um 14 Uhr verlassen wir Besse.

In einem kleinen Nest, Saurier, machen wir Halt. Während Rolf schon zu einer mittelalterlichen Brücke vorläuft, fotografiere ich auf dem kleinen Marktplatz und habe eine Unterhaltung mit einem netten älteren Herrn, der von unserem Motorrad begeistert ist und sich freut, dass wir in seinem Dorf Halt machen. Auch ein weiterer älterer Herr, der Siesta in seinem Garten macht, winkt freundlich. Ich bin immer wieder erstaunt, wie entgegenkommend die Menschen hier zu Fremden sind.

Saurier ist ein alter befestigter Ort, mit hübschen gepflegten Häusern. Einige der Häuser haben Kamine mit einem Hexenstein (dient der Abwehr der bösen Hexen). Über den Fluss Couze führt die mittelalterliche Brücke mit einer kleinen Kapelle.

Und weiter geht es, das Tal wird eng, an den Hängen ragen Basaltfelsen empor. Über Saint Floret, D 26, Chadeleuf, Coudes, führt der Weg quer durch die Pampa.

Hoch oben auf einem Hügel liegt Chateau Busseol. Diese Burg, eine der ältesten der Region, wurde 1170 auf einem Vulkankegel der Comte für die Grafen der Auvergne errichtet. Lange befand sie sich in königlichem Besitz. Berühmtheiten wie Johanna, Gemahlin Johanns des Guten, Katharina von Medici, Margarete von Valois, Karl IX. haben hier gewohnt.

Weiter auf der herrlichen Strecke, La Roche Noir, Mezel und dann sind wir wieder in Dallet, um 15.30 Uhr. Rolf holt seine Geldbörse und kann fahren wir nach Pont de Chateau zum Einkaufen.

Als wir um 16 Uhr auf dem Campingplatz eintreffen, nach 6 Stunden und 112 Meilen (180 km), ist dort eine Invasion von Campern eingetroffen, ca. 25 holländische Fahrzeuge, die aber wohl bald weiterfahren. Gott sei Dank haben wir in unserer Ecke unsere Ruhe.

Zum Abendessen gibt es Putenschnitzel, Austernpilze, Baguette, Frisee-Salat, Tomaten, Gurken, Rotwein. Und endlich haben wir ein Erfolgserlebnis, ca. 40 Enten, die den Mückentümpel unterhalb unseres Platzes besuchen, haben zwar noch etwas Furcht, doch nach und nach kommen sie und fressen den Rest des Brotes, welches wir gestern übrig hatten. Es macht keinen Sinn, Brot im Vorrat zu kaufen. Nur frisch schmeckt es wirklich gut.

© Uschi Agboka, 2015
Du bist hier : Startseite Europa Frankreich Monts Dore - Besse et Saint Anastaise - Saurier
Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors