Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Mendigorria - Teil 1 - Streckenverlauf (Spanien): Artajona-Tafalla-Miranda de Arga-Estella-Larraga

6.10.2013 - 38. Tag -Artajona -Tafalla -Mirandar de Arga -Estella -Larraga

6. Oktober 2013 – Sonntag – 38. Tag
Campingplatz Errota-El Molino, Mendigorria, Navarra – Spanien
Mendigorria – Artajona – Cerco de Artajona - Festungskirche San Saturnino – Iglesia San Pedro – Tafalla – Convento de las Concepcionistas Recoletas o de la Purísima - Plaza de Don Francisco de Navarra – Rathaus –
Miranda de Arga – Plaza de la Cruz - Iglesia de la Asuncion mit Turm im Mudejar-Stil – Uhrturm - Denkmal des Bartolome Carranza –
Estella – Plaza de San Martin – ehem. Rathaus - Palacio de los Reyes de Navarra - Iglesia de San Pedro de la Rua – Iglesia San Miguel - Puente de la Carcel - Iglesia del Santo Sepulcro –
Larraga – Iglesia San Miguel Arcangel - Mendigorria
Fahrzeit: 5 Stunden, 67 Meilen (108 km)

Am Morgen fahren die schwulen Holländer weiter, vorher lassen sie noch ihr Abwasser in die Wiese laufen, Sauerei. Wir sprechen sie darauf an und so stoppen sie das. Überall gibt es Abflüsse für das Abwasser, da muss man eine solche Schweinerei nicht machen, zumal auf der Wiese überall kleine Kinder spielen.

Um 9.30 Uhr können wir bei herrlichem Wetter draußen frühstücken. Um 10.30 Uhr starten wir, NA 6030. Unser erster Halt ist in Artajona. Rolf muss natürlich durch die engen steilen Gassen fahren, bis es nicht mehr geht. Wir parken unser Motorrad in der Nähe einer Bar und machen uns auf den steilen Anstieg zur Befestigungsmauer – Cerco de Artajona.

Diese thront auf einem Hügel und streckt noch immer ihre Verteidigungstürme und Mauerreste stolz zum Himmel empor. Es sieht besonders von unten sehr beeindruckend aus. Von der spätmittelalterlichen Stadtmauer sind noch neun der ursprünglich 17 Türme erhalten. Diese springen nur geringfügig nach außen vor, während sie zur Innenseite hin geöffnet waren und über hölzerne Zwischenpodeste verfügten.

Die Türme rahmen die Festungskirche San Saturnino ein, die im 13. Jh. erbaut wurde und sich in das Verteidigungssystem einfügte. Die ehemalige gotische Prioratskirche San Saturnino steht auf dem höchsten Punkt des Ortes; mit ihren hochgelegenen Fenstern und ihrer massiv wirkenden Westfassade bekundet sie eindrücklich ihren Wehrcharakter, der auch im Wehrgang und an den Brüstungsmauern des Dachbereichs sichtbar wird. Der mächtige schräggestellte Südturm sichert und stabilisiert die Apsis. Insgesamt hat die Kirche in architektonischer Hinsicht außen wie innen gewisse Ähnlichkeiten zu südwestfranzösischen Kirchenbauten der Gotik, allen voran zur Kathedrale von Albi. Die blockhafte Wirkung der Westfassade wird nur durch eine schöne Fensterrose, zwei Reihen von jeweils sechs gotischen Blenk-Arkaden und das Stufenportal mit einem figürlichen Typanonfeld aufgelockert, welches im Türsturz Szenen aus dem Martyrium des Hl. Saturninus zeigt. Das einschiffige Langhaus der Kirche ist mehr als 12 m breit.

Die Kirche ist heute in einem schlechten Zustand und dient den Bewohnern von Artajona – ca. 1.600 – als Versammlungsraum oder für Hochzeiten.
Innerhalb der Stadtmauern stand der – heute zerstörte – Bergfried (Torre de Homenaje) mit mächtigen Außenmauern auf einem runden Grundriss.

Auf unserem Spazierweg kommen wir auch an der gotischen Kirche San Pedro aus dem 13. Jh. vorbei, die zwei sehr schöne Portale aufweist. Die zwei Zisternenbrunnen des Ortes dienten jahrhundertlang der Wasserversorgung der Bevölkerung.

In der Nähe der Kirche San Saturnino gibt es ein Info-Center, leider geschlossen. Doch ich kann in die Toiletten schauen, die sehr gepflegt sind und schöne Spiegel aufweisen, die ich natürlich fotografiere. An einem Fenster entdecke ich eine weiße Katze, die sich aber bei näherem Hinschauen als Dekokatze entpuppt. Ich sollte vielleicht doch mal meine Brille mitnehmen.

Die Gassen in dem hübschen Ort sind eng und steil, trotzdem fahren die Bewohner große Autos, für mich der reinste Horror. Der alte Ortskern wurde als Kulturgut eingestuft. Artajona diente als Kulisse für den Film Robin und Marian (1976) mit Sean Connery, Audrey Hepburn u. a. unter der Regie von Richard Lester. Rolf und ich sind von dem historischen Teil des Ortes auch sehr begeistert. In der Nähe unseres Parkplatzes hat Rolf einen Supermarkt entdeckt, eher ein Tante Emma Laden, in dem wir einkaufen.

Dann fahren wir weiter NA 6030 bis Tafalla. Wir parken in der Nähe des Rathausplatzes – Plaza de Don Franciso de Navarra und machen uns auf zur Besichtigung. Auf dem Platz fahren kleine Jungen mit ihren Fahrrädern, an deren Reifen sie Plastikflaschen befestigt haben. Das hört sich an, als fahren sie mit einem Motorrad. Ideen muss man haben.

Tafalla hat ca. 12.000 Einwohner. Der Ort erhielt 1636 das Stadtrecht. Heute ist er das Zentrum der Comarca (ähnelt einem deutschen Landkreis) und Mittel-Navarras. In der Ciudad del Zidacos (auch Tubala unter römischer Herrschaft genannt) befindet sich die romanische Kirche Santa Maria. Die Iglesia San Pedro ist noch älter (1157). Sie hat ein Portal mit fünf Spitzbögen. In den Klöstern Convento de las Concepcionistas Recoletas o de la Purísima und San Francisco kann man einige künstlerisch wertvolle Arbeiten anschauen. Wir fahren an dem Convento de las Concepcionistas Recoletas des öfteren vorbei. Schade, dass das schöne Gemäuer so vergammelt. Es gab auch einst eine Burg aus dem 15. Jh. in Tafalla, die Carlos III. von Navarra erbaute und die auf Anweisung Kardinal Cisneros zerstört wurde.

Nachdem wir das schöne Rathaus fotografiert haben, geht unsere Tour weiter, NA 6140 nach Mirandar de Arga.

Auch hier müssen wir wieder steil hinauf steigen zur Plaza de la Cruz. Hier befinden sich der Uhrturm und ein Turm im Mudejar-Stil, der zur Iglesia de la Asuncion gehört. Leider ist auch diese Kirche nur von außen anzuschauen. Doch wir haben von der Spitze des Berges einen herrlichen Blick über die Landschaft.

Und ich bin begeistert von einem Denkmal des Bartolome Carranza anlässlich seines 500. Geburtstages. Carranza wurde 1503 in Miranda de Arga geboren, war Erzbischof von Toledo und ein bekanntes Opfer der spanischen Inquisition. Carranza war Dominikaner und machte sich als Theologe einen berühmten Namen, so dass ihn Karl V. in die Tridentiner Kirchenversammlung entsandte. Er begleitete Philipp II. auf dessen Brautfahrt nach England, wurde dort Beichtvater der Königin Maria.

Carranza beteiligte sich an der Wiederdurchführung des Katholizismus in England und gewann so das Vertrauen Philipps und wurde dann Erzbischof von Toledo, dem reichsten Stift des Königreiches. Bald wurde er jedoch der Inquisition verdächtigt, man beschuldigte ihn, protestantische Lehrsätze zu verwenden und Karl V. auf seinem Totenbett ketzerische Gedanken eingeflösst zu haben.

1559 wurde Carranza verhaftet. Er appellierte nach Rom um mildere Behandlung, doch erst nach 8 Jahren Gefangenschaft wurde er nach Rom ausgeliefert und auch dort musste er weitere 10 Jahre in den Kerkern der Engelsburg schmachten, ehe sein Urteil gefällt wurde. Er wurde freigesprochen, doch seines Amtes enthoben.

Carranza überlebte die Wendung des Schicksals nur um wenige Tage. Beim spanischen Volk steht Carranza in hoher Verehrung und Gregor XIII. setzte ihm ein Denkmal.

Das Wetter ist herrlich, sehr warm. Die Tour geht weiter, NA 6120, NA 122/NA 6342 nach Estella. Dort kommen wir gegen 13.30 Uhr an.

Estella (Lizarra auf Baskisch) ist eine Kleinstadt mit ca. 15.000 Einwohnern. Es ist der sechstgrößte Ort in Navarra. Estella befindet sich auf der Hälfte des Weges zwischen Pamplona und Logrono. Estella liegt auf 421 m Höhe und ist von Bergen umgeben. Diese Berge schützen die Stadt vor kalten Winden. Durch Estella fließt der Rio Ega, ein Zufluss des Rio Ebro. Die vornehmen Häuserfassaden aus Natur- oder Backstein erinnern an die Vergangenheit des Ortes, der im 12. Jh. Residenz der Könige von Navarra und im 19. Jh. Sitz der karlistischen Thronprätendenten war.

Estella ist zudem ein bedeutender Etappenort auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela. „Estella la Bella“ – der schöne Stern wurde der Ort im Mittelalter von den Jakobspilgern genannt.

Estella - Die Stadt entwickelte sich neben dem Marktflecken Lizarra, der 914 von Sancho I. Garcés, König von Navarra, von den Mauren zurückerobert wurde. Im Jahr 1090 entschied sich Sancho Ramírez, König von Navarra und Aragón, nach einem sonderbaren Sternenzeichen, das Hirten den Weg zu einem Gnadenbild der Jungfrau von Puy zeigte und der Stadt zu ihrem Namen verhalf, für die Gründung einer Frankensiedlung. Sie sollte sich der Pilger annehmen, die aus ganz Europa kommend in steigender Zahl nach Santiago de Compostela zogen.

Bezeichnenderweise lag Estella (Stella, Stern) damals außerhalb des Camino Francés, die Pilger übernachteten im Kloster Zarapúz. Königlicher Förderung und der Anziehungskraft eines unter himmlischen Zeichen aufgefundenen Gnadenbildes hatten die Benediktinermönche aber nichts entgegenzusetzen, der Niedergang ihres Klosters war nur noch eine Frage der Zeit. Sancho Ramírez verlegte den Pilgerweg leicht und ließ auf einer felsigen Anhöhe am rechten Flussufer eine Burg und in ihrem Schutz die Stadt errichten.

Im selben Jahr gestand er Estella Schutzrechte und Privilegien zu, die denen der Stadt Jaca ähnelten. Sie gestatteten den Zuzug von Franken, navarrische Bürger bedurften der Zustimmung des Königs.

1187 gründete Sancho der Weise das Viertel San Juan und besiedelte es mit navarrischen Bürgern. Er verlieh ihnen identische Privilegien wie der Frankensiedlung. 1188 bezog er das Viertel Arenal in diese Fueros ein. Bis zu ihrer Vereinigung im Jahr 1266 existierten somit drei Stadtkerne unterschiedlicher Bevölkerung nebeneinander her.

Die Situation Estellas am Jakobsweg lockte Handwerker und Händler, sich hier anzusiedeln. Eine Auswertung der Kirchen und lokalen Heiligen sowie der Ergebnisse einer kürzlich getätigten Ausgrabung ergaben, dass überwiegend Franken und Juden aus der Gegend von Le Puy und Tours kamen.

Estella bevölkerte sich mit Geschäften und Beherbergungsbetrieben und erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich besonders in den baulichen Aktivitäten widerspiegelte: Innerhalb kurzer Zeit verwandelte sich Estella vom einfachen Marktflecken zur Wohlstand ausstrahlenden Stadt. Ab dem 12. Jh. entstanden dabei steinerne Gebäude überwiegend religiöser Bestimmung (gewöhnliche Bauten wurden in Holz ausgeführt), die – mit den Worten des spanischen Historikers Caro Baroja – Estella zur "Hauptstadt der Romanik in Navarra" machten.

Im Jahr 1270 soll sich das Sternenzeichen von Estella über dem Grab eines anonymen Pilgers wiederholt haben. Man öffnete das Grab und fand laut Überlieferung den Leichnam des Bischofs von Patras, was man durch die mitgeführten Dokumente erkannte. Der Sage nach soll der Bischof im Jahr 1270 auf dem Jakobsweg gepilgert sein. Er habe dabei Reliquien des Heiligen Andreas mit sich geführt, die er nach Santiago bringen wollte. Der Besitz der Reliquien erklärt sich mit dem Ort des Martyriums, das der Apostel Andreas im Jahr 62 in Patras erlitt. Der Bischof reiste anonym und starb nach einer Krankheit unerkannt in Estella. Er wurde nach der Öffnung seines Grabes im Kreuzgang der Kirche San Pedro de la Rúa begraben. Die Reliquien befinden sich seitdem in einer Kapelle dieser Kirche und der Heilige Andreas gilt neben der Jungfrau von Puy als Schutzpatron der Stadt.

Im 13. Jahrhundert war Estella ein wichtiger Handels- und Finanzplatz mit einer berühmten Wechselbank, der "tabla de cambios", es war zu dieser Zeit bedeutender als Pamplona. Aymeric Picaud, Autor des "Pilgerführer" genannten fünften Buches des Liber Sancti Jacobi, beschrieb die Stadt im Gegensatz zu der umliegenden Gegend sehr positiv: "Reich an gutem Brot und exzellentem Wein, an Fleisch und Fisch und allen Arten von Gütern ". Er lobte das Wasser des Egas mit den Worten "ein Fluss von süßem, gesundem und außerordentlichem Wasser".

Obwohl man 1354 hier immer noch sechs Pilgerhospize zählte, war der Höhepunkt städtischer Entwicklung schon überschritten. 1323 wurden die Bürgervereinigungen aufgelöst, die noch aus der Entstehung der Stadt aus ethnisch verschiedenen Vierteln herrührten und diesen entsprachen.

1328 überzog die christliche Bevölkerung das jüdische Viertel der Stadt mit einem Pogrom und schadete damit (Wegzug jüdischer Handelsunternehmen) dem Handelsplatz und der Wirtschaftskraft Estellas. Überschwemmungen und die lange Belagerung während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Königreichen Navarra und Kastilien im 14. und 15. Jh. taten das ihre, um die Stadt weiter verarmen zu lassen.

1512 fiel die Stadt an Ferdinand, den Katholischen, dessen Kardinal Jiménez de Cisneros die Sprengung der Burg veranlasste. Die herabstürzenden Trümmer zerstörten Teile des Kreuzgangs der Kirche San Pedro de la Rúa, der nur zur Hälfte erhalten blieb.

20. Jahrhundert: In den Monaten vor dem Aufstand des spanischen Militärs erfuhr der Bürgermeister von Estella, Fortunato de Aguirre Luguin, von den Putschplänen des Generals Emilio Mola. Mola traf sich mit weiteren Putschisten wiederholt im Kloster Iranzu. Das letzte Treffen fand am 16. Juli 1936 zwischen General Mola und General Domingo Batet statt.

Am folgenden Tag, dem 17. Juli 1936, begann der Spanische Bürgerkrieg mit dem Staatsstreich des Militärs in Spanisch-Marokko. In Navarra gelang es den Putschisten durch die Unterstützung von carlistischen Kräften sehr schnell, die Staatsmacht an sich zu reißen. In der Region Navarra liquidierten die Nationalisten eine große Anzahl von Republikanern. Laut dem Autor Heleno Saña entspricht ihre Anzahl der männlichen Stimmen, die die Volksfront bei den Wahlen 1936 erhalten hatte. Liquidiert wurde auch der Bürgermeister von Estella, Fortunato de Aguirre Luguin.

Wir parken an der mittelalterlichen Brücke in Estella und machen uns auf, den Ort zu erkunden. Rolf kennt ihn von seinem Jakobsweg. Er zeigt mir die Herberge, wo er übernachtet hat.

Durch eine schöne Gasse – Calle Rua Kalea - mit prächtigen Häusern folgen wir den Spuren der Jakobspilger.

Wir kommen zum Plaza de San Martin, eine Idylle der Ruhe inmitten der lebhaften Stadt. Kinder spielen, angeleinte Hunde warten brav auf ihr Herrchen und das Wasser eines Brunnens plätschert gemütlich vor sich hin.

An einer Seite des Platzes steht das ehemalige Rathaus, dessen Fassade aus dem 16. Jh. mit Wappen geschmückt ist. Heute hängen dort prächtige Gesichtsbilder. Direkt an den Plaza de San Martin schließt der Palast der Könige von Navarra an.

Palacio de los Reyes de Navarra - Der im 12. Jh. errichtete und im 17. Jh. erweiterte Palast beherbergt heute das Gustavo de Maetzu Museum. Besonders schön sind die Kapitelle der Fassade mit religiösen und Fabel- bzw. Sagenmotiven (u. a. Kampf Roland mit dem Riesen).

Nun steigen wir zur Iglesia de San Pedro de la Rua (Kirche St. Peter vom Wege) hoch. Die Kirche ist über eine weit geschwungene Freitreppe zu erreichen. 1174 wird sie als Pfarrkirche erwähnt, was die vorherige Existenz nicht ausschließt. Im 13. Jh. ist sie unter dem Namen San Pedro el Mayor bekannt. 1256 wird sie zur Hauptkirche Estellas erhoben. Die Fassade stammt aus dem 13. Jh. und weist große Ähnlichkeiten mit den Portalen der Kirchen San Román in Cirauqui und Santiago in Puente la Reina Garres auf.

Viel Schauen und Laufen macht müde. So machen wir uns auf die Suche nach einem Cafe und werden fündig – Panaderia Lopez in der Ruiz de Alda. Wir lassen uns verführen von den herrlichen Süßigkeiten. Ein Creme-Teilchen, 1 kleines Schweinsohr, 1 Milch—Cafe, 1 Espresso und 1 Baguette kosten 5,50 Euro, wir können es kaum glauben. Und alles wird auf filigranem englischen Porzellan serviert. Toll.

Von dem Cafe hat man einen schönen Blick auf den Fluss und die gegenüberliegenden Häuser. Auch eine Außenterrasse mit Jakobsmuscheln als Aschenbecher lädt zum Verweilen ein. Und auch die Fotos auf den Toilettentüren für Männer und Frauen sind mir ein Bild wert. Rolf amüsiert sich darüber, aber wie schon erwähnt, er kennt ja meine FB-Freunde nicht, die auch Spaß an solch witzigen Fotos haben. Nachdem wir uns gestärkt haben, geht die Besichtigungstour weiter.

Rolf steigt zur Iglesia San Miguel hinauf. Die Kirche liegt mitten in dem Stadtviertel, welches Ende des 12. Jh. von aus Navarra stammenden Siedlern bewohnt war und dessen schmale Straßen ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt haben. Im Tympanon des Nordtores thront Christus, von den Evangelisten umgeben. In den Wölbungen erkennt man Engel mit Weihrauchfässern, die Alten der Apokalypse, Propheten, christliche Szenen und Martyrien von Heiligen. An den Kapitellen sind die Kindheit Jesu und Jagdszenen dargestellt. Im oberen Teil stehen acht Statuen von Aposteln. Im unteren Teil zeigen zwei besonders fein gearbeitete Hochreliefs den Hl. Michael im Kampf mit dem Drachen (links) und die Frauen am Heiligen Grab (rechts). Besonders diese Szene ist mit den eleganten Gewändern und ausdrucksstarken Gesichtern ein Meisterwerk der romanischen Skulptur.

Nachdem Rolf dort viele Bilder geschossen hat, geht es weiter durch die schönen Gassen, über die mittelalterliche Brücke zurück zu unserem Motorrad.

Von der alten Brücke – Puente de la Carcel (1973 restauriert) aus hat man einen schönen Blick auf die Iglesia del Santo Sepulcro. Diese Kirche erhebt sich über dem Flussufer, am Ende der ehemaligen Pilgerstraße. Sie ist seit 1881 geschlossen, man kann den Innenraum nicht besichtigen.

Ihr Hauptportal ist jedoch eine Attraktion für zahlreiche Besucher. Mit dem Bau der Kirche wurde im 12. Jh. begonnen. Die Arbeiten kamen im 14. Jh. zum Erliegen und so blieb das ehrgeizige Projekt einer dreischiffigen Kirche unvollendet.

Mich interessieren neben dieser Kirche auch die schönen alten Häuser und die Gänse, die am Fluß lagern. Schnell werden die Einkaufe verstaut und dann geht die Fahrt weiter, NA 132 nach Larraga.

Dort schauen wir uns die Iglesia San Miguel Arcangel von außen an. Sie liegt auf einem Hügel über dem kleinen Ort (ca. 2.000 Einwohner). Es ist warm geworden und unsere Besichtigungstour für heute ist beendet.

Über N 602 geht es zurück nach Mendigorria auf den Campingplatz, wo wir um 15.30 Uhr, nach 5 Stunden, 67 Meilen (108 km) ankommen. Dort haben wir 20 Grad, für Rolf ist das kalt, für mich angenehm war, da man dann nicht so schwitzt beim Aufstieg in den steilen Gassen. Die Camper aus Saarbrücken, ein unfreundliches altes Ehepaar, haben sich woanders hingestellt, was uns sehr freut.

Was mir heute und auch schon an anderen Tagen aufgefallen ist, Rinder, Schafe und Pferde haben anscheinend nur tageweise „Ausgang“ auf den Weiden, obwohl überall Schilder vor freilaufenden Tieren warnen. Die Schweine werden auch hier in Ställen gehalten, was meist fürchterlich stinkt. Mir tun die armen Viecher leid. Noch etwas Auffallendes: In den Orten sieht man Kinder draußen spielen, mit Rollschuhen, Rollern, Fahrrädern – sie spielen Verstecken wie wir früher. Doch zwischen 14.30 Uhr und 17 Uhr sind alle Orte wie ausgestorben. Die Siesta ist den Menschen auch hier heilig.

Zum Abendessen gibt es Schinken, Käse, Salat, Baguette und Rotwein aus Navarra. Ein anstrengender Tag geht zu Ende.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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