Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Aragon (Spanien) - Streckenverlauf: Jaca - Linas de Broto - Mirador Janovas

19.09.2013 - 21. Tag - Jaca - San Pedro Kathedrale - Castillo de San Pedro

19. September 2013 – Donnerstag – 21. Tag
Campingplatz Boltana, Aragon - Spanien
Boltana – Jacca – San Pedro Kathedrale – Torre del Reloj - Castillo de San Pedro – Puerto de Cotefablo – Linas de Broto – Iglesia San Miguel - Mirador de Janovas - Boltana
Fahrzeit: 5 Stunden, 103 Meilen – 166 km

Wie jeden Morgen fährt Rolf mit dem Fahrrad kurz vor 9 Uhr ins Dorf, Baguette holen. Das Wetter ist heute Morgen wieder sehr schön. Die Spatzen warten schon auf die Brotkrümel, die wir übrig lassen.

Unsere heutige Tour führt uns nach Jaca. Abfahrt 10.30 Uhr, N 260. Das ist eine schöne kurvige Straße, in besserem Zustand als im letzten Jahr. Vorbei am Mirador Janovas – verlassene Häuser – bis nach Fiscal. Ab Fiscal bis Sabinanigo wird die N 260 breit wie eine Autobahn. Dort wechseln wir auf die A 23/E 7 bis Jaca.

Wir finden auf Anhieb einen guten Motorradparkplatz am Castillo San Pedro. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr Glück haben und die Festung San Pedro Citadelle besichtigen können. Und es klappt, um 12.15 Uhr beginnt die nächste Führung. Da wir noch ¾ Stunde Zeit haben, machen wir uns auf den Weg durch die Altstadt zur Kathedrale San Pedro. Die Altstadt ist zweifellos das Herz Jacas. Mittelpunkt des historischen Bereichs ist die dreischiffige Kathedrale, die Experten zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken ganz Spaniens zählen. Auch hier haben wir Glück, die Kathedrale ist noch geöffnet und so können wir uns alles in Ruhe anschauen.

Kathedrale San Pedro
Das 1040 begonnene Bauwerk ist eines der ältesten dieser Epoche, auch wenn große Teile erst nachträglich hinzugefügt wurden. Der Hauptteil der Kirche wurde um 1130 fertig gestellt. Im Jahre 1395 zerstörte ein Feuer die Decke der Kathedrale, die in den folgenden Jahren wieder aufgebaut und im frühen 16. Jh. wesentlich renoviert wurde. Im gleichen Zeitraum wurden die Seitenschiffe hinzugefügt und das Mittelschiff erweitert. Im späten 18. Jh. wurde eine Apsis abgerissen und neu aufgebaut, die mittlere Apsis wurde renoviert. Wer eine pompöse Kirche erwartet, wird enttäuscht sein.

Die Kathedrale wirkt sehr schlicht. Der historische Wert liegt im Detail, wie z. B. den Säulen im mittleren Schiff und dem sehenswerten Tympanon über dem Westportal. Noch aus der Gründungszeit stammen Teile der Mauern sowie der Turm. Unter dem Hauptaltar befindet sich der Schrein der Heiligen Orosia, der Schutzheiligen Jacas. Die Kathedrale hat eine romanische Struktur, auch wenn mehrere Elemente in Gotik, Barock und Renaissance gehalten sind. Es gibt ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe, mit drei Apsiden und zwei externen Portalen. Beide sind mit Loggien versehen, eine im Renaissance-Stil.

Die Kapitelle der Pfeiler im korinthischen Stil haben dekorative Motive mit geometrischen Formen und Gemüse. Ursprünglich war die Decke aus Holz, in der Neuzeit wurde sie durch ein Kreuzgewölbe ersetzt. Die große Kuppel an der Kreuzung ist 8-eckig. Die Kapelle der Heiligen Orosia – im 18. Jh. erneuert – ist im barocken Stil gehalten. Kunstwerke sind das Altarbild der St. Michael Kapelle. Das Altarbild des Hochaltars stammt aus dem 17. Jh.

Dann folgen wir den Gassen der Altstadt, vorbei am Rathaus aus dem 16. Jh. und dem Torre del Reloj (Glockenturm) aus dem 15. Jh. mit der Statue von Ramiro I. Ramiro I. (1000-1063) war König von Aragon von 1035 bis 1063. Er war der Sohn von König Sancho III, genannt der Große von Navarra. Er soll ein illegitimer/vorehelicher Sohn gewesen sein. Ramiro I. führte ständig Krieg gegen die Mauren. Er kämpfte gegen den Emir von Saragossa und fiel in der Schlacht von Graus, als er diesen Ort zurückerobern wollte.

Pünktlich um 12.15 Uhr sind wir an der Zitadelle. Die Führung ist auf Spanisch, doch wir erhalten eine sehr gute Beschreibung in Deutsch, so können wir den Erzählungen der jungen Frau gut folgen.

Die Festung ist die best erhaltende Festung aus dem 16. Jh. in ganz Europa. Sie dient noch heute dem Militär als Kaserne. Schon von Außen imposant anzuschauen, ist sie von Innen noch beeindruckender. Die Führung dauert ca. ¾ Stunde und wir sind froh, dass wir das mitgemacht haben. In einem kleinen Museum gibt es eine Ausstellung von Miniatursoldaten der verschiedenen Epochen zu sehen. Das ist auch sehr interessant. Nach der Führung schlendern wir noch durch die Altstadt und kaufen ein paar Kleinigkeiten für heute Abend ein.

Castillo de San Pedro
Jaca begann ein strategischer Ort zu werden, von dem aus man sich gegen eine mögliche französische Hugenotten-Invasion verteidigen hätte können. Aus diesem Grund ordnete Philipp II. (1527–1598) den Bau verschiedener Festungen in den Pyrenäen an, unter denen sich die Zitadelle von Jaca befand. Der Bau wurde erst 1670 unter Philipp III. beendet.

Der Zweck der Befestigungsanlage war der Schutz der Grenze vor den Angriffen französischer Truppen. Die Zitadelle – Castillo de San Pedro – ist eine Befestigungsanlage in Form eines regelmäßigen Fünfeckes. Die Anlage ähnelt der nur wenig älteren Bergfestung Wülzburg bei Weißenburg in Bayern, unterscheidet sich von dieser aber durch die Lage im Tal. 1707 wurde die Festung im Spanischen Erbfolgekrieg von den Truppen des Erzherzogs Karl von Österreich angegriffen. Im Unabhängigkeitskrieg 1809 wurde sie von den Truppen des Marschalls Suchet besetzt, jedoch 1814 von dem spanischen General Espoz y Mina zurückerobert.

Im Dezember 1930 gewann Jaca die Aufmerksamkeit Spaniens. Ein Aufstand in der Garnison von Jaca, die die Abschaffung der Monarchie und eine demokratische Republik verlangte, konnte nur mit einigen Schwierigkeiten niedergeschlagen werden.

Seit 1951 gehört die Festung zum „Monumento Historico Artistico“. Die heute noch teilweise militärisch genutzte, gut erhaltene Zitadelle wurde 1968 restauriert. dafür wurde ihr 1985 der Preis „Europa Nostra“ zuteil. Seit 2007 gibt es in der Festung ein Museum für Militärminiaturen. 2010 erfolgte die Rekonstruktion der Eingangsmauern.

Jaca hat ca. 12.000 Einwohner und liegt auf 818 m am Südrand der Pyrenäen, am Rio Aragon. Bei Jaca treffen die Straßen N 330 und N 240 aufeinander. Die Stadt ist die größte Gemeinde zwischen Pamplona und Olot. Die Stadt ist Etappe des Jakobsweges.

Die Ursprünge Jacas liegen im Dunkeln. Schon die Römer erkannten die strategisch günstige Lage und erbauten am linken Ufer des Rio Aragon eine Siedlung. Maurische Autoren erwähnen Dyaka als einen der wichtigsten Orte in der Sarkosta-Provinz (Saragossa). Die Stadt konnte jedoch von den Mauren nie bezwungen werden. Als 760 n. Chr. der maurische Statthalter einen Angriff auf die Stadt unternahm, wurde er in der Schlacht am Rio Aragon zurückgeschlagen. Besonders die Frauen von Jaca stellten hier ihren Mut unter Beweis. Dieses historische Ereignis – Las Tiendas – wird immer am ersten Freitag im Mai gefeiert.

824 n. Chr. wurde die Grafschaft Aragon gegründet, die im 10. Jh. der Provinz Navarra zugeschlagen wurde. Nach dem Tod von Sancho III. von Navarra im Jahr 1035 stieg Aragon zum selbständigen Königreich auf und Jaca wurde Hauptstadt. Dadurch bildet die Jacetania, das Gebiet um Jaca, den historischen Kern Aragoniens. Ramiro I., seit 1035 der erste König Aragoniens, erhob Jaca zur Stadt und hielt hier ein Konzil ab.

1063 errichtete König Ramiro I. eine von Papst Nikolaus II. genehmigte Kathedrale – die San Pedro Kathedrale, die heute als erste und wichtigste romanische Kathedrale am Jakobsweg in Spanien betrachtet wird. Jaca wurde Sitz der Bischöfe von Huesca. Endgültig Bischofssitz wurde die Stadt 1572, basierend auf einer Bulle von Papst Pius V. Das Bistum Jaca gehört zur Kirchenprovinz Saragossa.

Der Ausbruch der Pest und die Ereignisse des endenden Mittelalters rissen Jaca in eine Krise. Ferdinand II. (1452-1516) und seine Frau Isabella I. von Kastillien gingen rigoros gegen Andersgläubige (Juden, Moslems) und Ausländer vor, so verlor die Stadt auch einen großen Teil wirtschaftlich und kulturell bedeutender Bevölkerung.

Jaca begann ein strategischer Ort zu werden, von dem aus man sich gegen eine mögliche französische Hugenotten-Invasion verteidigen hätte können. Aus diesem Grund ordnete Philipp II. (1527–1598) den Bau verschiedener Festungen in den Pyrenäen an, unter denen sich die Zitadelle von Jaca befand. Im Dezember 1930 gewann Jaca die Aufmerksamkeit Spaniens. Ein Aufstand in der Garnison von Jaca, die die Abschaffung der Monarchie und eine demokratische Republik verlangte, konnte nur mit einigen Schwierigkeiten niedergeschlagen werden. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. kam es zu einem Wandel der Stadt, der sich bis heute auswirkt. Die Dominanz der Vieh- und Landwirtschaft wich dem Tourismus. Die Eisenbahnstation von Canfranc bildete die Basis für eine verbesserte Infrastruktur, die bis heute die touristische Entwicklung unterstützt.

Um 14 Uhr verlassen wir Jaca, Richtung Biesca, A 136. Ab Biesca folgen wir der total neu gemachten Straße N 260a – herrlich, kein Hoppeln mehr – über Gavin, Puerto de Cotefablo, 1.423 m, Linas de Broto.

Dort halten wir kurz an der alten Kirche San Miguel. Weiter über Fragen (ja, wirklich, so heißt dieser Ort), Broto, Sarvise, Asin de Broto bis Fiscal. Dort dann wieder über N 260 Richtung Boltana, sprich Heimat.

Am Mirador de Janovas machen wir einen kurzen Halt. In diesem Jahr sind die Bäume beschnitten und so ist der verlassene Ort gut zu sehen. Eine wacklige Brücke führt dort über den Rio Ara. Die N 260 folgt fast immer diesem Fluss bis Boltana.

Um 15.30 Uhr sind wir Zuhause, nach 5 Stunden, 103 Meilen (166 km). Es ist herrlich warm. Rolf genehmigt sich einen Cappuccino und verspeist den Rest seines süßen Teilchens. Anschließend ist Service-Tag angesagt, Wasser, Abwasser, Toilette.

Heute Abend bleibt die Küche kalt: Es gibt geräucherten Lachs, rohen Schinken aus der Region, grünen Spargel, Salat, Baguette, dazu Rotwein.
Nach wie vor höre ich nichts von meinem Bruder bezüglich des Todes meiner Mutter oder deren Einäscherung.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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