Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Aragon (Spanien) - Streckenverlauf: Formigales - Graus - Canyon Rio Esera

20.09.2013 - 22. Tag - Formigales - Graus - Canyon Rio Esera

20. September 2013 – Freitag – 22. Tag
Campingplatz Boltana, Aragon - Spanien
Boltana – Tierrantona – Formigales – Palacio de Mur – Iglesia Santa Eulalia - Ermita San Miguel – Troncedo (Castillo) – Graus – Lago Barasona Joaquin Costa – Canyon Rio Esera – Puente de la Sierra - Boltana
Fahrzeit: 5 Stunden, 82 Meilen – 132 km

Auch heute ist wieder ein herrlicher Tag. Abfahrt um 10.30 Uhr, N 260, HU V 6442 bis Tierrantona, HU V 6441 bis Formigales. Dort treffen wir um 11.30 Uhr ein und parken in der Nähe einer alten Scheune, aus der wildes Hundegekläffe schallt. Gut, dass die Tür der Scheune hält …

Wir machen uns auf, den alten kleinen Ort zu erkunden. Ein Hund, der mir nicht ganz geheuer vorkommt, begleitet uns eine Weile. Irgendwie habe ich vor dem Tier Angst, was sonst nicht meine Art ist. Ich sehe zu, dass ich in Rolfs Nähe bleibe. Unterwegs sehen wir schöne Häuser, zum Teil mit abenteuerlichen Anbauten, geschmückt mit Blumen, kleine Gärten, in denen ältere Frauen arbeiten, völlig verrückte Zäune und natürlich auch viele verfallene Häuser, in denen niemand mehr wohnt.

Bald erreichen wir den Palacio de Mur, ein altes Herrenhaus aus dem 15. Jh. 2010 wurde es aufgekauft und restauriert. Rolf läuft am Abgrund um das prächtige Gebäude herum und entdeckt, wie schön man dort wohnt, mit einem großen Balkon, Blick auf den wilden Canyon, einem Pool, der nicht einsehbar ist. Ein Teil des Hauses ist fertig und an dem anderen Teil wird noch gearbeitet. Alles instand zu setzen erfordert viel Zeit und viel Geld. Ich finde es toll, wenn so alte Gemäuer gerettet werden.

Auch die alte Pfarrkirche und den kleinen Friedhof schauen wir uns an. Mir gefällt ganz besonders der Plaza de Olivera vor dem Rathaus, hier steht ein uralter Olivenbaum.

Formigales, Gemeinde La Fueva in Sobrarbe, Provinz Huesca, Aragon. Im Jahr 2012 hatte der Ort 42 Einwohner. Der Ort auf 680 m Höhe liegt in der Nähe des Canyon Formigales. Formigales ist bekannt seit dem Jahr 1226.

12 Brände in den Jahren 1488 – 1495 zerstörten den Besitz des Juan de Mur. Dieser diente als Herr von Formigales der Cortes (Abgeordnetenkammer) in Zaragoza unter Karl I. Der kleine Ort besteht aus nur zwei Straßen und einen Platz mit einem alten Olivenbaum – Plaza de Olivera. Die Pfarrkirche, die Abtei und der Palacio sind Teile des Erbes der Familie Mur.

Der Palast der Mur, ein Herrenhaus, verfiel mit den Jahren. Doch seit 2010 wird das Haus restauriert und wieder bewohnt. Die Arbeiten sind allerdings noch nicht beendet. Die Pfarrkirche mit Turm stammt aus dem 16. Jh. und ist der Heiligen Eulalia gewidmet.

Wir verlassen den schönen Ort und fahren weiter, über eine enge Straße bis Troncedo, wo ich nur vom Motorrad aus ein Foto von dem verfallenen Castillo machen kann, da Rolf nicht anhalten will. Wir seien zum Motorrad fahren da, nicht nur zum Besichtigen, meint er. Ich muss allerdings gestehen, dass wir Troncedo und die alte Burg schon im letzten Jahr angeschaut haben.

Die kurvige, enge, aber sehr gute Straße HU V 6441 führt uns bis Graus. Dort machen wir zunächst unseren Einkauf, beim Metzger und in einem Supermarkt, der guten Fisch, aber schlechtes Gemüse hat. Wir wandern durch die engen Gassen der Altstadt.

Eine Statue des Joaquin Costa hat es mir angetan. Joaquin Costa Martinez war ein spanischer Politiker, Jurist, Ökonom und Historiker. Außerdem finden sich hier schöne alte Häuser, doch der Hauptplatz der Altstadt wirkt wie schon im letzten Jahr auf uns irgendwie steril, obwohl dort prächtige Häuser stehen. So suchen wir uns auf einer lebhaften Hauptstraße ein Cafe – 13.20 Uhr. Besichtigen macht müde und durstig. Hier wird uns Einiges geboten. Die Spanier treffen sich auf einen Kaffee oder Aperitif vor dem Essen in den kleinen Bars. Interessant, diese Menschen zu beobachten. Ein Geldtransporter hält mit-ten auf der Straße, mit laufendem Motor. Einer nach dem anderen aus dem Transporter kommt – bewaffnet – in unser Cafe, trinkt etwas und geht wieder. Als alle ihre Pause hatten, fährt das Auto weiter.

Der Ort Graus wird von einer Christus-Statue überragt, was sehr beeindruckend ausschaut. Graus liegt am Zusammenfluss von Rio Esera und Rio Isabena. Hier wird noch die aragonesische Sprache gesprochen. Für den span. Philosophen Baltasar Gracian y Morales wurde Graus zum Exil. 1063 fand hier eine Schlacht der Reconquista statt. Neben der Teilnahme von El Cid machte der Tod von König Ramiro I. das Gefecht von Graus zu einem geschichtlichen Ereignis.

Reconquista ist die spanische Bezeichnung für die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel durch christliche Nachkommen der Bevölkerung des Westgotenreiches. Zwischen 711 – 719 vernichteten muslimische Eroberer (Araber und Berber) das Westgotenreich und eroberten fast die gesamte iberische Halbinsel. Die christliche Rebellion, die 718 begann, wurde zum Ausgangs-punkt der Reconquista, die 1492 mit der vollständigen Beseitigung des muslimischen Herrschaftsbereichs (Granada) und der Vertreibung der Juden aus Spanien endete.

Während des spanischen Bürgerkrieges spielte Graus (heute ca. 3.500 Einwohner) eine wichtige Rolle. Sehenswert ist der Placa Mayor. Dieser ist umrahmt von interessanten prachtvollen, teilweise bunt bemalten Häusern, u. a. dem Casa Bardaxi mit einer neoklassischen Dekoration und das Casa Heridia mit einer Sonnen-Uhr. Auch das Rathaus befindet sich hier. Diese Gebäude stammen aus dem 16. und 17. Jh. als Graus einen wirtschaftlichen Höhepunkt erlebte. Übrigens ist Graus noch heute berühmt für seinen Trüffel-Markt. 1538 wurde die prächtige Basilika Virgen de la Pena, das wichtigste Denkmal der Stadt, in den Felsen Pena del Morral, der die Stadt beherrscht, gebaut. Die Kirche hat ein wunderschönes Renaissance-Portal und eine anmutige Galerie, von der man einen herrlichen Blick über die Stadt genießt.

Auch wir verlassen Graus, A 221, vorbei am Lago Barasona – Joaquin Costa. Hier wird der Rio Esera gestaut. Einige Boote sind auf dem See unterwegs. Weiter N 123, am Rio Esera entlang, durch eine wilde schöne Schlucht mit traumhaften Felsen.

Vor dem Tunnel Olvena halten wir, das ist eine natürliche Felsbrücke. Die ganze Gegend hier ist ein beliebtes Klettergebiet. Rolf will mal wieder über abenteuerliche Pfade eine alte Brücke anschauen – Puente de la Sierra.

Später verlassen wir N 123, biegen ab auf A 138, vorbei an den Stauseen El Grado und Mediano, bis Ainsa. Von dort N 260 Richtung Boltana. Rolf tankt an der Tankstelle, kurz vor dem Campingplatz. Die kennen ihn schon und er muss nicht mehr seine Papiere vorzeigen. In dem nahe gelegenen Supermarkt kaufen wir noch Wein ein. Anzumerken ist, dass Butter viel teurer als in Frankreich ist, doch der Kaffee ist sehr günstig.

Eine junge Frau parkt ohne mit der Wimper zu zucken auf dem Behindertenparkplatz, obgleich sie nicht behindert ist. Die Reifen ihres Autos haben fast kein Profil mehr, natürlich muss ich ein Beweisfoto machen.

Um 15.30 Uhr sind wir wieder Zuhause, nach 5 Stunden, 82 Meilen (132 km). Zum Abendessen haben wir Langostinos, Pilze, Salat, Baguette, Weißwein. Ein herrlicher Tag geht zu Ende.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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