Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Aragon (Spanien) - Streckenverlauf: Col d'Aspin - Col de Tourmalet - Col d'Aubisque

24.09.2013 - 26. Tag - Valle d'Aure - Valle de Campan - Valle de Osseau

24. September 2013 – Dienstag – 26. Tag
Campingplatz Boltana, Aragon – Spanien
Boltana – Col d’Aspin – Valle d’Aure – Valle de Campan – Col de Tourmalet – Bareges – Colle du Soulor – Col d’Aubisque – Gourette – Laruns – Valle d’Osseau – Puerto de Portalet – Stausee Bubal – Valle de Tena – Biescas - Boltana
Fahrzeit: 8 Stunden, 15 Min., 205 Meilen – 330 km

Nach dem Frühstück starten wir um 10 Uhr. N 260 Boltana – Ainsa – A 138 Bielsa Tunnel, weiter D 173, D 929 bis Ancizan. Dort kaufen wir zunächst im Intermarche ein. Unterwegs hält Rolf endlich mal, um ein vernünftiges Bild der alten Templerkirche zu machen.

Nach Arreau über Haarnadelkurven - D 918 -kommen wir zum Col d’Aspin, 1.489 m. Dieser Pass verbindet Bagneres de Bigorre bzw. Sainte Marie de Campan im Campan-Tal mit Arreau im Valle d’Aure.

Dieses Tal ist wunderschön, da es seine Ursprünglichkeit behalten hat. Das Wetter ist herrlich, ideal zum Motorradfahren. Auf dem Pass treffen wir die deutschen Biker von gestern wieder. Und natürlich lagern hier auch wieder die prächtigen Rinder mit ihren schönen Hörnern. Allerdings kann ich in diesem Jahre keine „lesbischen“ Aktivitäten erkennen.

Unsere Tour geht weiter, ab Sainte Marie de Campan durch das Vallee de Campan, ein herrliches Berggebiet, welches von dem Pic du Midi de Bigorre (Spitze des Südens), 2.877 m, überragt wird. Wir haben einen tollen Blick auf seinen Gipfel, auf dem sich ein astronomisches Observatorium und ein Fernsehsender befinden. Schon in der Frühgeschichte ist der leicht zu besteigende Gipfel des Pic du Midi von Menschen besucht worden. So fand man in der Nähe des Col de Sencours auf 2.400 m Höhe eine prähistorische Pfeilspitze.

Im Vallee de Campan findet man noch eine enge Harmonie zwischen bäuerlichen Wohnorten und einer grandiosen Landschaft. Wir kommen zum Col de Tourmalet, 2.115 m. Rolf macht hier ein Bild von den deutschen Bikern, die wir hier erneut wiedertreffen, es gibt keine andere Straße. Eine nette ältere Dame spricht mich an. Sie ist seit 45 Jahren in Frankreich verheiratet und erzählt mir ihr ganzes Leben. Es erstaunt mich immer wieder, dass Menschen so schnell Zutrauen in mich gewinnen. Sie macht auch ein Foto von Rolf und mir, dann fahren wir weiter.

Col du Tourmalet, 2.115 m. Der Pass verbindet Luz-St.-Sauver mit dem Vallee de Campan. Die Straße über den höchsten befahrbaren Pass in den französischen Pyrenäen ist für uns leicht zu bewältigen, für Fahrradfahrer allerdings nicht.

Selbst die toptrainierten Teilnehmer der Tour de France zollen dieser Strecke gewaltigen Respekt. Tourmalet bedeutet „Schlechte Straße“. Auf dem Pass bewundere ich wieder die Büste von Jacques Godet, dem Tour de France Direktor von 1936 bis 1986.

Auf dem Pass gibt es auch eine Gedenktafel für den Champion Octave Lapiz, der am 21. Juli 1910 auf der 8. Tour de France als Erster den Pass bewältigte. Man muss wissen, dass es 1910 es nur einen Pfad über den Pass gab und in den Pyrenäen noch viele wilde Bären lebten. Lapiz bezeichnete wegen des folgenden schweren Anstieges am Col d’Aubisque die Kontrolleure der Tour-Organisation als Mörder – „Vous etes des assassins, qui, des assassins! Solche Geschichten gefallen mir besonders gut.

In Bareges sehen wir enorme Schäden an Häusern und Straßen, alles von der großen Wasserkatastrophe im Juni d. J. Man kann es kaum glauben, dass ein an sich kleiner Fluss solche Schäden verursachen kann. Am Ende des Ortes ist die Straße gesperrt, man erklärt uns, dass wir mindestens 1 Stunde warten müssen – bis 14.30 Uhr – ehe wir weiterfahren können. Also fahren wir zurück in den Ort, sehen uns die wirklich schlimmen Schäden an und machen dann Kaffee-Pause in einer kleinen Bar. Ich schaffe es gerade noch, zur Toilette zu gehen, denn schon schließt man! Doch da wir draußen sitzen, werden wir nicht verjagt.

Bareges ist eine französische Gemeinde mit 201 Einwohnern in der Region Midi-Pyrénées. Der kleine Kurort liegt an der westlichen Rampe zum Col du Tourmalet. Barèges befindet sich in einem Seitental des Gave de Pau, das nördlich durch den Pic du Midi und südlich durch den Pic de Néouvielle beherrscht wird. Durch das Tal fließt in westlicher Richtung der Bastan, ein kleiner Fluss, der am Tourmalet entspringt. In dem kleinen Bergdorf der Pyrenäen ist jahrhundertelang extensive Landwirtschaft und Viehhaltung betrieben worden, bis die Heilquellen am Ort entdeckt und genutzt wurden. Der Überlieferung nach waren es Hirten, die bemerkten, dass verletzte Schafe in den warmen und schwefelhaltigen Quellen schneller gesundeten.

Die Thermalquellen wurden erstmals 1675 überregional bekannt, als Madame de Maintenon und Auguste I., Herzog von Maine und Sohn von Ludwig XIV. die Bäder von Barèges für einen Kuraufenthalt besuchten. Im Jahre 1680 ließ Louvois, Staatssekretär und Staatsminister, in Barèges sein gebrochenes Bein behandeln. Nach seiner Rückkehr zum Hof von Versailles genehmigte er einen Kredit für das erste Hospital am Ort und für den Ausbau der Thermalbäder.

Das Dorf liegt am Rand des Nationalparks. Entsprechend ist die Wirtschaft des Ortes vollständig auf den Tourismus ausgerichtet. In und um das Dorf werden sämtliche Bergsporten angeboten: Gleitschirmfliegen, Wandern, Radfahren, Canyoning, Höhlenwandern, Klettern, Mountainbiking und vieles mehr.

Barèges ist der zweitälteste Skiort in Frankreich und mit der 1936 errichteten Standseilbahn avancierte der Ort zu einem ganzjährigen Urlaubs- und Erholungsort. Durch die Verknüpfung mit La Mongie bildet die Region das größte Skigebiet in den französischen Pyrenäen. Der Stoff aus Seide oder Baumwolle und Wolle namens Barege wurde hier erstmals produziert und hat daher seinen Namen von diesem Ort.

Nach 14.30 Uhr können wir weiterfahren, die Baustelle, auch verursacht durch die Überschwemmungen im Juni, ist die reinste Katastrophe, Stopp and Go ohne Ende, wir schlucken Unmengen von Staub. Nichts ist hier richtig organisiert, da muss ich mal wieder die Amerikaner loben, die solche Baustellen gut absichern und für sicheres Fahren sorgen. Hier kommen uns plötzlich breite LKWs entgegen, haarscharf kann Rolf an ihnen vorbeifahren, für die Autofahrer wird es brenzlig, sie hängen halb am Abgrund.

Ich hab die Camera verstaut wegen des Drecks und kann daher dieses Chaos leider nicht fotografieren. Bis Luz Saint Sauver müssen wir uns durch diese Baustelle quälen.

Nun folgen wir der D 921, durch die Gorge de Luz bis Argeles Gazpost, weiter D 918 bis zum Col de Soulor, 1.474. Kühe und Lamas halten hier die Skistationen „besetzt“. Schafe trotten an der Straße entlang. Der Pass verbindet das Vallee d’Aran mit dem Val d’Azun. Über die Pyrenäenhochstraße „Route des Cols“ geht es weiter zum Col de Aubisque, 1.709 m.

Dieser Pass verbindet Laruns im Valle d’Ossau mit Argeles im Tal des Gave de Pau. Die herrliche Straße wurde im Jahr 1860 unter Napoleon III. als Teil der „Route thermale des Pyrenees“ angelegt. Die Tour de France hatte den Pass bereits 71 x im Programm.

Die Corniche genannte Straße führt an einem steilen Felshang entlang, dem Cirque du Litor. Sie ist landschaftlich äußerst reizvoll, aber eine extrem enge Straße. Corniche, Bezeichnung für eine Klippenstraße, die auf einer Seite einen Berghang und auf der anderen Seite einen Abhang hat.

Wir fahren vorbei an Rindern, wilden Pferden und einigen Schafen. Es ist eine traumhafte Gegend, die man kaum beschreiben kann, man muss sie erleben.

Das Pottok-Pony ist eine alte, seltene Ponyrasse aus dem Baskenland. Pottok bedeutet in der baskischen Sprache „kleines Pferd“. Sie werden bis 1,30 m hoch. Diese Pferde sollen die Nachfahren von den Urpferden sein, die man häufig auf Höhlenzeichnungen findet. Die Tiere leben noch heute halbwild in den westlichen Pyrenäen, sowohl in Frankreich als auch in Spanien. In Spanien sind sie auch unter dem Namen „Poni Vasco Navarro“ bekannt, da sie in den autonomen Regionen Baskenland und Navarra gehalten werden.

Auf dem Col de Aubisque treffen wir auch unsere Biker aus Ainsa wieder. An den dort aufgestellten riesigen Fahrrädern machen wir einige Fotos und dann geht es weiter.

Wir kommen nach Gourette, ein Wintersportort an der D 918. Mit 30 markierten Pisten auf Höhen zwischen 1.400 und 2.400 eines der größten Skigebiete in den Pyrenäen. Wir finden den Ort absolut scheußlich. Er ist wie ausgestorben, Kühe haben die Garagen- und Häusereinfahrten mit Beschlag genommen.

Weiter, D 918 bis Laruns, dann D 934 durch das Valle d’Osseau. Hier liegt ätzend viel Split auf der Straße, für Motorradfahrer äußerst unangenehm und gefährlich. Es schadet natürlich auch dem Lack der Autos, die hier fahren.

Valle d’Osseau – Tal der Bären. An einer Staumauer hat man rote Bärentatzen aufgemalt. Sieht witzig aus und verschönt den hässlichen grauen Beton.

Wir fahren über den Col du Pourtalet. Der Col du Pourtalet, 1.794 m, ist ein Bergpass und gleichzeitig Grenzübergang in den Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien. Der Pass verbindet das Valle d’Osseau mit dem Valle de Tena. Zwischen Ende Oktober bis Ende Mai ist der Übergang wegen Schnee meist geschlossen. Die Straße A 136 abwärts ist saugefährlich.

Gestern schon, auf der Fahrt in die andere Richtung, gab es eine schlimme Erhöhung im Asphalt. Doch heute, ich will fotografieren, halte mich nur mit einer Hand an Rolf fest, sehe ich vor uns, wie einer der Biker fast vom Motorrad fliegt und schon fliegen Rolf und ich auch. Nur Dank Rolfs Umsicht und dass ich mich festhielt, sind wir nicht gestürzt und ich nicht vom Motorrad geflogen. Doch meine Hüfte und mein Kreuz melden Beschwerden an.

Wieder führt die Strecke am Stausee Bubal entlang, durch das Valle de Tena bis Biescas. Dort halten wir, tanken. Ich kann mich irgendwie kaum bewegen.

Und weiter geht es, N 260 A bis Sabinanigo, doch wir müssen erst einmal an einer Baustelle 10 Minuten warten. Für heute haben wir die Nase voll von Baustellen, Gravel und der Warterei. N 260 bis Boltana. Heute kann ich die verlassenen Häuser in Ruhe fotografieren. Wir haben ja genug Benzin im Tank.

Gegen 18.15 Uhr, nach 8 ¼ Stunden, 205 Meilen (330 km) sind wir Zuhause. Diese Kilometer sind viel in den Pyrenäen, da Kurven ohne Ende. Man fährt von einer Kurve in die andere, muss höllisch aufpassen, sonst landet man im Abgrund. Fahrfehler darf man sich hier nicht erlauben, sonst ist man tot.

Auf dem Campingplatz warten schon zwei schwarze Katzen auf ihr Fressen und auch die Spatzen umlagern uns. Es gibt Brot, Käse und Muschelreste für sie. Ich muss erst einmal mein Bein in Ordnung bringen, tut höllisch weh. Dann werden alle Einkäufe verstaut, Fleisch (Rind und Lamm) in Olivenöl und Kräuter eingelegt, Fisch ebenso, duschen und dann essen wir, Pate, Käse, Muschelsalat, Tomatensalat, Baguette und Weißwein. Die zwei schwarzen Katzen leisten uns Gesellschaft. Es ist 19.45 Uhr und wir genießen einen ruhigen Abend, nachdem der Gärtner seine Heckenschneidearbeiten beendet hat.

Die Grillen zirpen, die Glocken der Schafe läuten – wir sind fast allein auf dem Campingplatz.

Uns hat heute sehr erschreckt, zu sehen, welche Verwüstungen im Juni/Juli die Überschwemmungen der Flüsse angerichtet haben. Neue Häuser, unterspült, ganze Landstriche einfach weg, Straßen, Campingplätze zerstört. Doch ein Gutes hat diese Katastrophe doch, viele Menschen haben jetzt auf Jahre wieder Arbeit, wie man uns erzählte.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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