4 Monate in einer anderen Welt - Indien

Reisezeit: August - Dezember 2008  |  von Elke Sch

Nordost Indien: Varanasi

Mark Twain schrieb, dass "Benares (Varanasi) aelter ist als die Geschichte, aelter als die Tradition, aelter als die Legende und doppelt so alt, wie all das zusammen".

Hindi-Schlager schallen aus offenen Fenstern, Tempelglocken bimmeln, Motor-Rikschas scharren, Fahrradfahrer klingeln wie um ihr Leben, Hunde jagen bellend durch den Verkehr, Haendler krakeln, und am Strassenrand, vor einem verwitterten Postgebaeude, machen sich zwei Schweine grunzend ueber den Abfall her. Und das soll ein Ort tief empfundener Spiritualitaet sein, eine der wichtigsten Pilgerstaedten Indiens?

Blick von der Hotelterrasse zum Ganges!

Blick von der Hotelterrasse zum Ganges!

Ja, sie ist es! Die heilige Stadt Varanasi.
Wer hier stirbt und verbrannt wird entgeht dem Kreislauf der Wiedergeburt und ist frei.
So gross soll die Kraft des heiligen Flusses sein, der einer Legende nach direkt vom Himmel gefallen ist.

In den zwei Tagen die ich in Varanasi verbracht habe kam es nicht selten vor, dass man beim spazierengehen in den engen Gassen der Altstadt ploetzlich gebeten wurde zu Seite zu treten. Verwundert dreht man sich um und erblickte vier Traeger mit eine Bare auf der ein Toter mit Blumen geschmueckt liegt. Sie tragen den Leichnam zu den Verbrennungs-Ghats (Wasserstellen am Ganges) wo sie mit den verschiedensten Holzarten (je nach Wohlstand der Angehoerigen) verbrannt werden. Die Feuer lodern die ganze Nacht und es kommt nicht selten vor, dass die Reste dem Ganges uebergeben werden noch bevor die Ueberreste des Toten vollstaendig zu Asche verbrannt sind.
Jede Nacht sieht man mehrere Feuer am Ufer lodern. Und der Gedanke daran, dass jede Reuchwolke von einem brennenden Leichnam ausgeht brachte eine besondere Atmosphaere, der sich wohl kein Besucher entziehen kann.

Der heilige Fluss Ganges

Der heilige Fluss Ganges

Wir haben es uns nicht nehmen lassen und eine Bootsfahrt bei Sonnenaufgang gemacht. Wunderschoen!
Eine rote Morgensonne kriecht am Himmel empor. Und ploetzlich glaenzt der Sandstein der Pavillons und Palaeste, die kilometerlang das westliche Gangesufer saeumen, wie reines Gold. Varanasi Stadt des Lichts!

Wir sitzen in einem Ruderboot, fahren vorbei an Tempeln und Ashrams, von denen Mantras, Gebete, herueberwehen.
Vorbei an den Ghats, die zum Ganges fuehren. Das sind die steineren Treppen, die Badeplaetze.

Varanasi, so heisst es, ist die alles ueberstrahlende, immer waehrende Stadt der Hindus.
Eine Weile schauen wir den Pilgern zu: wie sie kleine Schalen aus gepressten Blaettern mit Blumen und Oellaempchen auf dem Wasser aussetzen, als Opfergaben an den Ganges.
Wie sie eintauchen in den grauen Strom, um sich von allen Suenden reinzuwaschen.

Baden am morgen.

Baden am morgen.

Wer nach Indien kommt sollte Varanasi auf jeden Fall einen besuch abstatten.
Wer verstehen will, warum Varanasi der Ort der Erloesung ist, muss die Stadt mit den Augen der Hindus sehen.

© Elke Sch, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Mumbai nach Delhi und zurück!
Details:
Aufbruch: 11.08.2008
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 02.12.2008
Reiseziele: Indien
Nepal
Der Autor
 
Elke Sch berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.