Von der Schweinebucht nach Con Dao

Reisezeit: Juni 2009 - April 2010  |  von Trude M. Hippo

Die ersten Tage auf Gomera

04.06.09
Gomera, im Tal der großen Könige, 1:00 Uhr:
Geschafft! Die Familie ist im Bett. Ich, Trude, bin völlig erschöpft. Diese Familie macht mich fertig. Einen Tag vor dem Abflug hat mich Marco in seinem Rucksack eingesperrt. Erst als wir im Valle Grand Ray ankamen, wurde ich wieder frei gelassen. Vom Flug und der Schiffsüberfahrt habe ich also nicht viel mitbekommen. Nachdem ich ausgepackt wurde, schlossen die Kinder mich gleich in ihre Arme und knuddelten mich, das war wirklich nett. Allerdings hat Yara mir dann in die Nase gebissen.
Ja, was soll ich euch berichten? Es ist ja noch nicht viel passiert. In der Casa Isabelle haben wir eine Unterkunft bekommen. Ein Apartemento hoch über dem Hafen von Vueltas, mit Blick auf das Meer. Lili war es gar nicht recht, gleich die erst beste Hütte zu nehmen. Aber Marco meinte, eine bessere gäbe es nicht für diesen Preis. 500 Euronen wollte Madame Isabella von uns pro Monat. Haben die Hütte dann erst einmal hartnäckig auf 400 herunter gehandelt. Nachdem wir unsere sieben Sachen an Ort und Stelle fallen gelassen haben, zog es meine Family auch gleich zum Strand von La Playa. Anstatt sich erst einmal auszuruhen - 12 Stunden Reisestrapazen sind ja nicht so schlimm - müssen die gleich durch die Nachmittagshitze spazieren gehen. Den Kleinen scheint das alles egal zu sein, man wird ja gefahren oder getragen. Fressen, Pupen, Schlafen und die Alten auf Trab halten, mehr fällt denen nicht ein. Halt, in die Nase beißen, das können sie auch schon! Naja, ich bin nun völlig ko, ab in die Falle. Gut`s Nächtle.

05.06.09
Um 8:00 hat mich Lia geweckt. Von Ausschlafen haben die Kinder wohl noch nichts gehört, schlechte Erziehung halt. Der Geruch von Lia`s voller Windel zog mir in die Nase während Marco, Lili und Yara noch seelenruhig schliefen. Habe dann Yara geweckt, damit diese mit Gequake ihre Eltern wecken möge. Es hat geklappt!
Bereits um 9:00 plünderte Marco einen kleinen Supermarkt, weil er unbedingt auf der Terrasse mit Meerblick Frühstücken wollte. Lia half kräftig beim Ausräumen der Supermarktregale mit, grinste aber permanent den Supermarktbesitzen an, so das dieser ihr nicht böse sein konnte.
Über einen kleinen Abstecher in die Saftbar von Calera nach La Playa gefahren, mit Tom, unserem grünen Croozer - ein Kinderwagen, auch Jogger genannt. Die Saftbar mit den besten Säften des Valles schloss auch gleich 10 Minuten nach unserem Erscheinen. Unseren Mango- und Ananas-Orangensaft mussten wir daher etwas schneller trinken.
Am Strand in La Playa haben die Kleinen dann vor lauter Hunger Sand essen müssen. Seltsamerweise lachten sie dabei und es schien ihnen nichts auszumachen, sie waren wohl glücklich dabei. Von Lili kam dann zwar ein zögerliches "Nein!", als sie die Kinder den Sand essen sah, doch der Schrecken wich schnell der Einsicht, dass satte Kinder nicht so viel quaken. Außerdem ist Sand billiger als Brot.
Zurück in Vueltas veranstalteten die Kinder mit uns ein Räuberessen auf den blanken rotbraunen Fliesen unserer Sonnenterrasse.

07.06.09
Sonntagmorgen, 7:20 Uhr: Vueltas schläft noch, doch ein Menschenkind dreht bereits die ersten Runden. Zuerst einen Kaffee kochen - Mist!, das Gas ist alle. Wo gibt`s jetzt einen Kaffee her. Die Hafenbar bietet `nen guten Kaffee-Cortado. Und so macht sich Marco alleine auf den Weg zum Hafen - ohne mich! Ich arme Trude muss mich weiter mit den Kindern herumschlagen und mich ihren Launen ausgesetzt sehen.
Normalerweise kommt die Sonne um 11:00 Uhr über den Berg, doch heute ist alles anders. So war das nicht geplant. Über uns hängen Wolken, nur über dem Meer ist der Himmel blau. Das Frühstück auf unserer Wolkenterrasse ist dank des Bäckers, welcher zu unserem Glück auch am heutigen Sonntag geöffnet hat, gerettet. Die Kinder essen die Wurst ohne Brot, schmeckt wohl besser so.
Im Valle Grand Ray sind zur Zeit kaum Touristen, viele Geschäfte haben geschlossen. Man könnte auch sagen: Hier ist "Tote Hose". Heute scheint`s noch toter zu sein. Ok, ist ja auch Sonntag. Und was will man da machen? Die Kinder hatten da eine gute Idee und legten sich einfach zum Schlafen. Lili fand das auch gut und legte sich zehn Minuten später daneben. Marco trank seinen Kaffee und drömelte auf der wolkenbedeckten Sonnenterrasse. Ich, Trude, versuchte zu schreiben, doch die Schreibe wollte mir nicht so recht von der Hand gehen. 12:00 Uhr, Zeit für mein Mittagschläfchen!

09.06.09
Hallo ihr Lieben, da bin ich wieder, Eure gute alte Trude!
Ich kann euch leider nicht viel berichten, denn ich wurde die letzten beiden Tage nicht mit auf die Ausflugstouren mitgenommen. Mann hat mich eiskalt abserviert, besser gesagt, man hat mich schmoren lassen. Auf der Sonnenterrasse hat man mich liegen gelassen, die Terrassentür zugesperrt und den Sonnenschirm zum Strand mitgenommen. Meine Füße sind total rot und geschwollen, weil ich, wie ein Tanzhuhn auf der Herdplatte, auf der Terrasse herumhüpfen musste - die Sonne ist verdammt heiß! Die vier vergnügten sich derweil unten am Hafenstrand unter ihrem Sonnenschirm, tranken Literweise Dorada, ohne auch nur ein einziges Mal an mich zu denken. Yara und Lia sagten mir, dass sie heute chinesisch Essen gegangen seien. Yara musste wieder Curry essen und Lia spachtelte Nudeln mit Huhn. Wir dürfen hier in jedes Lokal immer nur zweimal gehen, weil die Kinder im Umkreis von
7,5 Metern alles verwüsten. Bergeweise Reis, Kartoffeln oder Nudeln liegen unter dem Tisch, die Stühle kleben nach jedem Essen und Spaß macht es den Eltern auch nicht. Beim zweiten Besuch müssen wir uns dann immer für das erste Mal entschuldigen. Lia will beim Essen immer von ihrem Stuhl aufstehen. Vielleicht sollte sie lieber festgebunden werden. Yara sitzt immer wie Little Buddha auf ihrem Stuhl, was sehr viel angenehmer ist.
Ja, ich hoffe, Euch beim nächsten Mal erfreulicheres berichten zu können.
Bis dahin verbleibe ich
Eure Trude (mit den verbrannten Füssen)

© Trude M. Hippo, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am 04.06.2009 geit los: Der Flieger ins Kanarenmekka Teneriffa kappt die Taue und legt ab. Gomera ruft uns! Was werden bloß die Kinder dazu sagen. Egal! Denn es kommt noch schlimmer: Sieben Monate in Thailand, Vietnam, Kambodscha und Laos. Trude wird`s schon richten. Wir verlassen uns auf sie.
Details:
Aufbruch: 04.06.2009
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 15.04.2010
Reiseziele: Spanien
Thailand
Vietnam
Kambodscha
Laos
Der Autor
 
Trude M. Hippo berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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