Wer braucht ein Ziel, um anzukommen?

Reisezeit: November 2021 - April 2022  |  von Katja Jäger

Blitzkrieg und Thanksgiving

Thanksgiving und Blitzkrieg

Jetzt sind wir schon 2 Wochen unterwegs. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht! Wir haben die ersten 1000 Meilen hinter uns...irgendwie ziemlich Zickzack, unser Monster hat  3x 120 Dollar versoffen...wir waren schon im Schnee, wir hatten die letzten Tage tagsüber T-shirts an, wir haben heißen Tee und lecker Eis gebraucht..wir waren im Moos bewachsenen Wald, die Baumgrenze war überschritten, wir haben Eichhörnchen und Robben gesehen und im Moment befinden wir uns in einer einer Parallelwelt.

Gefangen zwischen Thanksgiving und Weihnachten. Die Amis haben nicht viele Feiertage, aber 3 dürfen wir dieses Jahr miterleben. Thanksgiving ist am Donnerstag und der toooootale Kommerz, dann kommt Weihnachten und Silvester. Jede Werbung befasst sich mit einem der ersten 2 Themen, die Leute rennen mit Truthahnmützen auf dem Kopf durch die Geschäfte, Autos sind mit  Lichterketten geschmückt, Sonntags gibt's es von morgens bis abends Weihanchtsfilme im TV, ein Spendenaufruf folgt dem Anderen ..Das kann man sich echt nicht vorstellen, wir sind aber bereits angesteckt.
Das mit den Truthähnen auf dem Kopf lassen wir wahrscheinlich aus, aber wir haben auch soetwas wie Weihnachtsvorfreude!

Im Monstertruck läuft sogar weihnachtliches Musik  und wir finden es klasse!!!
Teilweise kommen wir uns vor wie die Hauptdarsteller in einem Weihnachtfilm und müssen drüber lachen.

Aber jetzt kommt ja erst mal Thanksgiving. Da es selten Nachbarn auf den State Parks gibt, haben wir die Hoffnung fast aufgegeben, dass wir zu einem traditionellen  Truthahnessen eingeladen werden. Aber wir arbeiten weiter dran. Thorsten kann schon ganz professionell mit der Kaffeetasse über den Campingplatz schlendern und Katja antwortet nett und freundlich auf die Fragen, wo wir denn herkommen, hinwollen, Schuhgröße und Brötchenbelag.

Es bleiben uns noch genau 2 Tage!!!

Uns ist aufgefallen, dass es hier in der Ecke kaum Neger gibt, genauso wenig wie Handy Empfang  ( ist diese Reihenfolge  ethisch korrekt?!?) und das kaum Country Musik im Radio gespielt wird.
Wo ist es hin, das ursprüngliche Amerika???

Dafür freut man sich auf " TRUMP 2024", es wird an jeder Ecke für alle geboostert und mittlerweile Flaschenpfand gezahlt.
Wir sind jetzt Mitglieder im Fred Meyer Club, einer Lebensmittelmarktkette die an der Westküste weit verbreitet ist.
Also nicht wir direkt, eher OSKAR APFELMARS, aber die günsten Preise erhalten wir natürlich, da wir uns unter diesem Pseudonym angemeldet haben.
Als wir den hochoffziellen Mitgliedsantrag ausgefüllt haben, fragten wir, ob die Superdupersonderpreise ab sofort gelten umd bekamen die Antwort, dass die Karte sofort bereit für "rock and roll " wäre! In Europa wäre ein total überfordertes:  ja, si, yes die Antwort gewesen !
Deswegen mögen wir dieses verrückte Land einfach!!!!!

Wer uns allerdings nicht mehr mag, ist der junge Angestellte des letzten privaten RV Abstellplatzes in Brookings. Wir haben dort direkt am Meer eingecheckt, ohne Voranmeldung, weil ja nirgends etwas los ist.
Laut des jungen Mannes müssten wir die erste Naxht mit Kreditkarte bezahlen, dies kostet 5$ mehr.
OK, komische Regelung, aber dann ist es halt so!

Am nächsten Tag haben wir dann, weil es dort so schön war, um einen Tag verlängert. Unser Platz der vorherigen Nacht war leider vorab reserviert, wir mussten 5 Plätze nach links umziehen. Was bis zu diesem Zeitpunkt  nicht weiter dramatisch war. Unsere prekären Eckdaten waren ja alle gespeichert.

Aber dann kam der Zeitpunkt, wo Frau aus Deutschland Bar bezahlen wollte. Den Preis von gestern, abzüglich 5 $.

Laut des jungen Mannes wäre dies leider nicht möglich, da der Umzug auf den neuen Platz, wie eine neue Buchung wäre. Daher würde dies auch wieder 5 Dollar extra kosten.
Heute aber egal ob Bar oder Cash.

Aus einem " willst du mich jetzt veräppeln?" wurde ein kurzer Deutsch/Amerikanischer Blitzkrieg. Mit einem Monolog, das es nicht um die 5 Dollar geht, einfach nur um das Abzockerprinzip.

Dieser Monolog wurde kurz von einem
" sorry, ich mache nicht die Regeln, die macht der Chef " unterbrochen, bevor es weiter ging
mit " dann richte bitte deinem Chef von mir aus, dass er sehr kurzfristig denkt !"
Nachdem der nette, auspupertierte junge Mann die Salve mehr oder weniger gut verkraftet hatte, bezahlte die deutsche Zicke und zeriss die kompletten Papiere vom Vortag (Regeln des RV Parkes, Lageplan, Infos, WiFi Passwort, und was man sonst noch so alles bekommt) und bat um einen neuen Ausdruck, da es ja eine neue Buchung ist.

( Hallo, für die 5 Dollar muss schon mal ein Baum dran glauben, bezahlt ist bezahlt. War ja nicht unsere  Regel!)
Ach ja, das Bargeld gab's dann zur Strafe auch nicht, weil bei einer Kreditkartenzahlung für den Campingplatz Chef nochmal Gebühren anfallen, und die sind in USA nicht grad gering.

Da will man einfach nur nix  machen und sich nicht aufregen und muss sich dann mit sowas rum ärgern und auch noch andere Reisende per Google und anderen " Insider Portalen" auf diese Masche hinweisen....! Kurzfristige Denkweise, lieber Chef!

Aber es macht ja auch irgendwie Spaß, vielleicht war das die Gute Tat für gestern und der Chef denkt drüber nach, lässt die Abzocke in Zukunft und sein traumhafter RV Platz ist täglich ausgebucht. Wer weiss!!

Was wir wissen, das noch kurz am Schluss erwähnt, ist, dass
250g Kidneybohnen im Chili con carne, abends um 19h, für 2 Personen definitiv nicht gut für den Verdauungstrakt sind.
Gestern haben wir genau dieses in unserer Streetfoodküche gekocht.
So richtig läägaaa mit frischem Korriander, Hackfleisch von glücklichen Rindern, handgequetschtem Knoblauch, der guten Hershey Schokolade, Tomaten aus ökologischem Anbau, Zwiebeln von fröhlichen Bauern geerntet und tja, mit eben 250g Bohnen.
Ob ihr es glaubt oder nicht...wir waren beide sowas  von Blähungs- Schwanger. Die ganze Nacht.
Da wir unser Hausklo nur für die kleinen Geschäfte nutzen, hieß das 3 x bei ca. 6 Grad Aussentemperatur, spärlichst bekleidet über den RV Platz zum nächsten Klo flitzen - in Rekordzeit!
Fehlalarm um Fehlalarm verkürzte die Nacht. Wenn wir wieder im Bett lagen rumpelte es erneut...die Taktik des " nicht bewegens" linderte die Wehen wenigstens etwas.
Irgendwann wagte man allerdings fast nicht mehr zu unterscheiden zwischen "ohoh" und " schon  zu spät" und der nächste Akt zum Thema : Wer schreitet so spät bei Nacht und Wind? Es sind die Deutschen, sie erwarten Kind!" wurde eingeleitet.
Auf eine Horrornacht folgte ein weiterer schöner Tag mit Sonne bei Ankunft im Humbug State Park. Ausser, das dieser recht nah am Meer liegt  gibt es hier nix spektakuläres. Morgen früh geht es weiter zum
Cabo Blanco State Park, dort soll es einige hikingtrails geben.
Und, wir müssen einkaufen...also OSKAR APFELMARS, natürlich!!!

© Katja Jäger, 2021
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Die Reise
 
Worum geht's?:
USA wir kommen, aber nicht um zu bleiben! Am 8.11. 21 gehts los, die Heimkehr ist noch ungewiss, aaaaaber vor Ostern ( jaja: 2022)
Details:
Aufbruch: 08.11.2021
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 18.04.2022
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katja Jäger berichtet seit 4 Jahren auf umdiewelt.
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