Wer braucht ein Ziel, um anzukommen?

Reisezeit: November 2021 - April 2022  |  von Katja Jäger

Wasser mit Kohlensäure

Verflixte Geographie und Wasser mit Kohlensäure

Auf unseren Reisen lassen wir uns von verschiedenen Medien leiten. Natürlich von Google Maps, der App von ioverlander, aber auch von oldschool print Landkarten.
Der absolute Vorteil dieser Landkarten ist, dass man sie immer physisch zur Verfügung hat, egal ob am Ende der Welt oder im größten Straßenverkehr.

Auch ein eigendlicher Vorteil ist, dass die Grösse des Punktes, welcher bei dem Namen einer Stadt gesetzt ist, die ungefähre Grösse und somit Infrastruktur und  Einkaufsmöglichkeiten erkennen lässt.
So allerdings nicht bei der von uns gekauften Karte.

Nach der ernüchternden Feststellung, dass der Beruf
Punkte-Macher wohl keine besonderen Fähigkeiten benötigt, haben wir die letzten Tagen viele Überraschungen erlebt.

Ein als "ziemlich gross" bepunktetes Dorf hatte die anwesenden Kühe farblich auf den verschiedenen Weiden sortiert!
Eine anderes, ebenfalls als "gross" gekennzeichnetes Dorf hatte 56 Einwohner, so deutete es uns das übliche Ortseingangsschild .... keine Tankstelle, geschweige denn einen Supermarkt.
Hätten wir Heu, Euterpflege oder eine Geburtszange gebraucht, wären wir fündig geworden, aber das stand diesmal nicht auf dem Einkaufszettel.

Aber irgendwann erreichten wir einen mini Supermarkt in dem wir ein paar Grundnahrungsmittel ergattern konnten.
Unserem Aufenthalt im nächsten Statepark stand also nichts im Wege. Bei unserer täglichen, diemal ziemlich weiten,  Wanderung haben wir nicht nur einen Bunker aus dem 2. Weltkrieg gefunden und Seehundkollonien gesehen...wir haben auch ein nettes Ehepaar in den 60ern kennengelernt. Da sich unsere Wege einpaar mal kreutzten, smalltalkten wir ein bisschen über wohin, woher, warum  uuuuund erhielten unsere erhoffte Einladung zu Thanksgiving.

Nicht ganz zu Truthahn und Kürbis, aber ganz nah dran. Wenn wir Lust und Zeit hätten, sollten wir doch bei ihnen am Stellplatz vorbei kommen, sie würden gleich ein Lagerfeuer machen. Gerne nahmen wir die Einladung an und quatschen eine Weile mit Carl und Miriam über ihre 5 erwachsenen Kindern (die einfacherweise nur die San Francisco Kids oder die Texas Kids genannt wurden), dass sie schon mal in Frankreich  ( genau genommen in Paris und Stockholm) waren, sie fragten uns über unsere Reise aus und erzählten von der Kirchengemeinde in der sie Plätzchen backen.

Kein Thanksgiving Vogel weit und breit zu sehen oder zu riechen...aber wir bekamen Wasser mit Kohlensäure angeboten!
(Katja wäre fast rausgerutscht, dass ein Glas Wein auch ok wäre).

Den Rest des Abends verbrachten wir mit Zwergenkohl Auflauf, Rotwein und viel Dankbarkeit im Monstertruck.
Uns wurde heute bestimmt 20 x
" hääääääppy Thanksgiviiiiiiiiing " zugeflötet, wir wussten erst gar nicht was wir antworten sollten.
Danke? Jepp? Dir auch? Wo gibt's Truthahn für das kinderlose Ehepaar?
Leider war die Punktgrösse des Ortes wieder ungenau und wir versuchten erst überhaupt nicht ein geöffnetes Restaurant zu finden.

Am Tag drauf stellten wir fest, dass wir nur 5 km von einem relativ grossen Punkt namens Coos und somit von Restaurants entfernt waren. Schadeeeeeeee!!

Die Gegend in diesem Teil von Oregon ist recht runter gekommen, die meisten scheinen ihr geld durch die Fischerei zu verdienen, es gibt viel Leerstand, viele Leute leben auf der Straße.
Wir waren in einer Mall -die sicherlich geschuldet durch Corona-  zu 70% unvermietete Geschäfte hatte. Die wenigen Leute, die dort als Kunden anzutreffen waren, sahen nicht unbedingt wie die Shopper des Jahres aus.

In einem Wal Mart wurden wir auf eine Situation aufmerksam, die uns noch lange beschäftigt hat.
In den Wal Mart's gibt es kaum noch die üblichen Kassen mit Personal, welches die Waren abkassiert.
Man fährt in immer mehr Lebensmittelgeschäften zu einer Kasse und scannt dort selbst seine Ware, läd den Einkauswagen wieder ein,  zahlt Cash oder mit Karte und geht raus. Am Ausgang steht Personal, welches grob über den Kassenbon schaut und fertig.
Genau so war es gestern auch, wir fahren Richtung Ausgang, dort steht ein ziemlich grosser Angestellter und deutet uns, dass wir einfach weiter gehen sollen.
Während dessen positionierten sich 2 Angestellte neben uns und kontrollieren den Bon eines ca. 25 jährigen Mädchens.
Das Mädchen hatte tatsächlich vor ohne zu bezahlen raus zu fahren. Sie raffte ihr Handtasche und rannte Zickzack über den Parkplatz weg.
Die Angestellten hat es nicht weiter gejuckt, es scheint wohl öfter dort zu passieren.
Junge, Junge, so eine Aktion machste nicht aus Spaß!

Als wir  anschließend zum Monstertruck gegangen sind, sahen wir, dass ihr Auto schräg gegenüber unserem Stand.
Das Mädchen wohnte augenscheinlich in diesem PKW.  Auf dem Dach war noch irgendwelches Habundgut und 2 Autoreifen festgezurrt.

Die Fensterscheiben waren von innen mit Lappen zugehängt, so wie es aussah bewohnten 3 erwachsene Menschen das Auto. So eine Lebenssitation kann und will man sich nicht vorstellen , geschweige denn hinein geraten.

Und dann sieht man wiederum, daß man im TV einen ( Achtung !!!) Trumpybär kaufen kann. In nur 3 kleinen Raten zu je 20 Dollar hat man so ein kuscheliges Exemplar zu Hause und unterstützt mit dem Kauf auch noch die Aktion "TRUMP 2024"

Verkehrte Welt

Wir werden die nächsten Tage in der fantastischen Weihnachtswelt gefangen sein. Es gibt quasi keine Chance zu entrinnen, aber das ist auch ganz schön.

Ab heute haben wir noch einen Monat unser Haus auf Rädern, morgen geht es laaaangsam Richtung Süden.
Wir sind seit 2 Tagen in Florens...der Wetterbericht sagt, ab hier regnet es recht viel Richtung Norden. Für die letzten 24 Stunden hatte er schon mal recht!!!
Nur ein paar Kilometer weiter südlich erwarten uns morgen hoffentlich etwas mehr Sonne und riesen Dünen.

Wenn die Dünen vom Punktmacher eingezeichnet wurden, könnte allerdings auch ein Sandkasten auf uns warten!!!

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© Katja Jäger, 2021
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Die Reise
 
Worum geht's?:
USA wir kommen, aber nicht um zu bleiben! Am 8.11. 21 gehts los, die Heimkehr ist noch ungewiss, aaaaaber vor Ostern ( jaja: 2022)
Details:
Aufbruch: 08.11.2021
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 18.04.2022
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katja Jäger berichtet seit 4 Jahren auf umdiewelt.
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