Italien - Slowenien - Österreich - 2015

Reisezeit: August - Oktober 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 3/4 - Umbrien - Lago Trasimeno - Toskana: 31. Tag - 29.09.2015

Zum historischen Zentrum von Castiglione del Lago geht es steil hinauf

Zum historischen Zentrum von Castiglione del Lago geht es steil hinauf

Castiglione del Lago - Piazza Mazzini. Besonders prächtig der Palazzo del Capitano del Popolo, mit Uhrturm

Castiglione del Lago - Piazza Mazzini. Besonders prächtig der Palazzo del Capitano del Popolo, mit Uhrturm

Castiglione del Lago

Castiglione del Lago

Castiglione del Lago mit interessantem Spruch - siehe unten

Castiglione del Lago mit interessantem Spruch - siehe unten

Castiglione del Lago - Kunstwerke

Castiglione del Lago - Kunstwerke

31. Tag - 29.09.2015

29. September 2015 – Dienstag 31. Tag
Castiglione sul Lago – Porta Senese – Chiesa Santa Maria Maddalena – Palazzo Barbini - Piazza Mazzini - Palazzo del Capitano del Popolo - Palazzo della Corgna – Fortezza „Rocca del Leone“
Mirabella / San Feliciano / Monte del Lago / Magione – Torre del Lambardi
Fahrzeit: 4 Std. – 40 Meilen – 65 km

Heute Morgen scheint die Sonne und es weht ein leichter Wind. Es wird wohl ein schöner Tag werden. Wir haben vor, den See zu umrunden und die vielen kleinen Orte zu besuchen.

Abfahrt 10 Uhr. SR 75. Wir fahren durch große Olivenhaine, kommen nach Castiglione del Lago. Castiglione del Lago thront weithin sichtbar auf einem Kalksteinfelsen am Westufer des Trasimenischen Sees. Wir suchen uns einen Parkplatz und steigen dann hinauf in das historische Zentrum.

Ein moderner Brunnen (2011) an der Piazza Dante erregt meine Aufmerksamkeit. Später entdecke ich eine Info-Tafel von AVIS, dass der Brunnen als Dank für die selbstlosen Blutspender der Stadt hier errichtet wurde.

Der historische Stadtkern ist von mittelalterlichen Mauern mit den drei Toren Fiorentina, Senese und Perugina umgeben.

Durch das Haupttor – Porta Senese - erreichen wir die Via Vittorio Emanuele. Hier finden sich schöne Geschäfte, kleine Kunstgalerien und Kunstwerkstätten. Nur langsam kommen wir voran, da ich natürlich in fast jeden Laden hinein sehen muss. Und dann darf man die Katzenbegegnungen nicht vergessen.

Wir kommen an der Chiesa Santa Maria Maddalena (Mitte 19. Jh.) vorbei. Sie hat geöffnet, so dass wir sie anschauen können. In der Kirche Santa Maria Maddalena befindet sich ein wertvolles, von einem Schüler des Perugino angefertigtes Tafelbild des 16. Jh., eine „Madonna del Latte" der sienesischen Schule des 14. Jh.. Sehenswert sind auch die Fresken von Mariano Pier-vittori (1850).

An einigen Fenstern der alten Palazzi sehen wir schöne kleine Skulpturen, die ein Künstler in seiner Werkstatt herstellt. Wir können bei der Arbeit zuschauen. Ganz herrlich.

Schön auch der Palazzo Barbini, wo man übernachten kann.

Wir kommen zur Piazza Mazzini. Besonders prächtig der Palazzo del Capitano del Popolo, ein 1247 errichtetes Gebäude, mit Uhrturm.

An der Piazza finden sich auch kleine Kunstwerkstätten und Spezialitätengeschäfte, die Nudeln, Schinken und andere Waren der Region anbieten. Das alles zu normalen Preisen, kein Touristenaufschlag wie wir es in Vorjahren erlebt haben. Ich hoffe, dass die Läden später noch geöffnet haben, da ich einige Dinge für Zuhause kaufen möchte. Doch ich will die Sachen nicht auf die Besichtigung mitschleppen.

Am Ende der Straße erreichen wir dann den Palazzo della Corgna, erbaut 1563, der Herrscherfamilie della Corgna, nahe der Rocca. Der Palazzo war früher umgeben von schönen Gärten, die aber im Laufe der Zeit verloren gingen. Das Gebäude ist auf einem älteren Gebäude aus dem 13. Jh. errichtet worden und wurde nach und nach immer wieder restauriert. Hier haben sich bekannte Persönlichkeiten wie Machiavelli und Leonardo da Vinci aufgehalten.

Der Palazzo della Corgna oder Palazzo Ducale, den Ascanio della Corgna 1560 nach einem Entwurf von Vignola oder von Galeazzo Alessi konstruieren ließ, ist ein künstlerisch besonders wertvolles Gebäude der Renaissance. In seinen Innenräumen sind zahlreiche Fresken von Niccolò Cirgignani, genannt „Il Pomarancio", und Salvio Savini mit mythologischen Szenen und mit Abenteuern des Söldnerführers Ascanio della Corgna zu sehen, die in ihrer Gesamtheit eines der besten Beispiele der manieristischen Malerei der Region darstellen. Auch die Sammlung von Altertümern (Antiquarium) mit etruskischen und römischen Fundstücken des Gebietes ist sehr interessant.

Wir haben uns heute Zeit genommen für den geschichtsträchtigen Ort und machen eine Besichtigung des Palazzo, in dem auch das Rathaus untergebracht ist.

Der Palast ist mit der Rocca durch einen langen schmalen Wehrgang verbunden. Gut, dass heute kaum Besucher hier unterwegs sind, so gelangen wir ohne Probleme zu der Löwenburg, die wir uns vor Jahren nur von Außen anschauen konnten. Am Ziel angekommen, müssen wir noch eine steile enge Wendeltreppe hinauf steigen. Doch oben angekommen werden wir mit einem herrlichen Blick über den Lago di Trasimeno belohnt. Viele Bilder werden gemacht, ehe wir uns auf den Rückweg begeben. Und wir haben Glück, einige Geschäfte haben noch geöffnet und so kann ich Nudeln, Wurst und Käse einkaufen.

Rocca del Leone ist eines der interessantesten Beispiele der umbrischen Militärarchitektur des Mittelalters: 1247 nach einem Entwurf des Ordensbruders Ella Coppi da Cortona realisiert, präsentiert sie sich mit einer unregelmäßigen fünfeckigen Form mit 5 Türmen und drei Toren und wird von dem dreieckigen, fast 39 Meter hohen Bergfried dominiert. Die Burg wurde 1198 im Krieg zwischen Perugia und Arezzo völlig zerstört.

Friedrich II, der Stauferkaiser, ließ die Burg 1247 zur Rocca del Leone (Löwenburg) ausbauen, was später zum heutigen Namen Castiglione führte. Die Burg zählte zu den größten Festungen Europas und galt als uneinnehmbar. Die Festung bezieht sich in ihrer Form auf die Konstellation des Sternbildes Löwe. Sie soll das mystische Symbol der Vollkommenheit darstellen.

Der Wehrgang bietet einen herrlichen Blick auf den See, während der weitläufige Innenhof heute als natürliches Amphitheater für Aufführungen genutzt wird. Die Rocca del Leone ist heute von weitläufigen Olivenhainen umgeben.

1247 entstand auch die Stadtmauer, mit den Stadttoren Porta Senese (Haupttor) und Porta Fiorentina. Die zwei weiteren Stadttore Porta Perugina und Porta del Grifo wurden erst 1325 durch den Architekten Lorenzo Maitani hinzugefügt.

Castiglione del Lago, ca. 15.600 Einwohner, liegt auf 302 m Höhe am Westufer des Lago Trasimeno, in der Provinz Perugia, Region Umbrien. Es ist der größte Ort am See.

An der Stelle des heutigen Ortes war in der Vorzeit die vierte Insel, von der durch das kontinuierliche Absinken des Wasserspiegels seit dem Mittelalter eine hügelige Halbinsel zurückblieb. Bereits in der Pfahlbauten-Kultur besiedelt, war Castiglione in der Etruskerzeit ein wichtiges Zentrum. Unter römischer Herrschaft wurde am selben Ort eine neue Stadt, Novum Clusium gegründet, die bei Plinius erwähnt wird.

Vom 6. bis zum 8. Jh. diente der Ort den Byzantinern als Festung. Gegen Ende des 11. Jh. gehörte der Ort zum immer mächtiger werdenden Stadtstaat Perugia. Die Burg wurde 1198 im Krieg zwischen Perugia und Arezzo völlig zerstört.

Friedrich II, der Stauferkaiser, ließ die Burg 1247 zur Rocca del Leone (Löwenburg) ausbauen. Die Burg zählte zu den größten Festungen Europas und galt als uneinnehmbar.

Vom 16. bis 17.Jh. war der Ort Markgrafschaft und dann Herzogtum der della Corgna. Als die Familie della Corgna im 17. Jh. ausstarb, ging Castiglione del Lago bis zur Einheit Italiens (1860) in den Besitz der Kirche über.

Mit der gut erhaltenen Stadtmauer und der Burg präsentiert sich die Stadt ganz mittelalterlich, das Umland ist durch wenig schöne Neubauten zersiedelt. Der historische Ortsteil der Stadt blickt auf den See. Der seeabgewandte Westteil mit der Piazza Mazzini ist der belebte Mittelpunkt des historischen Ortes.

Die Vereinigung „I borghi più belli d’Italia“ verlieh dem Ort den gleichnamigen Titel. Und wir finden, der Ort hat das mehr als verdient.

Nach 13 Uhr verlassen wir Castiglione und fahren weiter um den Lago di Trasimeno herum, SR 71, SR 599 über Mirabella, San Savino. SP 316 nach San Feliciano. Eigentlich wollen wir dort eine Pause machen und Kaffee trinken, aber wir finden keine Bar. Also weiter bis Monte del Lago. Dort finden wir zwar auch keine Bar, machen aber einen Spaziergang durch den Ort, von dem man einen herrlichen Blick über den See hat.

Monte del Lago ist eine Frazion der Comune Magione in der Provinz Perugia. Das kleine, mittelalterliche Dorf liegt auf einem Hügel, der eine Art Halbinsel bildet, oberhalb des Lago di Trasimeno. Im 14. Jh. unter päpstlichen Herrschaft wurde der Ort befestigt. Heute sind die Hauptaktivitäten der Bewohner die Fischerei, der Anbau von Olivenbäumen und der Tourismus, vor allem im Sommer.

Sehenswert ist die Chiesa Sant’ Andrea aus dem 14 Jh., welche im Jahr 1942 restauriert wurde und im Innern ein Kreuzigungsfresko aufweist, welches von einem einheimischen Künstler stammt. Sant’Andrea ist der Schutzheilige der Fischer. Leider hat die Kirche geschlossen, so dass wir nicht hinein sehen können.

Berühmt ist auch die Villa Palombaro-Schnabl, 1898. Sie gehörte dem Musikwissenschaftler Riccardo Schnabl, der dort seine Künstlerfreunde beherbergte. Hier wohnte der große Komponist Giacomo Puccini, wenn er seinen engen Freund Riccardo Schnabl am Lago besuchte. Andrea Palombaro, Architekt aus Rom, ist heute Besitzer der einzigen Jugendstilvilla im sonst mittelalterlichen Monte del Lago.

Heute erscheint uns der Ort wie ausgestorben. Nur ein paar Katzen sind unterwegs wie wir. Nachdem wir von dem alten Turm des Ortes und den verbliebenen Mauerresten einige Bilder gemacht haben, fahren wir weiter über die SP 314 nach Magione.

Schon von weitem ist das Wahrzeichen des Ortes zu sehen – der Torre dei Lambardi. Dieser ca. 30 m hohe Turm wurde Ende des 12. Jh. von den Johannitern erbaut. Er war während des 14. Jh. Zentrum heftigster Kämpfe. Heute ist der Turm mit Dachterrasse zu einem modernen Veranstaltungszentrum für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst geworden. Von dort hat man einen herrlichen Blick über den See.

In Magione befindet auch noch das Castello dei Cavalieri di Malta, im 12. Jh. als befestigtes Krankenhaus erbaut, heute noch perfekt erhalten. Leider kann man es nur nach Vereinbarung im Juli und August besichtigen, ebenso wie den Turm.

Magione liegt am Kreuzungspunkt der Wege nach Perugia, Arezzo und Chiusi, 15 km westlich von Perugia, auf einer Höhe von 299 Metern. Die Gemeinde hat ca. 15.000 Einwohner. Der berühmteste Sohn der Stadt ist der Franziskaner Fra Giovanni da Pian del Carpine, der im 13. Jh. als Botschafter von Papst Innozenz IV. in die Mongolei zum Khan der Tatoren gesandt wurde. Sein Reisebericht von 1248 belegt, dass er vor Maro Polo nach China gelangt war.

Man glaubt es kaum, doch auch in Magione ist keine offene Bar zu finden, so machen wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz, SP 316. Nach 14 Uhr treffen wir dort ein, nach 40 Meilen = 65 km.

Zunächst Duschen, dann gibt es Cappuccino mit süßen Teilchen. Es ist sehr warm geworden, aber auch sehr windig.

Zum Abendessen gibt es Kalbschnitzel, Zucchini, Trauben, Salat, Brot und Wein. Erst spät verziehen wir uns in den Bus und schauen uns einen Columbo Krimi und eine Folge Chicago Fire an.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebookseite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien

Castiglione del Lago - Palazzo della Corgna

Castiglione del Lago - Palazzo della Corgna

Castiglione del Lago - Palazzo della Corgna

Castiglione del Lago - Palazzo della Corgna

Castiglione del Lago - Gang zur Rocca del Leone vom Palazzo della Corgna aus

Castiglione del Lago - Gang zur Rocca del Leone vom Palazzo della Corgna aus

Castiglione del Lago - Rocca del Leone

Castiglione del Lago - Rocca del Leone

Blick auf das historische Zentrum von Castiglione del Lago und der Brunnen, der als Dank für die selbstlosen Blutspender der Stadt hier errichtet wurde.

Blick auf das historische Zentrum von Castiglione del Lago und der Brunnen, der als Dank für die selbstlosen Blutspender der Stadt hier errichtet wurde.

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7 Wochen unterwegs - Kultur und Landschaft - Italien (Friaul, Monti Sibillini, Marken, Umbrien, Toskana) - Slowenien - Österreich
Details:
Aufbruch: 30.08.2015
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 17.10.2015
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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