Zwei Schweizer in Mexiko

Reisezeit: Oktober 2007 - Juli 2009  |  von Reto Loretz

7. Bericht an die Sempacherwoche

Dünne Luft

Die Schritte zum Gipfels des Vulkans Iztacciuhatl (Izta) wurden immer schwerer. Die eingelegten Pausen dauerten dafür länger. Hier oben auf ca. 5'000 m ü.M. war die Luft sehr sauerstoffarm und ich hatte mühe zum Atmen. Doch den Gipfel vor Augen, biss ich mir auf die Zähne und wanderte weiter. Die Route führte uns durch Geröllhalden und ewigen Schnee. Nach einem intensiven Schlussanstieg waren wir endlich auf dem Izta angekommen; es bot sich uns ein herrlicher Rundblick. Der Ausblick vom ca. 5'300 m hohen Gipfel über das Hochtal von Mexiko City bis nach Puebla entschädigte uns für die Strapazen. Mein Blick schweifte zum gegenüberliegenden aktiven Vulkan Popocatepetl (Popo). Aus dessen Krater entwich eine Rauchwolke.
Bis wir jedoch dieses Hochgefühl auf dem Izta erleben durften, mussten wir noch einiges organisieren. Am vorherigen Tag sind wir mit dem Auto nach Amecameca gefahren. Wir waren vier Schweizer, die wieder einmal einen Berg besteigen wollten. In Amecameca erhielten wir die Genehmigung für die Besteigung des Vulkanes Izta. Die ist nötig, weil der gegenüberliegende Vulkan Popocatepetl aktiv ist und jederzeit ausbrechen könnte. Der Popo ist für Bergwanderungen gesperrt. Mit dem Auto ging es weiter Richtung Basislager für den Aufstieg zum Vulkan. Unterwegs sind wir an riesigen "Weihnachts - Baumschulen" vorbeigefahren. Ein Schweizer züchtet in diesem Tal Weihnachtsbäume und verkauft sie. Auf 4'000 m ü. M. erreichten wir dann die Berghütte, die uns als Nachtlager diente. Wir gingen früh schlafen, denn es wurde eine kurze Nacht. Um 2.00 Uhr standen wir auf, haben etwas gegessen und uns sehr warm angezogen. Zu unserer Überraschung mussten wir zuerst die Autoscheiben kratzen. Dann ging es mit dem Auto an den Ausgangspunkt auf 4'000 m für die Bergwanderung auf den Iztacciuhatl. In der Nacht hat es ein wenig geschneit. Im Scheinwerferlicht unserer Stirnlampen liefen wir durch den Schnee in die Nacht hinein. Ich hatte mich bis jetzt gut an die Höhe gewöhnt und unsere Gruppe kam schnell vorwärts. Weit unter uns lag Mexiko City im Lichtermeer. Wir waren nicht die einzigen am Berg. Auf halben Weg passierten wir ein Biwaklager und vom Popo hörten wir Wolfsgeheule. Denn Sonnenaufgang erlebten wir kurz unterhalb des Gipfels. Und ab diesem Zeitpunkt hatte ich mit der Luft und mir selber zu kämpfen...
Der Izta ist der dritthöchste Berg Mexikos. Er ist relativ einfach zu besteigen. Was jedoch nicht unterschätzt werden darf, ist die dünne Luft auf dieser Höhe. Unser Bergführer hat auf 4'800 m mit eben dieser dünnen Luft zu kämpfen und musste umkehren. Wir konnten jedoch weiter wandern, weil ein anderer Bergführer noch in unserer Gruppe war und den Weg kannte.
Der Abstieg fiel uns dann allen viel leichter. Gefährlich wurde es nur einmal, als wir den Weg nicht mehr fanden und wieder ein kurzes Stück zurückklettern mussten. Auch die Lungen bekamen mit jedem Schritt ins Tal wieder eine grössere Portion Sauerstoff verabreicht. Und der gegenüberliegende Popocatepetl hat weiterhin "geschlafen" und hat uns den Aufstieg auf den Izta gegönnt.

© Reto Loretz, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Leben in Cuernavaca, Mexiko.
Details:
Aufbruch: Oktober 2007
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: Juli 2009
Reiseziele: Mexiko
Guatemala
Der Autor
 
Reto Loretz berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.