Zwei Schweizer in Mexiko

Reisezeit: Oktober 2007 - Juli 2009  |  von Reto Loretz

8. Bericht an die Sempacherwoche

Dargebotene Hände

Mexikaner sind hilfsbereite Leute. Es gibt aber auch Leute, die sich mit kleinen Dienstleistungen ein paar Pesos verdienen müssen um zu überleben. Hier leben viele Menschen in Armut und haben keine geregelte Arbeit. Dieser Art von Arbeit begegnen wir immer wieder in unserem Alltag. Wir fahren ab und zu mit dem Auto ins Einkaufszentrum. Wenn bei einem Lichtsignalanlage angehalten werden muss, reinigen schon ein paar Kindern oder junge Erwachsene die Fensterscheiben. Bei einem weiteren Stopp an einer Kreuzung könnte man Telefonkarten, Abfalleimer oder Luftballons kaufen. Die Autoputzer und Verkäufer stehen den ganzen Tag in der Hitze und in den Abgasen!
Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums weist der Parkdienst uns in ein leeres Parkfeld ein. Man sieht sie schon von weitem mit ihrem roten Stoff wedeln. Im Zentrum selber dürfen wir den Wagen selber durch die Regale schieben und unseren Einkauf tätigen. Auf dem traditionellen Markt kann man Leute engagieren, die einen den Einkauf tragen und helfen, die verschiedenste Produkte zu finden. Doch dies ist in den "modernen" Einkaufszentren (noch) nicht der Fall. An der Kasse werden die Produkte von Schülern oder älteren Leute sofort in Taschen und Kartonschachteln verpackt. Als Dank erhalten sie ein paar Pesos von uns. Kaum beim Auto angekommen, hilft der Parkwächter beim Einladen der Sachen, winkt einem sicher aus dem Parkplatz, kriegt durch die runtergelassene Fensterscheibe ein paar Pesos gereicht und schiebt den leeren Einkaufswagen wieder zurück ins Zentrum.
Es ist schon dunkel, als wir zurück nach Hause fahren. An der Kreuzung bietet sich ein Feuerspektakel an: ein paar waghalsige stellen sich vor die wartenden Autos, nehmen einen kräftigen Schluck Benzin und speien diesen mit Hilfe einer Fackel zu einen grossen Feuerballen. Danach betupfen sie sich mit einem Lappen die (verbrennten?) Lippen ab und fragen nach ein paar Pesos. Und immer wieder werden Sachen an den Kreuzungen verkauft: Blumen, Zigaretten und Zeitungen. Es gibt auch andere Dienstleistungen, die einem auf der Strasse angeboten wird. Auf einigen Trottoirs kann man sich die Zukunft von Kartenlegerinnen lesen lassen. Auf dem Hauptplatz kann man einer "Reinigung" nach Maya- oder Aztekenart beiwohnen. In Mexiko City gibt es auf einem Platz sogar einen Schreibservice für Leute, die nicht lesen und schreiben können, Schwierigkeit haben die richte Wörter zu finden oder keine Schreibmaschine besitzen, um ihre Briefe, Formulare oder andere wichtige Dinge schreiben zu lassen.
Natürlich gibt es an jedem touristischen Ort die schwerbeladenen Souvenirverkäufer mit Schmuck, Bildern oder Figuren die ihre Produkte anpreisen. Die Verkäufer sind jedoch meistens sehr freundlich und nicht aufdringlich: will man nichts kaufen, akzeptieren sie dies und suchen sich ein neues "Opfer".
Leider gibt es auch viele Leute, die nicht einmal irgend einen "Service" anbieten können. Es sind dies meistens ältere Leute oder Behinderte, die an gut frequentierten Orten auf dem Boden sitzen und betteln.
In Mexiko begegnen wir der Armut immer wieder. Sie ist hier leider ein Teil des Alltages.

© Reto Loretz, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Leben in Cuernavaca, Mexiko.
Details:
Aufbruch: Oktober 2007
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: Juli 2009
Reiseziele: Mexiko
Guatemala
Der Autor
 
Reto Loretz berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.