2021 - Karibu - Tansania und die Trauminsel Sansibar

Reisezeit: Dezember 2021 - Februar 2022  |  von Ines Buchholz

17.02.2022 - Armut in Arusha

Hajina

Vor Wochen hatte ich ein Bild bei Facebook gesehen, das mich nicht mehr losließ. Eine junge Frau auf dem kalten Betonboden knieend mit einem Baby in dem Arm. Im Hintergrund sichtbar, dass sie in erbarmungsloser Armut lebt.
Nancy hatte dieses Foto gepostet, um auf die Situation der Frau, die seit ihrer Geburt gehbehindert ist, aufmerksam zu machen.
Jetzt war es so weit, ich hatte das dringende Bedürfnis diese Frau zu besuchen und ihr irgendwie zu helfen. Gesagt, getan.
Nach einigen Schriftwechseln mit Nancy wusste ich, dass es neben dieser Frau noch eine weitere junge Frau gab, mit der sie sich ein Zimmer teilt. Hajina leidet an Albinismus. Sie ist gerade 20 Jahre alt und hat ebenfalls ein Baby. Sie ist es, die Tag ein Tag aus auf die Straße geht, um das tägliche Brot zu erbetteln. So wurde Nancy auf die Beiden aufmerksam.

Gemeinsam kann man viel bewirken

Heute war es nun so weit, wir wollten die beiden Mütter besuchen. Begleitet wurde ich von unserer Volontärin Laura. Als ich Laura von der Geschichte und meinem Vorhaben erzählt habe, war für sie klar, dass sie mich nicht nur begleiten, sondern selbst auch etwas tun wollte.
Im Hostel ist vor ein paar Tagen Rebecca mit ihrem Sohn Elias angekommen. Im Gepäck hatten sie u.a. jede Menge Baby Kleidung. Als Rebecca von unserer Geschichte hörte, bot sie mir sofort Kleidung für die Babys an – wie sich doch manchmal alles fügt.

Treffpunkt Markt

So starteten Laura und ich gleich nach dem Frühstück mit dem Dalla Dalla Richtung Arusha. In unseren Taschen jede Menge Nützliches für die jungen Mütter und ihre Kinder.
Am Markt treffen wir Nancy. Jetzt kauft Laura einiges an Grundnahrungsmittel ein. Reis, Maismehl, Zucker, Tee und für Seife, um Kleidung zu waschen und Einwegwindeln reicht ihr Budget dann auch noch. Am Ende kommt ein riesiger Sack zusammen. Nun machen wir uns direkt auf den Weg zu Hajina. Das Tuc Tuc hält vor einem kleinen Tor. Dahinter befindet sich ein Armenviertel von Arusha. Durch schmale Gassen, zwischen armseligen Hütten hindurch stehen wir schließlich an der Tür, ein Raum, dass alles andere als ein Zuhause ist, bietet uns einen traurigen Anblick. Unverputzte Wände. kalter Betonfußboden, kein Strom, kein Wasser und irgendwie ist alles schmutzig und feucht.

Treffpunkt Markt

Treffpunkt Markt

Gut gelaunt wird die Einkaufsliste besprochen.

Gut gelaunt wird die Einkaufsliste besprochen.

Dann ist Laura schon wieder in ihrem Element.  Die Markt Frau hat eine kleine Tochter und schon ist sie auf Laura 's Arm

Dann ist Laura schon wieder in ihrem Element. Die Markt Frau hat eine kleine Tochter und schon ist sie auf Laura 's Arm

Alles wird genau notiert.

Alles wird genau notiert.

Schließlich wird ein großer Sack voller Lebensmittel zum Tuc Tuc getragen.

Schließlich wird ein großer Sack voller Lebensmittel zum Tuc Tuc getragen.

Weiter geht's

Weiter geht's

Gleich sind wir da ...

Gleich sind wir da ...

Hajina

Hajina begrüßt uns mit äußerster Schüchternheit. Sie sitzt auf ihrer Matratze, die auf dem feuchten Betonboden liegt. Daneben eine weitere junge Frau, eine Verwandte von Hajina. Sie kauert in der Ecke, sie ist krank. Die junge Frau, die ich ursprünglich besuchen wollte, ist leider nicht Zuhause.
Wir überreichen Hajina die Kleidung, Lebensmittel, Sonnenschutzmittel, Seife und Tassen. Sie ist überwältigt und kann zunächst kaum eine Reaktion der Freude zeigen. Erst langsam schaut sie sich alles nach und nach an und strahlt.

Die junge Frau freut sich schließlich über all die vielen Geschenke.

Die junge Frau freut sich schließlich über all die vielen Geschenke.

Nach einer Weile schaut sie sich alles genau an

Nach einer Weile schaut sie sich alles genau an

Die Kleine Stella ist inzwischen bei Laura

Die Kleine Stella ist inzwischen bei Laura

Sie ist so dankbar.

Sie ist so dankbar.

Dann bekommt Stella gleich etwas neues angezogen.

Dann bekommt Stella gleich etwas neues angezogen.

Gastfreundschaft

Plötzlich steht eine Nachbarin im Raum und bringt uns Cola. Wir sind überrascht und es ist uns irgendwie auch unangenehm, zumal wir doch wissen das Hajina kein Geld hat. Sie hat sich das Geld geborgen, um uns etwas anbieten zu können, so will es die Gastfreundschaft.

Soft Getränke für die Gäste

Soft Getränke für die Gäste

Überraschung

Wir bitten Hajina uns zu begleiten. Sie hat keine Ahnung, wo wir hingehen. Als wir sie schließlich in einer Tischlerei neben ein Bettgestell schieben und Fotos machen, dämmert es ihr. Sie bekommen ein eigenes Bett. Wir wickeln die Bezahlung ab und dann ziehen wir mit drei Fundis und dem Bettgestell kreuz und quer durch das Armutsviertel. In Hajinas Zuhause wird es fix aufgebaut und schon sitzt die junge Frau mit ihrem Baby auf dem bezogenen Bett. Ich beobachte sie, wie sie Minutenlang fassungslos dasitzt und nicht realisieren kann was ihr gerade passiert.
Wir kaufen ihr schließlich noch Gas zum Kochen und Geben ihr Geld, um die Miete zu zahlen, denn ansonsten müsste sie dennoch betteln gehen.

In dieser Umgebung leben die Frauen mit ihren Kindern.

In dieser Umgebung leben die Frauen mit ihren Kindern.

Ein Toilettenhaus für mehrere Familien.

Ein Toilettenhaus für mehrere Familien.

Ein weiteres, älteres Toilettenhaus.

Ein weiteres, älteres Toilettenhaus.

Wir gehen zum Tischler.

Wir gehen zum Tischler.

Irgendwie kann sie es nicht so recht glauben, das sie eine eigenes Bett bekommen soll.

Irgendwie kann sie es nicht so recht glauben, das sie eine eigenes Bett bekommen soll.

Der Kauf wird besiegelt.

Der Kauf wird besiegelt.

Das Bett wird ruck zuck zerlegt und dann tragen es drei Männer in Hajinas Raum.

Das Bett wird ruck zuck zerlegt und dann tragen es drei Männer in Hajinas Raum.

Es geht durch schmale Gassen

Es geht durch schmale Gassen

Allein wären wir hier niemals her gegangen.

Allein wären wir hier niemals her gegangen.

Aber schließlich kommen wir wieder an ...

Aber schließlich kommen wir wieder an ...

Das Bett wird fix aufgebaut und die Fundis erhalten ein Trinkgeld dafür.

Das Bett wird fix aufgebaut und die Fundis erhalten ein Trinkgeld dafür.

So möchte niemand von uns wohnen, daran ändert auch das Bett nicht viel.

So möchte niemand von uns wohnen, daran ändert auch das Bett nicht viel.

Natürlich wird es sofort hergerichtet.

Natürlich wird es sofort hergerichtet.

Irgendwie kann sie es nicht so recht glauben.

Irgendwie kann sie es nicht so recht glauben.

Zukunftspläne

Wir vom Verein Gemeinsam für Kinder der Welt wollen der jungen Frau helfen, selbstständig und unabhängig zu werden. Im Gespräch mit ihr entsteht die Idee, dass sie einen Nähkurs besuchen könnte, um später ein kleines Business aufzubauen. Natürlich müsste sie dann auch eine Nähmaschine und verschiedene andere Utensilien haben und wir müssen ihr auch alle anderen Kosten während der Ausbildung finanzieren. Denn ansonsten wäre sie wieder in der Not zu betteln. Wir wollen es angehen!

Medizin und Wasser

Ehe wir uns verabschieden, kauft Laura noch Medizin für die kranke Verwandte und einen großen Behälter Wasser. Beides steht den Menschen in diesem Viertel nicht selbstverständlich zur Verfügung.

Hier besorgen wir Wasser.

Hier besorgen wir Wasser.

So trägt sie es Heim.
Ich bin gespannt darauf zu erfahren, was ihre Zimmergenossin zu den Veränderungen sagt, wenn sie nach Haus kommt.

So trägt sie es Heim.
Ich bin gespannt darauf zu erfahren, was ihre Zimmergenossin zu den Veränderungen sagt, wenn sie nach Haus kommt.

Veränderungen

Wir gehen noch mit Nancy Essen und lassen all diese Eindrücke sacken. Schließlich gibt es noch eine herzliche Umarmung mit Nancy – in zwei Tagen fliege ich zurück nach Deutschland, Zeit sich zu verabschieden. Aber ich komme wieder!

Am Abend gehen mir all die Eindrücke noch einmal durch den Kopf und erreichen mein Herz. Das Leben kann so erbarmungslos sein. Diese beiden Frauen sind noch so jung, jünger als meine eigenen Kinder und müssen so viel Leid ertragen. Als ich die Bilder betrachte, nehme ich wahr, wie sehr diese junge Frau meine Nähe gesucht hat. In Gedanken nehme ich sie in den Arm und sage ihr, es wird alles gut!
Ich habe nun schon so viel gesehen und dennoch gibt es immer wieder Situationen, die mir tief unter die Haut gehen. Aber ich bin mir sicher, wir haben heute die Welt dieser Frauen und Kinder ein bisschen besser gemacht. Sie werden heute die erste Nacht in einem richtigen Bett verbringen und das soll erst der Beginn der Veränderung sein.

Kosten

Zur Orientierung hier mal eine Kostenaufstellung:
Grundnahrungsmittel für zwei Frauen/Monat ca. 40€
Miete für den Raum 12€
Gas 10€
12l Wasser ca. 3,50€
Das Bett hat ca. 80€ gekostet.
Wir haben heute ca. 150€ ausgegeben und konnten damit einiges bewirken.

Wenn jemand Interesse hat Hajina während ihrer Schneiderschulung zu unterstützen, kann sich gern bei mir melden.

© Ines Buchholz, 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Helfen und Reisen ist für uns eine ideale Kombination, um tief in die Kultur eines Landes einzutauchen. Wie immer wird auch diese Reise abwechslungsreich werden - Massai Village, Baby Haus Cradle of Love, Sansibar und der Arusha Nationalpark, das sind unsere bisherigen Ziele und geplanten Hilfsaktionen. Der Rest wird sich finden - pole, pole :-)
Details:
Aufbruch: 31.12.2021
Dauer: circa 7 Wochen
Heimkehr: Februar 2022
Reiseziele: Tansania
Der Autor
 
Ines Buchholz berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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