Wenn nicht jetzt wann dann

Reisezeit: April 2008 - September 2009  |  von Sabine Salcher

Australien: 48. Jess' Weeding in Yackandandah

07.05 - 12.05 Holiday und Jess' Wedding (Tag 377 / 283 ) - (Tag 382 / 288 )

Heute steht der Start eines meiner Highlights an: meine erste australische Wedding. Und nein nicht meine Wedding, wie einige in Facebook missverstanden haben. Die Hochzeit von Andre's Cousine Jess. Aber bevor es losgeht muessen wir noch ein wenig fleissig sein. Das bedeutet fuer Andre weiter zwischen den Pomegrant Maschienen wuehlen und fuer mich meinen Blog schreiben. Ausserdem wollen wir diesmal "organisiert" in unseren Urlaub starten, was bedeutet, dass wir bereits vor der Abfahrt wissen, wo wir heute Nacht schlafen werden. Das ist doch ein Fortschritt, oder? Entsprechend wuehle ich mich also von einer Homepage zur naechsten, finde aber um Wagga Wagga, den naechst groesseren Ort, wo wir shoppen gehen wollen (ja ich habe tatsaechlich noch kein Outfit), nur teure B&B's und gebe schliesslich auf. Mit meiner Liste der moeglichen Optionen gehe ich also zu Andre und frage ihn um Rat. Er schlaegt vor ein paar anzurufen und dann weiterzuschauen. Gesagt, getan. Nachdem er mit einer Lady in Colamon gepsrochen hat, sagt er "das ist es". Ich habe da so ein Gefuehl. Und ich denke mir, naja dann verlass dich mal auf ihn.

Kurz danach entschliessen wir uns zur Arbeitsteilung, da wir bereits jetzt bemerken, dass uns die Zeit weglaeuft und wir ansonsten erst wieder im Dunkeln von Condo weg kommen. Ich fahre also nach Hause, packe unsere Sachen, mache unseren Lunch und schreibe dann von dort weiter. Irgendwann kommt Andre dann nach Hause und kurz danach rocken wir die Road. Nach ca. 2 Stunden fahrt, mittlerweile ist es stockdunkel, erreichen wir Colamon und sind ueberrascht was das fuer ein suesser kleiner Ort ist. Sogar im dunklen verlieben wir uns. Nur unser B&B zu finden stellt sich als etwas schwieriger herause. Strasse rauf, Strasse runter. Wofuer gibt es Hausnummern!? Das wuerde alles etwas einfacher machen. Aber irgendwann finden wir dann das Gebaeude (wenn es auch noch einige Minuten laenger dauert, bis wir auch den Eingang finden) und ich bin platt. Woher wusste er, dass dies ein Schmuckkaestchen sein wird? Er hat, das wohl schoenste B&B von ganz Australien ausgesucht, mit einer kleinen lieben alten Dame (so wie man sich eine Oma vorstellt) als B&B-Mum. Ich wuerde hier am liebsten einziehen. Das gesammte Haus, die alte Bank von Colamon, ist mit so viel Liebe zum Detail und alten Antiquitaeten eingerichtet, jedes Zimmer hat eine eigene Story. Und dann die Baeder. Der Hammer.

Wir uebernachten in einem kleinen Cottage, mit eigener Kueche und Wohnzimmer. Zwar nicht mit Antiquitaeten eingerichtet aber dafuer ebenfalls mit Liebe.

In unserem kleinen Paradies in Colamon

In unserem kleinen Paradies in Colamon

Ist das nicht schoen? Ein richtiges Bett...

Ist das nicht schoen? Ein richtiges Bett...

Da wir keinen Herd haben, unseren Sushireis aber irgendwie kochen muessen, stehen wir kurze Zeit spaeter quatschend bei Helen in der Kueche.

Den restlichen Abend verbringen wir dann sehr relaxt, nicht mit Sushi machen, weil wir irgendwie doch nicht hungrig sind, aber dafuer mit einem leckeren Weinchen

Endlich wieder Farbe an den Waenden

Endlich wieder Farbe an den Waenden

Am naechsten Morgen muessen wir dann wegen unserem Sushi etwas freuher raus. Statt Abendessen wid einfach Lunch daraus. Und da Helen so begeistert war von der Idee, versorgen wir sie gleich mit

Wir sind Sushi suechtig

Wir sind Sushi suechtig

Im weiteren Gespraech erzaehlen wir ihr dann von unseren heutigen Plaenen, von wegen Outfit fuer die Hochzeit finden und so. Ihre Reaktion ist, dass sie begeistert aufspringt und uns zu einer kleinen Boutique in Colamon fuert, den Damen dort erklaert, sie sollen mich bloss richtig beraten und sich dann nachdem sie uns noch ein altes Haus gezeigt hat, das zum Verkauf steht, von uns verabschiedet. Ich bin zunaechst etwas skeptisch, was soll ich schon in einer kleinen Landboutique finden. Und auch mein erster kritischer schneller Blick aendert nichts an meiner Meinung. Als dann jedoch "die Beratung" beginnt denke ich mir, lass dich einfach mal drauf ein und probier alles aus, was die so anschleppen. Sehr untypisch fuer mich. Und dieser Vormittag belehrt mich einer besseren. Fast alles was ich anprobiere (und niemals selber ausgesucht haette) sieht super aus. Das einzige Problem ist, dass es zu kalt sein wird um das zu tragen. Sogar der Orangefarbene Trenchcoat, der mir auch heute Monate spaeter noch nicht aus dem Kopf geht, ist einfach zu duenn. Das Problem ist, dass die Hochzeit draussen sein wird. Ja ihr hoert richtig. Mitten im australischen Herbst/Winter!!! Draussen...

Irgendwann komme ich dann mit einem anderen Oberteil aus meiner Umkleidekabine, wander in den Verkaufsraum und hoere nur ein lautes "Aaaaaaaaaaaaaaaahhh" Das muss es wohl sein, denke ich mir. Und ja es ist es. Zwar auch nicht allzu warm, aber mit einem Schal um die Schultern sollte ich den Tag ueberleben und spaeter muss eh ein waremer Wintermantel von Andre's Mum her. Gesagt, gekauft und mit einem fetten smilen auf dem Gesicht verlassen wir Colamon.

Unser Paradies von aussen

Unser Paradies von aussen

Dieser erfolgreiche Start verschafft uns einen sehr relaxten Tag. In Wagga Wagga haben wir Lunch bei Sonnenschein in einem Park, bummeln danach durch die Fussgaengerzone und fahren dann am Nachmittag weiter nach Yackandandah, wo wir Abends Andre's Eltern treffen. Nach einem leckeren Abendessen und einem kurzen Vorbeischauen im Pub, wo der engste Familykreis des Brautpaares ein Kennelerndinner hat, fallen wir dann auch hundemuede in unsere Betten. Oder besser gesagt in unser Zelt, eiskalt, frierend. Herzlich Willkommen, australischer Winter.

Auch am heutigen Morgen stehen wir wieder frueh auf. Nicht nur weil es kalt ist (jaaaaaaaaaaaaa es war Saukalt), sondern weil ich doch etwas Panik bekomme mit den Temperaturen und gerne noch einen Pulli oder Strickjacke kaufen moechte und wir ausserdem immer noch kein richtiges Geschenk haben. Jaaaa, am Hochzeitstag noch kein richtiges Geschenk. Wer da den staerkeren Einfluss hat, koennt ihr Euch ja denken.

Ich stresse also rum, wir zoffen uns den halben Vormittag, reden irgendwann nicht mehr miteinander und kurz vor der Hochzeit sieht es so aus, das Andre alleine geht. Was fuer ein perfekter harmonischer Tag. Waer ich doch in Condo geblieben. Oder in Colamon! Um den ganzen Tag nicht zu zerstoeren raffen wir uns irgendwann zusammen, bequatschen alles in der Kuerze der Zeit und machen uns Hochzeitsfein. Hundertprozentig bekommen wir die "Zoff-Stimmung" jedoch den ganzen Tag nicht von unseren Schultern.

Die Trauung an sich ist nicht sehr viel anders als die Trauungen, die ich von Deutschland kenne. Suesse, kleine Kirche, traumhafte Braut, strahlend blauer Himmel, schoener Oldtimer und Snacks fuer zwischendrin. Alles sehr aehnlich und schoen.

Meine erste Australische Wedding

Meine erste Australische Wedding

Noah in Action

Noah in Action

Und noch mehr

Und noch mehr

Fuer mich ist der Tag sehr anstrengend. Andre kennt alle und ich kenne keinen. Nein so schlimm ist es natuerlich nicht, Andre's enge Familie mit Reuben & Familiy und Heidi & Matt sind ja da, aber trotzdem. Ich fuehle mich teilweise sehr verloren. Werde tausenden von Cousinen und Tanten vorgestellt, habe mit allen einen kurzen Smalltalk und dann ist es auch gut. So etwas ist in Deutschland schon immer nicht leicht fuer mich, aber hier dann auch noch in Englisch. Auch wenn ich mittlerweile fast fliessend bin stosse ich doch teilweise an meine Grenzen. Nach wie vor sind Gruppen und Hintergrundgeraeusche eine Challenge fuer mich. Die Konzentration ist sehr hoch und entsprechend schnell stellt sich Frustration und Muedigkeit ein. Eine Hochzeit von fast 12Stunden verlangt entsprechend Hochleistung.

Die Maerchenhochzeit

Die Maerchenhochzeit

Familie Thompson in allen Generation

Familie Thompson in allen Generation

Bevor es am Nachmittag zum grossen Dinner geht haben wir noch eine kleine Fotosession und eine kurze Rast, Andre zieht sich ein wenig um und dann geht es los.

Und wir...

Und wir...

...in allen erdenklichen Positionen

...in allen erdenklichen Positionen

Man soll es nicht glauben, aber ich habe nicht bemerkt, dass Andre mich in diesem Moment fotografiert hat

Man soll es nicht glauben, aber ich habe nicht bemerkt, dass Andre mich in diesem Moment fotografiert hat

Die Travel Bine mal ganz anders, oder? War ganz ungewohnt

Die Travel Bine mal ganz anders, oder? War ganz ungewohnt

Der Abend ist dann um einiges einfacher fuer mich. An einem Tisch sitzen und ein Gespraech mit ein paar Leuten fuehren empfinde ich als angenehmer. Ausserdem lernt man sich so besser kennen, al simmer nur das small talk Hallo. Aber bevor es runter zum Maerchenzelt geht noch einen kurzen Einschub. Um einen besseren Uberblick ueber die Farm von Andre's Onkel zu bekommen (wo die Hochzeit stattfindet) besteigen wir einen kleinen Huegel bevor die Sonne komplett untergeht. Mann, die haben es schoen hier. Total friedlich, was muss das fuer eine Kindheit sein hier aufzuwachsen. In der Mitte des Valleys ist nun das riesige Partyzelt aufgebaut und zwischen Zelt und Haupthaus ist ein Weg aus hunderten von Teelichtern aufgebaut. Genau so stell ich mir das vor denke ich mir. Teelichter und Kerzen wohin das Auge blickt. Auf dem Rueckweg zum Haupthaus klettern wir dann ueber einen Zaun, Andre zuerst und dann ich. Was bei Andre kein Problem war endet bei mir mit einem ziemlich heftigen Stromschlag. Was fuer ein Tag denke ich. Einer dieser Tage wo man wuenscht man waere im bett geblieben. Nachdem ich mich von diesem Schock erholt habe (ja mir geht es gut) startet dann der Funteil des Tages. Abendessen, Wein und Tanzen.

Das Lichtermeer auf dem Weg zum Festzelt

Das Lichtermeer auf dem Weg zum Festzelt

Der naechste Tag ist perfekt. Nach dem Freuhstueck mit Andre's Eltern verabschieden wir uns von reuben und Susan und fahren dann zurueck zu Andre's Onkels Farm. Die Familie hat die Tradition, da jeder von sehr weit her kommt nicht nur "Den Tag" miteinander zu verbringen, sondern bereits frueher anzureisen oder laneger zu bleiben. Entsprechend ist der "engste" Kreis wieder versammelt, hat einen "reste"Lunch (finde ich eine klasse Idee) und geniesst das Beisamensein. Ich fuehl mich immer wohler muss ich sagen und was gestern noch anstrengend war geht mir heute leichter von der Hand.

Am freuhen Nachmittag gehen wir dann Rex, den Skipper der Midas, und seine Frau besuchen. Die wohnen nicht weit von hier, so dass wir die Chance nutzen und nochmal ein wenig uber Midas philosophieren. Waehrend die beiden Jungs ueber dem Laptop haengen und Bilder von unseren Trip kopieren habe ich die Moeglichkeit zum ersten mal in meinem Leben ein kelines Lamm zu fuettern. Gerade ein paar Wochen alt suagt es wie wild an der Babyflasche und ich denke mir "Nie wieder Lamm" Wie kann man Lamm essen, nach so einer Erfahrung. Ich wuerd das kleine am liebsten einpacken., so suess ist es.

Am Abend geht es dann mit einer riesigen Tuete voll mit getrockneten Apfelchips (die geb ich nicht her, Einzelkind Meschanismus) zurueck zu Andre's Family wo wir den Abend verbringen. Leider hatten die in der Zwischenzeit ein nicht so schoenes Erlebniss. Andre's Onkel (Jess Dad) musste ins Krankenhaus, da er sich nicht wohl gefuehlt und Anzeichen einer Krankheit des letzten Jahres wiedergesehen hat. Als wir also dort ankommen, sind alle etwas aufgeloest und aengstlich. Kurze Zeit spaeter kommt dann jedoch die Nachricht das es ein Fehlalarm war und kurze Zeit spaeter kommen die beiden aus dem Krankenhaus zurueck. Wir essen gemeinsam zu Abend, quatschen noch ein wenig und gehen dann schlafen. Diesmal nicht in einem eiskalten Zelt, sondern im warmen Wohnzimmer vor dem Kamin.

Am naechsten Morgen koennen wir leider nicht lange bleiben, da Andre und ich einen Termin bei einem Masseur haben. Mein Nacken und mein blockiertes Ohr machen mir immer wieder Probleme und wir hoffen dort ein wenig Hilfe zu bekommen. Die Massage ist zwar nett aber bereits waehrenddessen spuere ich das es keine langfristige Wirkung haben wird. Danach geht es dann nach Batlow wo sich Andre eine Apfeljuicefabrik anschauen moechte (wodurch wir einen Tag laenger bleiben koennen Aber irgendwie ist heute der Wurm dirn. Ich fange immer wieder an zu heulen, das Andre immer noch keine Entscheidung getroffen hat ob er nun mit mir weiterreist oder nicht, was mit usnerer Beziehung passiert, ob wir nun zusammenpassen oder nicht, sollen wir uns trennen oder nicht, all diese Fragen sind seit Wochen in meinem Kopf und weder Andre noch ich slbst haben eine Antwort darauf. Aber dieses "in der Luft haengen" ist einfach nur Sch... Ich stelle ihm also ein Ultimatum und verlange eine Entscheidung was er machen moechte in den nachsten 2 Tagen. Ich muss irgendwie planen und auch wenn ich weiss ich sollte nur fuer mich alleine planen beeinflusst mich seine Entscheidung trotzdem. Ja was die Vernunft sagt und das Herz denkt ist leider nicht immer gleich.

Nachdem wir am Nachmittag die Apfeljuicefabrik besucht und einen leckeren frischen ungespritzten Apfel gegessen haben machen wir uns aucf die Suche nach einem weiteren B&B. leider ist Colamon zu weit weg und wir erreichen Helen nicht. Aber wir finden eine nette Alternative und verbringen den Abend mit Pizza und DVD im Bett

Pancakes ist angesagt. Und spaeter check out. Was fuer ein Luxus. Nicht frueh aufstehen. Wir verbingen den restlichen Tag mit langsam nach Hause rollen. Noch einen kleinen Grosseinkauf machen, ein wenig Deko fuer unser zu Hause kaufen und gespannt sein ob Jessi und Steven noch da sind. Leider haben wir einen Tag nach unser Abfahrt einen Anruf von Steve bekommen, dass die Farm die beiden Jungs im NT haben will. Und sie sollen morgen aufbrechen. Das bedeutet fuer uns, dass wir uns von unseren 3monatigen Housemates nicht verabschieden koennen, was mich fast in Traenen ausbrechen laesst. Wir haben soviel Zeit miteinander verbracht und dann haben wir noch nicht mal die Moeglichkeit richtig ggood bye zu sagen. Als wir zu Hause einrollen ist es dann wirklich so. Die beiden sind weg und ein leeres Haus begruesst uns. Ein neues Kapitel kann ich nur sagen. Ungewohnt aber nicht weniger gut...

© Sabine Salcher, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieviele Chancen braucht der Mensch um sich seinen Traum zu erfüllen? Bei mir sind aller guten Dinge drei. Ende April geht es los. In 9 Monaten allein um die Welt. Im Gepäck die eigene Courage und die ungestillte Lust mittendrin statt nur dabei zu sein
Details:
Aufbruch: 28.04.2008
Dauer: 17 Monate
Heimkehr: 18.09.2009
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Sabine Salcher berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.