Wenn nicht jetzt wann dann

Reisezeit: April 2008 - September 2009  |  von Sabine Salcher

Australien: Britz - dein Freund und Helfer

Der folgende Fall hat nicht nur unseren wunderschoenen Tag aprubt ein Ende gesetzt, sondern uns bis zum Ende unseres Urlaubs einige Nerven gekostet. Aufgrund dessen, dass sich diese Story so lange hingezogen hat und ich nicht immer wieder in meinem normalen Reisebericht davon anfangen moechte, habe ich mich entschlossen Britz ein ganzes Kapitel zu widmen.

Also zurueck zu unserem aktuellen Problem: Campground finden steht auf dem Plan. Aber mal wieder ist es schwierig. Irgendwann entdecken wir dann eine kleiner Strasse die zum Meer fuehrt und wir entschliessen uns abzubiegen. Ich sehe zu spaet das Schild "Privat Property" so dass ich bereits in der Strasse bin. Anstatt weiter zu fahren und unten irgendwo zu drehen will ich Rueckwaerts fahren. Das geht auch die ersten Meter ganz gut, bis ich nach rechts einschlage, rueckwaerts ein kleiners Stueck abschuessig fahre und so drehen will. Aber nichts ist mit drehen, bis auf das meine Hinterraeder durchdrehen. Da ich das Phaenomen "Geboggt" jetzt schon einige mal in Australien miterleben durfte (allerdings nie als Fahrer) weiss ich, dass weiter rumprobieren die ganze Sache nur schlimmer macht und uns nur tieferreinfaehrt. Ich versuche es also gar nicht erst. Sch...! Kann ich nur sagen. Wie sollen wir da jemals wieder rauskommen? Einen Camper von hinten anzuschieben kann man aufgrund des Gewichts vergessen, nach hinten rausziehen geht nicht, da dort ein Zaun ist und nach vorne geht nicht, da dort ein Haus und ein Steinbluemenbeet steht. Ich koennte heulen. Was sollen wir nur machen? Aber Panik hilft uns nicht weiter, also klaren Kopf bewahren und nachdenken. Zum Glueck kommt in diesem Moment ein junger Australier, etwas aelter als ich, vorbei und fragt ob wir Hilfe brauchen. Ja die brauchen wir. Nicht nur das wir hier ausserhalb des Ortes geboggt sind, nein wir haben auch beide keine Handyverbrindung (soviel also zu der Antwort von Britz, was wir machen sollen, wenn wir Hilfe brauchen "Britz anrufen!" Haha, was fuer ein guter Witz.) Auch er hat keine Handyverbrindung, bietet mir aber an mich nach Bicheno zu fahren und einen Abschleppdienst zu organisieren. Ob die noch auf haben? Um 19:30! Aber wir versuchen es, stellen natuerlich fest das alles geschlossen ist und versuchen den australischen ADAC anzurufen. Die koennen mir aber nicht weiter helfen, da Britz kein Mitglied ist (bitte, was??? Ich liebe Britz schon jetzt). Allerdings sind sie so nett und verbinden mich mit Britz. Dort schilder ich dann meinen Fall, beschreibe wo wir uns aufhalten (verdammt noch mal, nein wir haben keine Handyverbindung, das hab ich jetzt schon dreimal gesagt) und erfahre, dass sie uns jemanden schicken, den wir allerdings selbst bezahlen muessen. Und der kommt nicht aus Bicheno sondern aus Swansea, ca 45km (One way) weit weg.. Was soll ich darauf sagen! Nein, wir bleiben lieber geboggt?

Zurueck bei Ma und unserem Camper heisst es dann also warten. Mir ist dermassen schlecht. Warum muesste das passieren? Eine Stunde spaeter haellt ein Tasmanier, der mit seinem Sohn und 4WD Car unterwegs ist und bietet uns an uns rauszuziehen. Aber sollen wir das wirklich riskieren? Was ist wenn was am Unterboden beschaedigt wird? Er beruhigt uns aber, schaut sich alles in Ruhe an und 10Minuten spaeter sind wir frei!!! Leider ist die Freude darueber ein wenig davon getruebt, dass die Hilfe von Britz nach wie vor unterwegs ist und jeden Moment hier ankommen kann und bezahlt werden will. Unser Helfer in der Not gibt mir dann sein Handy und ich telefoniere mit Britz, um Bescheid zu geben, dass wir uns selbser helfen konnten. Britz ist dann so hilfsbereit und kundenfreudnlich, dass er mich sofort zu dem Abschleppdienst durchstellt "ich solle das selber mit denen klaeren", heisst es! Von dem etwas netteren Mann des Abschleppdienstes erfahre ich dann, dass er kurz vor Bicheno ist und natuerlich fuer die Anfahrt bezahlt werden moechte. In meiner Naivitaet denke ich mir "Die schoenen ca. 150$ haetten wir auch anders investieren koennen" bevor ich hoere "...sie koennen mir dann die 510$ ueberweisen". Vor lauter Schock kann ich gar nichts mehr sagen, schreibe die Kontodaten auf und lege auf. Die Australier bekommen sich nicht mehr ein. Britz wuerde uns komplett ueber den Tisch ziehen, das kostet niemals 510$ wenn jemand hier raus kommt. Wir sollen das auf keinen Fall bezahlen. Und warum ueberhaupt haetten die jemanden von Swansea geschickt wenn hier doch Hilfe in Bicheno vor Ort ist.

Ich will nur meine Ruhe und Wein! Wir verabschieden uns also, bedanken uns tausend mal und uebernachten dann 30Meter von unserer "Ungluecks"stelle. Die halbe Nacht bequatschen wir, mit einigem Frustrationswein, wie wir uns nun verhalten sollen. So ein schoener Tag und dann das...

Am naechsten Tag haben wir uns beide ein wenig von dem Schreck erholt sind aber nach wie vor noch ziemlich sauer wie Britz uns soviel berechnen kann, wenn uns alle Australier sagen das koenne nicht sein. Ausserdem fragen wir uns wie dieser Fall nicht in unserer super all inclusive Versicherung sein kann, die wir fuer teuer Geld extra abgeschlossen haben. Wir fahren also am Morgen nach Bicheno, von wo aus ich Britz anrufe und ihnen mitteile, dass wir zunaechst mit unserem Ansprechpartner in Deutschland sprechen moechten bevor wir bezahlen. Danach rufe ich Andre an und frage ihn um Rat. Auch er ist der Meinung, dass eine reine Anfahrt nicht so teuer sein kann.

Lange Rede kurzer Sinn. Da wir von Deutschland nur die Antwort bekamen "Das steht in den Versicherungunterlagen drin, dass genau dieser Fall "geboggt" zu sein, nicht von der Versicherung abgedeckt ist. Wir sollen das vor Ort klaeren" und ich trotz meiner guten Englischkenntnisse an meine Grenzen kam schaltete sich Andre ein und uebernahm die Kommunikation mit Britz. In der folgenden Recherche kam dann folgendes raus:

  • Das Abschleppunternehmen kam nicht von Swansea (45km one way, also 90km insgesamt) sondern von Triabuna, 95km (One way, also 190km insgesamt) weit weg. Ein naeheres waere nicht verfuegbar gewesen. Das nennt man also flaechendeckender Kundenservice. An dieser Stelle haben wir uns nur gefragt, was gewesen waere, wenn uns das in einer wirklichen einsamen Gegend (von der es ja einige in Tasmanien gibt) passiert waere. 1500$ fuer die Anfahrt bezahlt? Leider gibt einem Britz nicht die Moeglichkeit auf Hilfe vor Ort zuzugreifen, sondern man MUSS die Britzeigenen Partnerunternehmen in Anspruch nehmen. (Die dann 95km weit weg sind)

  • Britz behauptete wir waeren darueber telefonisch informiert worden. Komisch nur, dass wir mit drei Handies noch nicht mal Notrufe haetten machen koennen, ganz davon abgesehen, dass Britz nie meine Handynummer erfahren hat, da ich von einem oeffentlichen Telefon aus angerufen habe.

  • Irgendwann nicht mehr mit Andre reden wollten (Ja Nichtmuttersprachlern Fachwoerter um die Ohren hauen und sobald sich ein Australier einschaltet keinen Kontakt mehr haben wollen. Da fuehlt man sich als Touri doch sicher)


Zu guter Letzt haben wir an unserem letzten Tag in Tasmanien die Polizei in Hobart eingeschaltet, die uns aber auch nicht weiter helfen konnte, so dass wir brav unsere 510$ bezahlt haben und mit Sicherheit zum letzten mal ein Kunde von Britz waren.

© Sabine Salcher, 2008
Du bist hier : Startseite Australien & Ozeanien Australien Britz - dein Freund und Helfer
Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieviele Chancen braucht der Mensch um sich seinen Traum zu erfüllen? Bei mir sind aller guten Dinge drei. Ende April geht es los. In 9 Monaten allein um die Welt. Im Gepäck die eigene Courage und die ungestillte Lust mittendrin statt nur dabei zu sein
Details:
Aufbruch: 28.04.2008
Dauer: 17 Monate
Heimkehr: 18.09.2009
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Sabine Salcher berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.