Wenn nicht jetzt wann dann

Reisezeit: April 2008 - September 2009  |  von Sabine Salcher

Australien: 20. Darwin bis Kununurra

3.10 Darwin - Litchfield (Tag 159 /65)

Jemand haette ein Foto von mir machen sollen, als ich morgens total verschlafen, noch halb betrunken und mit einem smilen auf meinem Gesicht, das von hier bis nach Germany haette reichen koennen, mit meinem mehr schlecht als recht zusammengepackten Sachen an der Strasse vor unserem Hostel auf Severine warte. Ein Chaosmorgen beginnt! Insgesamt dauert es ca. 2 Stunden bis wir alle eingesammelt haben und auf dem Colesparkplatz unser gesamtes Gepaeck (5 Backpaecks, 3 Zelte, Lebensmittel, Trinkwasser, Kuechenutensilien und mein Didge) zweimal ein und wieder ausgepackt haben. Irgendwann scheint dann alles seinen fuer ihn bestimmten Platz gefunden zu haben, so dass nur noch WIR die Sitzplatzverteilung regeln muessen. Selbstverstaendlich finde ich mich kurze Zeit spaeter auf dem "Kinderplatz" in der Mitte wieder, was mich an diesem Tag allerdings auch nicht so stoert, da ich hier wunderbar vor mich hin doesen kann und von einem Schlaf in den naechsten falle. Nach 1,5 Stunden erreichen wir dann unseren fuer heute bestimmten "Spielplatz": Litchfield NP mit seinen unzaehligen Wasserfaellen und Fluessen. Als wir aus dem Auto steigen trifft uns dann aber erstmal der Schlag und ich denke kurz darueber nach unseren Lunch hier im Auto einzunehmen und die Wasserfaelle ausfallen zu lassen: es ist unbeschreiblich und abartig heiss. Einfach nur existieren und atmen fuehrt schon dazu, dass ich nach 3 Minuten klatschnass geschwitzt bin. Und der Schatten bringt nur eine kleine Linderung. Das einzige was ein wenig hilft ist unsere Sandwitchs halb im Wasser sitzend zu essen. In diesen Tagen weiss ich zum ersten mal in meinem Leben eine Klimaanlage zu schaetzen (und das nachdem ich bereits drei Monate in Asien getravellt bin. Das will was heissen!) Frisch gestaerkt machen wir uns dann auf zu unserem eigentlichen Besuchsgrund: im Wasserfall schwimmen gehen. Vorher muessen wir jedoch noch ca. 20 Minuten Treppen runter laufen (Was bedeutet das? Richtig, die muessen wir dann auch irgendwann wieder rauf!) bewaeltigen bevor wir uns schliesslich in die Fluten stueren duerfen. Mit hundert anderen! Obwohl Freitag ist sind wahnsinnig viele Einheimische auf die gleiche Idee gekommen, mann koennte ja im Litchfiled NP schwimmen gehen. Aber ich kann euch an dieser Stelle nur sagen, das wir in den naechsten Wochen noch genuegend einsame und verlassene Spots zum schimmen finden werden und wir keine davon ausgelassen haben. Wir verbringen also die naechsten Stunden damit das kuehle Nass zu geniessen und unsere Koerpertemperatur wieder in den Normbereich zu bekommen. Was der Rueckweg zum Auto dann auch sofort wieder aendert.

Da wir sowohl heute morgen beim packen als auch hier beim Wasserfall ein wenig mehr Zeit als geplant verbracht haben, ist unsere naechste und letzte Mission fuer heute einen schoenen Campingspot zu finden. Nach einer Stunde fahrt erreichen wir einen weiteren Wasserfall, wo wir direkt nebenan campen koennen. Das verschafft uns die Moeglichkeit den Rest des Tages schwimmend und chillend im Wasser zu verbringen. Hier ist es dann auch wo wir mein persoenliches Tageshighlight entdecken: am Ende von dem See, mitten in der Felswand, sind tiefe Pools wo man herrlich relaxen kann und eine wunderschoene Aussicht hat. Hier koennte ich Stunden verbringen. Oder Tage!

Irgendwann tritt dann jedoch die Daemmerung ein, so dass wir das Vergneuegen haben unseren ersten Zeltaufbau im dunkeln zu absolvieren. Und Severine hat noch heute morgen gesagt, dass wir wenigstens das erste mal sehen sollten was wir tun. Aber auch dies ist kein Problem und bereits kurze Zeit spaeter geniessen wir unser erstes Dinner.

4.10 Litchfield - Hotsprings (Tag 160/66)

Die Nacht war besser als befuerchtet. Wir haben uns dazu entschieden am Anfang zu fuenft in dem grossen Zelt zu schlafen und wenn das zu kompliziert oder unkomfortabel ist die kleinen auszuprobieren. Aber es passt. Wir haben alle genug Platz, liegen zwar wie die Oelsardinen schoen brav neben einander und der Boden ist dank meiner kurzfristig erstandenen Isimatte auch nicht allzu hart. Dank der hammerheissen Temperaturen komme ich auch super mit meinem duennen Baumwollschlafsack aus und mein Nackenhoernchen wird zum Kopfkissen umfunktioniert. Ich wuerde sagen das ist schon verdammt viel Luxus. Nachdem wir also irgendwie alles wieder in unserer "Dirty" wie wir den Wagen, einen Ford Falcon nennen, verstaut haben und unser Baechlein mit einem leckeren Fruehstueck gefuellt ist machen wir uns auf den Weg Richtung Katherine.

Hier gehen wir nochmal unsere Vorraete ein wenig aufstocken und fahren dann wieter zu den Hotsprings von dennen uns alle vorgeschwaermt haben. Ihr fragt Euch wahrscheinlich "Haeh, warum das? Habt ihr es nicht schon heiss genug? Warum noch Hotsprings?" Man soll angeblich ganz toll danach schlafen koennen (wenn man damit am Nachmittag startet, wenn die groesste Hitze vorbei ist). Und ja es ist klasse. Wir haben das Glueck eine Stelle im Fluss zu finden, wo wir zwischen heissen und kalten Stroemungen hin und her wechseln koennen, so dass ich mich sofort auf ins kalte mache wenn es mir zu heiss wird. Wir verbringen also den Rest des Tages damit "Kneipp auf ozzi" zu praktizieren bevor wir wieder unsere Zelte aufschlagen, gemeinsam kochen und einen weiteren Abend mit meinem Didge und quatschen verbringen.

5.10 Hotsprings - Lake Argyle (Tag 161/67)

Unsere Tage starten frueh in dieser Zeit. Bereits kurz nach Sonnenaufgang, so um die 5:30 rum, heizt sich unser Zelt bereits so stark auf das wir spaetstens um 6:00 am fruehstuecken sind. Entsprechend sieht man uns gegen 7:00 ueber die Strassen vom Northern Territory flitzen. Heute ist wieder einer dieser Reise-Reise Tage. Da wir in den letzten beiden Tagen ein wenig getroedelt haben muessen wir heute ein paar Kilometer gut machen. So um die 500 k' schaetzungsweise. Bis auf einen kurzen Stop an einem Fluss, einem Lunchbreak und dem Border crossing vom Northern Territory nach Western Australia rein passiert also nicht viel. Aber dafuer hat sogar das Broder crossing etwas lustiges: nehmen sie nun unseren Wagen auseinander um nach Fruechten und Gemuese zu fahnden??? Ja ihr lest richtig! In Australien ist es strengstens untersagt Obst und Gemuese und andere "gefaehrliche Gueter" vom einem Staat in den naechsten zu importieren. Es koennten Krankheiten uebertragen werden. Als ich die Grenzen mit Nina ueberfahren habe, haben wir noch rumgescherzt, dass die Einheimischen unter der Erde in den grossen Tanks sitzen, wo man alles Obst etc. reinwerfen soll und sich ueber die Bloedheit von den Touris freuen und wieder frisches Obst haben. Hier an dieser Grenze geht alles ein wenig verschaerft zu. Es gibt einen richtigen Grenzposten mit Kontrollen und so. Man sieht also an diesem Tag eine Gruppe von internationalen Backpackern vor der Grenze sitzen und soviel Obst essen bis uns allen sowas von uebel war sodass wir die naechsten drei Tage keine Banane und nix sehen wollten. Wegschmeissen ist fuer uns alle undenkbar geworden (wenn ich bedenke wieviele Lebensmittel ich in meinem "alten Leben" weggeworfen habe, bloss weil wir zu bloed waren die Woche richtig zu planen und uns deswegen alles weggeschimmelt ist!)

Unsere letzten 100k' des Tages fahren wir dann also in WA unserem neuen zu Hause fuer die naechsten Wochen. Was haben mir die Leute doch hiervon vorgeschaermt. Und ja es stimmt. Die Kimberleys, wo wir die naechsten Tage verbringen haben es in sich. Am fruehen Nachmittag erreichen wir dann endlich unseren Campingplatz am Lake Argyle, einer riesigen Seenlandschaft ein paar Kilometer von Kununurra entfernt. Heute goennen wir uns den Luxus einer dusche und einem Campingspot mit Elektrizitaet. Aber bevor wir diese Annehmlichkeiten nutzen wollen wir noch ein wenig den See erkunden und ein weiteres mal schwimmen gehen.

Wir sind nach wie vor ein wenig panisch mit der Aussicht Krokodile in den Gewaessern zu wissen in denen wir schwimmen. Und mich beruhigt es jedenfalls nicht gerade wenn mir die Einheimischen sagen, es waeren nur Suesswasserkrokodile und die tun nichts. Das kennt man ja von Hunden. Der ist lieb, der will nur spielen. Lake Argyle soll aber sicher sein. Das gibt es nur Schlangen, heisst es!!! Soll mich das in irgendeiner Art relaxen! Am Ende haelt es uns alle dann aber doch nicht davon ab schwimmen su gehen, wir quitschen einfach ein wenig mehr rum, wenn David untertaucht und uns dann am Fuss packt. Nachdme wir uns abgekuehlt haben fahren wir noch ein wenig am See entlang, geniessen die Aussicht und dann ein naeher kommendes Gewitter und fahren schliesslich zum Campingplatz zurueck. Dort wird erstmal ausgiebig geduscht und unsere Waesche gewaschen. Und was soll ich Euch sagen. Am Ende des Tages haben wir die Schlangen nicht am oder im See gesehen sondern vor dem Toilettencontainer auf unserem Campingplatz. So kann es gehen.

6.10 Lake Argyle - Kununurra (Tag 162/68)

Den heutigen Tag beginnen wir extra frueh, da wir eine Wanderung um einen Teil des Sees machen wollen und die Temperaturen immer noch unertraeglich sind. Bevor es also richtig aufheizt wollen wir bereits wieder in unserer klimatisierten Dirty sitzen. Mit ausreichend Wasser ausgestattet geht es also los, ueber Stock und Stein, auf und ab und von einer schoenen Aussicht zur naechsten. Als wir das Highlight erreichen ist es bereits so heiss, dass wir klitschnass geschwitzt sind, aber die Aussicht entschaedigt mal wieder fuer alles. Diese Seenlandschaft ist so unermesslich riesig. Wie klein amn sich da vorkommt. Trotzdem fuehlen wir uns ganz gross, dass wir bei dem Wetter uns mehr als notwendig bewegen.

Zurueck auf dem Campingplatz duschen wir erstmal ausgiebig. Leider haelt das Erfrischungsgefuehl nur fuer ca. 5 sekunden an, da wir bereits nach dem abtrocknen sofort wieder pitschnass geschwitzt sind. Luftfeuchtigkeit ist was feines kann ich euch sagen! So kommt es dass wir nach dem Zeltabbau und zusammenpacken fuer ca. 1,5 Stunden im vollklimatisierten Infocenter des Campingplatzes sitzen und seelenruhig ein eiskaltes Getraenk nach dem anderen trinken. Eigentlich wollen wir die Sessel gar nicht mehr verlassen, ausser Severine kommt mit Dirty hier rein gefahren und pacckt uns sofort ein, so dass wir nicht mehr in die Hitze raus muessen. Irgendwann wird es dann aber Zeit und alles Leiden hilft nichts: wir machen uns auf den Weg nach Kununurra. Ratet aml was wir machen als wir dort ankommen? Wir suchen uns den naechbesten Takeaway Shop und verbringen da den restlichen Nachmittag. Grund? Er hat Klimaanlage und wir sind unsere Sanswichs ein wenig muede und ausserdem zu faul zum selberzubereiten. Also nehmen wir einen ausgiebigen Lunch ein, chargen unsere Handies {leider lohne vorher zu fragen, worauf der Wirt ein wenig saeuerlich reagiert) und lernen eine andere Gruppe von Backpackern kennen, die mit ihrem 4WD Car unterwegs sind und auch morgen mit der Bungle Bungke Tour starten wollen. Es stellt sich heraus, dass ich mit dem Fahrer, einem Schweizer sogar schon in Darwin telefoniert hatte, da er genauso wie Severine auch einen Lift angeboten hatte. Was bin ich im nachhinein froh, dass dieser nicht geklappt hat. Die Gruppe ist zwar sehr nett und wir verstehen uns auch super, aber meine Chaoten sind einfach unvergleichlich und ich hab mich selten mit Leuten so gut verstanden wie mit ihnen. Um ein wenig mehr Fun und auch Sicherheit in den Bungle Bungles zu haben entschliessen wir uns die Tour zusammen zu machen. Das bedeutet fuer uns aber noch, dass wir das entsprechende Gefaehrt dafuer finden muessen, da unsere Dirty leider nicht Bungle Bungle tauglich ist (kein 4WD). Nachdem wir im Touricenter alle moeglichen Rentalcar adressen erfragt haben machen wir uns also auf zu unserer Tingeltour von einem Vermieter zum naechsten um den bestmoeglich Preis zu ergattern. Es dauert ein wenig bis wir die einzelnen Buero's finden bzw. jemanden der geoeffnet hat. Und nachdem wir den ersten Preis erfahren haben wollen wir natuerlich vergleichen.Und wie solles anders sein. Als wir nach 1,5 Stunden zu Thirty zurueck kommen schaut uns die Frau entsetzt an und sagt, dass sie gerade unseren Wagen vermietet hat. Den letzten!!! Murphys Law! Nach langem hin und her stellt sich raus, dass wir den Wagen doch haben koennen aber nicht wie von uns geplant mit einer Verlaengerungsoption wenn es uns zu gut gefaellt. Das heisst drei Tage BB NP und keine Sekunde laenger. Wir sind total happy und wollen einfach nur noch aus Kununurra raus und eine Schwimmmoeglichkeit finden. Die Einheimischen empfehlen uns einen See und auf unsere frage wie es mit Crocs (Suesswasser) aussieht heisst es nur wir sollen nicht so weit rausschwimmen und sie gingen da schliesslich auch hin! Man, was bin ich froh wenn wir aus diesem Crocgebiet raus sind. Selbstverstaendlich gehen wir schwimmen. Bevor ich hier kollabier dann lieber Crocsknutschen. Nein wir sind vorsichtig und jedenfalls ich bleib im flachen. Wir bleiben bis es dunkel wird im Wasser und erst als die Luft etwas abkuehl machen wir uns auf unsere Nachtstaette zu finden. Das stellt sich als schwieriger raus als gedacht. Von den Einheimischen wissen wir wo es eine Uebernachtungsmoeglichkeit neben der Strasse gibt aber irgendwie finden wir sie nicht und fahren immer wieder dran vorbei. Irgendwann stoppen wir dann einfach und nehmen den Platz der uns am geeignesten erscheint und schlagen unser Zelt auf.

© Sabine Salcher, 2008
Du bist hier : Startseite Australien & Ozeanien Australien 20. Darwin bis Kununurra
Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieviele Chancen braucht der Mensch um sich seinen Traum zu erfüllen? Bei mir sind aller guten Dinge drei. Ende April geht es los. In 9 Monaten allein um die Welt. Im Gepäck die eigene Courage und die ungestillte Lust mittendrin statt nur dabei zu sein
Details:
Aufbruch: 28.04.2008
Dauer: 17 Monate
Heimkehr: 18.09.2009
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Sabine Salcher berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.