Wenn nicht jetzt wann dann

Reisezeit: April 2008 - September 2009  |  von Sabine Salcher

Australien: 27. Sailing up to Geraldton

22.11 - 28.11 Carnarvon (Tag 209 / 116) - (Tag 215 / 122)

Ich hab eine weitere schlaflose Nacht hinter mir. Eigentlich war der Plan genuegend Schlaf zu bekommen, so dass wir am naechsten Morgen ausgeruht starten koennen, aber irgendwie will das weder in meinen Kopf noch in Andre's. Leicht uebermuedet stehen wir also gegen 4Uhr morgens auf und verlassen Carnarvon still und heimlich bei Flaute und Regen. Mein erster Sonnenaufgang AUF dem Indischen Ozean (oder besser gesagt noch in Shark Bay) ist dann nur maessig fantastisch. Aber kurz danach faengt es an aufzuklaren, Wind kommt auf und kurze Zeit spaeter sind wir auf Rauschefahrt mit 7 Knoten. Wir haben einen wunderschoenen Segeltag, mit nicht zu wenig und nicht zu viel Wind. Die Sonne scheint und die Welle koennte fuer den ersten Tag nicht besser sein. Und wir sehen Wale! Andre und ich quatschen fast ohne Unterbrechung, ueber Gott und die Welt. Und in diesem Fall stimmt dieses Sprichwort wirklich. Zwischendurch fangen wir unser Abendessen fuer die naechsten Tage oder doesen ein wenig in der Sonne.

Kurz vor Sonnenuntergang ankern wir dann unter Landabdeckung und essen zu Abend. Burnie geht kurz danach zu Bett, aber Andre und ich bleiben noch ein wenig auf. Oder besser gesagt die ganze Nacht Der Rest ist Geschichte wie ihr ja bereits alle wisst

Den naechsten Vormittag verbringen wir mit segeln und spaeter dann motoren, da wir den Wind am Ende voll gegenan haben. Ist hier wie in der Nordsee: immer auf die Schn... . Mittags ankern wir dann bei Shark Bay Point und Andre und ich lassen unseren Tender zu Wasser, um beim Shark Point Ranger den neuesten Wetterbericht zu erfahren. Dort sorgen wir dann erstmal fuer Verwirrung. Nachdem uns der Ranger begruesst hat fragt er ob wir den die NP Gebuehr bezahlt haetten. Andre und ich sagen verwirtt "nein, wieso sollten wir" Der Ranger ist total ueberrascht und belehrt uns, dass man in OZ immer fuer die NP bezahlen muss und da wir uns auf NP Gelaende aufhalten muessen wir das jetzt nachholen. Ob wir den nicht die unzaehligen Schilder auf dem Weg gesehen haetten. Schilder? Auf dem Weg von der Midas (also vom Wasser!) rueber zum Strand und dann ueber den Strand zum Ranger? Ich frag vorsichtig nach ob das auch fuer Segler gilt oder nur fuer Autos und da klaert sich dann das Missverstaendnis auf. Der Wetterbericht ist fuer den restlichen Tag nicht optimal und der Ranger erklaert uns, dass fast alle Segler hier bei Shark Point ankern und die naechsten Tage oder Wochen auf das perfekte Wetter warten. Und perfekt heisst, viel Wind und viel Welle aber keinen Sturm! Ein weiteres mal (wie schon meine Jungs im Pub gesagt haben) heisst es, dass das Cap nicht zu unterschaetzen ist und 140sm Felsklippen und nichts anderes vor uns liegen. Wir haben nur leider das Problem, dass wir entweder heute oder morgen starten MUESSEN! Andre muss Freitag morgen seinen Bus nach Perth nehmen, um Abends nach Melbourne fliegen zu koennen. Und das kann nicht verschoben werden. Zurueck an Bord beraten wir dann mit Burnie, dass wir lieber das Kristallblaue Wasser von Shark Bay heute noch geniessen und dann morgen frueh ausgeschlafen (!) starten. Das beruhigt meine Nerven ein wenig und ich bin froh diesem unbekannten Ungeheuer noch einen Tag zu entkommen. Den restlichen Tag verbringen wir mit kochen, Brot backen (Mein erstes selbstgebackenes Brot), Bilge reparieren (Andre's Job), doesen und Abends bei Sonnenuntergang schwimmen gehen (Tagsueber waer vielleicht etwas waermer gewesen.)

Mein erstes Brot

Mein erstes Brot

Und da das Endergebniss

Und da das Endergebniss

Unser Swimmingspot beim Sonnenuntergang

Unser Swimmingspot beim Sonnenuntergang

Am naechsten Morgen geht es bei Sonnenaufgang aus den Federn und ich kann euch sagen, ich bin echt verdammt nervoes. Die ganzen Erzaehlungen haben mich dermassen verunsichert, so dass dieses Cap was wir vor uns haben nur noch boese ist. Von hier sieht es eigentlich ganz nett aus, aber am Horizont sieht man schon eine etwas andere Welle als hier unter der Landabdeckung. Als Burnie meint wir sollten vielleicht beten beruhigt mich nicht gerade. Aber ich wollte ja dieses Abenteuer, also Zaehne zusammen beissen und durch. Desweiteren rattert es ziemlich in meinem Kopf. Andre hat mich heute morgen gefragt ob ich nicht mit ihm nach Melbourne fliegen will, so dass ich seine Familie und Freunde kennenlernen kann und sehe wie er lebt. Nur so fuer die, die vielleciht mit der Geografie von Australien nicht so vertraut sind: Melbourne ist ca. 3500km von dort entfernt wo wir gerade sind. Zu mehr als einem "Auto-Ufo Gesicht" und ein "Kann ich einen Tag darueber nachdenken" bin ich nicht faehig.

Tja und dann geht es los. Die erste Stunde ist noch sehr relaxt. Wir koennen wunderschone segeln und die Welle ist noch sehr angenehm. Desto weiter wir rausfahren desto ungemuetlicher wird es aber (wasauf den Fotos irgendwie so gar nicht raus kommt). Die Wellen kommen hier tausende von Meilen kommend angerollt, bis dato aus unermesslichen Tiefen und prallen hier auf die Kueste von Westaustralien. Wo es gar nicht mehr soooo tief ist. Die Wellen kommen also zu diesem Zeitpunkt, als wir noch sehr nah unter Land sind, von allen Seiten. Vorne, hinten, oben unten. Meinem Magen geht es zu meiner Ueberraschung noch ganz gut. Das aendert sich allerdings schnell. Ca. 2,5 Stunden nachdem wir Shark Bay Point verlassen haben werde ich das erst mal gruen im Gesicht. Ich verusch alles: Horizont fixieren, ruhig bleiben, ans Steuer gehen, was essen, was trinken. Aber das gane hilft nur eine halbe Stunde. Dann geh ich das erste mal an diesem Tag Fische fuettern. Die naechsten 12 Stunden wiederholt sich dieses Prozeder noch ungefaehr sieben mal. Uebergeben, sterben wollen, uebergeben, wieder besser sein, muede werden, keine Kraft mehr haben, uebergeben, sterben wollen. Ich frage mich an diesem Tag mehr als einmal wann ich jemals segeln toll fand und wer diese Sch... Idee hatte auf dem Indischen Ozean segeln zu gehen! Da ich bis auf ein paar Kekse und Wasser von Essen nichts wissen will bin ich irgendwann dermassen entkraeftet das gar nichts mehr geht. Andre geht es vom Magen her nicht viel besser. Wir wechseln uns quasi ab mit Fische fuettern. Im Gegensatz zu mir faengt er allerdings zwei Minuten danach wieder an zu essen, so dass er den ganzen Tag und vorallem die ganze Nacht ueber genuegend Energie hat. Dem einzigen dem es fantastisch geht ist Burnie. Er mampft die ganze Zeit vor sich hin, hat keine Probleme stundenlang unten rum zu laufen (wenn ich nur daran denke unter Deck zu gehen uebergebe ich mich schon) und schlaeft wie ein Stein. Wenn ich wenigstens schlafen koennte, um wieder ein wenig zu Kraeften zu kommen.

In der Nacht geht es zwar meinem Magen etwas besser, aber ich bin einfach nur schlapp. Aber es hilft ja alles nichts, die Wachen muessen geschoben werden. Ich uebernehme die erste, gemeinsam mit Andre, der allerdings nur fuer den Notfall da ist und die meiste Zeit schlaeft. Danach ist Burnie dran und ich muss erst wieder am naechsten morgen vor Sonnenaufgang. Dort geht es mir dann auch so langsam besser, vorallem weil ich wieder Nahrung zu mir nehmen kann (und diese auch bei mir behalte) und sich die Welle etwas beruhigt hat, da wir ziemlich weit draussen auf See sind. Insgesamt ist der restliche Tag um einiges entspannter. Irgendwann nach dem Mittagessen schlaeft der Wind nahezu ein, sodass wir die restlichen Meilen zu den Albrolhos Islands motoren muessen. Kurz vor Sonnenuntergang (dank sei Gott, hier bei den ganzen Reef's wollen wir nicht im dunklen ankommen) schmeissen wir unseren Anker und Andre und ich versuchen auf der Insel frischen Hummer von den Fischern zu ergattern. Das ist ein komisches Gefuehl, sag ich Euch, wenn man nach 36 Stunden segeln wieder festen Boden unter den Fuessen hat. Leider finden wir zwar unzaehlige Haeuser auf der Insel aber keine Bewohner, so dass wir leider auf den Hummer verzichten muessen. Nach dem Abend essen fallen wir dann auch nur noch hundemuede in die Koje.

Den naechsten Vormittag segeln wir weiter zu unserem Hauptziel, dem Shipwreck der Batavia, wo wir heute Nachmittag schnorcheln wollen. Es ist ein traumhaft schoener Segeltag. Halber Wind, strahlend blauer Himmel, tuerkisfarbenes Wasser und angenehme Welle. Ob es allerdings zum schnorcheln warm genug ist bezweifel ich zum jetztigen Zeitpunkt. Beim Batavia Shopwreck Reef angekommen springt Andre sofort ins Wasser. Ich sage zunaechst das es mir zu kalt ist, denke mir dann aber "Ey du bist hier bei einem der schoensten Schnorchelplaetze. Da kann man nicht sagen: Nae es war mir zu kalt" Ich huepfe also in mein Wetsuit und ab geht es. Und ja es ist eines der schonesten Reefs wo ich bisher war. Wir sitzen mit der Midas wie auf einem Plateau, das Reef ist nur eine Meter unter uns, in einem Zirkel von ca. 40 Meter um uns rum und dahinter geht es ca. 25 Meter runter. Das Wasser ist Glasklar, allerdings verdamt kalt. Lange bleiben wir also nicht. Es ist also kurz aber heftig. Danach versuchen wir irgendwie in der Sonne wieder aufzutauen. Die naechsten Stunden relaxen wir also und entscheiden uns dann aufgrund des Wetterberichts noch heute Abend nach Geraldton aufzubrechen. Ausserdem habe ich mich dazu entschieden Andre nach Melbourne bzw. Ballarat zu begleiten, so dass wir also moeglichst schnell einen Flug fuer mich buchen sollten.

Bei Sonnenuntergang setzen wir also ein letztes mal die Segel und rauschen Richtung Geraldton, wo wir gegen 2Uhr Nachts ankommen. Wir nehmen ein spaetes Abend essen zu uns, buchen meinen Flug und telefonieren mit meinen Eltern. Ihre Reaktion als ich ihnen erzaehle, dass ich morgen mit Andre nach Melbourne fliege ist goettlich Danach gehen wir ins Bett und stehen erst am naechsten Tag um 14Uhr wieder auf. Unseren letzten Tag auf der Midas verbringen wir mit ausruhen, organisieren und packen. Burnie ist ein wenig traurig und fragt mehrmals nach ob wir nicht vielleicht wieder zurueck kommen wollen. Wir sagen ihm zunaechst ab, ziehen es aber vielleicht in Betracht Weihnachten auf der Midas zu verbringen.

Tja und dann am naechsten morgen ist wieder Goodbye Time angesagt. Was fuer ein ungewohntes gefuehl. Als ich auf die Midas gezogen bin war ich noch Single und nun wieder zu zweit unterwegs!

Die Midas in Geraldton

Die Midas in Geraldton

Unser letztes Abendessen

Unser letztes Abendessen

© Sabine Salcher, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieviele Chancen braucht der Mensch um sich seinen Traum zu erfüllen? Bei mir sind aller guten Dinge drei. Ende April geht es los. In 9 Monaten allein um die Welt. Im Gepäck die eigene Courage und die ungestillte Lust mittendrin statt nur dabei zu sein
Details:
Aufbruch: 28.04.2008
Dauer: 17 Monate
Heimkehr: 18.09.2009
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Sabine Salcher berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.