Wenn nicht jetzt wann dann

Reisezeit: April 2008 - September 2009  |  von Sabine Salcher

Australien: 41. Cradle Mountain - Hobart

29.01 - 01.02 Cradle Mountain - Hobart (Tag 279 / 185 ) - (Tag 282 / 188 )

29.01 Fahrt nach Cradle Mountain

Bevor wir uns am naechsten Morgen auf unsere recht lange Fahrt nach Cradle Mountain machen, muessen wir nochmal einen Grosseinkauf starten, um auch wirklich autark zu sein. Danach treten wir das Gaspedal durch und fahren auf Richtung Westen. An Westbury vorbei, durch Deloraine durch, bis nach Chudleigh, was die meisten wahrscheinlich nicht kennen, aber beruehmt fuer "The Honeyfarm" ist. Anscheinend gefuehrt von einem hollaendischen Paar (jedenfalls ist die Tochter Hollaenderin), gibt es hier alles was man sich mit Honig so vorstellen kann. Und natuerlich auch Honig pur, allerdings meist gemixt mit allen moeglichen Geschmacksrichtungen. Teilweise mit Nuessen, teilweise mit unterschiedlichen Schokoladen oder Fruchtig. Mein Favorit ist Zesty Lemon, oder so aehnlich. Mir ist ganz schlecht, nach dem ganzen durchprobieren, aber ein Honigeis geht noch rein. Meine erste Suende seit Hobart

Eingedeckt mit allen moeglichen Varianten fahren wir weiter zu den Marakoopa Cave's bei Mole Creek, die wir heute Vormittag besuchen wollen. Die einzige Hoehle in Tasmanien wo man Gluehwuermchen sehen kann. Klasse, mein erstes mal Gluehwuermchen. Zum Glueck haben wir auf den Rat unserer Fuehrerin gehoert und uns warm angezogen, da drin ist es naemlich saukalt. Leider beherzigen das nicht alle und so sieht man auf unserer einstuendigen Tour so manches armes Kind in Top und Shorts frieren. Eine Stunde kann lang sein! Tolle Eltern kann man nur sagen.

Die Fuehrung ist super, immer wieder werden bestimmte Bereiche angestrahlt und als wir uns am Ende in der Riesenhoehle befinde macht unsere Fuehrerein fuer eine Minute komplett das Licht aus. Um zu demonstrieren wie dunkel es sein kann.

In den Marakoopa Cave's

In den Marakoopa Cave's

Ich konnte nie nachvollziehen wie man die eigene Hand vor Augen nicht sehen kann. Dieses Erlebniss hat mich eines besseren belehrt. Ausserdem fuehle ich mich jetzt wieder ein wenig komfortabler bei dem Gedanken an Hoehlen. Seit Vietnam war nur der Gedanke Ausloeser fuer eine halbe Panikattacke.

Der wahre Kuenstler: die Natur

Der wahre Kuenstler: die Natur

Den restlichen Nachmittag fahren wir durch die Berge nach Cradle Mountain, diese Strecke dauert zwar laenger ist dafuer aber auch um einiges schoener.

Gegen 16Uhr erreichen wir dann das Cradle Mountain Visitorcenter, wo wir uns nur kurz Infomaterial besorgen und dann weiter zum Dove Lake fahren, dem Postkartenmotiv von Tasmanien. Wir haben die Hoffnung das die meisten Touri's schon weg sind, so dass wir noch ein paar schoene Fotos machen koennen. Ausserdem weiss man hier nie wie das Wetter sein wird, die Wetterumschwuenge sollen hier besonders unvorhersehbar sein. Bevor wir also morgen im Regen hier stehen, nutzen wir besser heute noch das schoene Wetter. Und ich kann Euch sagen: Das war die beste Entscheidung ueberhaupt. Als wir beim Dove Lake ankommen ist der Carpark bis auf zwei Auto's leer. Dort wo normalerweise Busse und Menschenmassen sind ist nichts. Nur der Lake und der wunderschoene Cradle Mountain. Wir koennen unser Glueck kaum fassen und huepfen herum wie zwei kleine Kinder. Juhu, er ist uns.

Darf ist praesentieren:...

Darf ist praesentieren:...

... das Paradies

... das Paradies

Die naechste halbe Stunde geniessen wir einfach nur die Aussicht und dann haben wir DIE Idee des Tages: Dinner am Dove Lake. Ganz allein und mit einer unbezahlbaren Aussicht. Seit diesem Tag heissen meine Lieblingsspaghetti "Cradle Mountain Spaghetti"

Spaghetti a la Cradle Mountain

Spaghetti a la Cradle Mountain

Waehrden dem essen bekommen wir dann Besuch: ein kleines neugieriges Kanguruuh huepft immer weiter heran. Und sitzt uns irgendwann dermassen "auf dem Schoss" das wir ihm einen Namen geben und ihn James taufen.

Ein erstes Hallo

Ein erstes Hallo

Darf ich mich vorstellen: James ist mein Name!

Darf ich mich vorstellen: James ist mein Name!

In allen moeglichen Variationen...

In allen moeglichen Variationen...

...und immer naeher

...und immer naeher

Die letzten Touri's, die von ihrem Walk zurueck kommen und James sehen, fragen uns dann sogar hoefflich ob sie denn ein Foto machen duerften. Ich war kurz davor zu sagen "Ja das macht dann 5$" Das darf man echt keinem erzaehlen.

Die ersten Touri's

Die ersten Touri's

Er liebt das Spaghettiwasser

Er liebt das Spaghettiwasser

So lange es geht geniessen wir die Stille und saugen jeden Eindruck in uns auf. Ma ist dann auch ganz enttaeuscht, als wir uns irgendwann von James verabschieden muessen und uns auf Campgroundsuche machen. Sie haette ihn wahrscheinlich am liebsten mit ins Handgepaeck nach Deutschland genommen Und mich gleich mit...

Fotosafari

Fotosafari

Da der Campingplatz leider schon geschlossen ist stellen wir uns mit einem anderen deutschen Paar an den Strassenrand. Bis der Parkaufseher kommt, uns freudnlich darauf hinweist, dass wir hier nicht stehen koennen, es aber kein Problem ist, wenn wir auf dem Visitorcentercarpark uebernachten. Dort gibt es auch Toiletten. Waer uns das in Deutschland passiert, waeren wir wahrscheinlich verhaftet worden. Oder haetten mindestens eine Strafe bezahlen muessen. Da uns eigentlich ziemlich egal ist wo wir schlafen, es geht eh morgen bei Sonnenaufgang raus, parken wir um und gehen ins Bett.

30.01 Cradle Mountain nach Campbell

Wir Menschen lernen ja nicht nur durch Schmerz, sondern auch durch positive Erfahrungen. Entsprechend denken wir uns heute "Was gestern ging, geht heute auch" Wir stehen also bei Sonnenaufgang auf, ziehen uns an und fahren runter zum Dove Lake. Und haben den Carpark wieder fuer uns alleine. Da fuer heute extrem heisse Temperaturen vorausgesagt wurden und wir es nach wie vor schoener ohne Touri's finden, haben wir uns entschieden den Walk um den See vor allen anderen zu starten und zurueck zu kommen wenn die anderen gerade erst starten.

Gesagt, getan. Wir fruehstuecken also, tragen uns ins Walk-Book ein, Start 7:50Uhr und wandern los.

Fruehstueck am Dove Lake

Fruehstueck am Dove Lake

Ihr erratet nicht was nach ca. 10Minuten passiert?! Es faengt an zu regnen! Wie gut das ich die Mahnungen beherzigt habe und meine Regenjacke dabei hab. Aber der Regen haellt nicht lange an und es ist mehr eine Erfrischung. Bereits in den fruehen Morgenstunden spuert man die kommende Hitze.

Regentanz

Regentanz

Alles mein

Alles mein

Die naechsten drei Stunden wandern wir wunderschoen um den See herum, manchmal ueber erdige Pfade, manchmal ueber Holzstege. Der Weg ist traumhaft angelegt und zum groessten Teil einfach zu bewandern.

Halbzeit

Halbzeit

Der Holzsteg entlang der Felsen

Der Holzsteg entlang der Felsen

Nur die letzte Stunde ist etwas anstrengender und unbefestigt. Auch das Wetter spielt mit. Die grauen Wolken verziehen sich bald und es bleibt der perfekte blaue Himmel mit kleinen Schaefchenwolken zurueck.

Zwischen dem Baum hindurch

Zwischen dem Baum hindurch

Die erste Haelft sind wir komplett allein, danach kommen uns ab und zu ein paar andere Wanderer entgegen. Ich kann also jedem nur empfehlen diesen sehr beliebten Walk vor allen anderen zu machen. Es lonhnt sich frueh aufzustehen. In unserem Fall besonders, weil es gegen 10:30 bereits bruellend heiss ist und wir die letzten 500meter bis zum Camper zaehlen. Man koennte mich bezahlen, jetzt erst loszulaufen? Nein, danke.

Die letzten Wassertropfen. Durst...

Die letzten Wassertropfen. Durst...

So verabschieden wir uns also bereits vor dem Carpark (wo mittlerweile ca. 10 Reisbusse und der Rest Auto's stehen) von unserer ganz persoenlichen Oase und fluechten nach unserer Ankunft sehr zeitnah.

Perfekt

Perfekt

Das naechste mal verlassen wir unser klimatisiertes Auto nur zum auftanken und dann als naechstes zum Lunch in Deloraine. Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen wir heiss es ist. Gerade haben sie im Radio gesagt, dass heute Tasmanienweit ein neuer Hitzerekord aufgstellt wurde, mit 39,9grad in Launceston und ueber 42grad an der Bay of Fires. Da sieht man mal wieder das man nichts planen kann. Angeblich ist Tasmanien auch im Sommer kalt; haben mir alle immer erzaehlt. Naja, mit 39,9grad "kalten" Temperaturen kann ich leben.

Unseren Lunch haben wir dann in Deloraine am Fluss, unter den schattigen Baeumen. Wer sich als erstes bewegt hat verloren. Das ist die Devise. Wir druecken uns beide davor nach Deloraine Town zu gehen und uns auf die Suche nach einem Geschenk fuer Andre's Eltern, die wir ab Montag besuchen, zu machen. Aber es nuetzt ja alles nichts, sonst stehen wir am Ende mit leeren Haenden da. Das ganze Gelaufe und Geschwitze nuetzt jedoch nichts, da wir einfach nichts schoenes finden koennen. Ich schlage also vor auf dem schnellsten Weg nach Launceston zu fahren und da im Shop des Holzmuseums, vor wir vor ein paar Tagen schon waren, etwas auszusuchen.

Gegen 16Uhr erreichen wir Launceston, finden das perfekte Geschenk und meiden es soweit wie moeglich uns draussen aufzuhalten.

Der City Park von Launceston

Der City Park von Launceston

Danach geht es den Midland Highway runter, immer Richtung Hobart, bzw. fuer heute erstmal nur Campbell, wo wir gegen 17:30 ankommen und Ma auf Baeckerei-Suche geht. Viel Glueck kann ich nur sagen. Ich hab in 6 Monaten noch kein leckeres Brot hier gefunden. Aber meine Ma sag ich nur. Zwar kein perfektes, aber sehr leckeres Brot gibt es dann zum Abendessen, mit allen moeglichen Aufstrichen sowie Caprese usw. Fuer alles andere ist es nach wir vor zu heiss.

Am fruehen Abend machen wir einen Spaziergang durch Campbell Town (super suess), an der "Histoiric Red Bridge" vorbei und am Fluss entlang. Und dort finden wir dann einen viel schoeneren Campground. Sofort am Fluss, mit Schafen auf der anderen Seite. So idyllisch. Wir entscheiden uns spontan umzuparken und sitzen eine viertelstunde spaeter am Flussufer und beobachten die Enten.

Unser erster Campground, sozusagen nur fuer's Dinner

Unser erster Campground, sozusagen nur fuer's Dinner

31.01 Campbell zur Ralph Bay (bei Hobart)

Wir zaehlen die Stunden, aber nicht im positive, sondern im negative. Heute ist unser letzter vollstaendiger Tag mit unserem Camper. Schnief, schnief... Entsprechend besonders geniessen wir beim Fruehstueck unseren wunderschoenen Stellplatz.

Gegen 9Uhr machen wir uns auf die Suche nach einer Polizeistation in Campbell, erfahren aber das die naechste, am Wochenende geoeffnete, in Hobart ist. Also wird das Thema Britz wieder um einen Tag verschoben.

Eine alte Kirche in Campbell, mittlerweile als Einfamilienhaus genutzt. Nett, oder?

Eine alte Kirche in Campbell, mittlerweile als Einfamilienhaus genutzt. Nett, oder?

Stattdessen besuchen wir das Staedtchen Ross, bekannt wegen seiner Bruecke, die ich aber gar nicht so spannend fand. Hingegen ist Ross an sich ganz suess.

Das Ross Post Office

Das Ross Post Office

Auch das Dorf "Oatlands" ist sehr huebsch, wo wir einen Kaffe trinken und ein wenig lesen. Desto weiter wir suedlich fahren, desto schlechter scheint das Wetter zu werden und als wir kurz vor Hobart sind und nach New Norfolk hoch abbiegen ist es komplett bewoelkt. Nein, nicht an unserem letzten Abend!

In New Norfolk machen wir dann unseren letzten Einkauf fuer heute Abend, haben Lunch und schauen uns ein wenig um. New Norfolk ist um einiges groesser, gefaellt mir persoenlich aber nicht so gut. Wir entscheiden uns stattdessen denn Nachmittag am Wasser zu verbringen und in einem unseren Campground zu suchen.

Den finden wir dann aber erst nach einigem hin und her, es ist mittlerweile sehr stuermisch, so dass nicht jeder Strandplatz in Frage kommt und wir vor allem was Windgeschuetztes brauchen. Schoen am Wasser gelegen und von Pferdekoppeln umringt. Meine Ma ist happy.

Unser letztes Dinner. Und zum ersten mal drinnen

Unser letztes Dinner. Und zum ersten mal drinnen

Nach dem Abendessen, was wir zum ersten mal IM camper haben, da es uns draussen zu kalt ist, machen wir einen Spaziergang, fuettern die veraengstigten Pferde (scheinen hier kein schoenes Leben zu haben, aber bei Ma sind sie zutraulich) und killen dann unsere Alkoholvorraete

Viva

Viva

Schon leer?

Schon leer?

01.02 Hobart

Nach langer Diskussion und Ueberlegungen werden wir doch heute morgen den Sunday Service in der Cornerstone Presbyterian Church mitnehmen. Da ich so begeistert von den australischen Gottesdienstes bin, moechte ich meiner Ma einen zeigen. Andre hat also mit Freunden aus Hobart telefoniert und die beste Kirche rausgesucht. Wir sind also gespannt. Vorher geht es aber noch in den Botanischen Garten, der angeblich sehr lohnenswert sein soll. Und das ist er wirklich.

Ich habe noch nie, eine derartige Farbenpracht in keinem der Gaerten gesehen, die ich bisher besucht habe. Wir sind beide total begeistert.

Danach geht es zur Church. Die Begruessung ist total herzlich, aehnlich wie ich das aus Ballarat kenne. Auch der Gottesdienst an sich gefaellt mir ganz gut, er ist allerdings nicht fantastisch und mir wird nicht genug gesungen. Ma ist gar nicht begeistert. Sie versteht kein Wort und ist nach 10min bereits total unruhig. War also keine gute Idee. Laenger im Botanischen Garten waer besser gewesen.

Mehr geht nicht.

Mehr geht nicht.

Unsere letzten Stunden verbringen wir dann mit der Polizei einen Beusch abstatten, unseren Camper saeubern und unsere Backpacks im Hostel abgeben. Und dann muessen wir in die Hoehle des Loewen. Ich sag nur: beide Parteien reden nicht viel. Wir moechetn einfach nur unseren Schluessel abgeben, die 510$ mit einem Laecheln bezahlen und dann aus der Tuere spazieren und nie wieder ein Wort mit Britz wechseln.

Mit dem Shuttlebus und einem super lieben Fahrer geht es zurueck nach Hobart, wo wir die letzten Sonnenstrahlen im Hafen geniessen, Fish & Chips in einer Hafenbude essen und ich darueber philosophiere mit welchem Boot ich gerne mitsegeln moechte. Ich hab aber auch immer Hummeln im Arsch.

Abends machen wir uns dann "Vorfuehrschoen". Morgen seh ich Andre endlich wieder und ich kann es schon gar nicht mehr abwarten. Drei Wochen. Aber auf der anderen Seite bin ich traurig und werde mit jedem Tag immer trauriger. Der Abschied von Ma rueckt naeher. Wo ist die Zeit geblieben? Gerade ist sie doch noch in Sydney angekommen und jetzt haben wir bereits unseren letzten Abend auf Tassi?

Skipper nimm mich mit auf Deine Reise...

Skipper nimm mich mit auf Deine Reise...

© Sabine Salcher, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieviele Chancen braucht der Mensch um sich seinen Traum zu erfüllen? Bei mir sind aller guten Dinge drei. Ende April geht es los. In 9 Monaten allein um die Welt. Im Gepäck die eigene Courage und die ungestillte Lust mittendrin statt nur dabei zu sein
Details:
Aufbruch: 28.04.2008
Dauer: 17 Monate
Heimkehr: 18.09.2009
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Sabine Salcher berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.