Das eher unbekannte Portugal - 2017

Reisezeit: April - Juni 2017  |  von Uschi Agboka

Kunsthandwerk im Alentejo: Dienstag 18. April 2017 18. Tag

Er hat die Führung für uns gemacht, toll

Er hat die Führung für uns gemacht, toll

Dienstag 18. April 2017 18. Tag

Dienstag 18. April 2017 18. Tag
Camping Alentejo, Platz 12 – Evoramonte, Alentejo
Estremoz: Igreja Sao Franciso – Convento Sao Francisco
Veiros: Igreja Paroquial de Veiros (Igreja de Sao Salvador oder Igreja do Rei Salvador) – Festung – Pelourinho
Santo Amaro: Brunnen - Igreja Paroquial de Santo Amaro
Fahrzeit 4 1/2 Stunden 44 Meilen = 71 km

Heute habe ich um 10.30 Uhr einen Termin beim Friseur in Estremoz. Nach dem Frühstück fahren wir früh los, weil wir noch einen Spaziergang durch Estremoz machen wollen.

Die Igreja Sao Francisco hat leider mal wieder geschlossen, also wenden wir uns dem Convento Sao Franciso zu. In der Kirche beansprucht neben Sarkophagen und einem Wurzel-Jesse-Altar auch das prächtige Grabmal Vasco Esteves Gato, Stifter einer Kapelle im 15. Jh. alle Aufmerksamkeit. Der Hochaltar der Kirche von 1623 ist mit kostbaren Azulejos geschmückt.

Neben der Igreja Sao Franciso befindet sich der Convento São Francisco aus der Zeit König Afonso III. aus dem 13. Jahrhundert, der nach der Säkularisation als Kaserne diente. Als Säkularisation wird ursprünglich die staatliche Einziehung oder Nutzung kirchlicher Besitztümer (Land oder Vermögen) bezeichnet.

1834 verließen die Franziskaner das Kloster von Estremoz. Kurz danach wurden die Klosteranlagen vom Kavallerie-Regiment von Estremoz übernommen. Bis heute befindet sich dieses Regiment in dem alten Convent. Viel ist dort erhalten und wird von den Soldaten instand gehalten und gepflegt. Das frühere Kapitelhaus wurde in einen Pferdestall umfunktioniert.

Rolf hat die gute Idee, den wachhabenden Soldaten zu fragen, ob wir kurz hinein schauen und ein paar Bilder machen dürfen. Und - wir können unser Glück kaum glauben, er ruft einen anderen Soldaten, der uns herum führen und uns alles erklären soll, auf Englisch. Super. Basto, so heißt unser freundlicher Führer zeigt uns alles, erzählt und beantwortet alle unsere Fragen. Wir sind ganz happy und nutzen die Gelegenheit, viele Bilder zu machen.

Ein riesisger Exerzierplatz, die Pferdeställe, alles sehr beeindruckend. In der Kaserne sind zur Zeit 500 Soldaten untergebracht.

Zum Abschied wird ein Bild von Basto gemacht, wir machen eine kleine Spende für die Soldatenkasse und verlassen das geschichtsträchtige Gebäude.

Die Besitzerin des Friseurladens berichtet mir, dass die bewaffnete Polizei in den Supermärkten präsent ist, weil es eine kleine Zigeunersiedlung in Estremoz gibt. Diese Zigeuner kommen in Gruppen in die Geschäfte und stehlen wie die Raben, daher als Schutz die Polizei. Ich bin platt.

Am Markt werben Plakate für einen kommenden Stierkampf. Stierkampf, die so genannte "Atre Marialva" stellt den Kampf zu Fuß zwischen Stierkämpfer und Stier dar. In Portugal ist es seit dem 18. Jh. verboten, den Stier beim Stierkampf zu töten. Im Jahre 2002 erfolgte dann eine teilweise Gesetzesänderung, wobei das Töten des Stieres in der Arena in den Städten Barrancos und Monsarz aus kulturellen Gründen wieder gestattet wurde. Die Stierkampf-Saison beginnt jedes Jahr am Ostersonntag und endet im Oktober. Die Trachten der portugiesischen Stierkämpfer haben seit dem 17. Jh. keine Veränderungen erfahren. Die "Stierfänger" die nach dem eigentlichen Stierkampf vom Stier "auf die Hörner" genommen werden, kleiden sich noch genauso wie Ende des 14. Jahrhunderts.

Die "cortesias" stellen den Beginn des Stierkampfes dar. Alle Teilnehmer, vom Stierkämpfer und Stierfänger bis zum Bauern, welche die Stiere aufgezogen haben, ziehen in die Arena und begrüßen das Publikum, einfaches Volk und bekannte Persönlichkeiten als Ehrengäste. Beim portugiesischen Stierkampf fahren von prunkvoll geschmückten Pferden gezogene Kutschen im Kreis der Arena. Die Stiere werden in Portugal nach bestimmten Ritualen meist vom Pferd aus bekämpft.

In Portugal gibt es mittlerweile eine starke Abneigung und auch Proteste gegen die Stierkämpfe, vor allem die Jugend sieht sie als sinnlose Tierquälerei. In zahlreichen Debatten in den Medien, im Internet und bei Protestdemonstrationen fordern sie das Ende der mittelalterlichen für die Stiere qualvollen Tradition. Die Stierkampfbefürworter dagegen argumentieren, dass tausende Arbeitsplätze in Gefahr seien, wenn keine Stiere mehr gezüchtet werden und es somit keine Stierkampfveranstaltungen mehr gibt.

An unserem Parkplatz treffen wir auf einige ältere Portugiesen, die die Harley bewundern. Einer der Männer spricht uns in perfektem Deutsch an. Er arbeitete früher als Dolmetscher bei der DB in Münster. Sein Rentnerdasein verbringt er in der Heimat in Estremoz. Allerdings erzählt er uns, dass er jedes Jahr für einen Gesundheitscheck nach Deutschland fährt. Interessant, was man so alles erfährt. Natürlich wird auch ein Erinnerungsfoto gemacht.

Wir fahren nun ca. 15 km auf IP 2 nach Veiros. Dies ist ein kleines Nest, 1.000 Einwohner, mit verfallenem Castelo und Kirche.

Wir müssen mal wieder durch abenteuerliche kleine engen Gassen fahren, ehe wir zu der schönen Kirche gelangen. Diese leuchtet schon von weitem in strahlendem Weiß mit gelben Verzierungen. Leider ist die Kirche geschlossen.

Menschen schauen aus ihren Häusern, wer denn da wohl herum fährt. Sie grüßen uns freundlich. Hierher verirren sich keine Touristen.

Wir wandern weiter, um die verfallene Burg herum. Am Portal, auch geschlossen, entdecken wir eine schöne Eidechse. Dieses Mal ist Rolf schnell genug für ein Foto.

In einer kleinen Bar machen wir Pause – ein Tonic, ein Wein 2,20 Euro, ehe wir den schönen kleinen Ort verlassen.

Über die N 372 geht es nach Santo Amaro. Da hatte ich vor einigen Tagen einen schönen Brunnen entdeckt, den ich gerne fotografieren wollte. Rolf hat ja für solche Dinge immer viel Verständnis.

Santo Amaro ist eine Gemeinde (freguesia) in Portugal und gehört zum Landkreis von Sousel. Der Ort hat ca. 670 Einwohner.

Leider sticht mich unterwegs eine Biene, der Arm wird schnell dick und es tut ganz schön weh. Rolf entfernt gleich den Stachel und verarztet mich mit unserem Wunderstift.

Zurück nach Estremoz. Dort in der Mittagszeit – kein Mensch unterwegs – noch schnell etwas einkaufen. Angenehm, dass der Laden fast leer ist. Fisch, Fleisch, Obst, Wein füllen schon bald unseren Wagen. Wein wird auch schon für Zuhause gekauft.

Heute ist es wieder mal sehr schwülwarm.

Gegen 14.00 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz, nach 4 ½ Stunden, 44 Meilen = 71 km. Einkäufe verstauen. Rolf macht Servicetag, Wasser, Abwasser, Toilette.

Der Campingplatz hat sich sehr geleert. Eine Großfamilie, 6 Kinder, eines wurde erwartet, ist auch fort. Die Mutter und die Kinder haben gearbeitet, alles gemacht, der Vater ließ sich bedienen. Wenn ich so etwas sehe, kriege ich die Krise.

Um 15 Uhr tröpfelt es leicht, angenehm bei der Schwüle.

Zum Abendessen haben wir Schweinefilet, Kartoffeln, Melone, Salat, Brot, Wein.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meinen Facebook Seiten:

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kultur- und Naturreise durch das eher unbekannte Portugal, abseits der großen Touristenströme.
Details:
Aufbruch: 01.04.2017
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 20.06.2017
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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