Das eher unbekannte Portugal - 2017

Reisezeit: April - Juni 2017  |  von Uschi Agboka

Info Regiao Centro - Pinhal Interior Norte: Samstag 6. Mai 2017 36. Tag

Samstag 6. Mai 2017 36. Tag

Samstag 6. Mai 2017 36. Tag
Campingplatz Municipal, Sarzedo/Arganil
Gois: Camara Municipal (Rathaus) – Jardim do Pombal - Statue des Francisco Inacio Dias Nogueira - Igreja da Misericordia de Gois– Brunnenanlage – Rio Ceira – Renaissancebrücke Ponte Real - Capelo do Martir S. Sebastiao – Murales
Arganil: Jardim Mata do Hospital - Fonte do Amandos – Pelourinho - Brunnen
Fahrzeit 4 Stunden 21 Meilen = 34 km

Heute Morgen ist der Himmel bedeckt. Neue Camper sind gekommen, sehr unfreundliche Menschen.

Erst spät machen wir uns auf den Weg, N 342 nach Gois.

Gois ist eine Vila (Kleinstadt) mit ca. 4.200 Einwohnern. Sie ist Sitz des gleichnamigen Kreises (Concelho) und der gleichnamigen Gemeinde (Freguesia) im Distrikt Coimbra. Erstmals wurde der Ort 1113 erwähnt, Stadtrechte erhielt er erstmals 1352, die durch König Manuel I. erneuert wurden. 1810 erlitt Gois starke Plünderungen durch französische Truppen der napoleonischen Invasion.

1912 wurde am Rio Ceira das Wasserkraftwerk Monte Redondo errichtet, um Strom für eine Papierfabrik zu liefern. Gois wurde so zum ersten Kreis im Distrikt Coimbra mit flächendeckender Elektrizitätsversorgung.

Mit Beginn der Rüstungsanstrengungen zum Ende der 1930er Jahre, im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges, gab das hier geförderte Wolfram dem Ort weiter Auftrieb. Nach Kriegsende kam die Wolframförderung jedoch zum Stillstand. 1950 versorgte die Papierfabrik mit ihrem Wasserkraftwerk den gesamten Kreis Gois mit Elektrizität.

Nach der Nelkenrevolution 1974 und dem gestiegenen Energieverbrauch übernahm die EDP das lokale Stromnetz von der Papierfabrik, die 1992 ihre Tätigkeit einstellte und dabei auch ihre bis 2002 laufende Stromerzeugungskonzession von Monte Redondo an eine private Betreiberfirma abgab.

Die Nelkenrevolution am 25.04.1974 war der linksgerichtete Aufstand großer Teile der Armee in Portugal gegen die autoritäre Diktatur des sogenannten Estado Novo, der den Weg zur demokratischen Dritten Rrepublik ebnete.

Die Revolution verdankt ihren Namen den roten Nelken, die Frauen den aufständischen Soldaten zur Begrüßung und als Ausdruck der Freude angesichts der Ereignisse in die Gewehrläufe gesteckt hatten. Die rote Nelke war ein internationales Symbol der sozialistischenArbeiterbewegung, deren Ideen die portugiesische Revolution maßgeblich prägten. Es gab vier Tote, als verbleibende regimetreue Truppen vor dem Sitz der portugiesischen Geheimpolizei auf unbewaffnete Demonstranten feuerten. Ansonsten verlief der Umsturz völlig unblutig.

Estado Novo war die Selbstbezeichnung der von Antonio de Oliveira Salazar gegründeten ständestaatlich orientieren autoritären Diktatur in Portugal zwischen Anfang der 1930er Jahre und 1974.

Der Estado Novo war vorwiegend das Werk Salazars und nicht etwa das einer breiteren politischen Bewegung. Salazars Politik im Estado Novo war bestimmt durch die Verfolgung politischer Gegner und den Ausgleich der unterschiedlichen Interessensgruppen der das Regime stützenden Machtpole: der Kirche, des Militärs, der Wirtschaft, der Großgrundbesitzer und der Kolonien. Als streng gläubiger Katholik stärkte Salazar die Katholische Kirche in Portugal. Ein 1940 mit dem Heiligen Stuhl geschlossenes Konkordat führte an den staatlichen Schulen wieder den Religionsunterricht ein. Die Kirche wurde so zu einer wichtigen Säule des Estado Novo, auch wenn sie in den letzten Jahren der Diktatur eine kritischere Position einnahm.

Der Rechtsanwalt Peter Benenson ergriff 1961 die Initiative zur Gründung von Amnesty International, als er von dem Fall zweier portugiesischer Studenten las, die in einem Lissabonner Restaurant kritische Worte über Diktator Salazar geäußert hatten, daraufhin verhaftet und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden waren.

In Gois finden sich 32 denkmalgeschützte Bauwerke, darunter eine Reihe Brunnenanlagen, Herrenhäuser, früher öffentliche Gebäude, verschiedene Kirchen, u. a. Igreja Paroquial de Gois.

Ursprünglich im 15. Jahrhundert errichtet, wurde die offiziell Igreja de Santa Maria Maior betitelte Kirche mehrfach umgebaut und trägt heute u. a. gotische und manuelinische Elemente

In Gois parken wir am Rathaus – Camara Municipal - und machen uns auf, den schönen Ort zu erkunden. Es lohnt sich auch immer wieder, mal nach oben zu schauen. Herrliche schmiedeeiserne Balkone, oft mit Blumen geschmückt, zieren die alten Herrenhäuser. Interessante Wandmalereien sind zu sehen. Auf einem Dach entdecke ich einen kleinen Garten. Natürlich muss alles fotografiert werden, was Rolf immer wieder zum Lachen bringt.
Im Jardim do Pombal – herrlich hier die schönen Rosen - steht eine Statue des Francisco Inacio Dias Nogueira, nach diesem Mann ist auch die nahe Straße benannt – Largo Francisco Inacio Dias Nogueira (Largo do Pombal). Eine große Gedenktafel weist darauf hin.

Auch die Brunnenanlage erregt unsere Aufmerksam. So vieles gibt es zu entdecken, u. a. die Igreja da Misericordia de Gois, die geöffnet hat und angeschaut werden kann. Erbaut wurde die Kirche 1598. Im Laufe der Jahre hat das Gebäude viele Veränderungen erfahren, so wurde aus der Kirche ein Gebäude des 19. Jh.

In der zentralen Fassade befindet sich die Tür in einem perfekten Bogen mit einem Wappen, einem runden Fenster, einer Uhr und der Glocke.
Der Innenraum ist sehr einfach gestaltet. Wir entdecken ein Holzbild der Hl. Rita aus dem 16. Jh. und in der Mitte, auf dem Altar, ein Bild der Muttergottes des Rosenkranzes aus dem 18. Jh.

Durch die R. Seixos – auch hier interessante Dinge an den Häusern zu sehen, u. a. eine schöne Glocke, eine Lampe, ein Heiligenbild, schöne Türen – wandern wir zum Rio Ceira.

Der Rio Ceira, 100 km lang, ist ein Bergfluss, der in der Serra do Acor in der Nähe des Dorfes Piodao entspringt. Er ist ein Nebenfluss des Rio Mondego.

Und weiter zur Ponte Real.
Die „romanisch“ oder „römisch“ genannte Renaissance Brücke aus dem 15. Jh. hat ihren Namen – Ponte Real –weil ihr Bau auf Befehl des Königs D. Joao III. erfolgte. Der König beauftragte mit den Arbeiten Simao Fernandes. Die Brücke war von außerordentlicher Wichtigkeit, um von einem Ufer des Rio Ceiro an das andere zu gelangen. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur eine Furt im Fluss.

Eine Furt ist eine Untiefe in einem Fluss, mittels der das Gewässer zu Fuß oder mit Fahrzeugen durchquert werden kann.

Die Brücke besteht aus drei spitzen Bögen mit einer Betonung auf dem mittleren Bogen, der höher und größer als die anderen ist. 1868 wurde der Boden der Brücke erneuert, was eine Erhöhung des Pflasters um 10 cm verursachte. So erhielt die Brücke ihre wulstige Form.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke steht die kleine Kapelle Capelo do Martir S. Sebastiao, die wie die Brücke unter Denkmalschutz steht.

Auf dem Berg, über der Kapelle, erspähen wir ein prächtiges Herrenhaus, sieht fast aus wie Schloss.

Auch am Ufer des Rio Ceira sind schöne Murales zu sehen. Ich bin ein Fan von diesen Malereien. Durch die R. Conselheiro Dias Ferreira, auch hier überall herrliche Blumen, wandern wir zurück zum Rathaus, wo unser Motorrad wartet.

Einige ältere Damen winken mir freundlich zu, als ich ihre herrlichen Häuser mit den schönen Blumen fotografiere, was ich ganz toll finde. Die Freundlichkeit der Menschen uns gegenüber ist einfach etwas ganz Besonderes.

Wir fahren nun zurück nach Arganil. Überall am Straßenrand sind die Eukalyptusbäume zu sehen, die so viel Schaden anrichten.

In Arganil parken wir wieder am Jardim Mata do Hospital, in der Nähe des Fonte do Amandos, der uns besonders gut gefällt. Die Bauarbeiten am Pflaster sind schon weit fortgeschritten. So können wir durch die R. Dr. Vega Simoes Richtung Rathaus laufen. Im Beton sind Fußabdrücke zu erkennen, da hat wohl jemand keine Geduld gehabt und ist mitten rein gelatscht. Natürlich muss ich ein Bild machen.

In der R. 5 de Outubro entdecken wir ein Geschäft, welches u. a. Satellitenanlagen verkauft. Unsere Schüssel ist beim Sturm umgefallen und die Halterung ist zerbrochen. Rolf will daher ein neues Teil kaufen. Er war sehr skeptisch, dass wir einen passenden Laden in Arganil finden und so war die Freude groß, als ich das Geschäft entdeckte.

Der Inhaber hat auch das passende Teil, macht uns ein Angebot und wir sagen zu, es uns zu überlegen. In einer Passage entdecken wir später noch einen anderen Laden, hier bekommen wir ein günstigeres Angebot, incl. Anlieferung auf dem Campingplatz. Wir können das Teil schlecht auf dem Motorrad transportieren.

Nun laufen wir zum Restaurant Andrade in der R. Oliveira Matos. Leider ist heute die freundliche Sofia nicht da, dafür ihr Mann, der auch sehr nett ist und Englisch spricht, so dass wir uns unterhalten können.

Rolf hat Suppe 1,50 Euro, ein alkoholfreies Bier 1,00 Euro, ich ein Toast 2,50 Euro, dazu 1 Wein 1,50 Euro.

Nachdem wir uns gestärkt haben, geht es weiter. Vorbei an einem Pelourinho (Pranger), wandern wir noch durch die R. Dr. Luis Gaetano Lobo, auch hier gibt es schöne Häuser und einen alten Brunnen zu sehen.

Pelourinhos - Vom 12. bis 18. Jh. wurden in vielen Orten Portugals Pelourinhos aufgestellt. Diese Schandpfähle oder Prangersäulen dienten aber nicht in erster Linien der Bestrafung von Dieben, Betrügern und Fälschern, sondern waren vor allem Sinnbilder der örtlichen Gerichtsbarkeit. So erklärt sich auch ihre kunstvolle Ausgestaltung sowie die Wahl des Standortes, meist in der Nähe von Rathäusern oder Bischofskirchen.

Später kaufen wir noch alkoholfreies Bier und Wein ein, dann geht es zurück zum Campingplatz. Der Himmel war heute den ganzen Tag z. T. sehr dunkel. Ob es nochmals Regen geben wird?

Zum Abendessen haben wir Doraden, Kartoffeln, Tomatensalat, Äpfel, Wein.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meinen Facebook Seiten:

Uschi & Rolf – Das eher unbekannte Portugal @Uschi.Rolf.UnbekanntesPortugal
https://www.facebook.com/Uschi.Rolf.UnbekanntesPortugal

Uschi & Rolf – Portugal - Spanien @Uschi.Rolf.Portugal.Spanien
https://www.facebook.com/Uschi.Rolf.Portugal.Spanien

© Uschi Agboka, 2018
Du bist hier : Startseite Europa Portugal Samstag 6. Mai 2017 36. Tag
Die Reise
 
Worum geht's?:
Kultur- und Naturreise durch das eher unbekannte Portugal, abseits der großen Touristenströme.
Details:
Aufbruch: 01.04.2017
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 20.06.2017
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors