Entlebucherin im (wilden) Westen ;-)

Reisezeit: März 2007 - Januar 2008  |  von Marlis Stalder

Mein Leben in Reynosa: Tipps &Tricks für ein schönes Leben ;-)

13.12.07: Positives aus dem fernen Westen

Nachdem ich ganz erstaunte, fast schon erschrockene Mails erhalten habe und ein wertvolles Telefongespräch in die Schweiz führen durfte mit Angela, wurde ich mir bewusst, dass meine Berichte über Reynosa ziemlich negativ erscheinen müssen. Der Inhalt entspricht leider der Wahrheit...aber es gibt hier natürlich auch viele tolle Momente, Gespräche, Bekanntschaften und Erlebnisse, an welchen ich euch unbedingt auch teilhaben lassen möchte.
Denn es geht uns ja grundsätzlich tiptop und wir sind gesund!
Welches sowieso die Hauptsache ist!

Nun zu meinem Leben hier:
Die erste Woche in Reynosa war für mich die Schwierigste. Wenn ich ehrlich bin, fiel mir zum 1. Mal in meinem Leben die Decke ein wenig auf den Kopf. Ich kannte noch niemanden, Pirmin arbeitete viel und ich getraute mich nicht so aus dem Haus. Aber auch dies war eine gute Erfahrung. Ich wurde mir bewusst, was ich wirklich brauche im Leben...und dies sind gute Leute, mit welchen man ehrliche und wertvolle Gespräche führen kann. Ich hätte auch niemals geglaubt, dass ich mich langweilen könnte. Denn mein Leben in der Schweiz war so ausgefüllt und ich war immer auf dem Sprung. Zeit - sehr viel Zeit - mit sich alleine - ist jedoch nicht ganz einfach. Ich brauche zwar täglich ein paar Stündchen für mich alleine...jedoch irgendwann hat man genug vom Lesen, Lernen, Kochen, Mails schreiben, Fernsehen und Yoga machen.

So klemmte ich mich in den Hintern und organisierte mein Leben neu.

Und so sieht nun mein Alltag hier in Mexiko aus:
Ich schenkte mir ein Sport-Abo für "Pilates-" und "Ritmo Latin" -Klassen.
So stehe ich unter der Woche um ca. 7.30 Uhr auf und mache mich per Bus auf den Weg zum Gym. Die Instruktorin, Maribel, ist inzwischen eine gute Kollegin und es macht mir einen riesen Spass, ihren Unterricht zu besuchen. Vorallem "Ritmo Latin" ist genial. Da tanzen wir eine Stunde lang zu den verschiedensten Latino Songs und "schwenken" die Hüfte.

Während der Latino-Tanzstunde: Der Hüftschwung kommt wirklich nie zu kurz

Während der Latino-Tanzstunde: Der Hüftschwung kommt wirklich nie zu kurz

Nach der "Ritmo Latin" Klasse: Nassgeschwitzt und zufrieden
(v.l.Ludivine aus Frankreich, Maribel, Veronika und Astrid -> 3 Vollblutmexikanerinnnen)

Nach der "Ritmo Latin" Klasse: Nassgeschwitzt und zufrieden
(v.l.Ludivine aus Frankreich, Maribel, Veronika und Astrid -> 3 Vollblutmexikanerinnnen)

Nachdem Unterricht erledige ich oft den Einkauf oder ich gehe mit Maribel frühstücken oder Kaffee trinken. Ludivine, eine Französin, welche hier mit ihrem mexikanischen Ehemann lebt, kommt auch öfters mit. So sind wir eine tolle, multi-kulti Runde und es gibt Interessantes auszutauschen.

Schweiz - Mexiko - Frankreich! Das ist bastante increible y très bien!
Unsere geprächige, offene Art und unsere Leidenschaft: Kaffee trinken verbinden uns perfekt!

Schweiz - Mexiko - Frankreich! Das ist bastante increible y très bien!
Unsere geprächige, offene Art und unsere Leidenschaft: Kaffee trinken verbinden uns perfekt!

Um die Mittagszeit, 13.00-14.00 Uhr,gelange ich meist zurück in die Wohnung und koche etwas für mich. Anschliessend habe ich oft das Vergnügen per Internet (Skype)mit meiner Mutter oder meinen Leuten Kontakt zu haben.
Am späteren Nachmittag mache ich mich mehrmals pro Woche wieder per Bus auf den Weg ins Kinderheim. Ich unterstütze dort 10-12 jährige beim Lösen ihrer Hausaufgaben.
Die meisten Kinder stammen aus armen Verhältnissen und haben nur noch einen Elternteil, welcher berufstätig ist.
Deshalb leben diese Kinder während der Woche hier im Heim. Die Jüngsten sind gut 4-5 Jahre alt...und bräuchten doch noch so viel Wärme und Aufmerksamkeit! Es fehlt ihnen an Zuneigung, sowie aber auch an Erziehung.

Fünf der gut 60 Kinder, welche in diesem "Casa Hogar" namens "San Vicente" leben. (Hier, sowie auch in der Schule wird eine "Uniform" getragen)

Fünf der gut 60 Kinder, welche in diesem "Casa Hogar" namens "San Vicente" leben. (Hier, sowie auch in der Schule wird eine "Uniform" getragen)

Für mich als Primarlehrerin ist es nicht immer einfach. Denn die Schule allgemein ist unbeliebt in Mexkio und die Hausaufgaben somit noch mehr!
So setze ich alles in Gang und versuche auf spielerische Art und Weise die Kinder zu motivieren...Dies jedoch mit ganz unterschiedlichem Erfolg. Denn die Kinder finden es zwar toll bei mir zu sein...Lernen jedoch: Nein danke!

Tja - so hielt ich einige "Moralpredigten" und versuchte die Kleinen zu "bekehren". Was ich dabei aber lernte, war, dass man eine Kultur und ihre Einstellung nicht mit schlauen Worten ändern kann. Und ich wurde mir noch mehr bewusst, dass man "Hilfe" nicht aufzwingen darf.
Deshalb suche ich oftmals das Gespräch mit Kindern, welche psychische Probleme haben (tragischerweise sind die Ursachen dafür meist Gewalt oder Missbrauch!). Ich versuche so etwas Sinnvolles zu tun und ihnen Unterstützung zu bieten.

Vor und nach der Arbeit mit den Kindern spreche ich immer mit der Leiterin des Heims. Sie teilt mir viel über die Lebensituationen und Familienverhältnisse der Kinder mit.

Diana, Alma und die "blanquita" Marlis. (Hier nennen mich viele "guerra", was "Blonde" heisst. Zum Teil werde ich sogar so gegrüsst...)

Diana, Alma und die "blanquita" Marlis. (Hier nennen mich viele "guerra", was "Blonde" heisst. Zum Teil werde ich sogar so gegrüsst...)

Um fünf Uhr mache ich mich stets auf den Heimweg, damit ich vor dem Eindunkeln in sicheren Gefilden bin. Ich brauche nämlich gut 30-40min um nach Hause zu gelangen.
Abends verlasse ich alleine nie das Haus. Die Ratschläge der Mexikaner nehme ich mir sehr zu Herzen...denn hier im Grenzgebiet zu den Staaten spazieren auch die Mexikaner selbst nicht im Dunkeln herum.

Manchmal gehen wir gemeinsam mit Olaf und seiner Freundin Alejandra ins Kino, Abendessen oder wir spielen zu viert eine Runde "Dog" oder "Uno" zu Hause.

An den Wochendenden sind wir auch schon vermehrt ins Grüne oder ans Meer gefahren...Von unseren Ausflügen erzähle ich euch aber beim nächsten Mal.

Ich sende euch ganz herzliche Grüsse aus dem Temperatur-mässig-schwankenden Reynosa. Denn hier wechselt es manchmal von einem Tag auf den anderen von 32 Grad auf 6 runter und dann im Eiltempo wieder in die Dreissiger hoch.

Liebe und vorweihnächtliche Grüsse von mir.

Marlis

Im nächsten Bericht: Unser Abstecher auf die Insel namens "South Padre" in Texas. Hier besuchte ich meine kanadische Line-Dance-Bekanntschaft Carol, welche wirklich ein einzigartiges und lustiges Energiebündel ist.

Im nächsten Bericht: Unser Abstecher auf die Insel namens "South Padre" in Texas. Hier besuchte ich meine kanadische Line-Dance-Bekanntschaft Carol, welche wirklich ein einzigartiges und lustiges Energiebündel ist.

© Marlis Stalder, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Juhuuu...wir heben ab. Unsere langersehnte Reise nach Amerika kann beginnen. Mein Freund Odi wird hier sein Praktikum als Holzbauingenieur machen (an der Grenze zwischen USA/Mexico) und ich werde reisen, Sprachen lernen und mein Leben in vollen Zügen geniessen!
Details:
Aufbruch: 14.03.2007
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 26.01.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kanada
Mexiko
Der Autor
 
Marlis Stalder berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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