Jakobsweg - Camino de Levante de Santiago 2013

Reisezeit: Februar - April 2013  |  von Uschi Agboka

Teil 2 – Camino de Levante Toledo / Zamora: 22.03.2013-25.Tag-Gotarrendura–Arevalo (30,4 km)

Freitag, 22.03.2013 25. Tag Gotarrendura - Arevalo (30,4 km)

Freitag, 22.03.2013 25. Tag
Gotarrendura - Arevalo (30,4 km)

Durch den gestrigen Wind ahnte ich nichts Gutes. Doch das Wetter sah gar nicht so schlecht aus. Ich passierte die Kirche San Miguel Arcangel und Ermita de las Nieves und verließ am Wegkreuz den kleinen Ort. Nach ca. 6 km fing es leicht an zu regnen. Nachdem ich zwei kleine Dörfer durchquert hatte, hörte es doch tatsächlich auf zu regnen und die Sonne ließ sich blicken. Der Weg war bis auf die letzten Kilometer (Straßenlärm) sehr gut zu gehen. Es waren durchweg Sandwege, ohne Matsch und Lehm. Nach Tinosillos verlief der Camino durch einen herrlichen Pinienwald, der mich bis Arevalo begleitete. Interessant war, dass an vielen Bäumen die Rinde teilweise abgehauen war und darunter Gefäße für das austretende Harz angebracht waren. Wieso das gemacht wird bzw. für was dieses Harz verwendet wird, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Durch eine kleine Vorstadtsiedlung erreichte ich die Altstadt von Arevalo. Ich konnte feststellen, dass der Ort Probleme mit seinen Kirchen hat. Bis auf eine waren alle sehr renovierungsbedürftig. Sehr schön ist der Plaza del Real mit Rathaus. Isabella I. verbrachte hier einen Teil ihrer Kindheit in einem königlichen Palast. Außerdem wurde in Arevalo die Verteilung der Neuen Welt (Amerika) zwischen Portugal und Spanien besiegelt - Tratado de Tordesillas, 1494 (UNESCO Weltkulturerbe). Da es in der Altstadt keine Her-berge und auch kein Hotel gab, marschierte ich zum Hostal "Las Fuentes", an der Autobahn gelegen. Das Einzelzimmer kostete 26 Euro. Es war ein sehr schönes Zimmer. Wieso aber im Nichtraucherzimmer ein Aschenbecher stand, habe ich nicht begriffen. Nach dem Wäschewaschen und Nachtessen war heute Fernsehen angesagt.

Arevalo, 9.000 Einwohner, das auf eine langjährige Kriegertradition zurückblickt, ist auch die Hauptstadt des Gebiets La Moraña. Sie beherbergt bedeutende architektonische Zeugnisse der Mudéjar-Kunst Ávilas, weshalb sie auch zum kunsthistorischen Bauensemble erklärt wurde. In der Altstadt stößt man auf eine Vielzahl interessanter Sehenswürdigkeiten wie die Plaza de la Villa, die Plaza del Arrabal und zahlreiche Sakralbauten, u. a. Iglesia de Santo Domingo de Silos, bedeutender Mudejar-Bau aus dem 13. Jh. (Kontrast der gotische Stil der Schiffe mit dem Mudéjar-Stil der aus Ziegeln erbauten Apsis), Iglesia San Miguel Archangel und Iglesia San Juan Bautista,

Auch die beeindruckende Burg (Castillo), die im Nachhinein mit Ziegeln versehen wurde und einen besonders schönen, runden Hauptturm besitzt, ist einen Besuch wert. Einige Zeit lang wurde diese Burg von der Königin Isabella der Katholischen bewohnt. Nach einer alten Legende gab es eine zunächst eine karthagische Festung, wohin die Christen vor den Arabern flohen. Der Ausbau des Schlosses erfolgte im 14. Jh., 15. und 16. Jh.

Sehenswert auch der Arco de Medina und die Puente Medina, aus dem 14. Jh., 140 m lang und 18 m über dem Rio Arevalillo.

Zwei Kilometer von Arévalo entfernt befindet sich die Ermita La Lugareja, welche als schönstes Exemplar der Mudéjar-Kunst im gesamten Umkreis gilt.

Mudéjares (von arabisch, mudaǧǧan = "Person, der es erlaubt wurde, zu bleiben") waren Muslime, die im Verlauf der Reconquista unter die Herr-schaft der christlichen Königreiche in Spanien geraten waren, doch ihre Religion weiter ausüben konnten und sich an ihre christliche Umgebung anpassten. Mudéjares waren vor allem in der Landwirtschaft und im Kunsthandwerk tätig. Sie übten besonders auf die Baukunst einen erheblichen Einfluss aus. Der nach ihnen benannte Mudéjarstil erreichte im 14. Jahrhundert seine Blüte. Dabei wurden Bauformen und Dekor aus der islamischen Architektur wie Hufeisenbogen (maurischer Bogen - 3/4 Kreis), Stalaktitgewölbe, Mauresken (Flächenverzierungen) und Stuckornamente und Majolikadekor mit dem Baustil der Gotik bzw. später dem der Renaissance verbunden.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Valencia nach Zamora und von dort weiter nach Santiago de Compostela, 26. Februar bis 11. April 2013.
Details:
Aufbruch: 26.02.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 11.04.2013
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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