Jakobsweg - Camino de Levante de Santiago 2013

Reisezeit: Februar - April 2013  |  von Uschi Agboka

Teil 1 - Camino de Levante - Valencia / Toledo: 28.02.2013 - 3. Tag - Algemesi – Xativa (30 km)

Donnerstag, 28.02.2013 3. Tag Algemesi - Xativa (30 km)

Donnerstag, 28.02.2013 3. Tag Algemesi - Xativa (30 km)

In der Nacht habe ich gut geschlafen. Am Morgen hörte ich, wie es regnete, Frühstück und Tee habe ich in der Herberge eingenommen. Da es nicht danach aussah, dass der Regen aufhören würde, habe ich mir gleich die Regenkleidung angezogen. Kurz nach 8 ging es auf den Camino, bei 4-5 Grad. Was dann kam, habe ich auf meinen bisherigen Caminos noch nie erlebt. Es hat die ganze Zeit bis Xativa wolkenbruchartig geschüttet. Begleitet wurde der Regen durch Blitze und Donner. In Alzira habe ich Kaffee getrunken, um mich aufzuwärmen. Die Kamera blieb den ganzen Weg über gut verstaut in einer Plastiktüte, d. h., an diesem Tag konnte ich keine Fotos machen, denn ich hatte keine Unterwassercamera dabei! Auch mein Handy war gut verpackt. Auf dem Weg stand das Wasser an manchen Stellen knöchelhoch, so dass ich gezwungen war, Umwege zu gehen, um über die Straße zu kommen. Im Reiseführer stand: "Es ist eine kleine Straßenunterführung zu gehen. Bei Regen kann es schlammig sein." Es war nicht schlammig, in der Un-terführung stand das Wasser 1 m hoch. In Pobla Llarga machte ich meinen 2. Halt. Dort bemerkte ich, dass sich am Boden der Regenhülle des Rucksackes mind. 1 Liter Wasser gesammelt hatte, welches ich erst einmal vor der Bar ausschüttete. Der Tisch, an dem ich meinen Kaffee trank, gleich einem See. Ich habe darum nach einem Eimer und Putzlappen gefragt, aber die die freundliche Dame in der Bar meinte, es mache nichts, sie würde es aufwischen, wenn ich weg wäre. Kein böses Wort über die "Sauerei", welche ich unfreiwillig hinterlassen habe. Bei weiter heftigem Regen marschierte ich ohne Pause, bei ca. 9 Grad, bis nach Xativa. Dort begab ich mich gleich zur Herberge, welche aber geschlossen war. Auf mein Klingeln öffnete niemand. Also lief ich zum Plaza Mercado, wo ich in einer Bar nochmals Kaffee trank. Der freundliche Barmann hat mir sofort einen Stuhl an die Heizung gestellt. Außerdem rief er für mich in der Herberge an, die die Auskunft gaben, sie seien voll. Wir haben es nicht geglaubt, aber was soll es. Weitergehen wollte ich bei dem Mistwetter nicht, so blieb mir nichts anderes übrig, als ein Hotelzimmer zu nehmen. Der Besitzer des Hotels Vernisa (Preis 54 Euro) war sehr freundlich, obwohl ich wie ein begossener Pudel aussah. Nach dem Aufwärmen in einem heißen Bad, packte ich den Rucksack komplett aus. Zum Glück hatte ich alles gut in Plastiktüten verpackt, so dass nur sehr wenig nass geworden war. Zum Abendessen habe ich meine restlichen Lebensmittel verspeist. Es goss weiter in Strömen. Aber ich konnte noch froh sein, dann in Sevilla schneite es. Ich habe mich dann ins Bett gelegt und gelesen. Fernsehen konnte ich nicht, da das Signal wegen des starken Regens gestört war. So war ich froh, meinen Kindle dabei zu haben. Mal sehen, was der morgige Tag bringt.

Xàtiva liegt in der Provinz Valencia in Spanien. Die Stadt hat 29.125 Einwohner und zählt zu den kulturell und historisch bedeutendsten Städten der Region. Xàtiva wurde von den Iberern gegründet. Nach den Römern und den Mauren eroberte 1244 Jaime I. von Aragon die Stadt und schuf dort ein bedeutendes Archiv. Bis Anfang des 18. Jahrhunderts erlebte die Stadt ihre große Blütezeit. Berühmt ist Xàtiva deshalb, weil hier um 1150 das erste Papier auf europäischem Boden durch die Mauren hergestellt wurde. Da sich die Stadt im Spanischen Erbfolgekrieg auf die Seite der Habsburger gestellt hatte, wurde sie 1707 nach einmonatiger Belagerung gebrandschatzt. Frauen und Kinder erlitten in der Stadtkirche den Feuertod. Der Rest der Bevölkerung wurde in die Mancha umgesiedelt. Xàtiva verlor durch die Bourbonen die bisherigen Privilegien, sogar der Name der Stadt wurde zu Ehren des Königs Felipe V. in "Nueva Colonia de San Felipe" geändert. Erst im Jahre 1811 konnte der alte Name durch das Parlament von Cádiz wiederhergestellt werden. Das Gemälde Philipps V. hängt im Stadtmuseum von Xàtiva noch bis zum heutigen Tage aus Protest mit dem Kopf nach unten. Die Burg (El Castillo) erstreckt sich über den gesamten Rücken des südlich der Altstadt gelegenen Berges Vernissa. Hier finden sich Überreste aus fast allen Epochen spanischer Geschichte, von den Iberern über die Römer und Mauren bis hin zur Gotik. Südlich des Burgberges liegt das Tal und der Ortsteil Bixquert. Die verwinkelte, arabisch anmutende Altstadt am Fuße des Vernissa mit zahlreichen historische Gebäude und Palästen sowie Kirchen und Brunnen steht komplett unter Denkmalschutz. Der Bau der dreischiffigen, die Stadt dominierenden Kirche Basílica de Santa Maria, auch bekannt als La Seu, begann 1596 auf den Grundmauern einer Moschee. Die kleine Kirche San Feliu aus dem 13. Jahrhundert oberhalb der Altstadt kann eine valencianische Gemäldesammlung aus XIV. bis XVI. Jahrhundert vorweisen. Das Stadtmuseum (Museo Municipal de l'Almodí) in einem gotischen Kornspeicher zeigt sowohl archäologische Sammlungen, als auch Kunst von der Antike bis zur Gegenwart. Etwas abseits gelegen, aber noch im Stadtgebiet Xàtivas befindet sich die über 8.000 Jahre alte Höhle Cova Negra, eine bedeutende historische Fundstelle der Neandertaler. Bekannt ist Xativa auch als Geburtsort der Päpste Calixtus III. und Alexander VI. (Borgia-Familie).

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Valencia nach Zamora und von dort weiter nach Santiago de Compostela, 26. Februar bis 11. April 2013.
Details:
Aufbruch: 26.02.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 11.04.2013
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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