Jakobsweg - Camino de Levante de Santiago 2013

Reisezeit: Februar - April 2013  |  von Uschi Agboka

Teil 2 – Camino de Levante Toledo / Zamora: 25.03.2013-28.Tag-Castronuno – Toro (23,4 km)

Montag, 25.03.2013 28. Tag Castronuno - Toro (23,4 km)

Montag, 25.03.2013 28. Tag Castronuno - Toro (23,4 km)
Nachdem ich gestern im Fernsehen gesehen hatte, dass es bis Donnerstag weiter regnen soll, habe ich gleich am Morgen meine Regenkleidung angezogen. Als ich zum Fenster hinaus sah, regnete es wirklich schon leicht. Als ich die Bar verließ, hatte es aufgehört und ich kam auf einem schönen Weg bis nach Villafranca de Duero. Der Camino führte parallel zum Rio Duero bergauf und bergab. Kurz vor Villafranca kommt man an vielen Bodegas vorbei, was man auch an den Entlüftungsrohren erkennen konnte.
Bodega ist die Bezeichnung für ein Lager- oder Kellergewölbe. Der Begriff Bodega bezeichnet im Spanischen neben dem privaten Weinkeller vor allem Weinkellereien, Weinhandlungen und Weinstuben. In den meisten Bodegas kann man die dort hergestellten Produkte kaufen. In der Regel gibt es Führungen, in denen erklärt wird, wie Wein, Sherry oder auch Brandy produziert wird.
Ich machte eine längere Pause in der Bar "Avenida". Als ich zum Fenster heraus schaute, sah ich, dass es wieder mal regnete. Dieser Regen sollten den restlichen Tag andauern. Kurz nachdem ich Villafranca verlassen hatte, kam auch der bekannte starke Wind auf. Wie ich später im Fernsehen sah, blies er auf Finisterre sogar mit 73 km/h. Bis auf meine Füße, die nass waren, kam ich trocken in Toro an. Zunächst bewunderte ich die spätromanische Brücke "Puente Mayor" aus dem 12. Jh., die leider etwas ungepflegt war. Dann ging es weiter in den Ort, wo ich als erstes nach der Pension Ausschau hielt und diese auch sofort fand. Keine 10 Minuten später hatte ich ein warmes Zimmer. Schnell geduscht und in die Touristeninformation, um den Pilgerstempel abzuholen. Dort wurde ich auch über die Sehenswürdigkeiten von Toro aufgeklärt, darunter 5 Kirchen, welche man als Pensionist für 3 Euro anschauen kann. Das habe ich natürlich getan und nicht bereut. Die Kirchen sind gut erhalten und ich konnte viele Kunstschätze ansehen. Die Fotoerlaubnis kostet 1 Euro zusätzlich, ohne Blitz. Alle Kirchen sind von 17 bis 19.30 Uhr geöffnet. Also, wenn man nach Toro kommt, unbedingt die Kirchen anschauen. Dann habe ich im Supermarkt Elarbol am Plaza Mayor eingekauft und im Zimmer zu Abend gegessen. Mit Lesen ließ ich den verregneten, aber doch interessanten Tag ausklingen.

Toro ist eine spanische Kleinstadt in der Provinz Zamora in Castilla y León mit 9.588 Einwohnern, die sich selbst als Toresanos bezeichnen. Toro liegt auf einem Plateau über dem Fluss Duero in einer Höhe von etwa 740 Metern. Die Entfernung nach Zamora beträgt 35 Kilometer in westlicher Richtung; Valladolid liegt 70 Kilometer östlich.
Die ältesten archäologischen Funde gehen in die keltiberische und römische Zeit zurück. Bereits in vorrömischer Zeit war die Gegend von den Vacceos besiedelt; der griechische Historiker Polybios erwähnt Ortsnamen wie Helmántica (Salamanca) und Arbucala, der von den Römern in Albucela, später dann in "Toro" verändert wurde. Im 8. Jahrhundert wurde der Ort von den Mauren erobert. Nach der Rückeroberung (Reconquista) Spaniens durch die Christen wurde die fruchtbare Gegend seit dem Ende des 9. Jahrhunderts mit Siedlern aus Asturien, Navarra und dem Baskenland wieder besiedelt.
Ferdinand III. von Kastilien wurde im Jahre 1230 in Toro zum König gekrönt; seine Gemahlin Elisabeth von Schwaben verstarb hier fünf Jahre später. In den Cortes ("Ständeversammlungen"), die 1369 unter Heinrich II., 1397 unter Heinrich III. und 1426 und 1442 unter Juan II. stattfanden, hatte Toro Stimmrechte. 1476 war die Stadt Schauplatz der Schlacht von Toro. Diese entstand aus dem Konflikt um die Krone Kastiliens zwischen Juana la Beltrenaja und Isabella von Kastilien. 1505 wurde in Toro die Ständeversammlung (Cortes) einberufen, bei der König Ferdinand das Tes-tament von Königin Isabella verlas. Johanna die Wahnsinnige wurde zur Königin proklamiert und die "Gesetze von Toro" wurden veröffentlicht. Danach begann der politische und wirtschaftliche Niedergang der Stadt, bis sie im 17. Jahrhundert aufgrund ihrer Bedeutung für die Landwirtschaft und in insbesondere für den Weinanbau zur Provinzhauptstadt ernannt wurde - einen Status, den sie jedoch 1833 aufgrund der Neugliederung Spaniens wieder verlor. Toro ist reich an Kirchen und Palacios, u. a. Palacio des los Leyes, einst Palast des kastilisch-leonesischen Königshau-ses.

Besonders sehenswert ist die Kollegiatskirche Colegiata de Santa María la Mayor, deren Bau bereits im Jahre 1160 unter Alfons VII. begonnen wurde, sich aber bis etwa 1240 (evtl. sogar bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts) hinzog. Während der Herrschaft der katholischen Könige wurde sie zur Stiftskirche erhoben. Die Kirche besteht aus drei Schiffen und einem Querschiff; die Vierung wird von einer außergewöhnlichen Rippenkuppel gekrönt. Die Kirche beinhaltet romanische und frühgotische Stilelemente: Das tympanonlose romanische Portal auf der Nordseite zeigt einen maurisch anmutenden Vielpassbogen. Das gotische Westportal, das Portal der Majestät, ist mit Figuren, die Engel, Könige, Propheten, Patriarchen, Jungfrauen und Bischöfe darstellen, geschmückt; bemerkenswert ist, dass die früher im Tympanonfeld zu findende Darstellung des Jüngsten Gerichts durch eine Marienkrönung ersetzt wurde. Das Jüngste Gericht ist stattdessen in die äußerste Archivolte gerückt. In der Sakristei befindet sich ein Bild von "Maria mit der Fliege", ein flämisches Gemälde aus dem 16. Jahrhundert.
Die Iglesia de San Lorenzo el Real ist eine Kirche des 12. Jahrhunderts im Mudéjar-Stil. Das einschiffige Innere des ursprünglich - mit Ausnahme von Teilen des Fundamentbereichs - ganz aus Backstein errichteten Gotteshauses überzeugt durch seine schlichte Eleganz, zu der auch ein offener Dachstuhl im maurischen Stil beiträgt. In der Apsis finden sich noch Reste von Fresken.
Die - in Teilen verputzte - dreischiffige Mudéjar-Kirche Iglesia de San Salvador de los Caballeros gehörte ehemals dem Templerorden und beherbergt heute ein sehenswertes Museum für sakrale Kunst.

An der Plaza Mayor befindet sich das Rathaus (ayuntamiento) aus dem 18. Jahrhundert. Es ist im barocken und klassizistischen Stil erbaut.
An der Plaza Mayor steht auch die gotische Kirche des Hl. Grabes - Iglesia del Santo Sepulcro -, die dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem gehörte.
Nicht weit davon entfernt steht der Uhrenturm - torre de reloj -, der gleichzeitig als Stadttor gedient hat. Er wurde im 18. Jahrhundert erbaut.
Etwas außerhalb des Stadtkerns befindet sich das Kloster Real Monasterio de Santi Spiritus. Es wurde 1307 von der Portugiesin Teresa Gil gegründet und von Dominikanerinnen bewohnt. Heute dient das Kloster als Museum, es leben nur noch wenige Nonnen darin. Von besonderer Bedeutung ist das Grabmal aus Alabaster der um 1420 verstorbenen portugiesischen Königin Beatrix.
Vom Palacio de los Leyes steht lediglich das Portal mit den 83 bekannten Gesetzen. Innerhalb des Palastes wurde am 11. Januar 1505 das Tes-tament der im November des Vorjahres verstorbenen Isabella der Katholischen von ihrem verwitweten Ehemann Ferdinand II von Aragón verlesen. Der Rest des Gebäudes fiel 1923 einem Brand zum Opfer.
Die Kirche des ehemaligen Prämonstratenserklosters - Monasterio de Santa Sofía Toro - vereinigt Stilelemente der Gotik, der Renaissance und des Mudéjar-Stils.
Der Arco de Postigo ist neben dem Arco de Reloj ein weiteres Tor in der alten Stadtmauer.
Die Puerta de Cooredera ist ein Stadttor der neueren Mauer und wurde 1602 erbaut.
An der Plaza de Agustín steht der im 10. Jahrhundert erbaute Alcázar (Burg), der häufig auch nur als "Gefängnis" (carcel) bezeichnet wird.
Weitere interessante Kirchen sind die Santissima Trinidad und San Sebastián des los Caballeros, die im 13. Jahrhundert erbaut und im 16. Jahrhundert wieder aufgebaut wurden.
Etwas außerhalb der Stadt steht die Einsiedlerkirche der Ermita Santa Maria de la Vega de Toro - ebenfalls ein Mudéjar-Backsteinbau aus dem 12. Jahrhundert.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Valencia nach Zamora und von dort weiter nach Santiago de Compostela, 26. Februar bis 11. April 2013.
Details:
Aufbruch: 26.02.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 11.04.2013
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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