Jakobsweg - Camino de Levante de Santiago 2013

Reisezeit: Februar - April 2013  |  von Uschi Agboka

Teil 3 – Via de la Plata Zamora / Santiago d.C.: Infos Ourense (Spanien)

Infos Ourense (Spanien)

Ourense, am Fluss Mino gelegen, ist mit ca. 100.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Galicien. Der Name der Stadt leitet sich von "la ciudad del oro" (Auriense, die Stadt des Goldes) ab und beschreibt die enormen Vorkommen des Edelmetalls, das am Fluss gefunden werden konnte. Eine weitere Theorie besagt, dass die Römer der Stadt den Namen Aquae Urentes (brennende Wasser) wegen der As Burgas genannten Schwefel-quellen gaben. Burgas wiederum entstammt dem lateinischen burca für "Becken". In und um Ourense treten drei heiße Quellen am Flussufer des Miño aus, die als As Burgas bekannt sind. Der Fluss verläuft durch die Provinz Ourense und etwa in der Mitte seines Verlaufs durch die Stadt selbst. Die Römer ließen sich in dem Gebiet des heutigen Ourense nieder, da sie die heißen Quellen als Thermal- und Heilbrunnen schätzten. Sie errichteten eine Brücke über den Fluss, die Puente Romano (Ponte Vella für "Alte Brücke"), und schufen damit einen wichtigen Verbindungsweg.
Im 4. Jahrhundert wurde Ourense Bischofssitz. Als Hauptstadt des Königreiches der Sueben erlebte Ourense im 5. und 6. Jahrhundert eine Blüte-zeit. Der Suebenkönig Teodomiro († 570) baute nach seinem Übertritt vom Arianismus zum Katholizismus die erste Kathedrale von Ourense. Stän-dige Raubzüge der maurischen Eroberer unter Abdelaziz und dem Almansor sowie der Normannen verwüsteten die Stadt so sehr, dass sie mehrere Jahrhunderte fast unbewohnt blieb. 1071 unter dem persönlichen Schutz des Königs Sancho II. von Kastilien gelang der endgültige Wiederauf-bau. Als Bischofssitz erlangte die Stadt in den folgenden Jahrhunderten Bedeutung als geistliches Zentrum, aber zunehmend auch als Handels-stadt. Im 13. Jahrhundert war Ourense aufgrund der geografischen Lage und durch seine große jüdische Gemeinde ein wichtiges Handelszentrum in Galicien. Der wirtschaftliche Niedergang setzte nach der Vertreibung der ourensanischen Juden im Jahre 1492 durch die Katholischen Könige Isabella und Fernando ein. In den nachfolgenden Jahrhunderten nahm die Bedeutung Ourenses stetig ab. Bis zum 18. Jahrhundert gab es herr-schaftliche Rechtsstreitigkeiten; trotzdem gedieh zu dieser Zeit der Handel mit Wein und Öl. Im 19. Jahrhundert stieg die Bedeutung der Stadt weiter, vor allem wegen neuer Verkehrswege. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte die Stadt eine bedeutende Rolle in der Verwaltung, im Verkehr und beim Handel. Die neue Brücke Ponte Nova und eine kleine Industriezone bildeten die Grundlage für die Entwicklung im Viertel von Ponte, aber auch die Infrastruktur in der historischen Stadt wuchs weiter. Eine lokale Zeitung und die Sparkasse Caixa de Aforros wurden gegründet, der Kultur- und Freizeitbereich entwickelte sich. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beendete man den Bau der Bahnstrecke Ourense-Zamora und schuf durch den Bau einer neuen Brücke einen weiteren Zugang nach Galicien. 1959 wurde mit der Sierra-de-la-Culebra-Linie eine schnelle Eisenbahnverbindung nach Madrid geschaffen. Diese Maßnahmen führten zu Wirtschaftswachstum, vermehrter Nachfrage nach Arbeitskräften und zu einer Ausweitung des Wohnmarktes.

Sehenswürdigkeiten:
As Burgas - Quellen aus Thermalwasser (64-88º) silikatiert, fluoriert, lytiniert und hyperthermal, anwendbar für verschiedene Dermatosen. Im Garten des unteren Teils befindet sich die Burga de Abaixo ("Unteres Becken"), ein Brunnen im späten Neoklassikstil, der in der Mitte des 19. Jahr-hunderts entworfen wurde. Er besteht aus drei Körpern und einem antiken Stadtwappen. Wenn man die Treppen hinaufsteigt, kommt man an einen Teich mit zwei Skulpturen: A casa da nube ("Das Haus der Wolken") und Calpurnia Abana. Im oberen Teil befindet sich die Burga de Arriba ("Obe-res Becken"), ein Brunnen im Volksstil des 17. Jahrhunderts. Rechts befindet sich eine Nachbildung der 4 in der Stadt gefundenen Altäre.

Die Kathedrale de San Martino ist im romanischen Übergangsstil des 12./13. Jahrhunderts errichtet und weist Einflüsse der Kathedrale von Santi-ago de Compostela auf. Die Kathedrale steht am Übergang von der Romanik zur Gotik. Ihre Ursprünge reichen bis ins späte 12. Jahrhundert zu-rück. Aus romanischer Zeit hat sie einen reichen Skulpturenschmuck bewahrt und aus der Renaissance sind bedeutende Altarretabeln und das Chorgestühl erhalten. 1887 wurde der Kathedrale vom Papst der Titel einer Basilica minor verliehen. Am 3. Juni 1931 wurde sie zum Kulturdenkmal (Monumento Nacional) erklärt. Das Kathedralemuseum bewahrt ein wertvolles Prozessionskreuz, das früher Enrique de Arfe zugeschrieben wurde, ein Kreuz aus Gagat (von einem Atelier aus León), ein Messbuch von 1494, das Missale Auriense, den Schatz des Heiligen Rosendo und eine Prozessionsmonstranz aus dem 17. Jahrhundert auf.

Die Capilla del Cristo (1567 - 74) ist ein Beispiel für den galicischen Barock, sie ist über und über mit Gold verziert. Der hoch verehrte Santo Cristo ist hier zu sehen. Glaubt man der Überlieferung, dann ist die mit echtrem Haar versehene Christusfigur in Finisterre an Land gespült worden.
Die Kathedrale steht an der Stelle einer suebischen, von den Mauren zerstörten Kirche. Der Legende nach soll der suebische Herrscher Carriarico im 6. Jh. den Heiligen Martin von Tours um Hilfe für seinen kranken Sohn angefleht haben. Nach vollbrachter Wundertat ließ er dem Heiligen die Kirche errichten.

A Ponte Vella - Von der ersten römischen Brücke der Epoche von Augustus bleiben nur einige Steine. Durch den Ort führte eine Zweigstrecke der Römerstraße XVIII des Reiseplans von Antonino. Im 13. Jahrhundert wurde sie wiederaufgebaut, wobei man ihr das heutige Profil mit dem Spitzbogen verlieh, aber es dauerte bis in das 17. Jahrhundert, bis Melchor de Velasco sie zu ihrer heutigen Form vollendete. Der Turm, der im Stadtwappen erscheint, wurde im 19. Jahrhundert zerstört. In der Nähe der Brücke befindet sich die Capilla dos Remedios, eine Kapelle aus dem 16. Jahr-hundert.

Santa María Madre - Die Vorgängerkirche der Kathedrale von Ourense wurde im Jahre 1722 abgerissen, um sie im Barockstil neu zu errichten. Von der ersten Basilika sind nur einige Säulen und Marmorkapitelle erhalten geblieben.

Santa Eufemia - Die Kirche des ehemaligen Jesuitenklosters wurde durch eine private Stiftung finanziert. Ihr Bau wurde in der Mitte des 17. Jahr-hunderts begonnen, aber die Vorderseite erst ein Jahrhundert später beendet, wie die Inschrift an der Türe zeigt. Ihr Erbauer ist Plácido Iglesias. Nach der Auflösung des Jesuitenordens wurde sie als Pfarrkirche genutzt. Ihre Hauptfassade ist im Stil des Barock gestaltet und zeichnet sich durch Pracht und Kurvenlinien aus. Sie passt sich durch ihre konkave Form an die umliegenden Gebäude an. Ihr Grundriss ist ein lateinisches Kreuz mit drei Längsschiffen. Sie ist mit einem großen Barockaltar ausgestattet und besitzt die Skulptur Cristo da Esperanza ("Christus der Hoffnung"). Nach der Kathedrale ist sie die größte Kirche der Stadt.

Santo Domingo - Ebenfalls durch eine Privatstiftung finanziert, wurde dieses Dominikanerkloster im 17. Jahrhundert gebaut, wobei man die umge-kehrt orientierte Kirche im Stil der Renaissance bewahrte. Sie hat eine schlichte Vorderseite mit einem Portal, das durch geriefelte Säulen umrahmt ist. Darüber befindet sich ein Giebeldach mit einem kreisförmigem, unbearbeiteten Wappen mit einer Königskrone. Diese Einheit endet mit einigen kleinen Pyramiden. Die Gründung aus einem lateinischen Kreuz besteht aus einem einzigen Längsschiff, das von einem Kreuzgewölbe abgedeckt wird. Im Transept befindet sich eine Kuppel über Einsätzen. Es gibt dort interessante barocke Altaraufsätze.

San Francisco - Die Kirche der Franziskaner wurde im 14. Jahrhundert oberhalb der Stadt erbaut. Von ihr ist noch der Kreuzgang erhalten. Im Jahre 1929 versetzte man sie in den Park von San Lázaro. Die Vorderseite zeigt im oberen Teil eine Rosette und im unteren zwei Strebebögen, die ein dreifaches Gesims einrahmen. Sie hat Säulen mit glattem und geriefeltem Schaft, sowie pflanzenähnliche, tierähnliche und auch menschenähnliche (Dudelsackpfeifer) Kapitelle. Im Inneren befindet sich, abgesehen vom Altarraum, eine Holzdecke. Dort ist die Decke spitzförmig. Im Hauptteil gibt es verschiedene Grabstätten.

Palacio de Oca-Valladares / Liceo - Ein altes Adelshaus und einer der wichtigsten Paläste der Renaissance in Galicien, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Er hat eine Vorderseite über zwei Stockwerke, mit fünf Wappen von verschiedenen galicischen Familien im Zentralbalkon. Diese wiederholen sich im inneren Säulenhof. Seit dem Jahre 1850 ist es der Sitz eines der ältesten Kulturvereine der Stadt, der Liceo Recreo.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Valencia nach Zamora und von dort weiter nach Santiago de Compostela, 26. Februar bis 11. April 2013.
Details:
Aufbruch: 26.02.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 11.04.2013
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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