Jakobsweg - Camino de Levante de Santiago 2013

Reisezeit: Februar - April 2013  |  von Uschi Agboka

Teil 2 – Camino de Levante Toledo / Zamora: 23.03.2013-26.Tag-Arevalo–Medina Campo (32 km)

Samstag, 23.03.2013 26. Tag Arevalo - Medina del Campo (32 km)

Samstag, 23.03.2013 26. Tag
Arevalo - Medina del Campo (32 km)

Dank Ohropax konnte ich gut schlafen, da wegen der Autobahn der Verkehrslärm doch sehr stark ist. Das Wetter sah sehr gut aus und ich bin ohne Regen bis nach Medina del Campo gekommen. Es weht kaum ein Wind und die Sonne wärmte, so konnte ich den ganzen Weg im Hemd laufen. Der Camino führt leicht bergauf und bergab durch Felder. Die Wege waren sandig, was das Laufen leicht machte. Interessant war die "Ghost town" Honquilana, die aus verfallenen Adobe-Häusern besteht.

Ein Lehmziegel - Adobe - ist ein an der Luft getrockneter ungebrannter künstlicher Ziegel aus Lehm, der im Lehmbau benutzt wird. Eine Variation des reinen Lehmziegels ist wegen seines geringeren Gewichtes der luftgetrocknete Ziegel aus Lehm mit Füllstoffen wie Sand, Stroh oder Tierkot (Kamel, Rind). Außerdem wird durch die Beimengung eine höhere Stabilität während des Trocknens erreicht. Bei starkem Regen weicht der Lehmziegel wieder auf, Lehmziegelmauern müssen vor Dauernässe und Schlagregen geschützt sein. Durch Brennen wird ein Lehmziegel je nach Eignung der Mischung und Brennverfahren zum Tonziegel oder Klinker.

Die Strecke bis San Vicente del Palacio ist sehr schön, dort ist das Wahrzeichen, ein rot-weißer Wasserturm, schon von weitem zu sehen. In der Bar von San Vicente sollte man sich eine Pause können. Ich habe für 1 Bier, 1 Tortilla und eine große Flasche Wasser 3,20 Euro bezahlt. Ab San Vicente gibt es zwei Routen. Ein Mann hat mir jedoch 1 km vor San Vicente erklärt, dass die neue Route wegen einer zerstörten Brücke über den Rio Zapardiel nicht passierbar sei. In der Bar haben mir dies zwei weitere Leute bestätigt. So musste ich die im Führer beschriebene Strecke von ca. 7 km parallel zur Autobahn nehmen. Da die "Semana Santa" anfing, herrschte dort starker Reiseverkehr. Gegen 16 Uhr erreichte ich Medina del Campo, wo ich gleich am Eingang des Ortes einen Dia-Supermarkt fand, welcher keine Mittagspause bis 17 Uhr machte. So konnte ich meine Lebensmitteleinkäufe erledigen. Bei der Policia local holte ich mir dann meinen Pilgerstempel ab. Dann machte ich mich auf zur Herberge im Convento San Juan de la Cruz, wo ich sehr freundlich aufgenommen wurde. Kein Matratzenlager, wie im Führer beschrieben. Ich bekam ein Zimmer mit Waschgelegenheit, Handtüchern und das Bett hatte Bettwäsche. Ich denke, das war eine ehemalige Mönchszelle. Für mich was die Unterkunft eine positive Überraschung. Es gab auch einen Aufenthaltsraum mit Fernseher. Nach dem Duschen wollte ich die Stadt besichtigen, doch es regnete. So wartete ich den Regen ab, lief dann zum Plaza Mayor und kaufte mir erst einmal einen Schirm. Es ist einfach blöd, wenn man immer den Poncho anziehen muss. So gerüstet, machte ich eine Stadtbesichtigung.

Medina del Campo, ca. 20.000 Einwohner ("Medina" = arabisch für Stadt) wurde im 11. Jahrhundert auf dem Hügel La Mota gegründet (der Hügel mit der Burg liegt heute am Stadtrand, stellte seinerzeit aber das Zentrum dar). Im 15. und 16. Jahrhundert hatte der Ort große Bedeutung als Markt - Villa de las Ferias (Stadt der Messen). Plaketten auf dem Pflaster der Plaza Mayor erinnern noch heute an die Standorte der Händler im Mittelalter. Im 17. bis 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen Niedergang. Doch man wandelt weiter auf den Spuren der spanischen Geschichte. Königin Isabella I. (La Catolica), Gründerin und Mutter der Hispanidad, verbrachte hier Jahre ihres Lebens, verfasste hier ihr Testament und verstarb hier auch.
Sehenswert: Das Castillo de la Mota (15. Jahrhundert), die Colegiata de San Antolín (16.-18. Jahrhundert), Casa Consistorial (Rathaus, 17. Jahrhundert), Casa Blanca - auch Palacio de Duenas, von Rodrigo de Duenas im 16. Jh. erbaut, das Museo de las Ferias, Palacio Real Testamentario de Isabel la Catolica (Plaza Mayor).
Das Schloss La Mota wurde auf einem künstlichen Hügel errichtet, zur besseren Verteidigung und zum Schutz der Menschen. Die Festung hatte später eine bedeutende militärische Funktion und diente als königliches Verlies. Eingekerkert waren hier u. a. Hernando Pizarro, Rodrigo Calderon, Duke Fernando de Calabria. Einer der berüchtigtsten Gefangenen war Cesare Borgia, der mit einem Seil aus dem 40 m hohen Turm entkam. Das Schloss wurde zwischen dem 12. und 15. Jh. erbaut. Es verfügt über einen Graben mit Zugbrücke, eine äußere Ringmauer für die Artillerie, eine innere Ringmauer mit Schießscharten für Bogenschützen und Wachen, um einen großen Innenhof mit Kapelle, dazu einen großen viereckigen Turm. Die Burg wurde von dem Falange Goverment unter Franciso Franco restauriert, der eine Vorliebe für die Schlösser der katholischen Könige hatte.

Hispanidad - darunter versteht man die Gesamtheit der spanischsprachigen Welt, aber auch eine in Spanien und Iberoamerika anzutreffende Weltanschauung, wonach die spanischsprachige Welt eine Einheit bilde. Bis heute wird der "Dia de la Hispanidad" - 12. Oktober - als spanischer Nationalfeiertag (Kolumbus-Tag) begangen. Christoph Kolumbus, war zwar gebürtiger Italiener, startete seine großen Expeditionen für Spanien. Diese Entdeckungsreisen kosteten viel Geld und Königin Isabella I. und ihr Mann, Alfons II. Unterstützen Kolumbus großzügig. Am 12. Oktober 1492 ging Kolumbus in Amerika an Land. Mit dieser Entdeckung begann die Verbreitung der spanischen Kultur auf dem neuen Kontinent. Noch heute ist Spanisch die Landessprache fast aller Länder Mittel- und Südamerikas.

Semana Santa ist der spanische Begriff für die Heilige Woche (Palmsonntag bis Ostersonntag). Bedeutendster Bestandteil sind die Prozessionen. Sie werden von Hermandades bzw. Cofradías genannten Vereinigungen organisiert und durchgeführt. Die Bruderschaften sind in der Regel einer Kirchengemeinde angeschlossen. Zu jeder Prozession gehören mehrere hundert bis zu über tausend Personen. Die Prozessionen setzen sich meist aus den Pasos mit ihren Trägern und Begleitern, den Nazarenos und Penitentes (Büßer), und Musikkapellen bzw. Trommlergruppen zusam-men. Die Büßer gehen barfuss, tragen lange Kutten und sind mit der typischen Spitzhaube maskiert, was der Anonymität des Bußakts dient. Die Prozession beginnt in der Kirche der Heimatgemeinde der jeweiligen Bruderschaft. Ziel ist die Strecke, die für die Erfüllung des Bußaktes vorge-schrieben ist. Diese Strecke ist genau festgelegt und für alle Bruderschaften einer Stadt gleich. Danach zieht die Prozession zur Ausgangskirche zurück. Typisch sind Prozessionen mit Christus- und Marienfiguren und (häufig verschleierten) Büßern. Die Bevölkerung betrachtet oder begleitet die Prozessionen mit besonderem Augenmerk auf die Pasos und in relativer Stille. Etwas lauter geht es bei zwei der bekanntesten Prozessionen in Sevilla zu. Deren Marienbilder, die Virgen de la Esperanza Macarena und die Esperanza de Triana, teilen die Bevölkerung Sevillas geradezu in zwei "Fanlager". In manchen Orten, darunter Granada, gibt es auch Schweigeprozessionen, während denen die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet wird. Zur Beleuchtung dienen dann nur noch die von den Teilnehmern der Prozession getragenen Kerzen. Bei manchen dieser Prozessionen wird auch die Marschmusik durch kurze, orchestrale Musikstücke ersetzt. Die traditionellen Prozessionen zur Semana Santa in Sevilla sind auch die berühmtesten. Sie finden während der gesamten Heiligen Woche statt (insgesamt ca. 60). Daneben sind in Spanien die Prozessionen von Málaga, Cuenca, Cartagena, Salamanca, León, Zamora, Valladolid, Lorca und Hellín offiziell als "von internationalem touristischem Interesse" anerkannt. Wichtiger Bestandteil der Prozessionen sind die Pasos. Dabei handelt es sich um tischförmige Konstruktionen, die eine Marienstatue oder eine Szene des Kreuzwegs mit Jesusstatue zeigen. Sie werden von Trägern (Costaleros), Mitgliedern der Hermandades, auf Schultern getragen. Die Träger befinden sich dabei unter den Konstruktionen. Wegen der Seitenbehänge aus Stoff können die Träger die Umgebung also nicht sehen. Kommandos für die Richtung und das Tempo werden von einem Begleiter gerufen. Kommandos für das gleichzeitige Absetzen und Anheben der Konstruktionen werden durch Klopfzeichen gegeben. Das Hauptelement einer jeden Prozession ist die Virgen (Jungfrau Maria), deren Figur mit kostbaren Gewändern, Kerzen und dem typischen Baldachin geschmückt ist.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Valencia nach Zamora und von dort weiter nach Santiago de Compostela, 26. Februar bis 11. April 2013.
Details:
Aufbruch: 26.02.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 11.04.2013
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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