Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Bummel durch Mumbai

Frühstück wird nur ins Zimmer geliefert

Frühstück wird nur ins Zimmer geliefert

Nachdem ich lange geschlafen und mir dann gemütlich mein Frühstück ins Zimmer servieren liess, gehe ich hinaus auf die Strasse.

Die Skyline auf der anderen Seite der Bucht ist leider noch immer in einem Nebelschleier. Trotzdem sitzen aber auch jetzt wieder, genau wie gestern Abend ganz viele Leute auf der langen Mauer und sehen hinaus aufs Meer. Diese Faszination scheint unendlich zu sein, wie das Meer selber.

Bombay, oder wie es heute heisst, Mumbai liegt auf einer Halbinsel und mein Hotel ist fast am Ende der Insel, da wo sie schmal wird. Mein heutiges Ziel will ich zu Fuss erreichen, denn das Gate von India, das eigentliche Symbol von Mumbai liegt direkt auf der anderen Seite der Insel, also nur gut 2 km.

Churchgate Station

Churchgate Station

Die Orientierung ist daher einfach, immer geradeaus. Dabei komme ich an einem berühmten Bahnhof vorbei: Churchgate, ganz im victorianischen Stil erbaut, so wie viele Gebäude in dieser Gegend. Ich war gestern schon mit dem Taxi in dieser Gegend, einiges kommt mir bekannt vor.

Auch wenn ich hier durch eines der besseren Quartiere laufe, begegnen mit doch verschiedene Menschen. Menschen, die auf der Strasse leben, Menschen, die ihre kleinen Geschäfte abwickeln. Männer in Anzug und Kravatte und andere in Lungis, den langen Röcken und manchmal sehe ich auch Schulkinder in Uniformen.

Viele Gebäude sind sehr typisch in den roten Bricksteinen gebaut und man kann den britischen Einfluss sehr gut erkennen.

Je nach Breite der Strasse gibt es viel Verkehr und beim Überqueren der Strasse muss ich noch immer überlegen, von welcher Seite mir die Autos entgegenkommen, denn in Indien herrscht Linksverkehr. Auf die Ampeln, die es an einigen Orten gibt, sollte man sich besser nicht verlassen, denn die Autos nehmen nur bei grossen Anlagen darauf Rücksicht und dann gibt es immer noch die Links- oder Rechtsabzweiger, die auf Fussgänger auf den Fussgängerstreifen überhaupt keine Rücksicht nehmen. Solange jemand nicht direkt vor dem Auto steht, wird durchgefahren, Vortritt wird brutal abgeschnitten. Es ist daher immer wieder ein Abenteuer, eine Strasse zu überqueren. Aber mit etwas Übung schaffe ich inzwischen die breitesten Strassen und die grössten Plätze. So wie den grossen Platz vor der dem Churchgate-Station.

Hier gibt es auch schwarze Eisengitter, zur Strasse mit goldenen Spitzen, was mich extrem an London erinnert. Ist eben noch immer sehr britisch, jedenfalls die Architektur. Auf der Karte sehe ich, dass es ein kleiner Umweg ist zum berühmten Victoria-Terminus, also ändere ich die Richtung. Obwohl es auch schmale Gassen gibt und immer wieder breite mehrspurige Strassen gibt es überall viel Platz für Bäume und kleine Grünanlagen.

Hier beginnt der grosse Basar, von dem mir der Taxifahrer gestern schon erzählt hat.

Hier beginnt der grosse Basar, von dem mir der Taxifahrer gestern schon erzählt hat.

Ich komme noch beim Eingang zum riesigen Basar vorbei, der mich aber nicht weiter interessiert und stehe bald auf dem riesigen Platz vor dem Victoria-Terminus.

Das gewaltige Gebäude, ist allerdings nicht komplett öffentlich zugänglich, der beeindruckende Teil mit der verschnörkelten Fassade und der grossen Uhr am breiten Turm gehört dem Goverment, Zutritt verboten, erklärt mir der Wächter im Wachhäuschen. Keinen Schritt innerhalb des schmiedeisernen Tores, das eben geöffnet wird, weil ein Auto herausfährt. Also versuche ich ein paar Bilder zwischen den Gitterstäben zu machen.

Ein paar Schritte weiter und noch immer mit dem vorherigen Gebäude verbunden, geht es dann aber hinein in die riesige Bahnhofshalle. Hohe elegante Säulen, fast gotische Spitzbogen, goldene Lampen. Für einen Bahnhof eine ungeheure Aufmachung Man scheint die Züge zur Zeit des Baus dieses Bahnhofes verehrt zu haben wie Götter.

Es gibt eine grosse Halle mit den verschiedenen Ticketschaltern und dann komme ich in die Schienenhalle. Da wo alle Züge ankommen. Es ist ein Sackbahnhof, weiter fahren die Züge nicht. Sie werden mit einem Prellbock am Ende der Schienen endgültig angehalten.

Grad fährt ein Zug ein. Langsam gleiten die Wagen an mir vorbei. Es sind keine Schlafwagen, sondern ein ganz normaler Zug. Ob ich hier die Unterschiede von 1. und 2. Klasse erkennen kann.

Die breiten Türen sind offen, auf Bahnsteigniveau, so dass man auch mit einem Rollstuhl hinein fahren könnte. Nicht wie der Sleeper, in dem ich gefahren bin, der nur eine schmale Türe mit hohen schmalen Stufen hatte, wo ich meinen Koffer vorsichtig hinauf und hinaus hieven musste.

Also, was ich feststellen kann, ist der einzige Unterschied zwischen der 1. und 2. Klasse die Klimaanlage, die es nur in der 1. Klasse gibt. Ausserdem sind die Sitze mit einem Kunstlederpolster überzogen, wo man in der 2. Klasse direkt auf Metall sitzt.

Wäre das also auch geklärt.

2. Klasse Bahnwagen

2. Klasse Bahnwagen

1. Klasse Bahnwagen

1. Klasse Bahnwagen

Ich schlendere noch ein wenig durch die Bahnhofshalle und entdecke etwas, wonach ich in den letzten Orten vergeblich Ausschau gehalten hatte: einen Schönheitssalon, der Pedicure anbietet.

Genau das tut meinen Füssen jetzt gut. Ich tauche also für längere Zeit ab und wenn die junge Frau besser Englisch sprechen würde und wir uns etwas besser unterhalten könnten, hätte ich glatt vergessen, dass ich eigentlich in Indien bin.

Nach der Behandlung verlasse ich die Station durch den anderen Eingang und finde mich gleich in einem kleinen Markt, wo vor allem alles für die Verpflegung verkauft wird. Strassenköche bieten die verschiedensten Gerichte und Leckereien an. Strassenrestaurants wo man sich verpflegen kann vor der Abfahrt oder nach der Ankunft. Es wird viel frittiertes angeboten, aber auch gebratener Reis, Eierspeisen, Süssigkeiten und jede Menge abgepackte Snacks.

Victoria-Terminus

Victoria-Terminus

Rühreier

Rühreier

viel Frittiertes

viel Frittiertes

gebratener Reis

gebratener Reis

Ein gewaltiger Ficus

Ein gewaltiger Ficus

Wie gewohnt bin ich ohne Handtasche und Schirm unterwegs, als es plötzlich anfängt zu regnen. Zuerst suche ich unter einem kleinen Dachvorsprung Schutz, werde aber von den beiden jungen Burschen, die bereits darunter geflüchtet sind, etwas schief angesehen. Schon hat einer ein Silberpapier hervorgeholt und jetzt hocken die beiden auf dem Boden, präparieren sich wohl einen Drogencocktail. - ich kenne mich damit nicht aus, mir ist das nicht geheuer, also versuche ich, das leichte Nachlassen des Regens zu nutzen und weiter zu gehen Doch weit komme ich nicht, jetzt fallen die richtig grossen Tropfen.

Setz dich hierhin, lädt mich eine Frau unter einer blauen Plastikfolie ein und schon sitze ich in einer Hütte, zusammen mit zwei Frauen, die ihre unterbrochene Unterhaltung weiterführen. Ich störe nicht, bin aber auch nicht weiter von Interesse. Ich darf hier einfach sitzen und warten, bis der gröbste Regen aufhört. Die Hütte ist an eine Mauer angelehnt und an der Mauer gibt es tatsächlich eine Steckdose. Die Menschen die auf der Strasse leben, tun diese wohl schon so lange, dass sie sich eingerichtet haben. Man sagt, dass halb Mumbai aus Slums bestehe und man findet diese Behausungen überall.

Ich jedenfalls bin sehr froh um diesen Unterschlupf und bedanke mich, als der Regen nachlässt. Eine Unterhaltung konnten wir nicht führen, niemand konnte Englisch. Schade.

So sieht das aus, wenn man auf der Strasse lebt.

So sieht das aus, wenn man auf der Strasse lebt.

Die Frau hatte mich spontan eingeladen, mich zu ihnen zu setzen.

Die Frau hatte mich spontan eingeladen, mich zu ihnen zu setzen.

man könnte Regenschirme kaufen...

man könnte Regenschirme kaufen...

Kurz darauf erreiche ich mein Ziel: der Gateway of India, das grosse Tor nach Indien im Hafen von Mumbai.

Jetzt muss ich noch durch eine Sicherheitsschleuse, wie es sie überall in der Stadt gibt. Fast in jedes Gebäude, in Kirchen, Hotels gibt es diese Sicherheitstore. Zwar pfeift es fast immer wenn man durch geht, man kann aber trotzdem unbehelligt hindurch schreiten. Handtaschen und Rucksäcke werden durch einen Scanner gelassen, Handys muss man manchmal separat durchreichen, das ist aber auch alles.

2008 gab es hier in Mumbai an verschiedenen Orten einen terroristischen Anschlag. 164 Menschen mussten ihr Leben lassen und über 300 Menschen wurden verletzt. Die Ereignisse wurden später unter dem Titel Hotel Mumbai verfilmt. Wobei mit dem Hotel Mumbai das gegenüberliegende Taj Mahal Palace Hotel gemeint ist.

Schade, dass das Wetter heute nicht mitspielt. Der Gateway of India würde mit blauem Himmel bestimmt wunderbare Bilder abgeben, doch die haben andere längst gemacht. Mir bleibt es, die nass-feuchte Gegenwart abzulichten.

Ich sehe mich noch ein wenig um, setze mich auf die Stufen einer kleinen Treppe, die schon bereits etwas abgetrocknet sind und beobachte die Leute. Sehe die drei tief verschleierten Moslemfrauen, die ihre violetten Gebetstücher auf den nassen Steinboden auslegen und knieend und sich gegen Mekka verneigend ihre Gebete verrichten.

Auch da wieder. Es ist eine unglaubliche Välkermischung, die hier auf dem Platz ist.

Das Hotel liegt direkt gegenüber dem Gate of India. Ein riesiger Gebäudekomplex, der mich mit den roten Kuppeln und dem Baustil irgendwie an den Palace in Mysore erinnert. Einfach viel riesiger. Neben dem historischen Gebäude wurde vor ein paar Jahren noch ein hoher Turm gebaut. Etwas abgesetzt um den Komplex nicht zu stören, gehört er aber ebenfalls zum Taj Mahal Hotel.

Ob man da im Restaurant einkehren kann? Ich gehe einmal um das ganze Gebäude, doch es ist rundum mit einer grünen Hecke abgedeckt. Erst hinter dem Komplex erkenne ich ein Starbucks-Cafe. Doch darauf habe ich jetzt keine Lust. Wahrscheinlich habe ich den richtigen Eingang auf der Vorderseite verpasst.

Taj Mahal Palace Hotel - das wohl berühmteste Hotel der Stadt

Taj Mahal Palace Hotel - das wohl berühmteste Hotel der Stadt

Ich finde dann aber trotzdem noch ein spannendes Restaurant. Zwar ist die Musik darin ohrenbetäubend laut und eine Unterhaltung mit dem Kellner kaum möglich. Aber die Musiktitel sind alte Ohrwürmer, wie Satisfacion, Wind of Chagne und Janis Joplin. Also bleibe ich sitzen, versuche mich für die online Bestellung einzuloggen und scheitere wieder einmal an meiner fehlenden indischen Handynummer. Der Kellner bemüht sich, mir zu helfen, nimmt meine Bestellung am Schluss aber manuell auf, obwohl das anscheinend nicht vorgesehen ist.

Das Lokal heisst Colaba Social und für einen Moment kann man hier vergessen, dass man in einer riesigen Metropole in Indien ist.

Für alle, die in der momentanen Speisekarte ein wenig schmökern möchten, habe ich sie fotografiert. Einfach mit der Kamera scannen und öffnen. Nur bestellen geht halt nicht.

Für alle, die in der momentanen Speisekarte ein wenig schmökern möchten, habe ich sie fotografiert. Einfach mit der Kamera scannen und öffnen. Nur bestellen geht halt nicht.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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