Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Holy Water Tempel

Ich staune immer wieder, dass ich fast jeden Tag wieder neue Blumen finde, die ich bisher nicht entdeckt hatte. Heute sind es zum Beispiel die winzigen Seerosen mit den gefiederten Blütenblättern. Ob die bisher nicht geblüht haben, oder bin ich tatsächlich so achtlos an dem Wasserbecken vorbei gegangen.

Nachts regnet es jetzt manchmal, so dass die Töpfe mit den Reispflänzen am Morgen im Wasser stehen. So wie sie auch auf den Reisfeldern oft im Wasser stehen.

Nymphoides indica - Wasser Schneeflocke

Nymphoides indica - Wasser Schneeflocke

Mini-Reisfeld im Hotelgarten

Mini-Reisfeld im Hotelgarten

Eucharis Grandiflora - Amazonaslilie

Eucharis Grandiflora - Amazonaslilie

Wayan, mein Taxidriver in Ubud - WhatsApp +62 813 3775 2243

Wayan, mein Taxidriver in Ubud - WhatsApp +62 813 3775 2243

Mit Wayan mache ich heute noch einmal einen Ausflug. Eigentlich führen wir die Tour weiter, die ich letztes mal bei dem Funpark über den Reisterrassen so unvermittelt abgebrochen hatte. Heute besuchen wir zwei Tempel.

Doch wie wir so über Land fahren, fällt mir ein ganz speziell geschmücktes Haus auf. Was ist da los? will ich wissen und bitte Wayan, anzuhalten. Da wird wahrscheinlich eine Hochzeit gefeiert, meint Wayan.

Tatsächlich, ein junger Mann erklärt mir, dass sein Bruder morgen heiraten werde und heute werde das Haus geschmückt. Selbstverständlich dürfe ich hineinkommen und mir alles ansehen. Man ist sichtlich stolz und freut sich, dass jemand an ihren Dekorationen Interesse hat.

Vor dem Haus, zur Strasse

Vor dem Haus, zur Strasse

Der Hauseingang

Der Hauseingang

Es sind ganz viele Leute behilflich, das Haus zu schmücken. Grosse Statuen mit Bambus und Blumen stehen vor dem Haus, überall hängen Girlanden, Männer stecken Blumengebinde und Frauen flechten Dekorationen. Alle Freunde sind aufgeboten und helfen mit, damit das ganze Haus morgen festlich geschmückt ist

Natürlich sitzt auch der Bräutigam in der Mitte, zusammen mit seinem Vater und überwacht die Arbeiten. Er scheint mir noch sehr jung zu sein und tatsächlich, er ist erst 23. Die Braut ist 21, aber sie ist nicht hier. Sie wird morgen kommen. Morgen wenn die Zeremonie hier im Haus stattfinden wird. Das Haus ist gross, das junge Paar wird hier wohnen. Es sind verschiedene kleine Gebäude, eine Gemeinschaftsküche. Die Wände sind mit Reliefs aus Stein geschmückt, die Türen aufwändig geschnitzt. Auf dem Boden gibt es grosse Ornamente aus Kieselsteinen. Alles sehr traditionell und vornehm.

Neugierig wie ich bin, frage ich den Bruder, der gut englisch spricht, ein wenig aus. Der Vater hat Reisfelder und eine Schweinefarm in der Nähe. Er selber führe in Ubud ein Restaurant. Aber in den nächsten Tagen sei er nicht dort anzutreffen, da werde er zu Hause gebraucht. Wieviele Gäste morgen kommen werden, weiss man nicht, aber es werden bestimmt über 400 sein, erklärt mir der Bruder stolz. Es wird viel gekocht werden müssen.

Ich bedanke mich für die freundliche und offene Begegnung, wünsche dem jungen Bräutigam viel Glück, seiner Gesellschaft ein schönes Fest und verabschiede mich.

Das war ein eindrücklicher Einblick in das Familienleben in Bali.

sehr typischer balinesischer Stil mit der grossen gedeckten Vorhalle und den reich geschmückten Wänden

sehr typischer balinesischer Stil mit der grossen gedeckten Vorhalle und den reich geschmückten Wänden

Auch dieser Boden ist sehr typisch. Im Hotel findet man diese Art auch, aber viel kliener.

Auch dieser Boden ist sehr typisch. Im Hotel findet man diese Art auch, aber viel kliener.

Der Haustempel, hier wird morgen die Trauungszeremonie stattfinden.

Der Haustempel, hier wird morgen die Trauungszeremonie stattfinden.

Der junge Bräutigam mit seinem Vater

Der junge Bräutigam mit seinem Vater

Bald darauf kommen wir zum Holy Water Tempel, dem heiligen Wassertempel, Tirta Epul.

Beim Eingang steht ein riesiger Baum mit einem dicken Stamm und unzähligen Luftwurzeln. Ein imposanter Baum der bestimmt ein paar hundert Jahre alt ist. Der Tempel selber ist 1400 Jahre alt und ist einer der wichtigsten fünf Tempel Balis. Auf dem Gelände sollen mehrere Quellen entspringen und es gilt als heilig. Hindus und Besucher sind eingeladen, sich hier zu reinigen.

Beim Eingang bekomme ich einen Sarong, denn alle Besucher müssen hier einen Sarong, ein Tuch um die Hüften tragen.

Vor dem grossen balinesischen Tor, durch das man das Hauptbecken erreicht, sitzen ein paar Leute. Sie machen Yoga und bereiten sich wohl auf das rituelle Bad vor. Ich sehe ihnen einen Moment zu, gehe dann aber zum ersten Becken, wo sich bereits Warteschlangen bilden, um ins Wasser zu steigen. Zwar habe ich am Morgen das Badekleid angezogen, habe jetzt aber trotzdem keine Lust, im Sarong ins Wasser zu steigen und danach nass durch den restlichen Tempel zu laufen.

Ich lasse es daher beim Beobachten. Die Leute reinigen sich unter dem ersten der 30 Wasserspeier und gehen dann zum nächsten weiter. Es liegt eine geheimnisvolle Stimmung über der ganzen Szene. Das Rauschen des Wassers, das verhaltene Murmeln der Menschen und ein paar Vögel, die in den nahen Bäumen pfeiffen. An den Seiten sind sehr detaillierte Steinskulpturen. Elefanten und drachenartige Tiere mit reichem Schmuck. Alles in Stein gemeisselt.

Auch im nächsten Bereich gibt es ein grosses Wasserbecken. Dieses ist aber nicht zugänglich, wird von einer Mauer umschlossen. Und rundum stehen offene Gebäude. Plattformen mit Säulen und geschnitzten kleinen Schreinen mit eniem Dach darüber. Der ganze Tempel ist Vishnu geweiht, hat aber auch Schreine für andere Gottheiten, so lese ich in einer Beschreibung der Anlage. Alles ist ungemein aufwändig mit wunderschönen farbigen Schnitzereien, detaillierten Skulpturen und goldenen Dekorationen unter den ausladenden Dächern.

Irgendwo entdecke ich ein paar Leute, die Ausbesserungen machen. Männer legen neue Platten auf eine Treppe und Frauen schleppen die Steine und Platten. Alles passiert von Hand. Die grossen Platten werden den Frauen auf den Kopf geladen und dann laufen sie aufrecht damit bis zu dem Ort wo sie gebraucht werden und die Männer sie einpassen. Mit schweren Platten oder schweren Plastikbecken laufen sie über das Gelände. Stolz und elegant, langsam und bedächtig. Es scheint alles in Harmonie abzulaufen, auch wenn ich mir gar nicht vorstellen darf, wie schwer die Lasten sind, die die Frauen sich auf den Kopf geladen haben. Geschützt nur durch ein eingerolltes Tuch.

Bei einem anderen Wasserbecken glaube ich zuerst, orange Blütenblätter im Wasser zu sehen, doch als ich näher komme, sehe ich, dass es Goldfische sind, die von ein paar Besuchern gefüttert werden. Man kann das Futter kaufen und es den hungrigen Fischen verfüttern. Sie warten ungeduldig darauf und drängen sich mit offenen Mündern an die Oberfläche.

Vorbei an den sehr schön gestalteten Wächtern mit den fein geschnittenen Gesichtern komme ich zum Ausgang. Und der führt dummerweise durch eine ganze Reihe von Verkaufsständen. Und jetzt, nach all der Zeit, werde ich tatsächlich schwach. Zu schön sind die farbigen Sarongs, zu gross das Angebot.

Auch der nächste Tempel gehört zu den wichtigsten und bekanntesten der Insel, der Elefantentempel - Elephant Cave oder Goa Gajah.

Vor dem Eingang sitzt ein voll tätoierter Schlangenmann und will mir unbedingt seine Phython um den Hals legen, oder noch lieber auf den Kopf drappieren. Ich winke ab. Auf dieses Foto kann ich verzichten, auch wenn ich keine Angst vor Schlangen habe. Aber ihr Mund ist zugeklebt und ich kann diesen Anblick kaum ertragen.

Beim Eingang kann man sich wieder einen Sarong ausleihen, aber ich habe jetzt einen eigenen und der kommt zum ersten Mal zum Eibsatz. Eigentlich fühlt es sich ganz gut an, so einen Sarong zu tragen. Man schreitet plötzlich sehr bewusst und lauft nicht mehr gedankenverloren durch die Gegend.

Eine Treppe führt hinunter zum Tempelkomplex, und der berühmten Höhle, dem bekannten Bild dieses Tempels, der ihm den Namen gibt: Elefantenhöhle.

Durch den aufwändig gestalteten Eingang führt ein Gang in die Höhle, an deren Ende Ganesha, der Gott mit dem Elefantenkopf sitzt. Im Eingangsbereich sind verschiedene Nischen angebracht. Nicht hinsetzen, weist mich der Führer an, der sich anerboten hat, mir den Tempel zu erklären. Diese Nischen werden zur Meditation benutzt. Abends, wenn die Touristen nicht mehr da sind, kommen die Menschen, um zu den Göttern zu beten oder in den Nischen zu meditieren.

Ganesha sitzt zuhinterst in der Höhle

Ganesha sitzt zuhinterst in der Höhle

Wieder draussen zeigt er mir das Wasserbecken. Auch das ist eine Quelle und wird von verschiedenen Gottheiten bewacht.

Der Bereich mit den Schreinen daneben ist neu, Das wurde alles in den letzten Jahren gebaut und wird für religiöse Zwecke oft gebraucht. Es gibt Sitzgelegenheiten, ob für Menschen oder für Götter, kann ich nicht genau verstehen.

der neu erstellte Bereich

der neu erstellte Bereich

Die riesige Ceiba war schon vom Parkplatz aus zu sehen.

Die riesige Ceiba war schon vom Parkplatz aus zu sehen.

Vorbei an einer riesigen Ceiba, einem Cottonbaum geht es hinunter in eine Schlucht. Dort unten ist ein eingefallener Tempel. Er wurde nebenan wieder neu aufgebaut. Der Guia zeigt hinunter gibt noch ein paar Erklärungen ab und ich merke, dass er nicht im Sinn hat, mit mir hinunter zu steigen. Lieber möchte er jetzt seinen Lohn haben. Mir solls recht sein, ich habe eh Mühe, all die Geschichten mit den Gottheiten in ihren verschiedenen Formen zu verstehen.

Zwischen den ausladenden Wurzeln eines anderen imposanten Baumes ist ein Mann dabei, die Opfergaben neu zu ordnen und immer wieder mit heiligem Wasser zu besprühen. Zwei junge Touristen lassen sich von ihm segnen und werden mit Blumen geschmückt.

der alte eingefallene Tempel liegt in Stücken beim Wasserfall

der alte eingefallene Tempel liegt in Stücken beim Wasserfall

Auf der anderen Seite der Schlucht steht der neu rekonstruierte kleine Tempel. Auch seine Mauern sind bereits mit Moos überzogen. Zu sehen gibt es hier nicht viel, aber der Ort hat eine ruhige besinnliche Ausstrahlung.

Zurück aus der Schlucht, neben der Höhle, lasse ich mich in ein Gespräch mit einem der weiss gekleideten Tempelwächter ein. Er philosphiert über das Glück und worauf es ankommt, im Leben glücklich zu sein. Dankbarkeit, Zufriedenheit und Freude scheinen seine Zauberworte zu sein und eigentlich kann ich mich ihm nur anschliessen.

Auch beim Parkplatz ist Zufriedenheit eingekehrt, der Schlangenmensch hat jemanden gefunden, dem er mit der Schlange um den Hals legen und dadurch ein paar Rupiehs verdienen kann. Das Essen für heute ist gerettet.

Auf dem Rückweg zum Hotel muss Wayan unbedngt bei dem grossen Geschäft mit den Schwemmholz-Skulpturen anhalten. Ich muss ein paar dieser gigantischen Figuren fotografieren. Ein Freund hätte sie gemacht, erklärt mir der Verkäufer des Ladens, der vor allem 'normale' Holzschnitzerein verkauft. Allerdings kann ich auch da ein paar riesige Pferdefiguren sehen.

Beim Hotel heisst es Abschied nehmen von Wayan. Er hat mich in den letzten Tagen durch Ubud und in den Norden gefahren. Es waren angenehme Fahrten und wir hatten gute Gespräche. Ich wünsche ihm, dass die Touristen zurück kommen und dass er wieder regelmässige Fahrten hat.

gegrillte Fische und Tintenfische zum letzten Nachtessen in Ubud.

gegrillte Fische und Tintenfische zum letzten Nachtessen in Ubud.

Am nächsten Morgen holt mich Agus aus Kuta ab. Ich fahre zurück an die Küste, wo ich die letzten Tage verbringen werde. Viele Pläne habe ich nicht mehr, möchte eigentlich nur noch diese Reiseberichte fertig schreiben. Dazu werde ich wieder im gleichen Resort sein, das mir in den ersten Tagen auf Bali so wundervoll gut getan hat.

Abschied von Adi im Hotel Puri Pani

Abschied von Adi im Hotel Puri Pani

Es geht zurück nach Kuta, an die Beach, der Schirm ist von der Kaffeefarm.

Es geht zurück nach Kuta, an die Beach, der Schirm ist von der Kaffeefarm.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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