Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Jaipur

Es geht weiter

Es geht weiter

Also, ich hab mich überreden lassen, vielleicht hat Ahmed ja recht, eine Reise mit dem eigenen Chauffeur durch Rajasthan ist wahrscheinlich das Bequemste, was man sich vorstellen kann. Keine Busse, keine Züge, Abholen vom Hotel, eine bequeme Rückbank ganz für mich. Gute Hotels und ein Gesprächspartner während der Fahrt.

Ich bin also mit Nipendra unterwegs. Er hatte mich ja schon durch Delhi gefahren und er spricht sehr gut Englisch, kann mir das eine oder andere erklären.

Wir sind am frühen Morgen noch ohne Frühstück losgefahren, denn das Hotelpersonal braucht immer so lange, bis sie mein Frühstück ins Zimmer bringen. Und ausserdem haben sie meistens heisse Milch zu den Cornflakes gebraucht, obwohl ich jedesmal ausdrücklich kalte Milch verlangt hatte. Heute Morgen hatte ich keine Geduld mehr. Ich bitte Nipendra, irgendwo unterwegs ein Frühstück einzuplanen.

Bevor wir losgefahren sind, habe ich mich im Hotel nach einem Schirm erkundigt. Man hat mich ziemlich irritiert angesehen, denn es sah nicht nach Regen aus und ausserdem stand ja draussen das Taxi, also was will sie jetzt mit einem Schirm? Auch Ahmed konnte die Frage nicht verstehen.

Im Auto habe ich dann Nipendra gefragt, ob er vielleicht einen Schirm im Auto hätte. Nein, hat er nicht, aber nachdem ich ihm erklärte, wozu ich ihn brauchte, strahlte er: beim Fort Amber werden ganz speziell schöne Schirme verkauft. Du wirst heute bestimmt noch einen Schirm finden.

Mein Unterwegs-Frühstück.

Mein Unterwegs-Frühstück.

Wir sind unterwegs ins knapp 300 km entfernte Jaipur, ein erster Höhepunkt von Rajasthan. Oft fahren wir auf der Autobahn. Das heisst 2-3-spurige Fahrbahn in beide Richtungen. Die Strasse führt durch Dörfer, an Industriegebieten vorbei. Manchmal endet die Autobahn abrupt, die Strasse wird schmal, ja zwischendurch ist sie nicht einmal mehr asphaltiert. Jedenfalls für ein paar Meter. Oder sie wird zu einer Baustelle. Wir begegnen grossen Lastwaren, überholen Tuktuks oder Motorräder. Meistens sitzen zwei Leute darauf, oft auch drei oder vier. Es kommt soweit, dass ich, wenn ich nur einen Fahrer sehe, mich frage, ob er seine Passagiere wohl verloren hätte.

Manchmal kommen wir an Radarkontrollen vorbei. Oder es werden Motorräder kontrolliert. Was kontrolliert man da, will ich wissen. Ob sie einen Helm tragen. Ich muss lachen, Helme sehe ich tatsächlich sehr selten. Und wenn, dann eigentlich nur für den Fahrer. Ich habe auch eine Erklärung für mich dazu gefunden. Bei vier Leuten auf dem Motorrad hätten die vier behelmten Köpfe wohl gar keinen Platz. Unbehelmte Köpfe können sich besser an den jeweils vorderen Rücken anlehnen.

Auch Lastwagen werden kontrolliert. Da gibt es plötzlich einen Stau, ein Polizeiauto hat die Lastwagen angehalten und die stehen jetzt auf allen Spuren. Nur noch eine Spur ist zum Überholen frei. Was wird da kontrolliert, will ich wissen. Die Papiere, meint Nipendra. Es ist Schikane, meistens müssen sie etwas bezahlen, damit sie weiterfahren können.

Das Schönste aber sind die Kühe auf der Autobahn. Da liegen sie also auf dem Mittelstreifen, der oft etwas begrünt ist. Oder sie liegen auf den Fahrbahnen, glotzen die Autos an und machen keine Anstalten, sich zu bewegen. Und auch hier gilt, wenn jedes Überholen von Motorrädern, anderen PWs oder Lastwagen immer mit einem lauten Hupen begleitet sind, bei den Kühen fährt man ruhig vorbei. Niemals würde man sie mit Hupen erschrecken. Überholt wird übrigens grundsätzlich da wo es irgendwie möglich ist. Rechts und links, in Ortschaften, auf breiten genauso wie auf schmalen Strassen. Es gilt das Recht des Schnelleren, des Geschickteren, des Stärkeren oder des Frecheren.

Das kleine Kind sitzt auf dem Schoss der Mutter und wird lässig mit einer Hand gehalten.

Das kleine Kind sitzt auf dem Schoss der Mutter und wird lässig mit einer Hand gehalten.

300 km Fahrt. Obwohl wir zuweilen recht zügig auf gut ausgebauten Strassen unterwegs sind, zieht sich die Strasse doch dahin. Nach gut sechs Stunden sind wir in der Nähe von Jaipur. Viel weiss ich nicht vor der Stadt, habe nur schon den Palast der Winde gesehen, vom Rest lasse ich mich überraschen.

Es ist ein kleiner Vorort, als wir anhalten und ein lokaler Guide zusteigt. Nick heisst er und er sitzt kaum auf dem Vordersitz, schon bombardiert er mich mit Informationen. Amer heisst das Dorf und das war der frühere Hauptort der Gegend. Über dem alten Ort thront das Amber Fort, eine gewaltige Festung aus dem 16. Jahrhundert. Gebaut wurde es von einem Maharadscha, der hier zusammen mit seiner Familie und 6 Ehefrauen lebte.

Für seine ersten Informationen hat sich Nick einen eindrücklichen Platz ausgesucht. Am Rande des Wasserreservoirs, das viele Meter tief und mit seinen Treppen ein sehr interessantes Objekt ist. Hier unten konnten die Mitglieder der Familie sich waschen und vergnügen und niemand konnte sie sehen. Das Thema vom niemand kann mich sehen, zieht sich noch durch den ganzen Palast, denn vor allem die Frauen sollten nicht gesehen werden.

Kommt mir vor wie eine dieser Zeichnungen mit optischer Täuschung.

Kommt mir vor wie eine dieser Zeichnungen mit optischer Täuschung.

Wir fahren noch ein paar Meter weiter hinauf, bis zum Parkplatz, da wo es nur noch zu Fuss hinein geht in den gewaltigen Palast. Und da sitzen auch die Verkäufer, die alles mögliche anbieten. Unter anderem tatsächlich diese wunderschönen kleinen Schirme, die wohl nicht für Regen gedacht sind. Und damit hätte ich also meinen heutigen Schirm gefunden. Ich bin in Rajasthan.

Nick führt mich über den riesigen Platz hinauf zu einem Fenster von dem man den ganzen Blick über die Landschaft hat. Es ging schon immer über die drei grossen Dinge: Land, Siege und Frauen. (Ich hatte auf Liebe, Geld und Macht getippt.)

Das Land wurde damals durch eine riesige Mauer begrenzt. Du kannst sie auf den Hügeln vor dir sehen. Ganze 11 km lang ist die Mauer, die das ganze damalige Machtzentrum einfasste. Tatsächlich kann ich auf den beiden Hügeln die Mauer erkennen. Weit entfernt gibt es auch noch eine zweite Festung, die zu diesem Palast gehörte und der durch einen unterirdischen Stollen erreichbar war. Ich muss da mal wieder zweimal hinhören. Unterirdischer Stollen, über hunderte von Metern? Genau so ist es.

Nick liebt es übrigens, alles zu wiederholen. Er macht das schon ganz automatisch und er redet wie ein Maschinengewehr. Alles äusserst interessant, aber manchmal finde ich es schwierig, wenn man immer sagt, was ich ansehen muss, noch bevor ich überhaupt den Kopf schwenke, mein Blickfeld wird dadurch eingeschränkt, auch wenn die Informationen äusserst spannend und faszinierend sind.

Der Palast ist ungeheuer. Riesig. Eine Kombination von Hindu-Kultur und Islam, um die damaligen zwei Religionen zu verbinden. Darum gibt es Säulen mit ausschliesslich Ornamenten - der Islam lässt keine lebendigen Symbole zu und dann gibt es geschnitzte Blumen und Tiere.

Ganz speziell ist die Zauberblume, ein kleines geschnitztes Bild an einer Säule, das verschiedene andere Bilder in sich vereint. Nick zeigt es mir, indem er die verschiedenen Stellen mit der Hand abdeckt und ich kann sehen, wie sich die Blumen in Skorpione verwandeln, sehe den Kobrakopf, den Elefantenrüssel, den Löwenschwanz.

Jetzt wo ich das Bild als Foto vor mir habe, kann ich nur noch die Skorpione und den Löwenschwanz sehen. Vielleicht noch die Kobra.

Magische Blume
Die Blume hat sieben Designs, darunter ein Fischschwanz, ein Lotus, eine Kobra mit Kapuze, ein Elefantenrüssel, ein Löwenschwanz, ein Maiskolben und ein Skorpion.

Magische Blume
Die Blume hat sieben Designs, darunter ein Fischschwanz, ein Lotus, eine Kobra mit Kapuze, ein Elefantenrüssel, ein Löwenschwanz, ein Maiskolben und ein Skorpion.

Aus einem Fenster kann man hinunter auf einen künstlichen See sehen. Dort unten wurde Gemüse und Blumen angebaut. Der Garten ist noch immer wunderschön unterhalten. Und gegenüber am Hügel kann man einen Teil der Mauer entdecken.

Wir gehen durch die Säulenhalle auf der höheren Ebene, kommen zu kleinen Kammern dahinter. Hier war die Feuerstelle, mit der Teile des Palastes geheizt werden konnten. Und dort wurde Wasser gebunkert. Der Wind, der durch die offenen, speziell angelegten Gänge wehte, brachte eine natürliche Klimaanlage. Wind und Wasser kühlten die Räume in den dicken Mauern. Auch einen kleinen Pool gibt es, Nick nennt es den Spabereich des Palastes.

Und überall gibt es vergitterte Fenster. Durch diese konnten die Frauen auf die Umgebung sehen, ohne selbst gesehen zu werden.

Viele Räume sind wunderschön mit Ornamenten verziert. Alles noch Original-Farben betont Nick. Es sind natürliche Pflanzenfarben, die verwenden wurden und die ihren Glanz noch nicht verloren haben.

ein kleiner Pool

ein kleiner Pool

Pre-Wedding. Das Brautpaar geht an eine spezielle Lokation und macht Fotoshootings. Diese Bilder können der Hochzeitsgesellschaft am grossen Tag abgegeben werden. Eine sehr verbreitete Tradition in Asien.

Pre-Wedding. Das Brautpaar geht an eine spezielle Lokation und macht Fotoshootings. Diese Bilder können der Hochzeitsgesellschaft am grossen Tag abgegeben werden. Eine sehr verbreitete Tradition in Asien.

Wir sind über verschiedene Treppen immer höher gestiegen und sind jetzt auf der höchsten Stufe. Hier gibt es einen grossen Garten mit einem Brunnen in der MItte und schön geschnittenen Hecken.

Hier ist auch der berühmte Spiegelsaal. Die Spiegel kamen aus Belgien und wurden mosaikartig in die Wände eingebaut. Eine unglaublich schöne Arbeit.

Stell dich hierhin, ja genau da, und jetzt schau nach rechts.... Nick hat mir mein Handy aus der Hand genommen und will ein ganz spezielles Bild machen. Macht er bestimmt mit jedem, den er hierher bringt.

Jetzt kommen nur noch die Wohnungen der Frauen. Jede hatte identische Wohnräume mit Zugang zu der höchsten Terrasse, wo man hinter hohen Mauern unter sich bleiben konnte. Von da oben hat man noch einmal einen traumhaften Ausblick über das Land.

Alle Räume sind offen, es gibt keine Türen zu den grossen Sälen. Nur die Zugänge zu den Frauengemächer sind geschlossen. Es gab übrigens von jeder Frauenwohnung eine Treppe, die direkt zum Zimmer des Maharadschas führte. Doch wahrscheinlich bestimmte er, wer sie benutzen durfte.

Schmale Treppen führen ganz hinauf zur Dachterrasse, die noch einmal mit aufwändigen Malereien aufwartet.

Ganz oben auf der Dachterrasse.

Ganz oben auf der Dachterrasse.

Ich bin fasziniert von dem Palast, von dieser Festung mit den vielen Sälen, den Wohnungen, den Geschichten so dass ich gar nicht merke, wie wir langsam zurück gehen. Nick zeigt mir noch die Küche, andere Höfe und plötzlich sind wir zurück auf dem grossen Platz, den wir am Anfang nur kurz durchschritten haben.

Übrigens ist der Palast fast rollstuhlgängig. Fast alle Treppen werden durch Rampen ergänzt, denn die noblen Damen brauchten keine Treppen zu steigen, es gab eigentliche Rollstühle, ja Betten auf Rollen, auf denen sie sich zu den Gemächern bringen liessen. Einzig die Schwellen stören noch, aber früher mussten da die Diener eben einen kurzen Spezialeffort machen, damit diese überwunden werden konnten.

Riesige Kochtöpfe, in denen bei bestimmten Gelegenheiten für das Volk gekocht wurde.

Riesige Kochtöpfe, in denen bei bestimmten Gelegenheiten für das Volk gekocht wurde.

Der grosse Platz wurde früher als Basar genutzt, viele Händler haben den Touristen ihre Waren angeboten. Jetzt ist das verboten, die Händler müssen vor den Toren bleiben. Was heute aussieht, als ob grad ein Basar entstehen würde, sind die Kulissen für einen Film. Der Palast wird gern für Bollywood-Filme genutzt. Er wird aber nie gesperrt, versichert mir Nick, die Filmer müssen sich irgendwie mit den Besuchern arrangieren, müssen ihre Szenen zwischen den Touristen in den Kasten bringen, können zwar kurz die Leute anhalten, aber trotz Filmbewilligung, es wird kein Bereich des Platzes wegen eines Drehs abgesperrt.

farbige Snacks werden überall angeboten

farbige Snacks werden überall angeboten

Wir verlassen den Palast und sind sofort von den Händlern umringt. Sie verkaufen ihre farbigen Schirme, oder Marionetten, farbige Snacks, die hier überall angeboten werden oder Schmuck, Steine, Amulette, Schnitzereien, Stickereien, Taschen, Tücher und noch ganz vieles mehr, was ich mir besser gar nicht genau ansehe, sonst komme ich überhaupt nicht mehr weiter.

Unten am Hügel legen wir noch einen kurzen Halt ein. Von hier kann man die ganze Anlage sehr schön überblicken. Bei Windstille spiegelt sie sich im künstlichen See.

stand grad Modell...

stand grad Modell...

Noch einmal bleiben wir an einem künstlichen See stehen. Hier ist der beste Blick um das Wasserschloss, das Jal Mahan zu sehen. Es ist weder ein Hotel noch ist es sonst zugänglich. Auch wieder ein wunderschöner, harmonischer Bau, der sich bei ruhigem Wasser bestimmt ganz toll im Wasser spiegelt.

Natürlich ist der Ort hervorragend für Fotoshootings und so vermute ich, dass es sich bei dem einen Paar wieder um eine Pre-Wedding handelt. Ansonsten ist der Platz natürlich besetzt mit all den Händlern, die Kleider und alles mögliche anbieten.

Mir ist nicht ganz klar, was mir Nick zeigen will, als wir vor dem Textilzentrum parkieren. Doch als wir hinein kommen, bin ich fasziniert. Im ersten Saal werden Stoffe bedruckt. Mit Handmodels die aufeinander abgestimmt sind. Es sind verschiedene Farben, die so nacheinander auf den Stoff gedruckt werden. Das braucht eine ungeheure Konzentration, denn mit einem falschen Druck ist das ganze Stück Stoff zerstört.

Warum mich das so fasziniert: Kurz vor meiner Abreise nach Indien hatte ich mich mit dem Stoffdruck in meiner Heimat befasst. Der Kanton Glarus war zu Beginn des 19. Jahrhunderts führend im Druck von Textilien - auch Webereien und Spinnereien gab es mehrere. Auf der Suche nach neuen Kunden und neuen Sujets reiste ein Vertreter der Druckindustrie auch in den Osten, nach Indien und Indonesien und kam mit neuen Mustern und Aufträgen von seiner eineinhalbjährigen Reise zurück. Es wurde eine gegenseitige Geschäftsbeziehung, die während ca 150 Jahren anhielt.

Im Museum des Kantons Glarus, im Freulerpalast Näfels wird dieses Handwerk ausführlich gezeigt. Ein Überbleibsel aus dieser Zeit ist das bekannte Paisley-Muster, das noch heute in den typischen Taschentüchern überlebt hat.

Und jetzt treffe ich heute in Jaipur genau auf diese Technik. Und genau wie bei uns, müssen die Tücher zum Trocknen aufgehängt werden. Dafür gibt es in dem Raum lange Stangen. Und die Druckmodels sind fantastisch, die Muster aufwändig.

Im Laden zeigt man mir danach ganz viele Tücher, Meterware, von Hand bedruckt.

Ich bin völlig fasziniert und kann mich kaum mehr trennen. Muss dann aber gehen, denn natürlich will man mir Stoffe verkaufen.

Falls sich jemand für den Stoffdruck im Glarnerland interessiert, empfehle ich, nach Freulerpalast oder Hänggiturm zu googlen. Oder nach Glarner Tüechli. Es gibt die Exotik auch in unserer Heimat.

es werden ungemein komplexe Muster von Hand bedruckt.

es werden ungemein komplexe Muster von Hand bedruckt.

Nicht alles ist bedruckt, vieles nur gewoben, oder gestickt, jedenfalls von Hand bearbeitet.

Nicht alles ist bedruckt, vieles nur gewoben, oder gestickt, jedenfalls von Hand bearbeitet.

Da es sich um ein Textilzentrum handelt, komme ich nciht umhin, auch noch die Teppichabteilung anzusehen. Sie sind wunderschön, vor allem die grossen Teppiche. Ich soll meine Schuhe ausziehen und darauf laufen. Wollteppiche, fantastisch weich und strapazierfähig. Zwei Männer drehen einen der grossen blauen Teppiche und zeigen, wie er seine Farbe ändert. Wie er blau schimmert, ein kräftiges Blau und von den anderen Seite glänzt. Auch wenn ich wieder einmal erzähle, dass ich nichts kaufen möchte, man könnte den Teppich auch verschicken. Schau nur, so klein wird er, wenn wir ihn zusammenpacken. Und er wiegt fast nichts, braucht keinen Platz und er wird auf dich warten, wenn du nach Hause kommst.

Die Preise sind eh sehr günstig, weil der Verkauf nach der Pandemie noch immer stagniert.

Ich bedanke mich für die interessanten Ausführungen, trinke meinen Chai aus und verabschiede mich. Tut mir leid, der blaue hätte mir gefallen. Nicht der kleine, der ganz grosse.

Wir fahren weiter, wieder auf einen Berg und kommen zum Sunset-Point. Allerdings ist es zum Glück noch zu früh für den Sonnenuntergang und ausserdem wird man ihn heute wohl gar nicht sehen.

Hier ist ein weiterer Palast, der Sommersitz. Es scheint, dass die Königsfamilien früher nicht in die Ferne verreisten, sondern für den Sommer einfach den Wohnsitz wechselten. Das macht wohl Sinn, denn hier spircht Nick von 12 Ehefrauen, 12 verschiedenen Wohnungen. Da wird eine 3-wöchige Sommerferienreise unmöglich.

Es ist schwierig, eine sichere Aussage zu machen, aber ich glaube, dieser Palast ist kleiner und vor allem scheint er leichter zu sein. Leichter mit seinen vielen Malereien, mit den floralen Designs, den filigranen Mustern, den hellen Farben, die alle noch Original seien, wie Nick mehrfach betont.

Die Aussicht über Jaipur muss nachts gewaltig sein.

Die Aussicht über Jaipur muss nachts gewaltig sein.

Was aussieht wie ein Schrank ist der Zugang zur Treppe zu den Terrassen

Was aussieht wie ein Schrank ist der Zugang zur Treppe zu den Terrassen

Das Tor zum City-Palast

Das Tor zum City-Palast

Die Dämmerung setzt gerade ein, als wir in die Stadt einfahren. Jaipur, die Pink-City, die rosarote Stadt.

Zuerst war es weil viele Häuser mit dem roten Stein gebaut wurden, danach kamen Terracota-Platten und inzwischen ist es eine Auflage, dass alle Häuser in der Stadt rosa bemalt werden müssen.

Und sie sind wunderschön. Alte Paläste, Bogenarkaden, hohe Fenster. Türmchen, Erkerchen, Balkonbrüstungen. Gern würde ich mehr sehen, doch der Verkehr ist grad extrem. Und da drüben, das ist jetzt also der Palast der Winde. Wir sind schon fast daran vorbei, als ich merke, dass wir gar nicht anhalten werden. Nein, das geht nun tatsächlich nicht. Ich will dieses Haus unbedingt von nahe sehen.

Nipendra bleibt kurz im Stau stehen, Nick und ich steigen aus, gehen über die Strasse und jetzt stehe ich davor. Vor diesem Haus, das ich irgendwann auf einem Bild gesehen, mir aber nie vorgestellt hatte, dass ich das tatsächlich einmal sehen würde.

Eigentlich ist es nur eine Fassade. Nick erzählt, dass es gebaut wurde, damit die Haremsfrauen das Geschehen auf der Strasse beobachten können. So ist es tatsächlich nur 5-8 meter tief und es gibt keine Wohnräume. Nur kleine Zimmerchen, in die man Sessel oder Diwans stellen konnte. Dank den Gittern und den farbigen Glasfenstern konnten die Leute auf der Strsse die Frauen nicht sehen.

Wir gehen etwas weiter, kommen zu einem reich geschmückten Tor, von dem ich nicht mehr weiss, wohin es führt. Aber auf jeden Fall sind die Gebäude jetzt eh geschlossen, und ich bin auch ausserdem gar nicht mehr aufnahmefähig. Nur noch kurz beim Kreisel einen kurzen Halt vor der Albert-Hall, die ein weiteres Museum ist, dann fahren wir zum Hotel.

Bevor ich mich in mein Pfauenbett legen kann, gehe ich auf der Dachterrasse noch etwas essen. Es war ein voll ausgefüllter Tag und ich bedaure es, dass ich nicht länger hier bleiben kann. Doch morgen verspricht auch wieder ein spannender Tag zu werden.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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