2022 Mit einem Geländewagen durch Tunesien

Reisezeit: April - Juni 2022  |  von Michael Bünte

an der Ostküste: Sfax

die unglaubliche Stadtmauer von Sfax

die unglaubliche Stadtmauer von Sfax

das Rathaus

das Rathaus

Die etwas andere Stadt

Die Stadt Sfax ist außergewöhnlich, so wie ihr in unseren Ohren etwas merkwürdiger Name. Die Altstadt von Sfax, der drittgrößten Stadt Tunesiens, wird von einer hohen, zinnenbewehrten Stadtmauer umringt. Außerhalb dieser Mauer sieht es für tunesische Verhältnisse richtig aufgeräumt aus. Der großzügige freie Platz vor dem Rathaus gibt Luft zum Atmen, die Parks auf der Stadtrückseite sind gepflegt und geben wunderschöne Blicke auf Palmen, Oleander und auf die Stadtmauer frei. Dort draußen stehen die gelben Taxen, ordentlich aufgereiht und gut sortiert. Aber innen drin, in der Altstadt, in den Souks, da tobt das Leben. Da wird Handel getrieben, da findet das soziale Leben statt. Da sitzen die Männer in den Kaffeehäusern, da gehen Mütter mit ihren Töchtern in eine der vielen landesweit bekannten Geschäfte für Hochzeitskleider und Heiratsläden, da sind die Marktschreier, die einer lauter und schriller als der andere ihre Waren anpreisen, da laufen wir durch die Unterwelt der überdachten Souks, die sich wie in einem Kellerlabyrinth zwischen den über- und um uns herum aufgehängten Waren verlieren.

Aber eines ist anders, als in allen anderen Städten, die wir bisher besucht haben. Wir werden in Ruhe gelassen. Wir können in die Geschäfte hineinsehen, ohne von jedem Händler gleich angesprochen und in seinen Laden hineinkomplementiert zu werden. Wir werden zwar beachtet und mit freudigem „bonjour“ begrüßt, doch die aufdringlichen Fragen, die immer wiederkehrenden Versuche, mit geschickter Rhetorik Fremde zum Kauf von Dingen zu bewegen, die sie eigentlich gar nicht haben wollen, das ist hier nicht zu spüren. Dieses Gefühl, sich ungestraft für etwas interessieren zu können ist für uns sehr angenehm in dieser Stadt. In den Cafés werden moderate Preise verlangt, es gibt Restaurants, die nur über zwei Stunden am Tag ein einziges Gericht zu einem sehr günstigen Preis anbieten. Hier isst der Einheimische, egal ob Handwerker, Polizist oder Geschäftsmann, und hier haben auch wir uns einen Mittagstisch für jeweils sechs Dinare gegönnt.

Erst im Nachhinein fällt uns auf, dass wir als einzige Gäste Platzdeckchen aus Papier unter den Tellern liegen hatten, und auch als einzige Besteck zum Essen bekommen haben. Alle anderen essen mit den Händen oder greifen das Gemüse mit gefalteten Brotstücken aus den Tellern. Jeder kann sich vor und nach dem Essen am Waschbecken die Hände reinigen.

Hier in Sfax ist das Leben ursprünglicher als anderswo. Offensichtlich ist der Boom, mit Kurzzeittouristen schnelles Geld machen zu wollen, hier noch nicht angekommen. In dieser Stadt unterhalten wir uns mit Handwerkern, die uns zu sich in ihre Werkstätten winken, aber nicht, um uns etwas zu verkaufen, sondern um uns ihre Freude an unserem Interesse für ihre Kunst spüren zu lassen.
Ein warmes, angenehmes Umfeld. Schnell haben wir uns in dieser Stadt eingelebt, sicher und wohl gefühlt.

die gelbe Taxiflotte vor den Toren

die gelbe Taxiflotte vor den Toren

Marktstände außerhalb der Mauer

Marktstände außerhalb der Mauer

bei den Marktschreiern

bei den Marktschreiern

Katzenbett auf Schnürsenkeln

Katzenbett auf Schnürsenkeln

die Oud und ihr Meister

die Oud und ihr Meister

im Café auf den Dachterrassen

im Café auf den Dachterrassen

© Michael Bünte, 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir starten in Hamburg und reisen mit einem Toyota HZJ78 über Neapel nach Tunesien. Dieses ist der Bericht unserer zehnwöchigen Reise.
Details:
Aufbruch: 06.04.2022
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 17.06.2022
Reiseziele: Tunesien
Der Autor
 
Michael Bünte berichtet seit 26 Monaten auf umdiewelt.
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