Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Puri - heiliger Ort und neue Begleitung: verschlossene Tueren fuer Kasimir

ahoj matrosen

16.02.2006

Meine erste Nacht in Puri war eigentlich recht frisch. Waehrend es tagsueber drueckend heiss ist schleicht in der Nacht ein kuehler Hauch durch die Luft. Eigentlich war mir zu kalt, doch nachdem ich eine Stunde zuvor schon aufs Klo musste, Unfaelle in Verbindung mit Mosquitonetzen sind meiner Meinung nach alles andere als unwahrscheinlich, war ich zu faul meinen Fleecepulover in dem Chaos meines Rucksack's zu suchen. Da ich ja vom Nordpol komme, ok Oesterreich ist nicht wirklich so kalt, war es nicht weiter schwer schlaf zu finden.

Die indischen sanitaeren Anlagen, insbesondere das stille Oertchen besteht hier meisst aus einem simplen verfliessten Loch und verfuegt in den meisten Faellen ueber keine ausgetueftelte Spuelvorrichtung. Viel mehr fordert der verrostete Wasserhahn und der schaebige Kuebel zu koerperlicher Betaetigung auf. Do it you self heisst das Motto und bei groesseren Geschaeften kann man bisweilen, es haengt natuerlich von den Dimensionen und der Konsistenz ab, ziemlich viel Zeit damit verbringen ein gutfunktionierende Spuelung zu ersetzen.

Dunkles Brot und Kaese, ein laengst vergessener Traum der auf der Zunge zergeht. Ein ausgebleichtes Bild das ploetzlich wieder in den schoensten Farben zu strahlen begann. Puri ist mehr oder weniger von Touristen belagert und somit hat die hiesige Gastronomie auch ein paar westliche ausgerichtete Lokale aus dem Boden gestampft. Das sweet bee, man laeuft irgendwann bestimmt darant vorbei bietet Croissants, Zimtschnecken, Donuts, Schockoladentorte, Pizza und noch vieles mehr an. Meine Entscheidung fiel natuerlich auf brown bread with cheese, wow nach den vergangen abstinenten Wochen ein koestlicher Gaumenschmaus. Natuerlich ist der ganze Spass sauteuer und zusammen mit Yoghurt, Muesli, Fruechten und einen durchschnittlichen Milchkaffee kam mich das ganze auf mehr als 100 rs. Nicht vergessen man bekommt hier eine ordentliche Mahlzeit fuer verschwindende geringe 15 rs. Man muss sich auch mal was goennen und ich schwebte fuer kurze Zeit in kulinarischen Squaeren gewohnter Geschmaecker.

Da wir ziemlich lange geschlafen haben, fruehstueck gabs zum mittagessen, war ich umso mehr gespannt mehr von Puri zu entdecken. Sofi hatte alles moegliche zu erledigen und eigentlich keine Lust grossartige Spruenge zu machen, so hab machte ich mich alleine auf den Weg. Die indischen Fahrraeder sind selbst fuer mich eine Herausforderung. In punkte Bequemlichkeit, fliessende Umsetzung menschlicher Anstrengungen und Bodenhaftung kann einem nur schwindlig werden. Doch wo ein Weg zu fahren ist, kann meinereins nicht wiederstehen und die Strapazen haben sich bis jetzt immer ausgezahlt.

Mit meinem schwindligen Drahtesel bin ich zunaechst entlang der Kueste gestrampelt und zielsicher in die V.I.P Road eingebogen. Von dort nach links in Collage Road und eigentlich sollte ich dann geradeaus in die Grand Road gelangen. Irgendwie waren da ein paar Strassen, Gassen zuviel nach kuerzester Zeit fand ich mich im labyrintartigen Strassennetz Puri's wieder. Ich weiss nicht wo ich falsch abgebogen bin, doch nach einer Neuorientierung, ich war ziemlich weit vom Ziel abgekommen, bin ich schliesslich doch vor der Jagannath Tempel zum stehen gekommen. Der letzte Stueck war aufgrund der unglaublichen Menschenmassen fast nicht mit dem Rad zu bewaeltigen. Heute ist Nationalfeiertag in Indien. Zu Ehren Visnu's (das Ding mit den vielen Armen, glaub ich zumindest zu wissen) einer doch sehr bekannten Goetterfigur aus dem Assemble der hinduistischen Goetterwelt.

In Puri ist die Hoelle los und so pilgern alle zum etwas abgelegenem Locknathtempel um ihrem Gott zu huldigen. Es war spektakulaer und in der breiten Masse konnte man viele verschiendene Persoenlichkeiten erkennen. Von bunt bekleideten Frauen, quengelnde Kindern, halb nackten bemalte Maennern, baerteschleppende weissharrige Guru's, blinden Bettler ueber ander religioes anmutigen Gestalten war so ziemlich alles anwesend. Da ich vor der Kultur und Religon fremder Laender Respekt habe vergewaltigte ich die ueberaus stimmungsvolle Atmospaehre nicht mit unnoetigem Blitzlichtgewitter. Ich hab mich sehr zurueckgehalten und trotzdem sind mir einige gute Bilder gelungen.

Der Besuch des Narendra Sagar, heiliger Teich mit insulanischem Tempel sollte ziemlich vielversprechend sein. Tatsaechlich ein haessliches kuenstlich angelegtes Betonbecken, anscheindend in Indien weit verbreitet, das so heilig ist das die Menschen am Ufer ihre Waesche waschen und Kuhfladen zum trocknen in Sonne legen. Einige nehmen das ganze dann doch ernst und neigen elegant ihr Haupt, murmeln ein Gebet und schleichen demuetig davon. Der Tempel selbst ist ausgebleicht, farblos und das Highlight ist eine die riesige Darstellung eines Tigers.

Es ist wirlich sehr interssant das Leben hier zu beobachten.Die Macken der Inder sind zwar nicht gleichzusetzen mit den unseren doch umgekehrt waere die Verwunderung sicher mindestens genauso gross.

Aufgrund meiner Neugier wollte ich mir natuerlich den 2. heiligen Teich, Markandesvara, in Puri auch noch einverleiben. Immerhin gibt es dort einen interessanten Tempel zu besichtigen. Der Weg dorthin war alles andere als leicht. In meiner Karte war nur ein Weg eingezeichnet, doch die kleinen schmalen Gassen koennen einen leicht aus dem Konzept bringen, durch die Hilfe der freundlichen Menschen hier bin ich schliesslich doch dort angekommen. Das gleiche Szenario wie zuvor bei, doch was sieht mein Auge da. Ein netter kleiner Tempel der geradezu danach schreit genauer unter die Lupe genommen zu werden.

Wie schon des oefteren hagelte es ein eindeutiges Nein. Nur fuer Hinis, eh klar. Ich muesste Monate in der Sonne brutzeln, eine Nasenkorrektur vornehmen und meine sprachlichen Faehigkeiten ausbauen bevor ich als solcher durch die Toren in das Innere der vielen Tempel vorzudringen. Mit gesenktem Haupt, ich war doch ein wenig enttaeuscht schwang ich mich wieder auf mein marodes Fahrradding und setzte den Kurs in Richtung Guesthouse, wo ich mich wieder mit Sofi treffen sollte.

Sofi hatte auch einen aufregenden Tag mit Begnungen der 3. Art und nach einer kalten Dusche, ich dachte ich sterbe, begaben wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Eigentlich wollten wir uns um 18:00 mit dem schraegen, alten turbantragendem Mann treffen, der uns gestern Abend ganze 2 Stunden unterhalten hat. Lebensweisheiten, Witze und Geschichten, viel haben wir zwar nicht verstanden, waren ein Schauspiel der etwas anderen Art. Doch leider regnet es und somit sitzt ich hier und schreib mein Weglog weiter.

Auch nach meiner mittlerweilen wieder konstanten Weblogstunde hat es in Stroemen geregnet und so bin ich erstmal unter dem Vordach des Internetschuppens festgesteckt. Doch ich war nicht lange allein, denn ein ebenso enttaeuschter Spanier hat sich etwas spaeter zu mir gesellt. Er konnte das rauschende Festival kurz miterleben und ist nach 20 min, anscheinend herrschte nach Einbruch des Regens ein ziemliches Chaos, wieder zurueck gefluechtet. Kein Wunder denn die Strassen war dann doch ein wenig ueberschwemmt und der Regen wurde immer staerker. In einer abflauenden Sekunde bin ich dann so schnell wie moeglich zurueck ins Cottage, fast gestolpert da aufeinmal die ganze Strasse dunkel war, und triefend nass, eine Sekunde spaeter hat es wieder geschuettet ins Guesthouse gerutscht. Auch dort war es stockfinster, da bei Regen der Strom automatisch abgeschaltet wird, aufgrund der vielen Unfaelle in Verbindung damit. Viele haben einen Dieselgenerator, doch leider kamen wir nicht in den Komfort eines solchen und somit haben wir uns im Kerzenschein in den Schlaf geratscht. Wiedermal hat der Wetterteufel zugeschlagen, denn selbst der Manager unseres Guesthouse's, er ist so Mitte 40, kann sich nicht erinnern das es jemals an diesem Feiertag geregnet hat und eigentlich sollte immer noch Trockenzeit sein.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.